Filmografie / Hörspiel
Hans Hermann Schaufuß als Theaterdirektor Emanuel Striese in dem Schwank "Der Raub der Sabinerinnen" (1945) am Berliner "Renaissance-Theater"; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000001_006; Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 1945.06 / Ort: Berliner "Renaissance-Theater"; Lizenz CC-BY-SA 3.0; Originalfoto und Beschreibung: Wikimedia Commons Hans Hermann Schaufuß (auch Hans Herrmann) wurde am 13. Juli 1893 als Paul Richard Hans Schaufuß in Leipzig1) in eine Künstlerfamilie hineingeboren; der Vater Carl August Robert "Käs" Schaufuß (geboren um 1860) war Bühnenschauspieler und Leiter einer Theater-Truppe. Ausgebildet von seinem Vater, gab Schaufuß im Oktober 1910 sein Bühnendebüt am Sommertheater von Mayen1) – zur Aufführung gelangte der Lustspiel-Klassiker "Charleys Tante"1) von Brandon Thomas1). Noch im selben Jahr wechselte er an das "Stadttheater Trier"1), weitere Stationen wurden Bad Wildungen1) und Würzburg1). Zur Spielzeit 1918/19 ging er nach Hamburg an die "Kammerspiele"1), gelangte dann 1922 nach Berlin, wo er im Laufe der Jahrzehnte an verschiedenen Bühnen wirkte und sich als Charakterkomiker einen Namen machte. Schaufuß spielte unter anderem am "Hebbel-Theater"1), am "Deutschen Theater"1), am "Lessingtheater"1), an der "Volksbühne"1), am "Schillertheater"1) sowie nach Ende des 2. Weltkrieges erneut am "Hebbel-Theater". Zwischen 1950 und 1958 gehörte Schaufuß zum Ensemble des Münchner "Residenztheaters"1), trat danach wieder in Berlin sowie am "Staatstheater Stuttgart"1) auf. Zu seinen Paraderollen zählten der beispielsweise der Hofnarr Puck bzw. Zettel in der Shakespeare-Komödie "Ein Sommernachtstraum"1), der Theaterdirektor Emanuel Striese in dem Schwank "Der Raub der Sabinerinnen"1) von Franz und Paul von Schönthan1)) oder der Jakobowsky in "Jakobowsky und der Oberst"1), den er in der "Komödie einer Tragödie in drei Akten" von Franz Werfel1) als Partner von Walter Suessenguth1) (Oberst Stjerbinsky) 1947 am "Hebbel-Theater" eindrucksvoll gestaltete.
    
Hans Hermann Schaufuß als Theaterdirektor Emanuel Striese
in dem Schwank "Der Raub der Sabinerinnen", aufgeführt 1945
am Berliner "Renaissance-Theater"1), Regie: Egon Brosig1)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000001_006; © SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 06.1945
Lizenz: CC-BY-SA 3.0; Originalfoto und Beschreibung: Wikimedia Commons
Genehmigung der Deutschen Fotothek zur Veröffentlichung innerhalb dieser
Webpräsenz wurde am 12.11.2010 erteilt.
Am Kabarett war Schaufuß Anfang der 1930er Jahre ebenfalls ein gern gesehener Gast, er trat im "Tingel-Tangel-Theater"1) von Friedrich Hollaender1) in sechs Kabarett-Revuen auf, beispielsweise im September 1931 als "Lügen-Baron" Münchhausen1) in der Revue "Münchhausen" oder in "Spuk in der Villa Stern", Aufführeungen, mit denen Hollaender unverhohlen auf den aufkommenden Nationalsozialismus in Deutschland anspielte. So stammte das politisch-satirische Couplet "An allem sind die Juden schuld"1) aus der Revue "Spuk in der Villa Stern" und wandte sich gegen das antisemitische Feindbild vom Juden. Auch in dem 1933 von Trude Hesterberg gegründeten satirisch-literarischen Kabarett "Musenschaukel", das jedoch nach kurzer Zeit vom "Reichspropagandaministerium"1) verboten wurde, wirkte er mit.
   
