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Hans-Joachim Kulenkampff wurde am 27. April 1921 als Sohn eines
Im- und Exportkaufmanns in Bremen geboren; sein Großvater
mütterlicherseits war Pianist und Musikprofessor. Nach dem Besuch
eines Realgymnasiums, welches er mit dem Abitur abschloss, besuchte er
ab 1939 die Schauspielschule des "Deutschen Schauspielhauses" in Berlin, wurde
aber noch vor seinem Bühnendebüt in Bremen zur Wehrmacht eingezogen. Er
nahm ab 1941 als Soldat am gesamten 2. Weltkrieg teil, lediglich 1942/43 konnte Kulenkampff kurzfristig seine
Schauspieltätigkeit aufnehmen, da er gesundheitliche Probleme hatte;
als Kradmelder bei der Flak hatte er sich im Ostfeldzug Erfrierungen
an den Zehen zugezogen. Gegen Kriegsende geriet der Obergefreite für
ein Jahr in
britische Gefangenschaft, nach seiner Entlassung nahm er die unterbrochene
Schauspielerkarriere wieder auf und erhielt 1946 ein erstes Engagement am
"Bremer Stadttheater". Über München und Zürich kam er schließlich in
Frankfurt a. M. an das Anfang 1947 von Fritz Rémond gegründete "Kleine Theater im Zoo"
(seit 1976: "Fritz-Rémond-Theater") und
knüpfte erste Kontakte zum damaligen Sender "Radio Frankfurt" (später
"Hessischer Rundfunk"). Anfang der 1950er Jahre trat Kulenkampff dann als Moderator
und Conferencier im Rundfunk auf und wurde mit Sendungen wie
"Frankfurter Wecker" oder "Heiß und Kalt" schnell
populär. Der eigentliche Durchbruch gelang ihm dann 1953, als er im
Fernsehen die Quiz-Show "Wer gegen wen?" moderierte. Im Laufe der
Zeit avancierte "Kuli", wie ihn fortan sein Publikum nannte, zu
einem der beliebtesten Showmaster der Fernsehgeschichte.
Foto: © Rainer Binder
Das Foto wurde mir freundlicherweise von dem Fotografen Rainer Binder zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Rainer Binder; das Foto darf nicht für andere Zwecke
verwendet werden.
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In den Anfängen seiner Fernsehkarriere wurde Kulenkampff gerne mit dem
zweiten Top-Star Peter Frankenfeld (1913 1979) verglichen, doch er mauserte sich
zum unverwechselbaren, TV-Unterhalter mit eigenem Profil. Anders als
Frankenfeld, der in seinen Sendungen gerne mit ausgefallenen Scherzen und
Spielen experimentierte, herrschte in Sendungen von "Kuli" stets ein
erprobtes, ausgezeichnetes Programmschema.
Seinen größten Erfolg verzeichnete der Entertainer mit der Quiz-Show
"Einer wird gewinnen"1) (EWG), die zwischen 1964
und 1987 mit 82 Sendungen zu einer der beliebtesten Sendungen der
"Großen Samstagabend-Unterhaltung" wurde und in der er junge
Kandidatinnen und Kandidaten aus verschiedenen europäischen Ländern einem
Millionenpublikum vorstellte.
Stets begrüßte er sein Publikum humorig mit einem
schlichten "Guten Abend" und wer erinnert sich nicht an
Kuli's charmante, manchmal süffisanten Aussprüche den Kandidaten
gegenüber, an die entzückende Assistentin Uschi Siebert1),
die scheinbar spontanen Abschlussdispute mit Butler Martin alias
Martin Jente1) (1909 1996) und last but not least
natürlich die manchmal kniffligen Fragen. Das alles rechtfertigte
so manches Mal auch ein Novum in der deutschen
Fernsehlandschaft – die Sendung wurde länger als
geplant; ein Privileg, dass heute allenfalls noch
Thomas Gottschalk für sich in Anspruch nehmen darf.
