In jüngerer Zeit konnte man Stetter bei dem "Festspiel der Deutschen Sprache"1) am 10. September 2010 im "Goethe-Theater" Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) erleben. Unter der Schirmherrschaft des damaligen Ministerpräsidenten des Landes Sachsen–Anhalt Prof. Dr. Wolfgang Böhmer1) fand diese Veranstaltung dort zum 5. Mal statt. Das "Festspiel der deutschen Sprache" wurde erstmals 2006 von der Kammersängerin Prof. Edda Moser1) ins Leben gerufen. Sie ist bis heute die künstlerische Leiterin des Festspiels. "Seit 2007 findet diese Veranstaltung traditionell im "Goethe-Theater"1) Bad Lauchstädt statt, wo sich einmal im Jahr Schauspieler und Autoren treffen, um die deutsche Sprache zu feiern, ihre Eigenart und ihre Schönheit zu genießen und zugleich ihrer Banalisierung entgegenzuwirken." hieß es auf der Webseite des Theaters. Im ersten Programmteil wurden Lyrik und Prosa von Goethe, Rainer Maria Rilke, Botho Strauss, Karoline von Günderode, Joseph von Eichendorff und Börris von Münchhausen präsentiert. Der zweite Teil bestand aus Szenen aus Friedrich Schillers Drama "Kabale und Liebe"1), Hans Stetter interpretierte den Präsident von Walter, Sebastian Koch1) den Ferdinand, Ernst Jacobi den Stadtmusikus Miller, Axel Milberg1) den Sekretär Wurm, Gudrun Landgrebe1) die Lady Milford und Pauline Knof1) die Luise. Die Vorstellung war ausverkauft, der MDR übertrug die Veranstaltung live auf einer Großbildleinwand vor dem Theater; als Hörbuch ist die "hohe Kunst der Interpretation" inzwischen auf CD verfügbar. Auch 2011 konnte das "Festspiel der Deutschen Sprache" wieder mit einer wunderbaren Aufführung bzw. prominenten Besetzung aufwarten, am 9. September 2011 hob sich vor hochkarätigen Gästen im "Goethe-Theater" Bad Lauchstädt der Vorhang zu einer szenischen Lesung von Goethes Drama "Faust, der Tragödie erster Teil"1). Zusammen mit Hans Stetter (Zueignung/Geist) begeisterten in der von dem Film- und Fernsehregisseur Michael Knof1) erarbeiteten "Lesefassung für sieben Schauspieler" allen voran Burghart Klaußner als Faust und Ulrich Matthes1) als Mephistopheles, weiterhin erlebte man Katharina Thalbach1) (Marthe Schwerdtlein/Hexe/Lieschen/Die Schöne/Die Alte), Pauline Knof (Margarethe), Ernst Jacobi (Herrgott/Wagner) und Markus Meyer1) (Schüler/Valentin). Lange anhaltender Beifall und "standing ovations" waren der Lohn für die exzellente Darbietung dieser hervorragenden Schauspielerriege, die "Mitteldeutsche Zeitung" notierte unter anderem "Die Zuhörer, darunter neben dem Ministerpräsidenten Haseloff1) auch sein Vorgänger und Parteifreund Wolfgang Böhmer, der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher1) (FDP) sowie wenigstens das halbe Landeskabinett Sachsen-Anhalts, sind, wie stets zum "Festspiel der deutschen Sprache", reich belohnt worden für das Sitzen auf Lauchstädts historisch harten Bänken." Der "Mitteldeutsche Rundfunk" (MDR) strahlte am 11. September 2011 von 22:10 Uhr bis 22:40 Uhr eine Zusammenfassung aus, das Hörbuch ist im Juni 2012 bei "Lübbe Audio" erschienen. 