Theater / Filmografie
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Manja Behrens wurde am 12. April 1914 als Tochter eines
Rechtsanwaltes, der als "Kgl. Sächsischer Hofsyndikus" am "Dresdner Hoftheater"1)
tätig war, und dessen Ehefrau, der aus Prag stammenden königlich-sächsischen Hofschauspielerin Maria Lichtenegg
(→ Foto), in Dresden geboren.
Anfangs begann das junge Mädchen in Prag ein
Englisch-Studium, musste die Ausbildung jedoch aufgrund finanzieller
Schwierigkeiten der Eltern abbrechen. Nach Dresden zurückkehrt, arbeitete
die 16-Jährige für die nächsten fünf Jahre als Zahnarzthelferin und
verdiente sich so das Geld für eine private Schauspielausbildung, die sie
ab 1930 in ihrer Geburtsstadt bei dem Oberspielleiter und Kammersänger Waldemar Staegemann1)
(1879 1958) und später bei Erich Ponto absolvierte.
Ihr Bühnendebüt gab Manja Behrens 1935 am
"Staatstheater Dresden"1), mit der Titelrolle in dem Märchendrama
"Und Pippa
tanzt"1) von Gerhart Hauptmann1)
gelang ihr der Durchbruch zur gefeierten Charakterdarstellerin.
"Wie Frau Behrens spricht, möchte ich gesprochen werden.", soll
Gerhart Hauptmann nach der Premiere des Stücks gesagt haben.
Mit kurzen Unterbrechungen blieb das "Staatstheater Dresden" für
die nachfolgende Zeit ihre künstlerische Heimat, bis Anfang der 1950er Jahre gehörte sie zum Ensemble.
Begonnen hatte sie als jugendliche Liebhaberin und Naive in
Komödien und Boulevardstücken, später brillierte sie zunehmend im klassischen Rollenfach und gestaltete die großen Frauenfiguren der
Bühnenliteratur.
Manja Behrens als Helena und Peter Hamel1) als Demetrius
in "Ein Sommernachtstraum"1) von
William Shakespeare
mit Musik von Carl Maria von
Weber1), "Staatstheater Dresden",
Neueinstudierung 16.02.1939, Regie: Karl Hans Böhm, Dirigent: Bernhard
Eichhorn1);
Fotografie von Reinhard Berger (18901976) → Selbstporträt
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-2009-a_0004344)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Reinhard Berger; Datierung: 02.1939
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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In ihre Anfangszeit als Schauspielerin fiel auch der erste Kontakt mit
der Filmszene, durch Vermittlung des Leinwandstars Adolf Wohlbrück erhielt sie
einen Vertrag für das von Jürgen von Alten1) in Szene gesetzte
propagandistische Kriminaldrama "Stärker als Paragraphen" (1936), gedreht nach dem gleichnamigen
Theaterstück von Felix Helmer mit Paul Hartmann als
der in einen Gewissenskonflikt geratene Rechtsanwalt Dr. Birk, Karl Hellmer als Wucherer Theodor Hubricht
und Manja Behrens als dessen Nichte.
Auch ihre zweite Arbeit vor der Kamera war ein Streifen von Jürgen von Alten und hieß "Susanne im Bade" (1936), in dieser
Komödie mimte sie die Kunstschülerin Gussy Alfken, die in einem biederen Städtchen
für einen handfesten Skandal sorgt, als eine Skizze mit ihr im Badeanzug
öffentlich wird → Murnau Stiftung.
Für die attraktive Schauspielerin schien eine Leinwandkarriere
vorgezeichnet, doch es kam zu einem vorzeitigen "Aus": Der als
"Schürzenjäger" bekannte NS-Propagandaminister Joseph Goebbels1) hatte ein Auge auf sie
geworfen, wurde jedoch von Manja Behrens abgewiesen, Daraufhin stellte
Goebbels sie kalt und erteilte ein Filmverbot. Sie kehrte nach Dresden
zurück und konzentrierte sich auf die Arbeit am Theater.
