Filmografie / Hörspiel
Joost Siedhoff wurde am 27. Juni 1926 als Sohn des Schauspielers und Tänzers Werner Siedhoff1) (1899 – 1976) und der Kunsthandwerkerin Alma Siedhoff-Buscher1) (1899 – 1944), die beim Weimarer Bauhaus1) arbeitete, in Dessau1) geboren; zwei Jahre später erblickte Schwester Lore das Licht der Welt. Joost Siedhoff bezeichnet sich selbst gerne als "Bauhaus-Sprössling", da auch sein Vater bei der Bauhaus-Bühne von Oskar Schlemmer1) (1888 – 1943) tätig war.
Joost Siedhoff Aufgewachsen in seiner Geburtstadt sowie im Stubaital, Potsdam und Frankfurt a.M. wurde Siedhoff während des 2. Weltkrieges als Soldat eingezogen, erst 1946 konnte der "Kriegsheimkehrer" in Offenbach sein Abitur machen. Bereits im gleichen Jahr wurde er für "Radio Frankfurt"1) verpflichtet und wirkte in verschiedenen Hörspielen mit. Über die "Studio-Bühne" der "Goethe-Universität"1) kam er dann als Charakterdarsteller zum "Fritz-Rémond-Theater im Zoo"1). Anfang der 1950er Jahre wurde der Film auf ihn aufmerksam. Gleich mit einer seiner ersten Rolle, dem Sohn Willi in den Kinofilmen "Die Familie Hesselbach", "Familie Hesselbach im Urlaub" und "Das Horoskop der Familie Hesselbach" wurde er bundesweit bekannt, so war es nur folgerichtig, dass er auch in der Hesselbach-Serie diesen Part mimte; doch nach nur 10 Folgen verließ er die Fernsehfamilie, wohl um nicht allzu sehr auf diese Figur festgelegt zu werden.
Im Verlaufe der nächsten Jahre spielte Siedhoff verschiedenste Charaktere in zahlreichen Serien und Einzelproduktionen, blieb jedoch stets dem Hörfunk und vor allem der Bühne verbunden. Bereits 1960 begann Joost Siedhoff mit dem eigenen Theaterensemble "Die Brücke", zu dem namhafte Schauspieler wie Peter Lühr, Heinz Baumann, Heinz Schubert, Erich Schellow, Judith Holzmeister oder Antje Weissgerber gehörten, weltweit mehr als 90 Länder zu bereisen, zwischen 1965 und 1976 gastierte er unter anderem an den "Münchner Kammerspielen"1), am "Bayerischen Staatsschauspiel"1) und am "Theater 44"1), wo er sein eigenes Programm "Denk ich an Deutschland" präsentierte.

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Das Berliner "Theater am Kurfürstendamm"1), das "Staatstheater Stuttgart"1), das "Düsseldorfer Schauspielhaus"1), die "Hamburger Kammerspiele"1) oder das "Prinzregententheater"1) in München waren nur einige weitere Stationen von Siedhoffs Theaterlaufbahn. An wichtigen Rollen sind unter anderem der Just in dem Lessing-Lustspiel "Minna von Barnhelm"1), der Willy Lohmann in dem Drama "Tod eines Handlungsreisenden"1) von Arthur Miller1) oder der Theobald Maske in der Komödie "Der Snob"1) von Carl Sternheim1) zu nennen.

