Freddie Bartholomew gehörte neben Jackie Coogan, Shirley Temple und Roddy McDowall1) zu den bestbezahlten bzw. verkaufsträchtigsten Kinderstars der Filmgeschichte, ist aber auch ein Beispiel dafür, wie eng früher Ruhm und späterer Abstieg in die Bedeutungslosigkeit bei Kinderdarstellern miteinander verknüpft sind → siehe auch "Kinderstar: Fluch oder Segen?" bei cyranos.ch.
Geboren wurde der Sohn eines im 1. Weltkrieg verwundeten kleinen Beamten am 28. März 1924 als Frederick Cecil Bartholomew in London1), wuchs ab dem dritten Lebensjahr in Warminster1) nahe London bei seiner unverheirateten Tante väterlicherseits, Millicent Bartholomew, auf; die beiden älteren Schwestern Hilda und Eileen wurden von den Eltern erzogen.
Freddie Bartholomew ca. 1936; Quelle: Wikimedia Commons (Ausschnitt des Originalfotos) von "UCLA Library Digital Collection"; Urheber: "Los Angeles Times"; Lizenz: CC BY 4.0 Deed Bereits als Kind stand er auf der örtlichen Bühne, spielte 1930/31 kleine Kinderrollen in vier britischen Produktionen. Von Regisseur George Cukor1) und MGM-Produzent David O. Selznick1) während eines Aufenthalts in London entdeckt, ging Tante "Cissie" mit ihrem Neffen im August 1934 in die USA und unterschrieb einen Vertrag bei "Metro-Goldwyn-Mayer"1) (MGM) für die von Selznick produzierte und von Cukor inszenierte Literaturadaption "David Copperfield"1) (1935) nach dem gleichnamigen Roman1) von Charles Dickens1). Bartholomew verkörperte in dem mit Basil Rathbone1) (Mr. Edward Murdstone), Maureen O'Sullivan1) (Dora Spenlow), W. C. Fields (Wilkins Micawber) und Lionel Barrymore (Dan Peggotty) hochkarätig besetzten, "Oscar"1)-nominierten Streifen den jungen Titelhelden, startete damit eine fulminante Karriere als Kinderdarsteller und erhielt auf dem Gipfel seines Ruhm eine wöchentliche Gage von rund 2.500 Dollar. Im selben Jahr kam mit der Adaption "Anna Karenina"1) (1935; Regie: Clarence Brown1)) nach dem gleichnamigen Werk1) von Leo Tolstoi1) eine weitere Romanverfilmung in die Lichtspielhäuser, in der der nett-sympathische Junge als Sergei, Filmsohn der legendären Greta Garbo (Anna Karenina) und Basil Rathbone (Karenin), das Publikum für sich einnehmen konnte. 
 
Freddie Bartholomew ca. 1936
Quelle: Wikimedia Commons (Ausschnitt des Originalfotos)
von "UCLA Library Digital Collection"; 
Urheber: "Los Angeles Times"1); Lizenz: CC BY 4.0 Deed
Nach seiner Rolle als der von dem jungen Michael Donovan (Victor McLaglen1)) entführte Prinz Peter in dem Abenteuer "Chicago-Gangster" (1935, "Professional Soldier") avancierte der lockenköpfige Junge mit den liebenswürdig-sympathischen, fast engelsgleichen Gesichtszügen spätestens mit der Figur des kleinen Lords Fauntleroy in dem von John Cromwell1) inszenierten Streifen "Der kleine Lord"1) (1936, "Little Lord Fauntleroy") zum Leinwandstar. Gedreht nach dem bekannten, gleichnamigen Jugendbuch-Bestseller1) von Frances Hodgson Burnett1) mit C. Aubrey Smith1) als dem anfangs kaltherzigen alten Großvater Earl von Dorincourt, setzte Bartholomew mit seinem Spiel Maßstäbe für etliche nachfolgende Produktionen. Am bekanntesten dürfte der gefühlvolle britische TV-Film "Der kleine Lord"1) mit Alec Guinness und Ricky Schroder1) aus dem Jahre 1980 sein, der bei uns immer wieder fester Bestandteil des Weihnachtsprogramms ist.
Nach der heiteren Geschichte "Drei kleine Gangster" (1936, "The Devil Is a Sissy") mit den nicht minder beliebten jugendlichen Darstellern Jackie Cooper1) und Mickey Rooney sowie dem Melodram "Signale nach London"1) (1936, "Lloyd's of London"), empfahl sich Bartholomew als der ideale junge Protagonist für eine weitere Literaturverfilmung: In Victor Flemings1) Abenteuer "Manuel"1) (1937), der Adaption des Romans "Captains Courageous"1) von Rudyard Kipling1), mimte er den verwöhnten Millionärssohn Harvey, der bei einer Kreuzfahrt mit dem Vater (Melvyn Douglas1)) über Bord geht und von dem Fischer Manuel (Spencer Tracy) gerettet wird. Die Zeit bzw. die Erlebnisse mit dem lebensklugen Matrosen Manuel macht aus Harvey einen anderen Menschen.
Otto Preminger1) setzte den 1886 veröffentlichten Roman "Entführt oder Die Abenteuer des David Balfour"1) (im Original: "Kidnapped") des schottischen Autors Robert Louis Stevenson1) in Szene und besetzte Bartholomew in "Entführt"1) (1938, "Kidnapped. The Adventures of David Balfour") mit der Rolle des jugendlichen schottischen Helden David Balfour. In "Lord Jeff" (1938, Regie: Sam Wood1)) mimte er ein verwöhntes, angeblich adeliges Waisenkind, der Trickbetrügern zur Hand geht, in der musikalischen Komödie "Listen, Darling" (1938) spielte er unter anderem mit Judy Garland.
Bis 1944 trat Freddie Bartholomew zwar noch mit Hauptrollen in acht weiteren, eher belanglosen Unterhaltungsproduktionen in Erscheinung, er hatte den Zenit seiner Karriere jedoch überschritten und seine Popularität nahm mit zunehmendem Alter ab. Während des 2. Weltkrieges trat der inzwischen 18-Jährige am 13. Januar 1943 in die "US-Army Air Forces"1) ein und war in der Flugzeugwartung tätig. Aufgrund einer Rückenverletzung wurde er nach siebenmonatigem Krankenhausaufenthalt am 12. Januar 1944 aus dem Armee-Dienst entlassen. Er versuchte sich noch einmal als Filmschauspieler in der "Low-Budget"-Komödie "The Town Went Wild" (1944), weitere Bemühungen, im Filmgeschäft wieder Fuß zu fassen, blieben erfolglos. Einen letzten Leinwandauftritt hatte er 1951 mit einer Nebenrolle in der Ganoven-Komödie "St. Benny the Dip" (Regie: Edgar G. Ulmer1)). Auch Bemühungen, eine Karriere als Schauspieler an Vaudeville-Bühnen, Sommer-Theatern oder Nightclubs fortzusetzen misslangen.
 