Nachdem auch in Dresden 1944 das Theaterleben durch die kriegsbedingte
Schließung der Spielstätten zum Erliegen kam, arbeitete Manja Behrens bis Ende des Krieges
als Schraubendreherin in einer Fabrik, konnte dann nach 1945 ihre
schauspielerische Karriere in Dresden fortsetzen. Mit Beginn der 1950er Jahre war sie in Berlin beschäftigt,
zunächst am "Theater am
Schiffbauerdamm"1) hier
gestaltete sie unter anderem 1952 in "Feinde"1) von
Maxim Gorki1) die Tatjana anschließend von 1953 bis 1967
an der "Volksbühne Berlin"1)
sowie ab 1967 am "Maxim Gorki Theater"1), dessen Ensemble sie über 25 Jahre
angehörte. Zu erwähnen ist, dass sie ab 1964 am "Berliner
Ensemble"1) wechselweise mit
Helene Weigel die Figur der
Coriolan-Mutter Volumnia in "Die Tragödie des Coriolan",
der Brecht'schen Fassung des Shakespeare-Stücks "Coriolanus"1) interpretierte → Theatertreffen 1966.
Gastrollen führten sie später unter anderem an das Wiener "Burgtheater"1) (1992; "Onkel Wanja"1)) und das "Stadttheater
Bern"1) (1994, "Der Vater"1)).
Eine Auswahl der Rollen bzw. Stücke, mit bzw. in denen Manja Behrens in
Dresden und Berlin in Erscheinung trat, findet man hier
sowie bei Wikipedia.
Manja Behrens (l.) als Prinzessin Mareile und Lotte Gruner (19061984) als Prinz Goldhaar
in dem Märchenspiel "Der kleine Muck" von Friedrich
Forster1)
mit Musik von Bernhard Eichhorn1) (musikalische Leitung B. Eichhorn,
Regie: Rudolf Schröder; Schauspielhaus Dresden, Erstaufführung 02.12.1938)
Fotografie von Reinhard Berger (18901976) → Selbstporträt
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-2009-a_0004319)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Reinhard Berger; Datierung: 1938
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Parallel zur Arbeit am Theater stand Manja Behrens zudem seit Ende der 1950er Jahre vor der Kamera und konnte
nun in Produktionen der DEFA1)
bzw. des "Deutschen Fernsehfunks"1) (DFF)
ihre schauspielerische Kunst einem breiten Publikum präsentieren. So
überzeugte sie in dem Kino-Drama "Gejagt bis zum Morgen"1) (1957) als redliche, arbeitslose
Martha Kurda, die nach dem tödlichen Arbeitsunfall ihres Mannes alleine
zwei Kinder durchbringen muss. Als Emmi Jahnke zeigte sie sich in Konrad Wolfs mit Aufführungsverbot
belegtem Film "Sonnensucher"1) (1958), der erst 1972 in die Lichtspielhäuser gelangte.
Als Partnerin von Martin Flörchinger spielte
sie in "Ehesache
Lorenz"1) (1959) erzählt wird die Geschichte der mehr als
20 Jahre verheirateten Richterin Trude Lorenz. Deren "Ehe gerät in eine Krise, als ihr Mann, Abteilungsleiter
eines Großbetriebes, sich auf eine Affäre mit seiner Sekretärin einlässt. In Stil und
Aussage überdurchschnittliche, heiter-nachdenkliche Unterhaltung. Darstellerisch
hervorragend
notiert das Filmlexikon.
Man sah sie im darauffolgenden Jahr in dem Krimi "Seilergasse 8"1) (1960) erneut mit
Flörchinger, diesmal als Ehefrau des von Flörchinger dargestellten Ermittlers bei der
Mordkommission Albert Schirding. Als Wolfgang Staudte den viel
diskutierten und später preisgekrönten Antikriegsfilm "Kirmes"1) (1960) drehte, fand er
in Manja Behrens die geeignete Schauspielerin für
die leidende und tapfere Mutter des desertierten Soldaten Robert Mertens
(Götz George). Weitere Leinwandauftritte hatte sie unter anderem in Heiner Carows von der Kritik
positiv bewerteten Drama "Das
Leben beginnt"1) (1960) und in Frank Beyers
vergnüglichen Geschichte "Karbid
und Sauerampfer"1) (1964). Hier "agiert Manja Behrens drall und vital als
lebenslustige Witwe an der Seite von Erwin Geschonneck."*)
Zudem wirkte sie vereinzelt in Hörspielproduktionen mit, so sprach sie
beispielsweise die Tai Yang in "Tai Yang erwacht"3)
nach dem Drama von Friedrich Wolf1) (EA: 14.10.1948).
