Klaus Kammer wurde am 10. Januar 1929 als Sohn des Straßenbaumeisters Karl Kammer (1896 1969) und dessen
Frau Berta (1902 1952) in Hannover geboren.
Auf Wunsch des Vaters verließ er 17-jährig die Oberschule und begann eine
Lehre im elterlichen Geschäft, entschied sich dann für die Schauspielerei
und absolvierte zwischen 1947 und 1949 eine Ausbildung an der privaten Schauspielschule der
"Hannoveranischen. Kammerspiele". Bereits 1948 gab er in seiner
Geburtsstadt sein Bühnendebüt, zur Spielzeit 1949/50 wechselte er nach
Witten/Ruhr, im darauffolgenden Jahr an das "Nordmark-Landestheater
Schleswig", wo er unter anderem als
Hugo in Sartres Drama "Die
schmutzigen Hände"1) und als
Melchior Gabor in Wedekinds "Frühlings
Erwachen. Eine Kindertragödie"1) auf sich aufmerksam machte. Weitere Stationen von Kammers
Theaterkarriere wurden 1951/52 die "Städtischen Bühnen" in Essen und von 1952 bis 1955 das "Thalia-Theater"1) in Hamburg, danach spielte er in Berlin am "Schillertheater"1)
und
Schlosspark
Theater"1), wo er bis zu seinem frühen Tod in mehr
als 25 Rollen brillierte.
Klaus Kammer als Fabrikantensohn Harry Compass mit Roma Bahn (Frau Compass)
in dem Lustspiel "Ein besserer Herr" von Walter Hasenclever1)
am Berliner "Schlosspark Theater"; Regie: Hans Lietzau; Datierung 19.12.1956
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pk_0004368_000)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek;
Urheber: Abraham Pisarek1) (19011983)
Datierung: 19.12.1956;
Genehmigung der Deutschen Fotothek zur Veröffentlichung
innerhalb
dieser Webpräsenz wurde am 12.11.2010 erteilt. |
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Klaus Kammer gehörte trotz seiner nicht beendeten Schauspielerausbildung
zu den bedeutendsten Personen der deutschen Nachkriegs-Theaterszene, galt als
Ausnahmeerscheinung und stand bei seinem frühen Tod bereits auf dem Zenit
seiner Karriere. 1958 war er mit dem "Deutschen Kritikerpreis"1)
ausgezeichnet worden, noch nicht einmal 35 Jahre alt, trug er bereits den
Titel "Staatsschauspieler", Ende 1963 verlieh ihm der Berliner
Senat den Preis "Junge Generation". |
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Mit Interpretationen wie dem Jimmy Porter in
"Osbornes "Blick zurück im Zorn"1), (1957, Regie: Boleslaw Barlog), dem tragischen Titelhelden in Hans Henny Jahnns "Thomas
Chatterton"1) oder dem Andri
in Max Frischs "Andorra"1)
(Regie: Fritz Kortner) hatte er nicht nur die Kritiker
begeistert, wurde als "Nervenschauspieler, geladen mit explosivem
Temperament" bezeichnet.
Kammer arbeitete in Berlin mit so bedeutenden Regisseuren wie Boleslaw Barlog1)
(1906 1999), Fritz Kortner
(1892 1970) oder Hans Lietzau1)(1913 1991)
sowie Willi Schmidt1)
(1910 1994) zusammen, in dem Klaus Kammer einen kongenialen Spielleiter, aber auch Freund fand.
Foto (von links nach rechts): Klaus Kammer,
Fritz Kortner und
der Schriftsteller Rolf Hochhuth1
anlässlich der Verleihung des
"Berliner Kunstpreises"1) am 21. April 1963 in der Berliner
"Akademie der Künste"1)
Quelle: Deutsches
Bundesarchiv, Digitale
Bilddatenbank,
B 145 Bild-P084771;
Fotograf: Unbekannt /
Datierung: 21. April 1963 / Lizenz CC-BY-SA
3.0;
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb dieser Webpräsenz
wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv B
145 Bild-P084771
bzw. Wikimedia Commons
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Eine erste Begegnung mit Willi Schmidt hatte am "Schlosspark
Theater" bei der Tragödie "Thomas Chatterton"1) (Premiere: 17.12.1957)
von Hans Henny Jahnn1) stattgefunden, Kammer
verkörperte den englischen Dichter Thomas Chatterton1). In
der von Schmidt in Szene gesetzten Satire "Die
Irre von Chaillot"1) (Premiere: 31.05.1959)
von Jean Giraudoux1) am
"Schillertheater" interpretierte Kammer den Pierre an der Seite der
großartigen Hermine Körner
in der Titelrolle der liebenswert-lächerlichen, exzentrischen Aurélie. Am
20. September 1960 (Premiere) brachte Schmidt am "Schlosspark Theater"
mit "Raskolnikow" die Bühnenversion des berühmten Dostojewski-Romans "Schuld
und Sühne"1) in der Bearbeitung von Leopold Ahlsen1)
mit einem grandiosen Kammer als Jura-Student Raskolnikow auf die Bühne, man erlebte
zudem Walter Franck
als Ermittlungsrichter Porfirij, Karin Remsing1)
als Sonja Marmeladowa und, Else Ehser1) als Pfandleiherin Aljona Iwanowna.