Joost Siedhoff und Winfried Baasner in "Der Snob"
von Carl Sternheim an den "Hamburger Kammerspielen";
Inszenierung: Hanno Lunin1); Premiere: 08.04.1980
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt.  Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Joost Siedhoff und Winfried Baasner in "Der Snob"; Copyright Virginia Shue
Eindrucksvoll war auch sein Jakobowski in dem Stück "Jacobowsky und der Oberst"1) von Franz Werfel1), ebenso wie die Titelrolle in dem Shakespeare-Drama "Titus Andronicus"1) oder in jüngerer Zeit der Leiter der Heilanstalt Professor Chumley in dem Boulevard-Klassiker "Mein Freund Harvey"1) von Mary Chase1). Bei den "Salzburger Festspielen"1) war er ebenfalls vertreten, wurde 1990 und 1991 in dem von Thomas Langhoff1)  in Szene gesetzten Trauerspiel "Die Jüdin von Toledo"1) von Franz Grillparzer1) neben unter anderem Ulrich Mühe (Alphons VIII.1)), Sibylle Canonica1) (Eleonore1), seine Gemahlin), Rolf Ludwig (der Jude Isaak), Susanne Lothar (dessen Tochter Rahel1)) und Charles Brauer (Manrique, Graf von Lara) als einer der Bittsteller besetzt.
Joost Siedhoff; Foto (Quelle): Wikimedia Commons; Urheber: Udo Grimberg (Wikipedia-Benutzer Chester100): Lizenz: CC-BY-SA 3.0 de  Zu Siedhoffs Arbeiten für das Fernsehen zählten wiederholte Auftritte in beliebten Krimi-Reihen wie "Das Kriminalmuseum", "Tatort"1), "Ein Fall für zwei"1), "Die Männer vom K3"1), "Anwalt Abel"1) oder "Polizeiruf 110"1), weitere Serien waren unter anderem "Die Pawlaks" (1982), "Hallo, Onkel Doc!"1) (1994) und "Bei uns daheim" (1996), 1997 spielte er in dem Dauerbrenner "Lindenstraße"1) einge Episoden lang den Pastor Traube. Man erlebte Siefhoff in erfolgreichen TV-Spielen wie den Mehrteilern "Der Winter, der ein Sommer war" (1976) und "Timm Thaler" (1979), Rainer Wolffhardt1) besetzte ihn in der hessischen Komödie "Die Sache ist gelaufen" (1985) neben Uwe Ochsenknecht1), in der Satire "Der Kleine Dachschaden"1) (1998) zeigte er sich neben Uwe Friedrichsen und Gaby Dohm, in der amüsanten Geschichte "Walli, die Eisfrau"2) (1998) stand er mit Claudine Wilde1) und Stefan Kurt1) vor der Kamera. Zu seinen jüngeren TV-Rollen zählte die des Kommissar Frederich in dem Krimi1) "Sperling und der stumme Schrei"1) (2002) aus der Reihe "Sperling"1) mit Dieter Pfaff in der Titelrolle des Polizisten Hans Sperlingsowie der ehemalige SS-Mann Siegfried Mahlmann in der "Tatort"-Folge "Verraten und verkauft"1) (2004).

Foto (Quelle): Wikimedia Commons
Urheber: Udo Grimberg (Wikipedia-Benutzer Chester100)
Lizenz: CC-BY-SA 3.0 de

Anfang Oktober 2007 glänzte Siedhoff in der turbulenten Familienkomödie "Der Mustervater 2 – Opa allein zu Haus"3) und zeigte nicht nur mit der Figur des Opa Hubert, dass er noch lange nicht zum "alten Eisen" gehörte. Authentisch verkörperte er den halsstarrigen, pensionierten ehemaligen Lateinlehrer Hubert Herrlich, der nach dem Tod seiner Frau zu seinem Sohn Stefan Herrlich (Walter Sittler1)) zieht und das eingespielte Familienleben bzw. Stefans Ehefrau (Claudia Michelsen1)) und die drei Enkelkindern ganz schön durcheinander bringt. Es folgten Auftritte in Fernsehspielen wie "Das Glück am Horizont"1) (2008) oder "Ich trag dich bis ans Ende der Welt"1) (2010), in den Serien "Doktor Martin"1) (2009), "Unser Charly"1) (2008/10) und "SOKO Köln"1) (2010) übernahm er ebenfalls Gastrollen. Man sah Siedhoff am 6. Dezember 2010 als Mordopfer Felix van Gelden in dem ZDF-Krimi "Mörderischer Besuch"3) zusammen mit Heiner Lauterbach als Jerusalemer Chefinspektor Michael Ochajon sowie als Opa Heinrich in der Episode "Hamburg – Paris und zurück"4) (EA: 21.02.2011) aus dem Dauerbrenner "Großstadtrevier"1). Zuletzt übernahm Siedhoff eine Nebenrolle als spanischer Hotelbesitzer in dem ZDF-Melodram "Beste Freundinnen"3) (EA: 03.11.2013) mit Lena Stolze1) und Ulrike Kriener1) → Übersicht TV-Produktionen.