Schon zu Stummfilmzeiten stand Schaufuß sporadisch vor der Kamera, gab sein Leinwanddebüt als Leporello, Diener des Frauenhelden "Don Juan", in dem gleichnamigen, von Albert Heine und Robert Land1) inszenierten Streifen aus dem Jahre 1922 mit Hans Adalbert Schlettow in der Titelrolle. Als buckliger Verschwörer tauchte er in der Komödie "Die Finanzen des Großherzogs"1) (1924) auf, gedreht von Friedrich Wilhelm Murnau1) nach dem Roman "Die Finanzen des Großherzogs" ("Storhertigens Finanser") von Frank Heller1) mit Harry Liedtke als Don Ramon XXII., Großherzog von Abacco. Eine weitere stumme Rolle war der Guts-Eleve Fritz Quirlitz in Erich Waschnecks1) Adaption "Kampf um die Scholle"1) (1925) nach dem Roman "Ut mine Stromtid"1) von Fritz Reuter1) → Übersicht Stummfilme.
Doch erst im Tonfilm-Zeitalter intensivierte Schaufuß seine Arbeit für den Film und zeigte sich in zahllosen Produktionen. Die großen Hauptrollen blieben ihm versagt, immer wieder mimte er die unverzichtbaren Randfiguren wie Diener, Ärzte, Beamte, Bürgermeister, Professoren, Hoteliers, Schutzmänner, und, und, und … Sein erster Tonfilm-Part war der über magische Kräfte verfügende Dottore Damoni, Vertrauter des Titelhelden, in dem Kurz-Spielfilm "Paganini in Venedig"1) (1929) mit Andreas Weißgerber1) als Geigenvirtuose Niccolò Paganini1). Aus der Vielzahl seiner weiteren Auftritte bis 1945 seien der Inhaber eines Modehauses Herr Sturmvogel in der amüsanten Geschichte "Keinen Tag ohne Dich" (1932) genannt, der verschollene Polarforscher Prof. Pierson in der Komödie "Nordpol – Ahoi!"1) (1934), der Vater von Amélie (Ursula Grabley) in dem Abenteuer "Der unmögliche Herr Pitt"1) (1939) von und mit Harry Piel, der General Hans Joachim von Zieten1) in dem Fridericus-Rex-Film1) "Der große König"1) (1942) mit Otto Gebühr als Preußenkönig Friedrich II.1) oder der Rechnungsrat Max Bergfeldt, Gatte von Kathinka (Elisabeth Flickenschildt) in "Familie Buchholz"1) (1944) und "Neigungsehe"1) (1944) nach dem Roman "Die Familie Buchholz" von Julius Stinde1) mit Henny Porten und Paul Westermeier als Eltern Wilhelmine und Carl Buchholz. Als Kaiser Napoleon1) trat er in dem bis heute zu den so genannten "Vorbehaltsfilmen"1) zählenden, von Veit Harlan inszenierten NS-Durchhaltestreifen "Kolberg"1) (1945) neben Heinrich George als Joachim Nettelbeck1) in Erscheinung → Übersicht Tonfilme bis 1945

