Lillian Gish zählt neben Mary Pickford
zu den größten weiblichen Stars der Hollywood-Stummfilmära, zudem gilt sie als bedeutende
Pionierin der Filmgeschichte, die den Unterschied zwischen den Kunstformen
Theater und Film als erste Schauspielerin erkannte und in den USA als
"First Lady of American Cinema" bezeichnet wird. "Sie spielte in den ersten großen
Meisterwerken der Filmgeschichte, und ihr Name ist untrennbar verbunden mit der Geburt
des Films als eigenständige Kunstform."
notiert prisma.de.
Geboren wurde sie am 14. Oktober 1893 als Lillian Diana Gish (nach einigen
Quellen als "Lillian de Guiche") in Springfield1) (Ohio) als Tochter
von James Leigh Gish (1872 1912) und dessen Ehefrau, der
Schauspielerin Mary Gish (1875 1948; → Wikipedia
(englisch)). Ihre
jüngere Schwester war die Schauspielerin
Dorothy Gish1)
(1898 1968), die es als Stummfilmdarstellerin und später am Theater zwar
zu Ansehen brachte, den nachhaltigen Ruhm ihrer Schwester jedoch nicht erreichen konnte. Der Vater war dem Alkohol verfallen, zog durch das
Land und überließ die Familie sich selbst. So begann die Mutter mit ihren Töchter etwas Geld mit Auftritten an lokalen Theatern zu
verdienen, bereits 1902 stand die kleine
Lillian im Alter von neun Jahren zum ersten Mal auf der Bühne. Das
Mutter-Töchter-Gespann unternahm verschiedene Gastspielreisen durch die USA und landete schließlich
1905 in New York.
Lillian Gish ca. 1915, fotografiert von
Fred Hartsook
(1876 1930) → Wikiipedia
(englisch)
Quelle: Wikimedia Commons von der
US-amerikanischen "Library of Congress", ID cph.3b43298
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
|
|
Dort machten die Gish-Schwestern Bekanntschaft mit Gladys Smith, die
unter dem Namen "Baby Gladys" mit verschiedenen
Vaudeville-Truppen durch Kanada und die USA tourte und 1909 D. W. Griffith1)
überzeugen konnte, ihr Rollen in seinen Filmen zu geben, wo sie als
"Mary Pickford" bald Furore machen sollte. Nun versuchten auch Lillian
und Dorothy Gish, unterstützt von der Mutter, im noch jungen
Filmgeschäft Fuß zu fassen, 1912 sprachen sie bei der "Biograph Company"1)
bzw. bei D. W. Griffith vor, der von dem intensiven Spiel derart beeindruckt war, dass er
die Schwestern sogleich in seinem kurzen, kriminalistischem Melodram
"An
Unseen Enemy"1) (1912) besetzte. Allein 1912 entstanden unter der Regie von Griffith
zehn, für die frühe Stummfilmzeit übliche Ein- und Zweiakter, in denen Lillian und Dorothy Gish gemeinsam auftraten,
wobei sich Lillian mit der Zeit als kraftvollere Darstellerin profilieren
konnte.
