Filmografie / Hörspiel
Walter Gross 1939 im "Kabarett der Komiker"; Urheber: Willy Pragher; Lizenz: CC BY 3.0; Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons Walter Gross wurde am 5. Februar 1904 als Sohn des Schneidermeisters Gustav Gross und dessen Ehefrau Antonie in Eberswalde1) (Brandenburg)  geboren und wuchs auch dort auf. Nach dem Besuch der Oberrealschule machte er ab 1921 eine dreijährige Ausbildung zum Speditionskaufmann, entschied sich dann aber für eine Theaterlaufbahn und besuchte in Berlin Schauspielschule des "Deutschen Theaters"1). Zunächst spielte er an Laienbühnen, begann dann aber in den 1920er Jahren seine Karriere als Komparse in den Revuen von Erik Charell1) (1894 – 1974). 1926 debütierte Gross in der Revue "Von Mund zu Mund" am "Großen Schauspielhaus"1), 1928/29 sah man ihn am "Lustspielhaus"1) und am "Theater unter den Linden", seine Betätigungsfelder wurden vor allem die Berliner Kabaretts wie beispielsweise das "Kabarett der Komiker"1) und bis Kriegsende war er nahezu allen Berliner Bühnen tätig.
Große Erfolge feierte er im Kabarett "Tingeltangel"1), wo Gross allerdings im Mai 1935 zusammen mit Werner Finck (1902 – 1978) und Günther Lüders (1905 – 1975) wegen einer anzüglichen Szene verhaftet wurde; sechs Wochen lang verbrachte der Schauspieler 1935 von Ende Mai bis Ende Juli im "Konzentrationslager Esterwehe"1), wurde anschließen mit einem zeitweiligen Berufsverbot belegt.
 
 
Walter Gross 1939 im "Kabarett der Komiker"1)
Urheber: Willy Pragher1); Lizenz: CC BY 3.0
echteinhaber: Landesarchiv Baden-Württemberg
Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons
Nach Kriegsende erlangte Gross als unentwegt schwatzender, phrasendreschender "Jenosse Funzionär" bzw. als Mitglied der legendären "Insulaner"1) ungeheure Popularität, gehörte lange Jahre zum "Stammpersonal" der gleichnamigen Sendung des damaligen RIAS Berlin, die während der Blockade Berlins 1948 von dem Kabarettisten Günter Neumann1) (1917 – 1972) aus der Taufe gehoben worden war und mit der eine moralische Unterstützung der Bevölkerung organisiert wurde. "Und damit, Jenossen, kommen wir zu unseres heutiges Themata!" galt jahrelang als eine Art Markenzeichen des Schauspielers, der neben so legendären Kollegen wie Bruno Fritz (1900 – 1984), Edith Schollwer (1904 – 2002), Tatjana Sais1) (1910 – 1981) und Ewald Wenck1) (1891 – 1981) das Publikum begeisterte. Die damalige Erkennungsmelodie mit dem Refrain "Der Insulaner verliert die Ruhe nicht"? gehörte zu den populärsten Songs der Nachkriegszeit → Günter Neumann Stiftung.
 

Foto: Walter Gross Ende August 1956 bei einem Gastspiel 
der "Insulaner" im Bonner "Metropol"-Kino1)
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, B 145 Bild-F004068-0004;
Fotograf: Teske / Datierung: 27.08.1956 / Lizenz: CC-BY-SA 3.0.
Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv
B 145 Bild-F004068-0004 bzw. Wikimedia Commons;
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung
innerhalb dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.