In "Die
Mitschuldigen"3) (EA: 03.10.1951)
nach dem gleichnamigen
Lustspiel1) von Johann Wolfgang von Goethe1) hörte man sie
als Sophie, Tochter des Wirts, und in dem Kurzhörspiel "Der Tarzanbaum"3)
(EA: 10.09.1984) von Johanna Bliemel als die ältere Frau Hertha, die sich
an Stationen des gemeinsamen Lebens mit ihrem Ehemann erinnert.
Manja Behrens, die 1974 mit dem "Kunstpreis der DDR"1) ausgezeichnet
worden war, starb am 18. Januar 2003 im Alter von 88 Jahren in ihrer
Berliner Wohnung.
Die letzte Ruhe fand sie an der Seite ihres Mannes auf dem Waldfriedhof
"Weißer Hirsch"1)
in Dresden → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
Seit 1958 war sie mit dem Bühnenbildner Karl von Appen1) (1900 1981)
verheiratet, den sie an der "Volksbühne" kennengelernt hatte.
Nach von Appens Tod verwaltete sie dessen Nachlass und bewahrte laut
Wikipedia unter anderem das Modell des von Helene Weigel gezogenen Marketender-Wagens aus Brechts "Mutter
Courage und ihre Kinder"1) vor der Vernichtung.
Der Nachlass von Manja Behrens befindet sich (wie der ihres Mannes) in der Berliner "Akademie
der Künste" → Manja-Behrens-Archiv,
Karl-von-Appen-Archiv.
"Der Tagespiegel" schrieb unter anderem in einem Nachruf: An der "Volksbühne" überzeugte die mit dem Bühnenbilder Karl von Appen verheiratete
Schauspielerin durch ihre modulationsfähige,
"weiche" Stimme. Härte, Unbedingtheit zeigte sie dabei eher in einer von Güte, von Mitgefühl überdeckten
Art. Die Frau John in Hauptmanns "Ratten" (1956) war einer der Höhepunkte ihrer Karriere, weil
sie hier nicht auf tränenreiche Verzweiflung setzte, sondern auf kreatürliche Kraft, auf die
heiße, unstillbare Sehnsucht nach dem anderen, erfüllten Leben.
→ tagesspiegel.de
Und die "Berliner Zeitung" schrieb: Von Herkommen wie Erscheinung her lag ihr die Darstellung herrscherlicher
Frauen, von Ausbildung wie Gefühl her das Mitleiden (bis hin zur Identifizierung) mit beleidigten
und unterdrückten Frauen, von der Gesinnung her mit solchen, die revoltieren. (
) Sie konnte eine sehr spitze Zunge haben,
kaschierte sie aber auf Sächsisch wie Berlinerisch. → berliner-zeitung.de
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Quellen:
"Lexikon der DDR-Stars"*),
Kay Weniger: "Zwischen Bühne und Baracke"**)
sowie Wikipedia,
Sächsische Biografie
***) Siehe
auch bundesstiftung-aufarbeitung.de Fotos
bei www.virtual-history.com
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*) "Lexikon der DDR-Stars" von F.-B. Habel
und Volker Wachter (Ausgabe 1999, S. 22)
**) Kay Weniger: "Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film-
und Musikkünstler 1933 bis 1945" (Metropol, Berlin 2008, S. 425/426)
***) Manfred Altner: "Behrens, Manja", in: Sächsische Biografie, hrsg. vom
"Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V.",
bearb. von Martina Schattkowsky
→ Online-Ausgabe: http://saebi.isgv.de/biografie/Manja_Behrens_(1914-2003)
bei http://saebi.isgv.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) fernsehenderddr.de, 3) ARD Hörspieldatenbank
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Wirken am Theater (Auszug)
Quelle (überwiegend): Sächsische Biografie***),
Wikipedia, volksbuehne-berlin.de,
www.gorki.de (Fremde Links: Wikipedia,