An weiteren herausragenden Rollen sind unter anderem zu nennen der Arthur in
der deutschen Erstaufführung (05.12.1955) des Stücks "Ping-Pong"
("Le Ping Pong") von Arthur Adamov1) (Regie:
Hans Lietzau1)) und
der junge Peter van Daan1) in
der deutschsprachigen Erstaufführung (26.09.1956) des Dramas "Das
Tagebuch der Anne Frank" von Albert Hackett1)
und Frances Goodrich1), das auf dem "Tagebuch
der Anne Frank"1) basiert;
unter der Regie von Boreslaw Barlog gestaltete Johanna von Koczian die
Anne Frank1)
und Walter Franck deren Vater
Otto Frank1). 1957 inszenierte Fritz Kortner die
Shakespeare-Tragödie "Hamlet"1) mit
Erich Schellow in der Titelrolle
und besetzte Kammer als Laertes, 1958 sah man ihn als Emile Magis in "Das Ei" ("L'oeuf") von Félicien Marceau1)
in der Inszenierung von Willi Schmidt (Premiere "Schlosspark
Theater": 21.02.1958).
Kammer glänzte als Beamter Chlestakow in der Gogol-Komödie "Der
Revisor"1) (1961/62, Regie: Günther Rennert1)) ebenso
wie mit der Titelrolle in Goethes "Clavigo"1) ("Schlosspark Theater", Premiere: 17.11.1962, Regie: Willi Schmidt) Erich Schellow
gab Clavigos Freund Carlos, Karin Remsing die Marie Beaumarchais, Sibylle Gilles die Sophie Guilbert,
Kurt Buecheler
den Guilbert und Dieter Ranspach1) den Beaumarchais.
Am Wiener "Akademietheater"1) wurde er 1963
als mutterbezogener Orin-Orest in dem Eugene O'Neill1)-Drama
"Trauer
muss Elektra tragen"1) gefeiert (Regie:
Erich Neuberg1)).
Einmal mehr unter der Regie von Willi Schmidt trat Kammer bei den "Ruhrfestspielen"1) in Recklinghausen
1960 als
ehemaliger Theologiestudent Erich Spitta in der Tragikomödie "Die
Ratten"1) von Gerhart Hauptmann1) in Erscheinung.
Mit seiner legendären Darstellung eines zum Menschen
erzogenen Affen in Franz Kafkas1), von Willi Schmidt für die Berliner
"Akademie der Künste"
als Ein-Personen-Stück inszenierten "Ein Bericht für eine
Akademie"1) (Premiere: 26.09.1962)
schrieb Kammer Theatergeschichte Schmidt selbst trat als als stummer, den Affen empfangenden
Akademie-Diener auf. Der bedeutende Theaterkritiker
Friedrich Luft1)
(1911 1990) begeisterte sich in "Die Welt": "Vergleichbares ist diesem
Kritiker bisher nicht untergekommen. Kammers Darbietung ist ein extremer Schauspielakt
ohnegleichen
". DIE ZEIT (15.05.1964, Nr. 20) schrieb anlässlich
des Nachrufs auf Klaus Kammer unter anderem "Da spielte Klaus Kammer einen zum Menschenerzogenen
Affen, der auf der Höhe seiner Bildung das Äffische im Menschen bloßlegt. Eine
theatralische Verstellungskunst solcher Art ward seit dem Tode von Werner Krauß nicht mehr gesehen." Die historische Aufnahme
aus dem Jahr 1963 ist inzwischen als Audio-CD erhältlich, im Klappentext
heißt es beispielsweise: "Klaus Kammer spricht die komische, böse, verächtliche
und mit tragischer Hoffnungslosigkeit geladene Rede eines vermenschlichtes Affen vor einer Akademie. (
) Klaus Kammer
kriecht, hangelt, springt an das Pult, geführt vom befrackten Akademie-Diener.