Walter Gross Ende August 1956 bei einem Gastspiel der "Insulaner im Bonner "Metropol"; Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, B 145 Bild-F004068-0004; Fotograf: Teske / Datierung: 27.08.1956 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Bereits 1933 begann die Leinwandkarriere des Schauspielers mit der Rolle des Herrn Winter in dem Streifen "Es war einmal ein Musikus"2), vier weitere Filme folgten im gleichen Jahr: "Das häßliche Mädchen1) mit Dolly Haas, "Die Nacht der großen Liebe"2), "Zwei im Sonnenschein"3). und "Nordpol – Ahoi!"1). Seither trat Gros in zahllosen Produktionen in Erscheinung, blieb jedoch auf Nebenrollen reduziert. Bis Kriegsende zeigte er sich überwiegend in Filmlustspielen und gab meist den Typus des hilflosen, sich etwas sperrig bewegenden Mannes mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Der kleine Mann mit der hohen Stirn und dem verschmitzten Blick hinter der dicken Hornbrille war nie der Star, spielte aber liebenswerte Gesellen, die etwas täppisch waren, überall aneckten und immer das Publikum auf ihrer Seite hatten.4) → Übersicht Produktionen bis 1945
Walter Gross 01; Copyright Virginia Shue Diesen Figurentypus behielt Gross auch im Unterhaltungsfilm der Nachkriegsjahre mit unzähligen Chargenrollen bei, mimte auch hier meist den gutmütigen, schlitzohrigen Zeitgenossen. So war er beispielsweise der kleine schmuggelnde Ganove in der Adaption "Königin einer Nacht"1) (1951) nach der gleichnamigen Operette1) von Will Meisel1) (Musik), der Kellner Otto in dem Remake "Der letzte Mann"1) (1955) mit Hans Albers, der Maler Paulchen Sperling, Freund von Sänger Fred Wiskott (Fred Bertelmann) in dem Schlagerfilm "Gitarren klingen leise durch die Nacht"1) (1959) oder der Prof. Marhold in dem musikalischen Lustspiel "Café Oriental"1) (1962), um nur einige der zahllosen Kinoproduktionen, in denen Gross mitwirkte, zu nennen. Die Kinobesucher sahen ihn in den 1950er Jahren zudem Woche für Woche als "Schussel" an der Seite von "Clever" (Jupp Hussels) in Sachen Kurzfilm-Verkehrserziehung in den Einblendungen der Reihe "Welt im Bild – Wochenschau".
 
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Ab Mitte der 1960er Jahre stand Gross nur noch selten vor der Kinokamera, letzte Auftritte hatte er als Opa Melzer in Wolfgang Petersens1) Thriller "Einer von uns beiden"1) (1973) nach dem Roman, von Horst Bosetzky1) alias -ky mit Jürgen Prochnow und als Tierhalter Oskar Kunzfeld in "Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler" (1974) nach Motiven des Romans "Memoiren eines mittelmäßigen Schülers"1) von Alexander Spoerl1) → Übersicht Nachkriegsproduktionen.
Auch das Fernsehen nutzte, wenn auch eher spät, die Qualitäten des herzerfrischenden, berlinernden Komikers für sich. Gross wirkte unter anderem als Gastwirt Otto Janitz in der ganz auf Georg Thomalla zugeschnittenen Serie "Unser Pauker" (1965/66) mit, war als "Schüler" in der Reihe "Die Witzakademie"1)   (1967/68) mit Theo Lingen zu sehen oder spielte in der Serie "Drüben bei Lehmanns"1) (1970//71) zusammen mit Brigitte Mira das stets hilfsbereite Ehepaar Lehmann, das in einem West-Berliner Wohnviertel einen kleinen Lebensmittelladen betreibt. Neben Brigitte Mira (Oma Margarete Färber) sowie Brigitte Grothum (Mutter Magda Färber) und Gabriele Schrammn1) (Tochter Margot Färber) trat er auch in dem Quotenrenner mit Berliner Charme "Drei Damen vom Grill"1) in Erscheinung und mimte zwischen 1977 und 1984 rund 30 Folgen lang den guten Freund der Familie Oskar Hübner. Eine seine letzte Fernsehrollen hatte der sympathische Schauspieler als Berliner Rentner mit Herz und Schnauze bzw. als titelgebende Figur dem Stück "Paulchen"5) (1985) → Übersicht TV-Produktionen.
     