|
Insgesamt realisierte der legendäre Regisseur mehr als vierzig
Stummfilme mit Lillian Gish, zu denen Rollen in wichtigen Werken der
Filmgeschichte zählen. So verkörperte sie eine junge Mutter in dem
biblischen Monumental-Epos "Judith
von Bethulien"1) (1913,
"Judith of Bethulia") nach dem gleichnamigen Theaterstück von Thomas Bailey Aldrich1) bzw. dem
alttestamentlichen Buch Judith1)
mit Blanche Sweet1) in der Titelrolle
der Judith und Henry B. Walthall1) als deren Widersacher, der
assyrische Feldherr Holofernes1), war die Elsie Stoneman,
Tochter des Kongressabgeordneten Austin Stoneman (Ralph Lewis1)), in
dem zweiteiligen Meisterwerk über den amerikanischen Bürgerkrieg
"Die
Geburt einer Nation"1) (1915,
"The Birth of a Nation"), das als filmischer Meilenstein
unumstritten ist. prisma.de schreibt: "Mit
diesem Bürgerkriegsepos, das die für damalige Verhältnisse unvorstellbare Laufzeit von über drei Stunden aufwies,
stellte sich Griffith eindeutig auf die Seite der Südstaaten. Die Befreiung
der Sklaven hielt er für falsch, und sein Bild von der schwarzen Rasse ist,
gelinde gesagt, fragwürdig. Lillian Gish spielt hier Elsie Stoneman, eine der eingeschlossenen Weißen
in der legendären Schlussszene: Während die aufständischen Sklaven die brave weiße Familie
bedrohen, reitet der Ku-Klux-Klan1) zur Rettung an. Die furiose Parallelmontage,
das bis heute immer wieder praktizierte Anheizen der Spannung bis zur Rettung
in buchstäblich letzter Sekunde wird in diesem frühen Meisterwerk grandios vorexerziert,
auch wenn der politische Gehalt des Films reaktionär ist."
Lillian Gish, fotografiert von Albert Witzel (1879 1929)
Quelle:
cyranos.ch
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
|
Lillian Gish mimte die "ewige Mutter", eine immer wiederkehrende Einstellung, mit
der Griffith die vier historischen Episoden seines
als spektakulärstem Film aller Zeiten
bezeichneten Monumentalwerks "Intoleranz"1) (1916,
"Intolerance") miteinander
verband und das ebenfalls mit einer Länge von dreieinhalb Stunden
sowie den immensen Produktionskosten für Aufsehen sorgte. Nach dem
Propagandastreifen "Hearts
of the World"1) (1918) besetzte
Griffith seine bevorzugte Darstellerin unter anderem als Protagonistin Lucy Burrows, misshandelte Adoptivtochter
("gebrochene Blüte") des Preisboxers Battling Burrows (Donald Crisp1)), in dem Melodram
"Gebrochene
Blüten"1) (1919,
"Broken Blossoms") mit Richard Barthelmess1) als dem Chinesen Cheng Huan und als Titelheldin
sowie Partnerin von Robert Harron1) in dem bitter-süßen Stummfilm-Drama "True
Heart Susie"1) (1919).
|
In
dem Kassenschlager "Weit
im Osten"1) (1920, "Way Down
East") nach dem Theaterstück von Lottie Blair Parker
(1858 1937) überzeugte
sie als die junge Anna Moore, die dem Charme
eines reichen Lebemanns (Lowell Sherman1)) verfällt
und am Ende ein neues Glück in dem Farmerssohn David Bartlett (Richard Barthelmess) findet. In
der ebenfalls melodramatischen Geschichte "Zwei
Waisen im Sturm"1) (1921,
"Orphans of the Storm") sah
man das Schwesternpaar Lillian und Dorothy Gish in den Hauptrollen zugleich die letzte Zusammenarbeit
zwischen Regisseur Griffith und Lillian Gish innerhalb von zehn Jahren.
"Ein Drama mit der hervorragend aufspielenden Lilian Gish von
David Wark Griffith. Eigentlich plante der Regisseur eine Verfilmung
von Goethes Drama "Faust", doch bereits im Vorfeld riet ihm
Gish im Hinblick auf die angespannten Finanzen, besser das französische
Bühnenstück "Les deux orphelines" zu adaptieren.
(Anm.: von Adolphe d’Ennery1) und Eugčne Cormon (1810 1903)). Griffith
verlegte die Handlung um fünf Jahre, als die Französische Revolution1)
in die Diktatur des Schreckens umgeschlagen war. (
) Der Film bot
Griffith die Gelegenheit, ein bitteres Porträt der Dekadenz des Ancien Régimes1) zu zeichnen und die historischen Ereignisse der Französischen
Revolution zu dramatisieren, vor allem auch in ihrer Perversion, der Guillotine1), die er in spektakulären Massenszenen inszenierte."
kann man bei prisma.de
lesen.