Zwischen 1985 und 1986 war Kulenkampff mit der Sendereihe
"Nachtgedanken"1), in der er Lesungen zum Programmausklang der ARD
vortrug und die insgesamt 92 Mal ausgestrahlt wurde, ebenfalls sehr
erfolgreich. Danach konnte er im Fernsehen nicht mehr so recht an alte
Erfolge anknüpfen. 1989 wechselte "Der Dinosaurier der
Fernsehunterhaltung" wie die Süddeutsche ihn einmal nannte
zu "RTLplus", um dort den "Buchclub" zu moderieren, der jedoch mangels
ausreichender Einschaltquoten nur bis Mitte 1991 ausgestrahlt wurde.
1992 kehrte Kulenkampff zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen zurück
und moderierte die ZDF-Sendung "Wer weiß warum"; im September des
gleichen Jahres übernahm er als Nachfolger von Wim Thoelke (1927 1995) die Moderation
des Dauerbrenners "Der große Preis"1), die er jedoch aufgrund
öffentlicher Kritik Mitte 1993 wieder abgeben musste.
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue
(Hamburg)
zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Die Zeiten hatten sich
gewandelt, der charmante, leutselige Plauderer von einst wurde nun als
alternder "Schwätzer" abgetan. Sicherlich zu Unrecht,
doch Kuli zog die Konsequenzen und widmete sich verstärkt der
Theaterarbeit, der er auch während seiner EWG-Ära nie ganz den Rücken
gekehrt hatte. Schon 1981/82 hatte man ihn in anspruchsvollen Rollen auf Münchener Bühnen
gesehen, 1984 wirkte er in einer Detmolder Inszenierung des "Münchhausen"
mit und 1987 und hatte man ihn einer Rolle in "Im Zweifel für den
Angeklagten" bei einer Tournee durch Deutschland gesehen. Bemerkenswert
war ebenfalls seine Darstellung des "Harras" in Carl Zuckmayer's "Des Teufels General",
den er erstmals 1968 in Zürich gespielt hatte.
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Auch auf der Leinwand war Kuhlenkampf vor allem in den 1950er und 1960er Jahren in
leichten Unterhaltungskomödien auf der Leinwand zu sehen
gewesen. Unter anderem spielte er 1958 den Ulrich Salandt in "Immer die Radfahrer"1)
neben Heinz Erhardt, ein Jahr später die Hauptrolle in dem
Unterhaltungsstreifen "Kein
Mann zum Heiraten"1) (1959). 1960 sah man ihn in "Sooo nicht, meine Herren",
1961 mimte er
den Harry Berg in "Drei Mann in einem Boot"1) wiederum mit Heinz Erhardt
und 1969 die Titelrolle in "Dr. med. Fabian Lachen ist die beste Medizin"1)
neben Martin Held und Elisabeth Flickenschildt. 1989 trat er als
Partner von Otto Schenck in dem komödiantischen Episodenfilm "Starke
Zeiten"1) in der
Episode "Lausige Zeiten" in Erscheinung.
Als Schauspieler präsentierte sich der leidenschaftliche Segler auf dem
Bildschirm unter anderem in dem ganz auf ihn zugeschnittenen Dreiteiler
"Käpt'n
Senkstakes Abenteuer"2) (1974)
oder als Protagonist in der 10-teiligen Serie "Ein
Mann macht klar Schiff"2) (1985). Eine weitere, auf dem Wasser spielende Serie mit Kulenkampff
waren die abenteuerlichen Geschichten "Die
große Freiheit"2) (1992/93).
1997 versuchte Kulenkampff mit der anspruchsvollen Generationen-Quizshow "Zwischen Gestern und
Morgen" noch einmal ein Comeback im Fernsehen; die in einigen dritten Regionalprogrammen der ARD
platzierte Samstagabend-Sendung musste allerdings im März 1998 ebenfalls vorzeitig wieder eingestellt werden.
Danach zog sich der Künstler wegen seiner Krebserkrankung aus der Öffentlichkeit zurück.