2012 gehörte Stetter erneut zum Ensemble des "Festspiels der Deutschen Sprache", diesmal stand am 14. September 2012 eine szenische Lesung von Lessings "Nathan der Weise"1) auf dem Spielplan, in dem Stetter als Klosterbruder in Erscheinung trat. Mit Künstlern wie Christian Grashof (Nathan), Anna Thalbach1) (Recha), Katharina Thalbach (Daja), Elisabeth Trissenaar1) (Sittah) oder Hermann Beyer (Patriarch von Jerusalem) war auch diese Aufführung wieder prominent besetzt. Am 6. September 2013 gelangte Rolf Hochhuths1), eigens für das Festspiel geschriebene szenische Lesung in drei Akten "Neun Nonnen fliehen" zur Uraufführung, in der Stetter unter anderem zusammen mit Caroline Beil1) (Katharina von Bora1)), Dominique Horwitz1) (Martin Luther1)), Uwe Bohm1) (Lucas Cranach der Ältere1)) und Anna Thalbach (Nonne Sophie) unter der Regie von Albert Lang im Beisein des Autors sowie auch weiterer prominenter Gäste den Abend in Bad Lauchstädt gestaltete. Der Titel "Neun Nonnen fliehen" bezieht sich direkt auf Katharina von Bora, die gemeinsam mit anderen Nonnen aus dem Kloster Marienthron im sächsischen Nimbschen entwichen und nach Wittenberg zu Martin Luther geflohen war. Das sparsam eingesetzte Bühnenbild verband Bilder des Malers Lucas Cranach des Älteren mit den Texten, in denen die geflohenen Nonnen etwa im 1. Akt sehr offen über Sex und Sinnlichkeit sprachen. Die Flucht der Zisterzienserinnen definierte Hochhuth als "die erste weibliche Revolution, mindestens in Deutschland!" → Quelle: www.welt.de. Stetter hatte den Part des Sprechers/Kommentators übernommen, der dem Publikum die historischen Zusammenhänge bzw. die Handlung näher brachte → Verein Deutsche Sprache. Auch diese Lesung, welche am 8. September 2014 wiederholt wurde, ist seit Mitte Juli 2014 als Hörbuch auf CD im Handel erhältlich ("Festspiel der deutschen Sprache Vol. 8: 9 Nonnen fliehen"). Seit Anfang der 1950er Jahre war der Charaktermime auch bei der DEFA1) so wie beim "Deutschen Fernsehfunk"1) (DFF) aktiv, wo er in Kino- und Fernsehproduktionen prägnante Rollen spielte. Sein Leinwanddebüt gab er mit einem kleinen Part in Gustav von Wangenheims Arbeiterfilm über den kalten Krieg "Gefährliche Fracht"2) (1954), es folgte "Hotelboy Ed Martin"3) (1955), inszeniert von Ernst Kahler und Karl-Heinz Bieber nach dem Schauspiel "Merry Go Round" von Hollywood-Autor Albert Maltz1), mit der Figur des Collius an der Seite von Ulrich Thein in der Titelrolle. In dem von Carl Balhaus in Szene gesetzten antifaschistischen Streifen "Damals in Paris"3) (1956) trat er als Franzose Denis in Erscheinung, mimte erneut unter der Regie von Carl Balhaus den Baron Rödern in "Nur eine Frau"1) (1958), einem biografischen Film über die Frauenrechtlerin Luise Otto-Peters1) (1819 1895) (dargestellt von Karla Runkehl), nach dem gleichnamigen Roman von Hedda Zinner1). Weitere Auftritte hatte Stetter in den DEFA-Produktionen "Die Schönste"1) (1957) und dem historischen Künstlerportrait "Tilman Riemenschneider"3) (1958) über den berühmten Bildschnitzer und Kunstmeister Tilman Riemenschneider1) (1460 1531) mit Emil Stöhr1) in der Hauptrolle.
Stetter, seit 1989 in zweiter Ehe mit Schauspielerkollegin Monika Lundi1) verheiratet, lebte in München; dort starb er am 29. Januar 2019 im Alter von 91 Jahren. Im Rahmen der intimen Trauerfeier in den Räumen der "AETAS Lebens-und Trauerkultur" am Münchener Westfriedhof1) nahmen am 14. Februar 2019 neben der Familie engste Freunde und Kollegen Abschied von dem Charakterdarsteller. Zu den Trauergästen zählten unter anderem Klaus Maria Brandauer, der zusammen mit Stetter für sein Regiedebüt "Georg Elser Einer aus Deutschland"1) (1989) vor der Kamera gestanden hatte, sowie Miroslav Nemec1) und Rita Russek1) → Todesanzeige. |
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