1983 brillierte sie einmal mehr an der Seite Rehbergs (Titelrolle) mit der Figur der Arzttochter Hilde Wangel in Peter Zadeks1) Inszenierung des Ibsen-Stückes "Baumeister Solness"1) und wurde für ihre darstellerische Leistung von der Zeitschrift "Theater heute"1) zur "Schauspielerin des Jahres 1983"1) gekürt → Theatertreffen 1984. Über diese Aufführung schrieb der Theaterkritiker C. Bernd Sucher1) unter anderem in der "Süddeutschen Zeitung" (25.04.1983): "Solche Abende sind selten geworden, an denen wir Zeuge werden, daß Schauspielkunst nicht Textgestaltung unter Zuhilfenahme der Gliedmaßen und Gesichtsmuskeln ist. Selten sonst erleben wir wie bei Hans-Michael Rehberg, Annemarie Düringer und Barbara Sukowa, daß Spannung entsteht, weil der Körper früher als der kontrollierende, vorsichtige Verstand Wünsche, Leid und Hoffnungen ungestüm und eben doch als zu verheimlichendes Zeichen scheu offenbart. Wieviel diese drei Schauspieler über die Menschen, die sie darstellen, verraten, während sie schweigen; welche Erregung in ihren Blicken funkelt, welche Gereiztheit unter der erzwungenen Gelassenheit lodert; welche Gespanntheit mit Entspannung vortäuschenden Haltungen gebändigt wird, ist ungeheuer."*) Es folgten Gastspielreisen in die Niederlande und nach Italien, im November 1986 gehörte sie am Pariser "Théatre du Châtelet" neben Milva (Seeräuber-Jenny), Michael Heltau (Mackie Messer) und Yves Robert1) (Mr. Peachum) als Polly Peachum zum Staraufgebot von Giorgio Strehlers1) berühmten Inszenierung der Brecht/Weill'schen "Dreigroschenoper"1). Erste Erfahrungen vor der Kamera sammelte Barbara Sukowa seit Mitte der 1970er Jahre mit einer Episodenrolle in der TV-Serie "Unter Ausschluß der Öffentlichkeit" (1974) oder mit dem von Gabi Kubach1) inszenierten Science-Fiction-Film "Verkaufte Träume" (1977). Nach sporadischen Auftritten in Fernsehspielen unter anderem als Amalie Friedländer1) in dem zweiteiligen Dokumentarspiel "Heinrich Heine" (1978) mit Christoph Bantzer1) in der Titelrolle des Dichters Heinrich Heine1) erlangte die Schauspielerin in der von Rainer Werner Fassbinder1) in Szene gesetzten mehrteiligen Döblin-Verfilmung "Berlin Alexanderplatz" (1980) enorme Beachtung: Neben Günter Lamprecht als Franz Biberkopf mimte sie grandios dessen Geliebte, die junge Emilie "Mieze" Kasunke, und beeindruckte mit ihrem starken Spiel Zuschauer und Kritik der vom Verband der Film- und Fernsehregisseure e.V. verliehene "Deutsche Darstellerpreis"1) als "Beste Nachwuchsdarstellerin" war 1981 der Lohn. Aufgrund des großen Erfolges besetzte Fassbinder sie mit der weiblichen Hauptrolle der Kleinstadt-Prostituierten in "Lola"1) (1981) als Partnerin renommierter Schauspielerkollegen Armin Mueller-Stahl, der in "Lola" sein westdeutsches Leinwanddebüt gab, machte als anfänglich unbestechlich-moralischer Baudezernent Herr von Bohm von sich reden, Mario Adorf als dessen Gegenspieler, dem korrupten Baulöwen Schuckert. In dem Terrorismus-Drama "Die bleierne Zeit"1) (1981) von Margarethe von Trotta glänzte sie wenig später neben Jutta Lampe1) und Rüdiger Vogler mit der Hauptrolle der Terroristin Marianne. Für beide Filme erhielt Barbara Sukowa 1982 das "Filmband in Gold"1) (Bundesfilmpreis) für die "Beste weibliche Hauptrolle" sowie für "Die Bleierne Zeit" den "Darstellerpreis" ("Goldener Phoenix") auf der "Biennale"1) in Venedig. Die wandlungsfähige Charakterschauspielerin empfahl sich mit ihrem subtilen Spiel bzw. ihrer Ausstrahlungskraft für differenziert-komplexe Frauenportraits, "ob als Intellektuelle, Kämpferin oder sinnliche Verführerin die Frauen der Barbara Sukowa enthalten immer das gewisse Etwas, das ihre weiblichen Heldinnen besonders werden lässt." notiert www.film-zeit.de. In den kommenden Jahrzehnten sollte sie wiederholt für Margarethe von Trotta1) vor der Kamera stehen, so als Protagonistin über das Leben der deutsch-polnischen Sozialistin Rosa Luxemburg1) in dem gleichnamigen, mehrfach ausgezeichneten Autorenfilm1) aus dem Jahre 1986, welcher der Sukowa den "Darstellerpreis"1) ("Goldene Palme") der Filmfestspiele von Cannes sowie erneut ein "Filmband in Gold" einbrachte. In dem Drama "Die Rückkehr"2) (1990, L'africana) war sie eine von ihrem Freund betrogene junge Ärztin, zusammen mit Barbara Auer1) und Stefan Kurt1) zeigte sie sich in dem für das Fernsehen inszenierten Stasi-Drama "Die andere Frau"3) (2004).
