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Die deutsche Koloratursopranistin Rita Streich wurde am
18. Dezember 1920 im westsibirischen Barnaul1) bei Nowosibirsk
geboren. Ihr
Vater Bruno (1895 nach 1960) war dort als Kriegsgefangener in einem Lager interniert gewesen,
hatte später die Russin Veja Alexejewa (1898 nach 1960)
geheiratet; noch während ihrer Kindheit kehrte der
Vater mit seiner Familie nach Deutschland zurück, lebte zunächst in
Essen, später in Jena. Rita Streich ließ ihre Stimme in Berlin
und Ausburg ausbilden, zu ihren Lehrern zählten die bedeutenden Koloratursopranistinnen
Erna Berger
(1900 1990) und Maria Ivogün
(1891 1987) sowie der Bariton Willi Domgraf-Fassbaender
(1897 1978). Rita Streichs Gesangskarriere begann 1943 mit
der Partie der Zerbinetta in der Oper "Ariadne auf Naxos"1) von Richard Strauss
am Stadttheater im böhmischen Aussig1)
(heute Ústí nad Labem, Tschechien).
1946 erhielt Rita Streich ein Engagement an die "Berliner Staatsoper"1) und verzeichnete dort
erste Erfolge beispielsweise mit der Olympia in Jacques Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen"1)
oder als Zofe Blonde in Mozarts "Die Entführung aus dem Serail"1).
1950 wechselte sie in Berlin von der "Staatsoper" zur "Städtischen
Oper"1), 1952 nach Wien an an die "Staatsoper"1). Ein Jahr zuvor war sie erstmals bei den
"Bayreuther Festspielen"1)
aufgetreten und hatte als Stimme des Waldvogels in Wagners "Siegfried"1)
die Aufmerksamkeit der Fachwelt erregt. Der Durchbruch gelang Rita Streich 1956 bei
den "Salzburger Festspielen"1), wo sie an der Seite von Cesare Siepi1)
(1923 2010) in Mozarts
"Don Giovanni"1)
als Zerlina brillierte;
seither trat sie regelmäßig mit großem Erfolg bei den "Salzburger Festspielen"
auf.
Foto: Streich als Olympia in "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach
im April 1946 an der "Deutschen Staatsoper", Berlin
Quelle: Deutsche Fotothek,
(file: df
_pk 0000063 009)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Urheber: Abraham Pisarek
(19011983; Link Wikipedia)
Datierung: 1946.04 / Lizenz CC-BY-SA
3.0.
Genehmigung der Deutschen Fotothek zur Veröffentlichung innerhalb
dieser Webpräsenz wurde am 12.11.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung:
Wikimedia
Commons bzw. Wikipedia |
Rita Streich avancierte zu einer international gefragten Sängerin, gab Gastspiele an der
Mailänder "Scala"1), dem Londoner "Royal
Opera House"1),
der "Lyric
Opera of Chicago"1) und auch den Festspielen von
Aix-en-Provence1) sowie von
Glyndebourne1)
verlieh sie mit ihrer kristallklaren Stimme Glanz.
Eine Tournee durch die USA führte sie 1957 an viele bedeutende
amerikanische Bühnen, wo sie vom Publikum auch als einfühlsame Liedsängerin
mit Werken beispielsweise von Franz Schubert1),
Robert Schumann1),
Johannes Brahms1) oder
Hugo Wolf1)
gefeiert wurde. Die
Mozart-Interpretin begeisterte beispielsweise als Königin der Nacht in "Die
Zauberflöte"1) oder mit der weiblichen Titelrolle in
"Bastien und Bastienne"1), zu ihrem weiteren Repertoire zählte
unter anderem ein eindrucksvolles Ännchen in Carl Maria von Webers
"Der Freischütz"1), die Titelpartie in
E. T. A. Hoffmanns
"Undine"1), die
Musetta in Puccinis "La Bohčme"1),
aber auch die Adele in der Operette "Die Fledermaus"1) von Johann Strauss. Ihren mit einem kleinen Schuss Frechheit versetzten Humor
konnte sie mit vielen weiteren Operetten-Arien zur Geltung bringen, so mit
Liedern aus dem Strauss'schen "Zigeunerbaron"1), dem
"Bettelstudent"1) von
Carl Millöcker oder dem "Zarewitsch"1) von
Franz Léhar.
Rita Streich als Adina in der komischen Oper
"Der Liebestrank"1)
von Gaetano Donizetti, 1950 an der "Deutschen Staatsoper", Berlin
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pk_0000873_017)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham
Pisarek1) (19011983); Datierung: 20.06.1950
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Als Mozart-Interpretin arbeitete sie mit den bedeutendsten
Dirigenten der Zeit zusammen, und als Interpretin der Konzertarien Mozarts
nahm sie jahrelang eine Sonderstellung ein. Als sie das Gefühl hatte, ihren
Rollenkreis ausgeschritten zu haben, wurden Konzert- und Liederabendauftritte
häufiger, Opernabende seltener. Rita Streich trat zu einem Zeitpunkt in den
Hintergrund, zurückhaltend und distanziert, wie sie immer war, als sie
stimmlich noch keinen Grund hatte, zurückzustecken.2)
Mitte der 1970er Jahre zog sich Rita Streich von der Bühne zurück,
unterrichtete ab 1974 an der Essener "Folkwang-Hochschule"1). Während der Festspielzeiten hielt sie
am Salzburger
" Mozarteum"1) Meisterklassen ab, 1983 übernahm sie die Leitung des
"Centre du Perfectionnement d'art lyrique" in Nizza, eine Funktion,
die sie bis kurz vor ihrem Tod innehatte.
Die Kammersängerin Rita Streich, zu Unrecht oft als persönlichkeitsschwaches
"Wiener Nachtigallchen" geschmäht", starb am 20. März 1987
mit 66 Jahren in Wien an den Folgen eines Gehirntumors. Die letzte Ruhe fand sie auf dem
Ortsfriedhof Perchtoldsdorf1)
der niederösterreichischen Marktgemeinde Perchtoldsdorf1)
bei Wien → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Rita Streich um 1968
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Alfred Cermak → Bildarchiv
Austria; Datierung: um 1968
© Alfred Cermak/ ÖNB
Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE
116/6) |
Rita Streich war seit 1949 mit dem Regisseur und Schriftsteller Dieter Berger (1920 1980)
verheiratet. Aus der Verbindung ging der 1956 geborene Sohn Franklin Berger hervor, der
nach einer Ausbildung an der Essener "Folkwangschule" unter anderem
in Düsseldorf an der "Kunstakademie"1)
arbeitete bzw. als Fotograf tätig ist.3) → franklinberger.de
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