Er entfaltet sein Manuskript. Er röchelt erst äffisch. Dann beginnt er mit gehemmter Tierstimme zu sprechen."
Auf den "Bericht für eine Akademie" folgte am gleichen Abend in der
"Akademie der Künste" Schmidts Uraufführung einer Bühnenfassung der berühmten
Kafka-Erzählung "In der Strafkolonie"1),
mit Klaus Kammer als der Offizier und Ernst Deutsch als der
Forschungsreisende sowie Lothar Höfgen (der Gefangene) und Peter Grötzsch (der Wachsoldat)
→ spiegel.de.
Kammers wenige Arbeiten vor der Kamera zeigten ebenfalls seine
außergewöhnliche Darstellungskraft, erinnerungswürdig bleibt neben
der Gestaltung des ehemaligen Häftlings Willy Kufalt in Fritz Umgelters
dreiteiligen Fallada-Verfilmung "Wer einmal aus dem Blechnapf
frisst" (1962) im Fernsehen sicherlich seine Verkörperung des Joe Bonaparte in
dem Clifford Odets-Drama "Golden
Boy"1) (1962) an der Seite von
Hildegard Knef und
René Deltgen.
Seit Anfang der 1950er Jahre hatte der Schauspieler auch sporadisch Aufgaben
in Kinoproduktionen übernommen, zeigte sich erstmals mit dem kleinen Part eines
Stallburschen in dem Rühmann-Streifen "Keine Angst vor großen Tieren"1) (1953)
auf der Leinwand. Er spielte in Geza von Cziffras
Krimi "Banditen der Autobahn"2) (1955), Helmut Käutners Zuckmayer-Adaption
"Ein
Mädchen aus Flandern"1) (1956)
sowie an der Seite von Karlheinz Böhm und
Christian Wolff in Kurt Meisels Antikriegsfilm "Kriegsgericht"1) (1959).
Zudem betätigte sich Kammer als Sprecher und stand verschiedentlich im Hörspielstudio,
eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank
gelisteten Produktionen findet man hier.
Außerdem sind etliche seiner Bühnenrollen auf Schallplatte dokumentiert.
Abbildung des DVD-Covers mit freundlicher
Genehmigung
von "Studio
Hamburg Enterprises GmbH"
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Wenige Monate nach seinem 35. Geburtstag kam Klaus Kammer am 9. Mai 1964
auf tragische
Weise zu Tode, er starb an den Folgen einer Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung.
Offiziellen Berichten zufolge war er in der Garage seines Wohnhauses in
Berlin-Zehlendorf1)
gestürzt, während der Motor seines Wagens lief. Der
Ausnahmeschauspieler hinterließ zwei Töchter; er war mit seiner
1928 geborenen Kollegin
Hilde Röhling verheiratet, die er während seines Engagements am Hamburger "Thalia Theater" kennengelernt
und mit der gemeinsam er in Georg
Kaisers1) Komödie "Kolportage" auf der Bühne
gestanden hatte.
Die letzte Ruhe fand der zum "Staatsschauspieler"
ernannte Charaktermime in einem Familiengrab auf dem Stöckener Friedhof1) in
Hannover → Foto der Grabstelle bei knerger.de
sowie Wikimedia
Commons.
Sein Nachlass, unter anderem Dokumentation seiner schauspielerischen Tätigkeit durch Rollen- und Drehbücher,
befindet sich im Archiv der Berliner "Akademie
der Künste" → Klaus-Kammer-Archiv.
Im "Hamburger Abendblatt" (11.05.1964, Nr. 108, S. 15) schrieb der
Theaterkritiker Hellmut Kotschenreuther in
einem Nachruf unter anderem: "Der Tod Klaus Kammers ist der schmerzlichste Verlust, den das deutsche Theater seit dem Tode des
jungen genialen Regisseurs Walter Henn1) erlitten hat.
