Filmografie / Hörspiel
Paul Dahlke wurde am 12. April 1904 als Paulo Victor Ernst Dahlke und Sohn des Musikpädagogen sowie Komponisten Ernst Dahlke1) (1877 – 1960) im westpommerschen Groß Streitz bei Köslin1) (heute: Koszalin, Polen) geboren. Aufgewachsen im benachbarten Köslin, besuchte er die Oberschule im nahe gelegenen Stargard1, später, ab der Sexta, die Oberrealschule in Dortmund1). Nach dem Abitur 1922 wollte er zunächst die Marinelaufbahn einschlagen, wurde dann jedoch von einem Freund für das Bergfach begeistert. Nach einem Studium an der "Bergakademie Clausthal"1) im niedersächsischen Clausthal-Zellerfeld1) und an der "Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg"1) (heute "TU Berlin") arbeitete Dahlke dann eine Zeit lang auf der Dortmunder "Zeche Dorstfeld"1). Seine eigentliche Liebe gehörte jedoch dem Theater, nach einem sechssemestrigen Studium der Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaften (ab 1924) trat er 1927 in die "Max Reinhardt-Schule" (heute: Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch"1)) ein und ließ sich ein Jahr lang zum Schauspieler ausbilden. 1929 erhielt er vom damaligen Intendanten Heinz Saltenburg1) (1882 – 1948) ein erstes Engagement am "Lessingtheater"1) und spielte jugendliche Charakterrollen. Weitere Verpflichtungen an diversen Theatern in Berlin, unter anderem dem "Deutschen Künstlertheater"1), schlossen sich an. Ab 1931 interpretierte er große Rollen am "Deutschen Theater"1) sowie an der "Volksbühne" bei Heinz Hilpert1) (1890 – 1967) und stand dort bis 1944 ununterbrochen auf der Bühne.
Nach Ende des 2. Weltkrieges wirkte er unter anderem von 1946 bis 1949 an den von Erich Engel1) (1945–1947) bzw. Hans Schweikart1) (1947–1963) geleiteten "Münchner Kammerspielen"1) sowie bis 1953 am "Bayerischen Staatsschauspiel"1); danach gastierte er an verschiedenen Theatern.
In München glänzte Dahlke beispielsweise mit der Titelrolle in dem Drama "Des Teufels General"1) von Carl Zuckmayer1) und gab den General Harras mehr als 150 Mal, beeindruckend war auch seine Leistung als Professor Higgins in dem Schauspiel "Pygmalion"1) von George Bernard Shaw1) oder seine Titelrolle in dem Stück "Unser Herr Vater" ("Life with Father") von Clarence Day1) auf der Bühne der "Kleinen Komödie am Max II"1) – um nur einige wichtige Theatererfolge zu nennen. Darüber hinaus machte sich Dahlke einen Namen als herausragender Darsteller in Werken von Gerhart Hauptmann1), brillierte als Shakespeare-Interpret, so als Earl von Kent in "König Lear"1), als Tobias von Rülps in "Was ihr wollt"1) oder als Don Juan in "Viel Lärm um nichts"1).
  