Freddie Bartholomew mit Schauspielerin Wendy Barrie1)
am 11. Februar1940 in Los Angeles1) anlässlich einer
Wohltätigkeits-Veranstaltung im "Biltmore Hotel"1)
Quelle: Wikimedia Commons von "UCLA Library Digital Collection";
Urheber: "Los Angeles Daily News"; Lizenz: CC BY 4.0 Deed

Freddie Bartholomew mit Schauspielerin Wendy Barrie am 11. Februar1940 in Los Angeles anlässlich einer Wohltätigkeits-Veranstaltung im "Biltmore Hotel"; Quelle: Wikimedia Commons von "UCLA Library Digital Collection"; Urheber: "Los Angeles Daily News"1); Lizenz: CC BY 4.0 Deed
1954 nahm Freddie Bartholomew einen Job bei der New Yorker Werbeagentur "Benton & Bowles" unter anderem als TV-Produzent an, von seinem als Kinderstar verdienten Vermögen war nicht mehr viel übrig geblieben. Das meiste Geld ging bei einem rund sieben Jahre lang andauernden Gerichtsprozess zwischen seinen Eltern und seiner Tante verloren, die sich um das Sorgerecht für ihn gestritten hatten. 
In den späten 1980er Jahren zog sich Freddie Bartholomew aus gesundheitlichen Gründen aus dem Beruf zurück und lebte mit seiner Familie in Bradenton1) im US-Bundesstaat Florida1). Ein letztes Mal trat er 1991 für einige Interview-Sequenzen der vom Fernsehsender "Turner Network Television"1) (TNT) produzierten, umfassenden und aufwendigen Dokumentation über die Historie des Hollywood-Giganten "Metro-Goldwyn-Mayer"1) mit dem Titel "MGM – When the Lion Roars" vor die Kamera, welche zunächst 1992 als Dreiteiler mit jeweils zweistündigen Folgen über die Bildschirme flimmerte und seit 2009 auf DVD im Handel erhältlich ist.
  
Der an einem Lungenemphysem leidende einstige Publikumsliebling starb – rund zwei Monate vor seinem 68. Geburtstag – am 23. Januar 1992 im "Memorial Hospital" in Sarasota1) (Florida) an Herzversagen. Seine erste, am 25. April 1946 geschlossene Ehe mit der sechs Jahre älteren Publizistin bzw. TV-Pressesprecherin Maely Daniele (1918 – 1984) endete 1953 vor dem Scheidungsrichter, eine zweite Verbindung ging er noch im gleichen Jahr am 12. Dezember 1953 mit Aileen Paul († 1997) ein, Kochbuch-Autorin bzw. Moderatorin der täglichen, bei "WPIX-TV" ausgestrahlten Show "New York Cooks"; Tochter Kathleen Millicent Bartholomew erblickte im März 1956 das Licht der Welt, 1958 folgte Sohn Frederick R. Bartholomew. Die Ehe zerbrach nach über zwanzig Jahren Ende 1976/Anfang 1977, mit seiner dritten Frau Elizabeth blieb er bis zu seinem Tod verheiratet.
Ein "Stern" auf dem "Hollywood Walk of Fame"1) (Höhe 6667 Hollywood Boulevard) erinnert seit dem 8. Februar 1960 an den in den 1930er Jahren berühmten Kinderstar Freddie Bartholomew.
Quellen: Wikipedia (deutsch / englisch) sowie ein Nachruf in der "New York Times" (englisch)
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia
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Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch))
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