Er war ein Schauspieler durchaus
singulären Ranges, ein genialer Darsteller vor allem gebrochener Charaktere. Als Wurm in Schillers
"Kabale
und Liebe"1) hatte er 1954 auf der Bühne des Hamburger
"Thalia-Theaters" gestanden; der Tod riss ihn zehn Jahre später aus der Arbeit am selben Stück:
Er sollte unter Fritz Kortners Regie die Rolle
des Ferdinand spielen. (
) Unvergleichlich die glimmende, vergrübelte Intensität, mit der Kammer die Figur des
Raskolnikoff in Ahlsens Dostojewski-Dramatisierung spielte. Die Kritik rühmte ihn als den besten
"Clavigo" und als den besten Andri in Max Frischs Schauspiel
"Andorra". Als seine genialste Leistung gilt seine Darstellung des Affen in Willi Schmidts Kafka-Bearbeitung
"Bericht für eine Akademie". (
) Aber erst jetzt, da er für immer von der Bühne abgetreten ist, wird man ganz
ermessen, wem da eigentlich der Tod das Rollenbuch aus der Hand geschlagen hat:
einem Schauspieler, den man in einem Atemzug mit Kainz1),
Matkowsky1) und
Mitterwurzer1) nennen darf; einem
Darsteller, in dem sich eine ganze Generation, nämlich die seine, wiedererkannt
hat." Und Fritz Kortner schrieb: "Mir starb ein Arbeitsgefährte
sondergleichen. Ein Arbeitsbesessener inmitten der Arbeitsentgötterung.
Ein Schwieriger, ein gegen den Strom Schwimmender, ging unter." Und Henning Rischbieter1) notierte in
"Theater heute"1)
(1964, Heft 6): "Kammer war zu einer merkwürdigen, denkwürdigen Sphärenberührung, Sphärenverschmelzung fähig: zu intellektueller
Trance. Geistigkeit, Nervosität und Sensibilität vereinigten sich in seiner Schauspielerei zum unverwechselbaren Ganzen.
Seine hochentwickelte Artistik reichte in die Bezirke des Unfaßbaren."
2003 entstand von Andreas Lewin der Dokumentarfilm "Er spielte seinen Schatten mit der Schauspieler
Klaus Kammer" → alewinfilm.de. Der Film erzählt von den Schatten- und Nachtseiten einer beispiellosen Karriere und
Begabung, rekonstruiert die Geschichte des Heranwachsens und der rücksichtslosen Selbstverwirklichung
eines Schauspielers, der zur Stunde Null in Deutschland das Spielen für sich entdeckte.
Die Beschreibung eines atemlosen Aufstiegs und jähen Falls. (Quelle: theaterkanal.de (Seite nicht mehr abrufbar))
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die
Krimihomepage) |
Kinofilme
Fernsehen
- 1954: Im sechsten Stock
(Dreiteiler nach der Komödie von Alfred Gehri (1895 1972); als Arbeiter Jojo)
- 1955: Verlorene
Söhne (als Fabrikantensohn Herbert Böhm)
- 1957: Ein besserer Herr (nach dem Lustspiel von Walter
Hasenclever; Inszenierung Berliner "Schlosspark
Theater";
Regie: Hans
Lietzau; als Fabrikantensohn Harry Compass; → weitere Besetzung
IMDb)
- 1958: Alte Möbel (nach "Miniaturen",
drei Einakter von Curt
Goetz; Inszenierung Wiener "Akademietheater";
Regie: Ulrich Bettac;
als der Besucher in dem Einakter "Die
Rache")
- 1962: Golden Boy (nach
dem Theaterstück von Clifford
Odets in der Übersetzung von Pinkas
Braun; als Joe Bonaparte)
→ Die
Krimihomepage (Spezial)
- 1962: Wer
einmal aus dem Blechnapf frisst (Dreiteiler nach dem Roman von Hans
Fallada; als Ex-Häftling Willi Kufalt)
- 1963: Ein Bericht für eine Akademie (szenische Version der Franz
Kafka-Erzählung "Ein Bericht für eine
Akademie",
aufgeführt an der Studio-Bühne der Berliner "Akademie der Künste"; Regie:
Willi Schmidt
(Klaus Kammer mit dem
Monolog des Referenten in der Maske eines Menschenaffen, Willi Schmidt als stummer, den Affen empfangenden
Akademie-Diener)
→ spiegel.de
- 1963: In der Strafkolonie (nach der Erzählung
von Franz Kafka; Uraufführung der Bühnenfassung an der Studio-Bühne
der Berliner "Akademie der Künste"; Regie: Willi Schmidt; als
der Offizier; → weitere Besetzung IMDb)
- 1964: Clavigo (nach dem gleichnamigen
Trauerspiel
von Johann Wolfgang von Goethe;
Inszenierung:
Berliner "Schlosspark Theater"; Regie:
Willi
Schmidt; als Clavigo, Archivar des Königs;
→ weitere Besetzung IMDb;
Kurzinfo: Madrid um 1770. Der talentierte junge Clavigo (Klaus Kammer) hat über seiner Arbeit
als königlicher
Archivarius und seinen ehrgeizigen Plänen seine Verlobte Marie Beaumarchais
(Karin Remsing) vergessen.