Lillian Gish ca. 1930, fotografiert von Ruth Harriet Louise1)
(1903 1940)
Quelle: Wikimedia Commons;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
|
|
|
Nach Beendigung ihrer Zusammenarbeit mit Griffith drehte der Leinwandstar unter anderem mit
Regisseur Henry King1) die sentimentale Geschichte "Die
weiße Schwester"1) (1923,
"The White Sister") nach dem Roman von Francis ü;Marion Crawford1)
mit Ronald Colman1) als Partner und sowie
an der Seite von William Powell und Ronald Colman das im Zeitalter
der Renaissance1) angesiedelte Melodram "Die Hochzeit von Florenz" (1924,
"Romola"),
basierend auf dem Roman "Romola" der britischen
Bestsellerautorin George Eliot1).
1925 wechselte Lillian Gish zur gerade neu gegründeten
Produktionsgesellschaft "Metro-Goldwyn-Mayer"1) (MGM) und gab ihren
Einstand mit einem kleinen Auftritt (als sie selbst) in dem von Fred Niblo1)
nach dem gleichnamigen
Roman1) von Lewis Wallace1) in Szene gesetzten, vielbeachteten
Monumentalfilm "Ben Hur"1) (1925,
"Ben.Hur: A Tale of the Christ"), unter
anderem mit Ramon Novarro (Ben-Hur) und
Francis X. Bushman1)
(Messala); außer Lillian Gish waren zahlreiche Hollywood-Größen
als Statisten in den Massenszenen vertreten.
Bald galt die Mimin als wichtigster Star der MGM-Studios, ihr Ansehen zeigte sich auch in dem großen finanziellen Aufwand,
mit dem ihre Filme produziert wurden. So stellte sie für King Vidor die
Midinette Mimi in dessen
Verfilmung "La Bohčme" (1926) nach der Oper "La Bohčme"1)
von Giacomo Puccini1) (Musik) dar,
den armen Künstler Rodolfo gab Frauenschwarm John Gilbert.
Lillian Gish, fotografiert von Albert Witzel (1879 1929)
Quelle: Wikimedia Commons
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
|
Victor Sjöström1) betraute sie mit der Figur der Ehebrecherin Hester Prynne in
"Der
rote Buchstabe"1) (1926,
"The Scarlett Letter") nach dem Ende des 17. Jahrhunderts angesiedelten gleichnamigen
Roman1) von Nathaniel Hawthorne1).
Es folgten die Produktionen "Annie Laurie Ein Heldenlied vom Hochland" (1927,
"Annie Laurie")
und "Der Herzschlag der Welt"1) (1927,
"The Enemy") nach dem Bühnenstück von Channing Pollock1), wo sie als Pauli Arndt,
frisch vermählte Ehefrau von Carl Behrend (Ralph Forbes1)) in Erscheinung trat.
Die "Österreichische Film-Zeitung" (08.12.1928,
S. 10) vermerkte unter anderem: "Die Regie Fred Niblos1) hat es verstanden, oft geschaute
Kriegsszenen packend und so lebendig zu gestalten, daß sie einen machtvollen
Rahmen für die einfache und doch so ergreifende Handlung abgeben. (
) Lilian Gish ist in ihrer rührenden Innerlichkeit ganz fein ausgewählt für gerade
diese Rolle, die leicht zu Übertreibungen verleitet."
Ihren letzten Stummfilm
drehte Lillian Gish erneut mit Victor Sjöström und
zeigte sich in "Der
Wind"1) (1928, "The
Wind") als eine naive junge Frau, die einen rauen, herzlos
wirkenden Texaner (Lars Hanson1)) heiratet, langsam in den Wahnsinn fällt und einen Mann in Notwehr tötet. "Ein spätes
Werk der Stummfilmzeit. Der als bester Hollywood-Film des schwedischen
Regisseurs geltende Film besticht durch seine gelungene Einbeziehung
der Naturelemente." urteilt filmdienst.de.
1920 drehte Lillian Gish ihren einzigen Film als Regisseurin mit ihrer Schwester Dorothy Gish in der Hauptrolle die heute als verschollen
geltende Komödie "Remodeling Her
Husband"1) → Übersicht (Auszug)
Stummfilme.