Zum Film kam Dahlke in den 1930er Jahren und erhielt seine erste Leinwandrolle als Südseeinsel-Gouverneur in Heinz Hilperts Literaturadaption "Liebe, Tod und Teufel"1) (1934) nach der Erzählung "The Bottle Imp"1) von Robert Louis Stevenson1). Mit Produktionen "Der zerbrochene Krug"1) (1937) nach dem Lustspiel "Der zerbrochne Krug"1) von Heinrich von Kleist1) mit Emil Jannings als Dorfrichter Adam oder der Komödie "Capriccio"1) (1938) gehörte der Schauspieler schnell zur ersten Garde der damaligen Publikumslieblinge. Bis Kriegsende folgten zahlreiche prägnante Rollen, man sah ihn unter anderem 1939 neben Zarah Leander als Musikverleger Iwan Cäsarowitsch Glykow in dem von Carl Froelich1) in Szene gesetzten Musikstreifen "Es war eine rauschende Ballnacht"1), 1940 als Just,  Diener des Major von Tellheim (Ewald Balser), in Hans Schweikarts Lessing-Adaption "Das Fräulein von Barnhelm"2) mit Käthe :Gold in der Titelrolle oder 1943 als betulichen, selbstgerechten Buchhalter bzw. betrogenen Ehemann in Helmut Käutners1) Melodram "Romanze in Moll"1). frei nach der Erzählung "Les bijoux" von Guy de Maupassant mit Marianne  Hoppe – um nur einige der zahlreichen Produktionen zu nennen, in denen Dahlke bis 1945 auf der Leinwand präsent war. Dem NS-Propagandafilm konnte er sich nicht vollständig entziehen, so notiert filmportal.de: "Vereinzelt wirkte Dahlke aber auch in einschlägigen Propagandafilmen mit, wo er in kleineren Rollen den Typus des vitalen, einfach gestrickten Kerls bediente: Er verkörperte einen Schieber in "… reitet für Deutschland"1) (1941) und den Burschen eines Majors in "Kameraden"2) (1941)." Drei Produktionen, in denen er zu Besetzung gehörte, zählen bis heute zu den so genannten "Vorbehaltsfilm"1), die nur mit Zustimmung und unter den Bedingungen der "Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung"1) gezeigt werden dürfen: In "Mein Sohn, der Herr Minister"1) (1937) mimte er den linksradikalen Abgeordneten Vaccarés, in "Pour le Mérite"1) (1938) den Herr Schnaase und in "Venus vor Gericht"1) (1941) den Bürgermeister Gottlieb Böller.
Nach dem 2. Weltkrieg konnte Dahlke problemlos beim Film weiterarbeiten und gehörte zu den beständigsten Schauspielern des deutschen Kinos. "Gerne besetzte man Dahlke im Nachkriegskino als heiteren Familienvater ("Roman einer Siebzehnjährigen"1), 1955; "Kitty und die große Welt"1), 1956; "Liebe, Luft und lauter Lügen"1), 1959) und – wie schon früher – als Würdenträger: zum Beispiel als Justizminister in "Arlette erobert Paris"1) (1953), als Professor (und Vater!) in "Liebe, wie die Frau sie wünscht"1) (1957) oder als Generaldirektor in der Komödie "Mit besten Empfehlungen"1) (1963)." kann man bei filmportal.de lesen.
Auch wenn er mitunter in Streifen eher mittelmäßiger Qualität agierte und oftmals nur mit Nebenrollen besetzt wurde, bleiben einige seiner Figuren jedoch unvergessen: So beispielsweise die Paraderolle des Geheimrat Eduard Schlüter alias Schulze  in Kurt Hoffmanns1) Adaption "Drei Männer im Schnee"1) (1955) nach dem gleichnamigen Roman1) von Erich Kästner1) neben Günther Lüders als Diener Johann Kesselhut und Claus Biederstaedt als Dr. Fritz Hagedorn. In "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull"1), ebenfalls von Kurt Hoffmann nach dem gleichnamigen, unvollendetem Roman1) von Thomas Mann1) in Szene gesetzt, trat er 1957 als Professor Kuckuck an der Seite des Titelhelden Horst Buchholz auf, im gleichen Jahr als Reichspräsident Friedrich Ebert1) in dem Biopic "Stresemann"1) (1957) mit Ernst Schröder als Gustav Stresemann1). In "Das Haus in Montevideo"1) (1963), gedreht von Helmut Käutners nach der gleichnamigen Komödie1) von Curt Goetz mit Heinz Rühmann und Ruth Leuwerik als Ehepaars Nägler, mimte er den humoriger Pastor Riesling, eine letzte Leinwandrolle spielte Dahlke als Dr. Paul Heizer in der Komödie "Oh Jonathan, oh Jonathan!"1) (1973) und stand erneut mit Rühmann vor der Kamera. 