Lichtbild mit Hans Hermann Schaufuß
aus "Keinen Tag ohne Dich" (1932)
Quelle: cyranos.ch
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Lichtbild mit Hans Hermann Schaufuß aus "Keinen Tag ohne Dich" (1932); Quelle: cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei
Auch im Nachkriegsfilm blieb Schaufuß in etlichen Unterhaltungsstreifen auf Chargenrollen reduziert, beispielsweise als Bürgermeister in dem von Veit Harlan mit Ehefrau Kristina Söderbaum in Szene gesetzten Melodram "Hanna Amon"1) (1951), als Diener Johann in "Der Vogelhändler"1) (1953) nach der gleichnamigen Operette1) von Carl Zeller1) (Musik) mit Gerhard Riedmann als Vogelhändler Adam und Eva Probst als Christel von der Post, als Sturmius Zehböck, dritter Ehemann von Alwine (Trude Hesterberg), in der Komödie "Oh – diese "lieben" Verwandten"1) (1955) oder als Staatskanzlei-Hilfssekretär Watschke in dem Lustspiel "Vater macht Karriere" (1957) nach dem Bühnenstück "Hasenklein kann nichts dafür" von Hans Mahner Mons (1883 – 1956) mit Theo Lingen als Schneidermeister Titus Hasenklein. Nach längerer Pause trat er letztmalig in der Verfilmung "Der Edelweißkönig"1) (1975) nach der Erzählung von Ludwig Ganghofer1) als Pfarrer auf der Leinwand in Erscheinung → Übersicht Tonfilme nach 1945.
Seit den 1960er Jahre zeigte sich Schaufuß vermehrt in verschiedenen Fernsehspielen und Serien. Neben Auftritten in populären Krimiserien wie "Der Kommissar" oder "Derrick"1) spielte er unter anderem den Staatspräsidenten in "Graf Öderland"2) (1968) nach dem gleichnamigen Drama1) von Max Frisch1) mit Bernhard Wicki als der Staatsanwalt oder den Anwalt Bruff in dem zweiteiligen Straßenfeger "Der Monddiamant" (1974) nach dem gleichnamigen Roman1) von Wilkie Collins1) → Übersicht TV-Produktionen.
Zudem war Schaufuß umfangreich als Sprecher für das Hörspiel tätig, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.

Mitte der 1970er Jahre beendete der vielseitige, inzwischen über 80-jährige Schauspieler seine Karriere und zog sich ins Privatleben zurück. Er starb am 30. Januar 1982 im Alter von 88 Jahren in München1).
Schaufuß war mit Ortrud Braut verheiratet, aus der Verbindung gingen zwei Söhne hervor, die ebenfalls den Schauspielerberuf ergriffen: Der am 28. Dezember 1918 in Hamburg geborene Hans Joachim Schaufuß1) erreichte schon als Kinderdarsteller Popularität, als er in Gerhard Lamprechts1) Erstverfilmung "Emil und die Detektive"1) (1931) nach dem gleichnamigen Roman1) von Erich Kästner1) den Gustav mit der Hupe mimte. Hans Joachim Schaufuß starb mit nur 22 Jahren am 27. Oktober 1941 als Soldat im Zweiten Weltkrieg während eines Einsatzes in Zentralrussland. Sohn Peter-Timm Schaufuß1) (1923 – 1983) wurde einem breiten Publikum in den 1950er Jahren als Kabarettist in den Programmen der "Münchner Lach- und Schießgesellschaft"1) bekannt, daneben spielte er Rollen in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen, arbeitete als Sprecher beim Hörfunk und in der Synchronisation.
 

Szenenfoto mit Hans Hermann Schaufuß in dem
Theaterstück "Jacobowsky und der Oberst"1) von Franz Werfel1),
aufgeführt 1947/48 am Berliner "Hebbel-Theater"1)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000576_027)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983)
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 

Szenenfoto mit Hans Hermann Schaufuß in dem Theaterstück "Jacobowsky und der Oberst" von Franz Werfel, aufgeführt 1947/48 am Berliner "Hebbel-Theater"; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000576_027); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 
Quellen (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Die Krimihomepage
Lizenz Szenenfoto aus "Keinen Tag ohne Dich" (1932): Dieses Bild ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
    
Filme
Stummfilme / Tonfilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung, cyranos.ch, Die Krimihomepage,
fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de, theatzertexte.de, tls.theaterwissenschaft.ch; R = Regie)
Stummfilme Tonfilme Fernsehen
Hörspielproduktionen (Auszug)
Ende der 1940er Jahre 1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia (deutsch/englisch),
fischer-theater.de, Die Krimihomepage, whoswho.de)
Bis Ende der 1940er Jahre 1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre
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