Dorothy1)
(l.) und Lillian Gish
Ende März 1922 mit D.W. Griffith1)
Urheber:Unbekannt; Quelle: Wikimedia
Commons von
der "George
Grantham Bain"-Sammlung der "Library
of Congress"1)
ID npcc.05985;
Angaben zur Lizenz
siehe hier
|
|
Mit dem Aufkommen des Tonfilms, dem sich veränderten Publikumsgeschmack
sowie neuen aufstrebenden jüngeren Talenten zog sich Lillian Gish mehr
und mehr vom Filmgeschäft zurück, trat in den
folgenden sechs Jahrzehnten nur noch sporadisch vor die Kamera. Ihr
eigenes Alter, zu dem sie Zeitlebens
widersprüchliche Angaben machte, sah sie wohl eher zwiespältig. So
soll sie einmal über das Älter werden der Schauspielerinnen
gesagt haben: "Lionel Barrymore spielte zuerst meinen Großvater
(in "Judith
von Bethulien", 1913), später meinen Vater (in "Ben Hur",
1925) und schließlich spielte er meinen Ehemann (in Duell
in der Sonne", 1946). Ich bin mir sicher, hätte Lionel Barrymore noch länger gelebt, ich
hätte sicherlich seine Mutter gespielt. So ist Hollywood. Die Männer werden jünger, die Frauen älter."
Ihr erster Tonfilm war der von Paul Ludwig Stein1) inszenierte Streifen
"One Romantic Night" (1930), die Verfilmung des Bühnenstücks "Der
Schwan"2) von Ferenc Molnár1). In dieser Satire über das Königshaus und die
Albernheiten des im Verschwinden befindenden höfischen Lebens
verkörperte sie die Prinzessin Alexandra, Conrad Nagel1)
stellte den Hauslehrer Dr. Nicholas Haller dar,
Rod La Rocque1) den Prinzen Albert. Diese Rolle spielte
übrigens rund ein Vierteljahrhundert später Grace Kelly
in Charles Vidors1) "Der
Schwan"1) (1956, "The
Swan"). Danach trat Lillian Gish in den 1930er Jahren
noch in der Komödie "His Double Life" (1933) auf der Leinwand
in Erscheinung, intensivierte nun ihre Arbeit
am Theater trat in Klassikern wie in der Shakespeare-Tragödie "Hamlet"1) oder
in "Onkel Wanja"1) von
Anton Tschechow1) auf und betätigte
sich zudem als Sprecherin beim Rundfunk. Sie engagierte sich als Pazifistin
beim "America First Committee"1), einer isolationistischen
Bewegung, die 1940/41 die Teilnahme der USA am Zweiten Weltkrieg zu verhindern suchte.
Schon in den 1920er Jahren hatte sich Lillian Gish politisch
positioniert, unterstützte als Republikanerin1) unter anderem die Präsidentschaftswahlkämpfe von
Warren G. Harding1),
Calvin Coolidge1)
und Herbert Hoover1).
In den 1940er Jahren zeigte sich Lillian Gish unter anderem in King Vidors
opulentem, dramatischem Western "Duell
in der Sonne"1) (1946,
"Duel in the Sun") nach dem Roman von Niven Busch1) und
präsentierte sich zusammen mit Lionel Barrymore als ein Ehepaar,
dessen Söhne, dargestellt von Gregory Peck und
Joseph Cotten, um die
Gunst der schönen Halb-Indianerin Pearl (Jennifer Jones1)) buhlen. Gishs
schauspielerische Leistung brachte ihr eine "Oscar"-Nominierung als
"Beste Nebendarstellerin"1) ein, sie unterlag jedoch Anne Baxter in
"Auf Messers Schneide"1) (1946,
"The Razors Edge"). Zwei Jahre später sah man sie in der von Wilhelm Dieterle
nach dem Roman von Robert Nathan1) gedrehten, fantastischen Liebesgeschichte "Jenny Das Portrait einer Liebe"1) (1948,
"Portrait of Jenny")
erneut an der Seite von Jennifer Jones und Joseph Cotten, diesmal als Schwester Maria Illuminata.