Barbara Sukowa weiß ihre filmischen Aktivitäten wohl zu dosieren und erntet daher umso mehr Aufmerksamkeit, wenn sie sich in Kino- oder Fernsehproduktionen mit tragenden Rollen präsentiert. So hinterließ sie beispielsweise neben Josef Bierbichler nachhaltigen Eindruck als Mutter in Hans Steinbichlers Voralpentragödie "Hierankl"1) (2003), überzeugte als in die Jahre gekommene Imbissbudenbesitzerin bzw. "Trümmerfrau" Lena Brücker, die in der Verfilmung des Uwe-Timm-Bestsellers "Die Entdeckung der Currywurst"1) (2008) den Marinesoldaten Hermann (Alexander Khuon1)) bis zum Ende des Krieges in ihrer Wohnung versteckt und in der Liebesbeziehung mit dem wesentlich jüngeren Mann sichtlich auflebt. Eine glaubwürdige Darstellung lieferte sie auch als Juristin Katharina Dänert und Filmehefrau von Götz George in dem von Andreas Kleinert für das Fernsehen realisierten Krimi-Drama "Nacht ohne Morgen"3) (2011) ab. Seit Anfang März 2014 drehte Regisseurin Margarethe von Trotta1) in Düsseldorf den Kinofilm "Die abhandene Welt"1). Barbara Sukowa spielte in diesem Familiendrama die Opersängern Caterina Fabiani, "die eine ungeahnte Wendung in das Leben von Paul Kronberger (Matthias Habich) und seiner Tochter Sophie (Katja Riemann1)) bringt" konnte man bei filmstiftung.de lesen. Die Uraufführung dieser "sehr persönlich geprägten Familiengeschichte über zwei Frauen, die entdecken, dass sie Schwestern sind" (Quelle www.kino.de) fand am 13. Februar 2015 im Rahmen der "Berlinale"1) statt, allgemeiner Kinostart war der 7. Mai 2015; weitere Infos bzw. FBW-Bewertung bei spielfilm.de. Maria Schrader1) realisierte den preisgekrönten Spielfilm "Vor der Morgenröte" (2016) und erzählt in sechs Episoden die letzten Lebensjahre des von Josef Hader dargestellten Schriftstellers Stefan Zweig1) von 1936 bis zum gemeinsamen Suizid mit seiner zweiten Ehefrau Charlotte (Aenne Schwarz1)) am 23. Februar 1942 Barbara Sukowa hatte die Rolle von Zweigs ersten Ehefrau Friderike Zweig1) übernommen und war beim "Deutschen Filmpreis 2016"1) für die "Beste weibliche Nebenrolle" nominiert worden, unterlag jedoch Laura Tonke1) ("Mängelexemplar"1)). Weitere Leinwandauftritte hatte Barbara Sukowa als Untersuchungsbeamtin in dem US-amerikanischen Action- und Agentenfilm "Atomic Blonde"1) (2017) und als Peggy in dem Streifen "Native Son"1) (2019) nach dem gleichnamigen Roman1) von Richard Wright1). Der Jugendfilm "Rocca verändert die Welt"1), eine moderne Pippi-Langstrumpf-Geschichte um ein von Luna Marie Maxeiner dargestelltes mutiges Mädchen, kam am 14. März 2019 in die deutschen Kinos Barbara Sukowa mimt hier Roccas grießgrämige Großmutter Dodo. Bei der 69. Verleihung des "Deutschen Filmpreises"1) ("Lola") am 3. Mai 2019 im Berliner "Palais am Funkturm" wurde die Produktion in der Kategorie "Bester Kinderfilm"1) mit der "Lola" ausgezeichnet. Erwähnt werden sollte ihre Mitwirkung in der US-amerikanischen Science-Fiction-Serie "12 Monkeys"1), die seit dem 16. Januar 2015 beim US-amerikanischen Sender "Syfy"1) ausgestrahlt wurde und in der sie die starrköpfige Physikerin Dr. Katarina Jones mimte, Erfinderin und Betreiberin der Zeitmaschine; die deutsche Erststausstrahlung erfolgte seit 3. August 2016 beim RTL-Spartensender "Nitro"1). Die Premiere der Rentner-Komödie "Enkel für Anfänger"1) von Regisseur Wolfgang Groos1) mit dem kinderlosen Leih-Oma/Opa-Trio Karin (Maren Kroymann1)), Gerhard (Heiner Lauterbach) und Philippa (Barbara Sukowa) war am 26. Januar 2020 in der Essener "Lichtburg"1). Die drei Senioren "wollen der Langeweile ihres Alltags entfliehen. Weil sie auf "typische" Senioren-Aktivitäten wie Nordic Walking keine Lust haben, lassen sich die kinder- und enkellosen Karin und Gerhard von Philippa dazu überreden, sich auf der Suche nach neuen Herausforderungen als Leih-Oma und -Opa anzubieten." kann man bei filmstarts.de lesen. Premiere war am 26. Januar 2020 in der Essener "Lichtburg"1), der Kinostart in Deutschland und Österreich erfolgte am 6. Februar 2020. Mit "Enkel für Fortgeschrittene"2) ging die vergnügliche Geschichte um das Leih-Oma/Opa-Trio in eine nächste Runde (Kinostart: 07.09.2023). Bereits im April 2023 gelangte die US-Produktion bzw. das von Ben Affleck1) mit sich selbst in der Rolle des "Nike"1)-Gründers Phil Knight1) in Szene gesetzte Drama "Air: Der große Wurf"1) ("Air") in die Kinos, in dem Barbarsa Sukowa die Unternehmerin Käthe Dassler1) (1917 1984) verkörperte, Ehefrau bzw. Witwe des Gründers des Sportartikelherstellers "Adidas"1), Adi Dassler1) (1900 1978) und Mutter des von Gustaf Skarsgård1) dargestellten Horst Dassler1) (1936 1987). "Der Film zeigt die Vertragsverhandlungen des US-amerikanischen Sportbekleidungsunternehmens "Nike" mit den Agenten und den Eltern des NBA-Superstars Michael Jordan1) als möglicher Werbeträger des Unternehmens im Jahr 1984 bis hin zum Verkaufsstart der nach dem Basketballspieler benannten "Air-Jordan"-Schuhe, durch den "Nike" zum Weltkonzern aufstieg." notiert Wikipedia. Die im September 2022 erstmals beim "Toronto International Film Festival"1) gezeigte und von Mary Harron1) in Szene gesetzte Filmbiografie "Dalíland"1) konnten sich die deutschen Kinogänger erst ein Jahr später ab September 2023 ansehen. In dieser US-amerikanisch-britischen Produktion verkörprte Ben Kingsley den berühmten, surrealistischen spanischen Maler Salvador Dalí1), Barbara Sukowa dessen nicht minder berühmte Muse und Ehefrau Gala Éluard Dalí1). So schrieb unter anderem Pete Hammond von Deadline.com, Ben Kingsley könne als Schauspieler wirklich nichts falsch machen, selbst wenn ihn mal der Stoff eines Films im Stich lasse, und so sei er auch in "Dalíland" in der Rolle von Salvador Dalí beeindruckend. Außerdem fange Barbara Sukowa seine Ehefrau Gala mit all ihrer Widersprüchlichkeit ein." (Quelle: Wikipedia) Und in dem Artikel bei www.ndr.de wird vermerkt: "Barbara Sukowa als herrische Gala hat eine enorme Präsenz, und die Dynamik der Beziehung wird sehr deutlich. Nur am Rande geht es um das Thema Geld und Kunst sowie Fälschungen, und diese angerissenen Aspekte wirken wie ein Fremdkörper in diesem Film, der ansonsten gewissermaßen etwas vor sich hin schlendert." Nach längerer Pause konnte man Barbara Sukowa 2023 in einer deutschsprachigen TV-Produktion auf dem Bildschirm erleben: Im Auftrag der "European Alliance"1) unter Federführung des ZDF1) entstand mit "Der Schwarm"1) die aufwendige Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers1) von Frank Schätzing1). In diesem Science-Fiction-Thriller thematisiert der Autor eine existenzielle Bedrohung der Menschheit durch eine unbekannte, intelligente maritime Lebensform. Neben einem internationalen Schauspieler-Ensemble wie Leonie Benesch1), Cécile de France1), Alexander Karim1), Takuya Kimura1), Franziska Weisz1) oder Oliver Masucci1) überzeugte Barbara Sukowa als die Wisenschaftlerin Katherina Lehmann, Instituts-Leiterin und Professorin für Meeresgeologie. Tittelbach.tv notiert: "Angesichts der erheblichen Menge