whoswho.de; R = Regie, P = Premiere) |
"Staatstheater Dresden"
- 1936: Catherine in "Der erste Frühlingstag", Lustspiel von Dodie Smith
- 1937: Pippa in "Und Pippa tanzt!", Märchendrama von
Gerhart Hauptmann
- 1938: Dienerin Janthe in "Des Meeres und der Liebe Wellen",
Trauerspiel von Franz Grillparzer
→ www.franzgrillparzer.at
- 1938: Prinzessin Mareile in "Der kleine
Muck", Märchenspiel von Friedrich
Forster
- 1939: Hero, Leonatos Tochter, in "Viel Lärm um nichts",
Komödie von William Shakespeare
- 1939: Helena in "Ein Sommernachtstraum",
Komödie von William Shakespeare
- 1940: Titelheldin Geralda in "Die Tochter der Kathedrale",
dramatische Dichtung von Gerhart Hauptmann
→ Szenenfoto
mit Heinz
Klingenberg als Prinz Paul bei "Deutsche Fotothek"
- 1940: Käte Mirenbach in "Intermezzo am Abend", Lustspiel von Alfred Möller und Hans Lorenz
(= Margarete Paulick)
- 1940: Dina Dorf, ein junges Mädchen im Hause Bernicks, in "Stützen der Gesellschaft",
Drama von Henrik Ibsen
- 1940: Angelina in "Ein Windstoß", Komödie von Giovacchino Forzano
- 1941: Titelrolle in "Prinzessin Eigensinn",
Märchenspiel von Maj Gunnel von Nordenswan (19172015)
- 1941: Fotis in "Kirschen für Rom",
Schauspiel von
Hans Hömberg
- 1942: Henriette in "Die beiden Klingsberg", Lustspiel von
August
von Kotzebue
- 1942: Titelrolle in "Nora
oder Ein Puppenheim", Drama von Henrik Ibsen
- 1942: Fee Cheristane in "Der
Verschwender", Original-Zaubermärchen von Ferdinand
Raimund
- 1942: Melissinde in "Die Enttäuschung der Melissinde",
Komödie von Ceasare Meano
- 1943: Mattea in "Onkel Buonaparte", Komödie von Giovacchino Forzano
- 1943: Prinzessin Juliane in "Torso. Ein Spiel
um Liebe" von Eugen Linz (18891954)
- 1943: Jeanette in "Clavigos Erbe", Komödie von Georg Döring
- 1943: Carla in "Große Welt", Komödie von Friedrich Michael
- 1945: Zofe Dorine in "Tartuffe",
Komödie von Molière
- 1946: Jessy in "Die russische Frage", Schauspiel von
Konstantin Simonow
- 1946: Tochter Sheila Birling in "Ein Inspektor kommt",
Drama von John B.
Priestley
- 1947: Titelrolle in "Emilia Galotti",
Trauerspiel von Gotthold Ephraim Lessing
- 1947: Carola Weber in "Mit meinen Augen", Schauspiel von Curt Johannes Braun
- 1947: Dr. Jean Linden in "Familie Professor Linden",
Schauspiel von John B.
Priestley
- 1948: Titelrolle in "Ljubow Jarowaja", Sozialdrama von
Konstantin Trenjow
- 1948: Arva Marti in "Haben", Schauspiel von Julius Hay
- 1948: Titelrolle in "Maria Stuart",
Trauerspiel von Friedrich Schiller
- 1948: Cleopatra in "Caesar und Cleopatra", Komödie von
George Bernard Shaw
(mit Lothar
Firmans als Caesar → Foto)
- 1949: Gretchen in "Faust",
Tragödie von Johann Wolfgang von Goethe
- 1949: Rosalinde in "Wie es euch gefällt",
Schauspiel von William Shakespeare
- 1949: Julia in "Romeo und Julia",
Tragödie von William Shakespeare
- 1949: Tatjana in "Feinde",
Drama von Maxim Gorki
- 1950: Titelrolle in "Minna von Barnhelm",
Lustspiel von Gotthold Ephraim Lessing
- 1951: Cäcilie Adams-Ortenburg in "Zwischenspiel",
Komödie von Arthur Schnitzler
- 1951: Titelrolle in "Iphigenie auf Tauris",
Schauspiel von Johann Wolfgang von Goethe
"Volksbühne Berlin"
"Maxim Gorki Theater", Berlin
zur Spielzeit
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