Dazwischen lagen Streifen wie der Krimi "Die schwarze Kobra"1) 1963) mit der Rolle des Kommissars Dr. Langhammer, die heitere Geschichte "Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche"1) (1967), wo er sich als Pastor Breithaupt zeigte, oder die "Heintje"-Schnulze "Einmal wird die Sonne wieder scheinen"1) (1967).  In dem Krimi "Das Geheimnis der chinesischen Nelke"1) (1964) trat er als schurkischer Reginald Sheridan in Erscheinung – eine für Dahlke eher seltene Charaktere → Übersicht Kinofilme.
 
Auf dem Bildschirm war Dahlke seit den 1960er Jahren in zahlreichen Fernsehspielen präsent, zeigte sich in Literaturverfilmungen, Krimis und Melodramen gleichermaßen, übernahm Gastrollen in so beliebten Krimiserien wie "Das Kriminalmuseum", "Sonderdezernat K1", "Der Alte"1) oder "Derrick"1). Im vorgerückten Alter erreichte er als kauziger, grantiger Binnenschiffer Jakob Wilde in der Serie "MS Franziska"1) (1978) eine neuerliche enorme Popularität. Er mimte in der spannenden Story "Kein Geld für einen Toten"4) (1980) den Detektiv Olivier, eine eindringliche Rolle war die eines Westberliner Heimbewohners in dem von Hartmut Griesmayr1) inszenierten Fernsehspiel "Leben im Winter" (1982) nach der gleichnamigen Erzählung von Klaus Schlesinger1). Zu seinen letzten TV-Aktivitäten zählte der bockige Großvater bzw. Rentner Oskar Witterschlick in der Farce "Unternehmen Arche Noah"5) (1983) nach einem Drehbuch von Elke Heidenreich1) und der Hofmarschall in "Die zweite Frau"5) (1983) nach dem gleichnamigen Roman1) von Eugenie Marlitt1) → Übersicht TV-Produktionen.

Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung
von in-akustik GmbH & Co. KG  bzw. SWR Media Services© SWR

DVD-Cover "MS Franziska";  mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services; Copyright SWR
Zudem war Paul Dahlke ein vielgefragter Hörspielsprecher, auch hier ist seine Arbeit beeindruckend. Bereits kurz nach Kriegsende beteiligte er sich an Produktionen des damaligen Senders "Radio München"1), später arbeitete er vorwiegend beim Nachfolger, dem "Bayerischen Rundfunk"1) (BR).
Brigitte Horney und Paul Dahlke bei den Aufnahmen zu der SWR-Produktion "Menschen im Hotel" (EA: 09.09.1958) nach Vicki Baum; Foto mit freundlicher Genehmigung von "SWR Media Services GmbH"; Copyright SWR / Castagne Aus der Vielzahl der Hörspiele ist beispielsweise "Menschen im Hotel"3) (1958) nach dem gleichnamigen Roman1) von Vicki Baum1) zu nennen, hier sprach er den Generaldirektor Preysing neben Brigitte Horney als die russische Tänzerin Grusinskaja, eine Figur mit der Greta Garbo in dem US-amerikanischen Kinofilm "Grand Hotel"1) (1932) Weltruhm erlangte; der Direktor Preysing wurde damals von Wallace Beery1) gespielt. Dahlke war unter anderem der "Inspektor Hornleigh" in der gleichnamigen BR-Krimiserie (1960), in sechs Krimis von Georges Simenon1) hörte man ihn 1961 als den berühmten Kommissar Maigret1); eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank seit Mitte der 1940er Jahre gelisteten Produktionen findet man hier.
    
