Mit Erreichen des "Pensionsalters" band sich Finohr nicht mehr fest an ein Theater und arbeitete freiberuflich. Gastspiele führten ihn unter anderem an West-Berliner Bühnen und nach Schwerin. Am Berliner "Renaissance-Theater" trat er beispielsweise Anfang der 1960er Jahre in der Komödie "Die Lästerschule"1) des Iren Richard Brinsley Sheridan und in der amüsanten Geschichte "Vater denkt Mutter lenkt" (Regie: Victor de Kowa) von Howard Lindsay1) und Russel Crouse1) in Erscheinung. An der "Tribüne"1) gehörte er zur Spielzeit 1956/57 zur Besetzung der Uraufführung von "Der Fall Zikade" von Ralf Honold1), in Szene gesetzt von Frank Lothar, der ihn auch mit einem Part in "Die Herberge" von Fritz Hochwälder1) betraute. Zu erwähnen ist auch eine tragende Rolle in der Uraufführung von Arnold Zweigs1) historischem Schauspiel "Bonaparte in Jaffa", das am 19. März 1955 an der Ost-Berliner "Volksbühne"1) Premiere feierte, Regie führte Kurt Jung-Alsen1), Edwin Marian gab den Napoleon1), Ursula Meißner1) die Madame Belilotte → Szenenfotos bei "Deutsche Fotothek. Außerdem betätigte sich Finohr als Schauspiellehrer und gab seine Erfahrungen an junge Nachwuchstalente weiter, unterrichtete unter anderem bereits Ende der 1920er Jahre Harry Hindemith (1906 1973). Finohrs Leistungen wurden mehrfach gewürdigt, seit dem 1. September 1951 durfte er den Professoren-Titel seinem Namen voranstellen, verliehen durch die "Staatliche Kommission für Kunstangelegenheiten"1), den "Vaterländischen Verdienstorden"1) in Bronze überreichte man ihm 954. Zudem war der Schauspieler Mitglied des künstlerisch-wissenschaftlichen Beirats im "Ministerium für Kultur"1) der DDR. Seine darstellerische Vielseitigkeit konnte Finohr seit Anfang der 1950er Jahre auch vor der Kamera, wenn auch nur mit Nebenrollen, unter Beweis stellen. So notierte Volker Wachter*): "Man erinnert sich an die bewegende Studie des alten Kammerdieners aus der Literaturverfilmung "Kabale und Liebe"1) (1959) oder an den alten Sikura im Zweiteiler "Schlösser und Katen"1) (1957). Als Fehlbesetzung gilt Finohr hingegen für die Rolle des Medizinmannes im Indianerstreifen "Die Söhne der großen Bärin"1) (1966). "Von den Leistungen Jiří Vršťalas1) und Rolf Römers führt die Leiter ziemlich weit abwärts. In der Mitte ringt Prof. Finohr mit shakespeareschem Ernst um die Interpretation des Medizinmannes Hawandschita", schreibt Helmut Hahnemann in der "Tageszeitung "Azet"1). Gisela Steineckert1) glossiert im "Eulenspiegel"1) gar: "Aber einige, die sich als Indianer tummeln, läßt man doch besser unerwähnt. Es gibt schauspielerische Entgleisungen bis hinauf in Professorenkreise" natürlich eine Anspielung auf Prof. Finohr. Doch Hans Finohr hat sich in seinem langen künstlerischen Leben oft genug als reifer Charakterspieler erwiesen, sodaß ihn wohl diese negative Kritik kaum aus der Bahn geworfen haben dürfte." Das Fernsehen bot Finohr ein weiteres Betätigungsfeld, hier sah man ihn vorwiegend in Literaturadaptionen, aber auch in Krimis wie "Auf der Flucht erschossen"2) (1962) und "Die Affäre Heyde-Sawade"2) (1963) aus der beliebten Reihe "Fernseh-Pitaval"1). Verschiedentlich war er an Hörspielproduktionen beteiligt, sprach unter anderem den Stauffacher in Schillers "Wilhelm Tell"3) (1950), den Johann Sebastian Bach1) in "Beim Thomaskantor Bach zu Gast"3) (1950) von Erhard Rühle, den Stadtmusikant Miller in "Kabale und Liebe"3) (1951) nach Friedrich Schiller und den Karhan in "Brigade Karhan"3) (1951) von Vašek Káňa. In der Komödie "Im Holunderwäldchen oder Der Dorfpascha"3) (1951) von Alexander Kornitschuk war er der Kolchosvorsitzende Romanjuk oder in "Fernamt, bitte melden"3) (1952), nach einem Lustspiel von Konstantin Issajew und Alexander Galitsch1), der Großvater Baburin. Hans Finohr, der heute weitgehend vergessen scheint, starb am 8. November 1966 im Alter von 75 Jahren in Potsdam; über sein Privatleben ist nichts bekannt. |
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Quellen: (zum Teil) Volker Wachter*), "Lexikon der DDR-Stars"**), Wikipedia | ||
*) Artikel von Volker Wachter
bei der ehemaligen Webseite
defa-sternstunden.de → Memento bei web.archive.org **) "Lexikon der DDR-Stars" von F.-B. Habel und Volker Wachter (Ausgabe 1999, S. 81) Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) fernsehenderddr.de, 3) ARD-Hörspieldatenbank |
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