Ab Ende der 1940er Jahre übernahm Lillian Gish neben ihrer Arbeit für
Theater und Film zudem Aufgaben vor der Fernsehkamera, auf der Leinwand
erlebte man sie unter anderem in dem von Charles Laughton
nach dem Roman von Davis Grubb1) realisierten, meisterlichen Thriller
"Die
Nacht des Jägers"1) (1955,
"The Night of the Hunter") als resolute Witwe bzw.
unerschrockene Farmerin
Rachel Cooper, die zwei Kinder vor einem von Robert Mitchum grandios gespielten Mörder
verteidigt. Für Vincente Minnelli1) gab sie die
altjüngferliche, mürrische
Klinikangestellte Victoria Inch in dem mit Richard Widmark,
Lauren Bacall und
Charles Boyer
starbesetzten Drama "Die Verlorenen"3) (1955,
"The Cobweb"), gedreht nach dem Roman von William Gibson1). Nach
der Mutter-Rolle in dem Spionagestreifen "Der lautlose Krieg"4) (1958,
"Orders to Kill") tauchte sie neben Burt Lancaster,
Audrey Hepburn
und Audie Murphy1) in John Hustons1),
auf dem dem Roman "The Unforgiven" von Alan Le May1) basierenden Edelwestern "Denen
man nicht vergibt"1) (1960,
"The Unforgiven") als Matilda Zachary auf, Patriarchin der erfolgreichen
Familie Zachary. Sechs Jahre später wirkte sie als Hetty Seibert in
der eher zu vernachlässigenden Walt Disney-Produktion "Vierzig
Draufgänger"1) (1966,
"Follow Me, Boys") mit, gehörte im darauffolgenden Jahr als
ältliche Alice Willows, Patientin des erschossenen Arztes
Dr. Ruston, zu Besetzung des spannenden Krimis "Der Todesschuss"5) (1967,
"The Warning Shot"). Ebenfalls 1967 kam Peter Glenvilles1) epische
Verfilmung "Die
Stunde der Komödianten"1)
("The Comedians") nach dem gleichnamigen
Roman1) von Graham Greene1) mit
Richard Burton,
Elizabeth Taylor,
Peter Ustinov
und Alec Guinness in die Kinos, für
die Verkörperung der Mrs. Smith wurde Lillian Gish 1968 in der
Kategorie "Beste Nebendarstellerin"1) für den "Golden
Globe"1) nominiert, unterlag jedoch ihrer
Mitbewerberin Carol Channing1)
in "Modern Millie Reicher Mann gesucht"1).
Anschließend dauerte es rund zehn Jahre, bis der Star wieder in einer
Kinoproduktion zu sehen war, in Robert Altmans1) prominent besetzten Gesellschaftssatire
"Eine
Hochzeit"1) (1978, "A Wedding") spielte die inzwischen
über 80-Jährige eine alte Dame, deren überraschender Tod die titelgebende Hochzeit
überschattet. Als Hillie Radcliffe, die im Trubel eines internationalen amerikanischen Flughafens
von ihrem geliebten kleinen Hund getrennt wird, trat sie in der
TV-Geschichte "Hambone und Hillie"6) (1983,
"Hambone and Hillie")
in Erscheinung, als Mrs. Loftus in dem ebenfalls für das
Fernsehen inszenierten Zweiteiler "Huckleberry Finn"3) (1985,
"Adventures of Huckleberry Finn") nach dem Roman "Die
Abenteuer des Huckleberry Finn"1)
("The Adventures of Huckleberry Finn") von Mark Twain1) mit
Patrick Day als Huckleberry Finn1).