Brigitte Horney und Paul Dahlke bei den Aufnahmen zu der SWR-Produktion
"Menschen im Hotel" (EA: 09.09.1958) nach Vicki Baum
Foto mit freundlicher Genehmigung von "SWR Media Services GmbH";
© SWR / Castagne; Quelle: ARD-Hörspieldatenbank
Vereinzelt stand Dahlke auch im Synchronstudio, so lieh er seine Stimme unter anderem Charles Laughton in dem Abenteuer "Unter schwarzer Flagge"1) (1945, "Captain Kidd") und in dem Gerichtsdrama "Der Fall Paradin"1) (1947, "The Paradine Case"), für Vincent Price1) sprach er den Reverend Angus Mealy in der Literaturadaption "Schlüssel zum Himmelreich"1) (1944, "The Keys of the Kingdom") oder für Alfred Zeisler1) den kleinen Part des Generals Ernst Kaltenbrunner1) in dem Thriller "Der Fall Cicero"1) (1952, "Five Fingers") → mehr bei synchronkartei.de. Dahlke betätigte sich zudem als Maler, Bildhauer und Autor, sein Buch "Heiteres Sternbild" beweist sein enormes Talent als Zeichner.
Paul Dahlke wurde während seiner Karriere mehrfach ausgezeichnet: So verlieh man ihm 1937 den Titel "Staatsschauspieler"1), 1966 wurde ihm der "Kulturpreis der Pommerschen Landsmannschaft"1) überreicht, 1974 das "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film". 1979 konnte er das "Bundesverdienstkreuz"1) ("Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland") entgegen nehmen.
  
Der beliebte Schauspieler lebte bis zu seinem Tod an der österreichischen Gemeinde Grundlsee1) im Salzkammergut zurückgezogen mit seiner zweiten Frau, der Wiener Schauspielerin und Künstlerin Elfe Gerhart1) (1919 – 2007), die er 1955 geheiratet hatte. 
Paul Dahlke starb am 23. November 1984 im Alter von 80 Jahren in einem Krankenhaus in Salzburg1); die letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof von Grundlsee, wo später auch seine Gattin beigesetzt wurde → Foto der Grabstätte bei knerger.de.
Sein schriftlicher Nachlass befindet sich in der Berliner "der Akademie der Künste" → Paul-Dahlke-Archiv.
Paul Dahlkes Repertoire war ungemein vielseitig, er spielte sowohl heitere und komische Rollen als auch ernste Parts, er gab brave Spießbürger ebenso brillant wie eiskalte Verbrecher und liebenswerte Schwerenöter und verkörperte ideal "brave Hundeseelen"; in seinen frühen Jahren auch zuverlässig-bäuerlich, behäbig-abgerundet, konnte Dahlke ebenso Falstaff-Format entwickeln und Abgründe aufreißen lassen. In seiner mittleren Phase spielte der grundsolide aber vielseitige Schauspieler, meist Generäle, Studienräte, Feldprediger, Bankiers und besonders eindringlich infam lachende Karrieristen. Er verlieh dem leichten Genre schweres Gemüt, verstand es aber auch, heroische Taten verschmitzt wegzulächeln oder mit trockenem Humor zu verkleinern.6)
  
Anfang November 2013 erschien von Rüdiger Petersen (→ www.autorenprofile.de) im "Verlag Kern" (Bayreuth) das Buch "Paul Dahlke – Die Biografie" mit dem Untertitel "Donnerwetter, was fehlt denn da?". "Anhand von Paul Dahlkes unveröffentlichten Aufzeichnungen, Kritiken und Aussagen bekannter Weggefährten wie Margot Hielscher, Bruni Löbel, Christian Wolff, Jochen Schroeder1), gelang es dem Autor, das Leben des großen Schauspielers detailliert nachzuzeichnen. Diese Biografie ist die erste über einen der bedeutendsten Darsteller des 20. Jahrhunderts." notiert der "Verlag Kern" → verlag-kern.de.
 

Abbildung des Buchcovers zur Verfügung gestellt von Rüdiger Petersen
Copyright: Cover © Verlag Kern (www.verlag-kern.de), Foto © Ferry Ahrlé1) (1979)

Abbildung des Buchcovers zur Verfügung gestellt von Rüdiger Petersen; Copyright: Cover: Verlag Kern (Bayreuth), Foto: Ferry Ahrlé (1979)
Siehe auch cyranos.ch, Wikipedia, filmportal.de
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) ARD-Hörspieldatenbank, 4) Die Krimihomepage, 5) deutsches-filmhaus.de
6) Quelle: "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf  Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 68)
     
Filme
Kinofilme: bis 1945 / Nachkriegsproduktionen
Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, krimilexikon.de,  Die Krimihomepage,  niederdeutschebuehne.de,
  fischer-theater.de, rowohlt-theaterverlag.de, fernserhserien.de, deutsches-filmhaus.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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