an entsprechend kostspieligen visuellen Effekten war mutmaßlich kein Geld mehr da, um internationale Topstars zu verpflichten, was sich jedoch nicht als Nachteil entpuppt, zumal von deutschsprachiger Seite Barbara Sukowa (als strenge Professorin fü Meeresgeologie), Franziska Weisz (als Ärztin) und Oliver Masucci (als Kapitän des Forschungsschiffs) in wichtigen Rollen mitwirken." Die Uraufführung der ersten drei Folgen dieser vielbeachtete Produktion erfolgte am 19. Februar 2023 im Rahmen der "73. Berlinale"1), seit 22. Februar 2023 war die Miniserie in der "ZDFmediathek" abrufbar und wurde dann vom 6. bis 9. März 2023 in vier Doppelfolgen zur Hauptsendezeit im ZDF ausgestrahlt; siehe auch deutsches-filmhaus.de → Übersicht Filmografie.
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Mit Longo gründete sie die Rockband
"Barbara Sukowa & The X-Patsys" und
brachte im Frühjahr 2010 mit "Devouring Time" ihr erstes Album heraus, welches vom
"Preis der Deutschen Schallplattenkritik"1) als eine der künstlerisch herausragenden Neuveröffentlichungen
des Tonträgermarktes beurteilt und in die
"Bestenliste 3/2010" aufgenommen wurde. Die Lieder über Liebe und Tod
unter anderem mit Texten von William Shakespeare, Andreas Gryphius und Heinrich Heine
präsentierte die Band am 24. Oktober 2010 im Bremer "Kulturzentrum
Schlachthof"1) sowie am darauffolgenden Tag in der "Berliner Staatsoper"1)
an deren Ausweich-Spielort im "Schillertheater"1). Eher selten zieht es Barbara Sukowa auf die Theaterbühne zurück, so glänzte sie nach rund zwei Jahrzehnten bei den "Salzburger Festspielen" im August 2007 in Heiner Müllers Zweipersonenstück "Quartett"1) (Regie: Barbara Frey1)) als Marquise de Merteuil neben Jeroen Willems1), der Merteuils ehemaligen Geliebten Vicomte de Valmont gestaltete. "Im Zusammenspiel sitzt jede ihrer Pointen, jeder Untergriff wird mit elementarer Kraft ausgeteilt, ganz gleich, ob sie nun Hose oder Rock zur Schau trägt. Sie erfüllt die Merteuil trotz der Kürze des Textes eine der großen Frauenrollen mit jeder Faser." konnte man in der FAZ (13.08.2007) lesen.*) Sukowas eindrückliches Spiel wurde 2007 mit einer Nominierung für den "Nestroy-Theaterpreis"1) in der Kategorie "Beste Schauspielerin" gewürdigt, sie musste jedoch Sylvie Rohrer1) den Vortritt lassen → Übersicht (Auszug) Auszeichnungen. Barbara Sukowa zählt zu den wenigen deutschsprachigen Schauspielerinnen, die es auch international zu hohem Ansehen gebracht haben. Dass zudem ihre Meinung gefragt ist, beweist ihre Berufung in die Wettbewerbsjury der "62. Internationalen Filmfestspiele"1) von Berlin im Februar 2012. 2007 entstand von Hilka Sinning die rund 45-minütige Dokumentation "Barbara Sukowa Mein Leben" mit dem Untertitel "Porträt einer Frau, die sich immer wieder neu erfindet", nachgezeichnet wurden die wichtigen und vielfältigen Stationen im bisherigen Künstlerleben dieser ungewöhnlichen, vielseitigen Persönlichkeit. |
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Quellen (unter anderem):
Henschel Theaterlexikon"*), Wikipedia prisma.de, deutsches-filmhaus.de Siehe auch filmportal.de sowie den Artikel zum 60. Geburtstag bei www.faz.net Webpräsenz: www.barbarasukowa.com/ |
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*) Henschel
Theaterlexikon (Hrsg. C. Bernd Sucher; Henschel Verlag, 2010, S. 851/852) Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) prisma.de |
Stand: September 2023 | |||||||||||
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