Neben seiner umfangreichen Arbeit für Film und Fernsehen blieb Walter Gross stets der Bühne treu, so glänzte er beispielsweise Mitte der 1970er Jahre als Professor Gollwitz in dem Lustspiel-Klassiker "Der Raub der Sabinerinnen"1)  oder gehörte Anfang der 1980er Jahre zur Besetzung in dem am Berliner "Schillertheater"1) uraufgeführten Stück "Jeder stirbt für sich allein. Die Fallada-Revue"6) (Premiere: 09.01.1981), in Szene gesetzt von Peter Zadek1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Hans Fallada1), und für die Bühne eingerichtet von Zadek und Gottfried Greiffenhagen1) mit unter anderem Hilmar Thate (Conférencier bzw. "Erzähler" Fallada), Angelica Domröse (Anna Quangel), Bernhard Minetti (Otto Quangel), Otto Sander (Kommissar) und Erich Schellow (Denunziant Borkhausen).

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Walter Gross 02; Copyright Virginia Shue
Darüber hinaus war Gross ein gefragter Synchronsprecher, lieh Stars wie Gene Kelly (1949, "Heut’ gehn wir bummeln"1)), Bud Abbott (1951, "Auf Sherlock Holmes' Spuren"1)) oder Red Skelton (u. a. "Männermachen Mode"5), 1952) seine Stimme. Auch die Zeichentrickfigur "Schweinchen Dick"1) erweckte er in der deutschsprachigen Version mit seiner unverwechselbaren Quietschstimme zum Leben – immer mit denselben Schlussworten "Und immer schön fröhlich bleiben". Weiterhin sprach er unter anderem den Basset Lafayette in dem Disney-Zeichentrickfilm "Aristocats"1) (1970) oder den "Winnie Puuh"1), unter anderem in "Winnie Puuh und das Hundewetter"1) (1968, "Winnie the Pooh and the Blustery Day") und in "Winnie Puuh und Tigger dazu"1) (1974, "Winnie the Pooh and Tigger too") → mehr bei synchronkartei.de. Im Hörspielstudio war Gross ebenfalls zu finden, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
1979 ehrte man den Schauspieler für seine künstlerischen Leistungen mit dem "Bundesverdienstkreuz am Bande"1), 1988 zeichnete man ihn mit dem "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" aus.
  
Wenig später erlitt Walter Gross 1988 einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Der seit vielen Jahren in Berlin-Dahlem1) lebende Schauspieler und Kabarettist starb dort am 17. Mai 1989 im Alter von 86 Jahren an Herzversagen. Die letzte Ruhe fand er auf dem "Friedhof Dahlem"1) (Feld 009), die Grabstätte gehört seit Senatsbeschluss vom 6. November 2018 zu den Ehrengräbern des Landes Berlin → Foto der Grabstelle bei knerger.de sowie Wikimedia Commons.
"Der Tagesspiegel"1) (18.05.1989) schrieb zum Ableben von Walter Gros unter anderem: "Seine spillerige Gestalt mit dem genervten Gesicht sicherte vielen Theateraufführungen, rund 120 Fernsehproduktionen und 160 Kinofilmen verdienten Beifall. Die Nachricht, daß er nun, 86jährig und nach langem, altersbedingtem Schweigen, einem Herzversagen erlegen ist, kam nicht unerwartet. Sie stimmt gleichwohl alle traurig, die der Überzeugung sind, daß die Lücke, die Walter Gross in der Berliner Kabarett- und Theaterszene hinterläßt, nicht leicht zu füllen sein wird. Es muß immer einen geben, der den Mund nicht halten kann."
(Quelle "Günter Neumann Stiftung")
    
In erster Ehe war Walter Gross mit der Schauspielerin Lou Seitz1) (1899 – 1985) verheiratet gewesen, 1950 heiratete er in zweiter Ehe die ehemalige Schauspielerin Ingeborg (Inge) Strakosch (geb. 27.04.2016), die nach ihrem Tod (15.11.2002) an der Seite ihres Gatten beigesetzt wurde.
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch, Günter Neumann Stiftung sowie
den Artikel bei "Deutsche Welle"
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Murnau Stiftung, 5) fernsehserien.de, 6) 
4) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 135)
  
Filme
Kinofilme: Produktionen bis 1945 / Nachkriegsproduktionen
Fernsehen (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, Die Krimihomepage, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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