Aus Kummer über diese Vernachlässigung erkrankt Marie, ihre Schwester Sophie (Sybille Gilles) ruft deshalb den
Bruder (Dieter Ranspach)
aus Paris herbei. Beaumarchais verlangt von Clavigo, ein Schuldbekenntnis zu unterschreiben,
das er an geeigneter Stelle gegen ihn verwenden will, sollte der junge Mann nicht die Verzeihung Maries erreichen.
Das Mädchen vergibt Clavigo und alles scheint nun
in Ordnung. Da taucht Clavigos Freund Carlos (Erich
Schellow) auf
und stellt dem ehrgeizigen Archivar die Ehe mit einer schwindsüchtigen
Frau als hinderlich für Karriere und Erfolg dar.
Clavigo bricht sein Eheversprechen erneut, Marie geht an dieser Schmach zugrunde
Hauptdarsteller Klaus Kammer, für den der "Clavigo" die erste große klassische Rolle war, starb knapp einen Monat
nach der Erstausstrahlung, am 9. Mai 1964.
"Gong" 9/1964: Empfehlenswerte Aufführung des jugendlich-pathetischen Dramas, das Goethe nach den Memoiren des
französischen
Dramatikers Beaumarchais geschrieben hat. Durch Klaus Kammer und Erich Schellow wird ein Theater geboten,
das frei von jeglicher Antiquiertheit den Begriff des klassischen Spiels eindrucksvoll tragfähig macht. Die Inszenierung
von
Prof. Willi Schmidt ist ein Beweis, dass Goethes Dramen ohne Zopf und Perücke für unsere Gegenwart mit angreifender Intensität
interpretiert werden können.
Das "Hamburger Abendblatt" schrieb am 02.03.1964: Willi Schmidt (
) zeigte eine Aufführung, die (
) eher in der pathetischen
Werther-Zeit des jungen Goethe, als in unserer Gegenwart anzusiedeln bemüht schien. Klaus Kammer
(
) zeigte auf der Mattscheibe
nur ehrliche Bemühung: Das Deklamieren sprachlich hochgestochener Texte ist seine Sache nicht. Auch Karin Remsing blieb im
Stilistischen der Sprache stecken: Man hörte von ihr wie von Klaus Kammer keine echten, sondern nur gesetzte Herztöne.
Um so stärker wirkte Erich Schellows eiskalter Carlos: Er kam hier einem
Gründgens der besten Zeit sehr nahe, während
Dieter Ranspachs Beaumarchais mehr und mehr der unfreiwilligen Komik der racheschnaubenden Textstellen des jungen Goethe
zum Opfer fiel. Es wäre immerhin denkbar, dass hier das Schwarz-Weiß-Bild der Mattscheibe die Bühnenwirkung entscheidend
desillusioniert hat.
"Gong" 12/1964 schrieb in seiner Kritik: (
) Hier half die
Ausschnitt-"Technik" dem Regisseur, sein Vorhaben, das geistige
Theater sprechen zu lassen, noch besser zu verwirklichen. Klaus Kammer als Clavigo erhielt hierdurch Fülle, Erich Schellow stand
nicht so lange herum, denn wenn er nichts zu sagen hatte, war er nicht im Bild. Dieter Ranspach hatte seine großen Auftritte in
richtiger Konzentration, kurz: der "Clavigo" war gar nicht fürs Fernsehen eingerichtet, aber auf dem Bildschirm war diese
doch gute "Schloßparktheater"-Aufführung ganz gelungen. Karin Remsing als Marie war voller Liebreiz und die Melodie dieses
Stückes klang voll auf, ohne Minderung durch die zu starke Betonung der vielen Pointierungen, die Schmidt, ein Fanatiker
der Theatersprache, des Theaterhochdeutsch, immerzu von den Darstellern fordert. Ein wertvoller Abend mit Goethe)
Quelle: tvprogramme.shoutwiki.com
- 1964: Reisebekanntschaft (nach
dem Stück "The Compartment" von Johnny Speight; als
der junge Reisende)
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