Abbildung DVD-Cover mit freundlicher
Genehmigung von "Pidax
film" |
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Der erfolgreiche "Showmaster der Nation", der seit 1948 mit der Kinderbuchautorin
Gertraud "Traudl" Schwarz verheiratet war, erlag am 14. August 1998
mit 77 Jahren seinem schweren Krebsleiden im österreichischen Seeham
(Salzburger Land), wo er seit längerer Zeit in einer komfortablen Villa lebte.
Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof von Frauenstein (Gemeinde Molln/Bezirk Kirchdorf an der Krems) in Oberösterreich
→ Foto
der Grabstelle bei Wikipedia.
Neben seiner Frau hinterließ der Fernsehstar zwei Kinder, Tochter Merle war 1949 geboren worden,
Sohn Kai Joachim hatte 1960 das Licht der Welt
erblickt; ein weiterer, 1953 geborener Sohn war 1957 bei einem Autounfall tödlich
verunglückt.
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue
(Hamburg)
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Mehrfach wurde der legendäre Entertainer und Schauspieler für seine Leistungen
ausgezeichnet, allein den "Goldenen Bildschirm" erhielt er im
Verlaufe seiner Karriere fünf Mal. Bereits 1961 erhielt er "Otto in
Silber" der Zeitschrift "Bravo", 1966 konnte er diesen Preis
der "Bravo"-Leser erneut erringen und auch die "Goldene Kamera" in der Kategorie
"Beliebtester männlicher Fernsehstar" entgegennehmen. 1969 folgte
ein "Bambi", 1985 der "Adolf-Grimme-Preis" und 1987 eine
weitere "Goldene Kamera" in der Kategorie "Bester Showmaster".
Ebenfalls 1987 wurde er mit dem "Goldenen Gong" für seine
Abschiedssendung "Einer wird gewinnen" geehrt, 1994 überreichte man
ihm die "Platin Romy" für sein Lebenswerk. Neuerdings hat Hans-Joachim Kulenkampff
auf dem am 10. September 2010 eingeweihten Berliner "Boulevard
der Stars"2
auch einen "Stern", in prominenter Lage, mitten in
Berlin auf der Potsdamer Straße, wurde er neben legendären Filmschaffenden
wie Marlene Dietrich, Hildegard Knef, Romy Schneider oder Ruth Leuwerik
bzw. herausragenden Schauspielern wie Mario Adorf, Armin Mueller-Stahl,
Bruno Ganz oder Götz George "verewigt"; siehe auch die
Liste der Auszeichnungen bei Wikipedia.
2011 widmete ihm die ARD in der Reihe "Legenden" das Portrait "Hans-Joachim Kulenkampff".
Der von Philipp Engel für den "Hessischen Rundfunk" gedrehte
45-minütige Film gelangte erstmals am 25. April 2011 zur Ausstrahlung. "Für die Reihe
"Legenden" erzählen die Kinder Merle und Kai von der großen Liebe ihrer Eltern und geben Einblick
in das Leben der Legende Hans-Joachim Kulenkampff. Zu Wort kommen außerdem seine Schwägerin Ingeborg Stecher,
der frühere Bremer Bürgermeister Hennig Scherf, seine langjährige Showassistentin Gabi Kimpfel, Fernsehkollege Alfred Biolek
und zahlreiche weitere private und berufliche Weggefährten."
kann man bei www.daserste.de
lesen.
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Siehe auch Wikipedia,
prisma.de
sowie den Artikel bei www.wdr.de
Filmografie bei der
Internet Movie Database
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Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) fernsehserien.de
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In der dreiteiligen Doku-Reihe "Die
Hanse" (1982) fungierte Kulenkampff als Moderator,
schlüpfte zudem in Spielszenen in verschiedene Rollen: Mal als Koch, mal als Schiffsbauer
oder einfacher Bürger brachte er dem Publikum das damalige Leben näher.
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit Hans-Joachim Kulenkampff,
mit freundlicher Genehmigung
von Pidax-Film,
welche die Doku-Reihe am 27. Juni 2024 auf DVD herausbrachte. |
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