Foto mit freundlicher Genehmigung der Agentur "Siewert und Knittel"
bzw. des Fotografen David Cuenca (www.david-cuenca.com)
© David Cuenca

Joost Siedhoff 01; Foto mit freundlicher Genehmigung der Agentur Siewert und Knittel bzw. des Fotografen David Cuenca
Joost Siedhoff 02; Foto mit freundlicher Genehmigung der Agentur Siewert und Knittel bzw. des Fotografen David Cuenca Verschiedentlich trat Siedhoff mit kleineren Aufgaben in internationalen Kinoproduktionen in Erscheinung, so in Bille Augusts1) Kassenschlager "Das Geisterhaus"1) (1993, "The House of the Spirits") nach dem gleichnamigen Roman1) von Isabel Allende1) mit Jeremy Irons1), Meryl Streep1) und Glenn Close1). In Benjamin Ross' rabenschwarzer Komödie "Das Handbuch des jungen Giftmischers"1) (1995, "The Young Poisoner's Handbook") und Julio Medems1) Lovestory "Die Liebenden des Polarkreises"1) (1999, "Los Amantes del Circulo Polar") gehörte er ebenso zur Besetzung wie in Eric Tills1) opulentem Filmepos "Luther"1) (2003) mit Joseph Fiennes1) als Reformator Martin Luther1) sowie in Till Franzens1) poetischem Debütwerk "Die blaue Grenze"1) (2005). In den letzten Jahren war Siedhoff in dem Horrorstreifen "Virus Undead"1) (2008) zu sehen, spielte die männliche Hauptrolle des Friedrich in dem Kurzfilm "Ach Luise" (2008), mit dem Regisseurin Irene Graef die Alzheimer-Krankheit thematisiert, sowie die des Werner Schlömerkemper in dem Kurzfilm "Die Berliner Mauer" (2009, "The Berlin Wall") des britischen Regisseurs Paul Cotter. Mit der tragenden Rolle des alten Ephraim Weitzmann überzeugte Siedhoff in der Satire "Der Kuckuck und der Esel"5) von Regisseur Andreas Arnstedt1). Die Dreharbeiten begannen Anfang Mai 2013, seine Uraufführung erlebte die mit schwarzem Humor erzählte Geschichte bei den "48. Internationalen Hofer Filmtagen"1) am 22. Oktober 2014.
Die Produktion wurde einen Tag später mit dem von "Bavaria Film"1), "Bayerischem Rundfunk"1) und der "DZ Bank"1) gestifteten und verliehenen "Förderpreis Neues Deutsches Kino"1) ausgezeichnet; mehr bei  www.br.de → Übersicht Kinofilme.
    
Foto mit freundlicher Genehmigung der Agentur "Siewert und Knittel"
bzw. des Fotografen David Cuenca (www.david-cuenca.com); © David Cuenca
Dem Hörfunk blieb Siedhoff stets verbunden, bereits am 17. September 1949 startete der "Hessische Rundfunk"1) mit der Folge "Hesselbachs ihrn Hausschlüssel" die Hörspiel-Reihe um die legendäre "Familie Hesselbach"1), in der Siedhoff viele Folgen lang bis 1956 den Sohn Willi Hesselbach sprach → mehr bei babbahesselbach.de. Der Schauspieler stand zudem für etliche weitere Produktionen vor dem Mikrofon, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Stücke findet man hier. "Außerdem produzierte er Hörspiele und hielt die Erinnerung an Leben und Werk seiner Mutter Alma Siedhoff-Buscher1) wach, die beim "Bauhaus"1) als Innenarchitektin arbeitete und für die "Bauhaus"-Kindermöbel und -Spielzeuge verantwortlich war." notiert Wikipedia.
 
Ab Mitte der 2010er Jahre zog sich Siedhoff altersbedingt ins Privatleben zurück. Er starb am 28. Juni 2022 – einen Tag nach seinem 96. Geburtstag.
Der populäre Künstler lebte im brandenburgischen Rehbrücke1), einem Ortsteil von Nuthetal1) (Landkreis Potsdam-Mittelmark); seit 1979 war er mit der Schauspielerin Ebba Reiter verheiratet → Artikel vom 27.06.2011 bei www.pnn.de.
Siehe auch Wikipedia
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmdienst.de, 3)  tittelbach.tv, 4)) fernsehserien.de, 5) filmportal.de
   
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), filmportal.de, Die Krimihomepage,
fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de, prisma.de, tittelbach.tv)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, tls.theaterwissenschaft.ch)
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