|
Nach dem Auftritt als Cecilia Burgess
in der Komödie "Sweet Liberty"1) (1986)
zeigte sich die inzwischen über 90-jährige Lillian Gish als
verwitwete Sarah Webber in dem Altersdrama "Wale
im August"1) (1987,
"The Whales of August") neben Bette Davis, die ihre
ebenfalls verwitwete Schwester Libby spielte, mit ihrer letzten
Leinwandrolle. "Die Haßliebesbeziehung zweier
Schwestern, die seit 60 Jahren jeden Sommer in einem Haus am Meer
zusammen verbringen: die eine ein ewiger Backfisch, die andere eine
verbitterte, böse Lady. Ein Film über das Altern und die Haltung
dazu, und eine Hommage an fast 100 Jahre Kino, verkörpert in Lillian Gish und Bette Davis, deren Ausstrahlung den Film beherrscht."
notiert filmdienst.de.
Gishs neuerliche schauspielerische Leistung wurde vom
"National Board of Review"1)
mit dem Preis als "Beste Hauptdarstellerin"1) gewürdigt
→ Übersicht (Auszug) Tonfilme.
Ein "Oscar" wurde dem einstigen Stummfilmstar doch noch
zuteil, bei der Oscarverleihung 1971 erhielt Lillian Gish mit dem
"Ehrenoscar"1)
die begehrte Trophäe für ihr Lebenswerk → weitere
Auszeichnungen bei Wikipedia.
Foto: Lillian Gish 1973 in ihrem New Yorker Apartment
Urheber: Allan Warren (www.allanwarren.com);
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Weitere Angaben zur Lizenz siehe hier; Quelle: Wikimedia Commons
|
Seit den späten 1960er Jahren trat die Schauspielerin zunehmend für Bewahrung des filmischen Erbes und die
Stummfilm-Restauration ein.
Zudem verfasste sie Bücher über ihre Arbeit mit Griffith, in denen sie die Bedeutung von Griffith für die technische
und künstlerische Entwicklung des Films betonte;
hierzu hielt sie Vorträge in Universitäten und Filmklubs über die Arbeitsmethoden in der frühen
Stummfilm-Ära. Eine erste
Autobiografie veröffentlichte sie 1969 (zusammen mit Ann Pinchot, 19011998)
unter dem Titel "The Movies, Mr. Griffith, and Me", 1973 folgte das Buch "Dorothy and Lillian Gish",
gemeinsam mit Selma G. Lanes1) schrieb sie "An Actor's Life For Me" (1987). Darüber
hinaus kamen im Verlaufe der Jahrzehnte zahlreiche Biografien auf den
Markt → Wikipedia.
1983 drehte Jeanne Moreau eine 60-minütige
Dokumentation über ihre Kollegin, die sich in Paris aufhielt, und führte
ein langes Interview mit ihr.
Sieben Monate vor ihrem 100. Geburtstag starb die Leinwand-Ikone Lillian Gish am
27. Februar 1993 in New York City1) an Herzversagen. Die letzte Ruhe fand
die Zeit ihres Lebens unverheiratet gebliebene Schauspielerin neben
Schwester Dorothy in der "Saint Bartholomew's Episcopal Church"1) im
New Yorker Stadtteil Manhattan1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de
sowie findagrave.com.
Foto: Lillian Gish in Paris 1983
Urheber: Wikimedia-User Menerbes; Lizenz: CC BY-SA 3.0
Quelle: Wikimedia Commons
|
|
|
|
Stummfilme (Auszug)
- 19121921: Filme unter der Regie von David
Wark Griffith (Auszug)
- 1912: An Unseen Enemy
(Kurzfilm; als die ältere Schwester, Dorothy
Gish als die jüngere Schwester)
- 1912: A Cry for Help (Kurzfilm; als das Mädchen; mit Lionel
Barrymore) → Wikipedia (englisch),
IMDb
- 1912: The Musketeers of Pig Alley (Kurzfilm; Eine junge Frau (Gish) und ihr Musiker-Ehemann
(Walter Miller; 18921940)
schlagen sich in den Slums von New York City durch, geraten aber in die
Gewalt von Gangstern.) → Wikipedia (englisch)
- 1913: Madonna of the Storm (Kurzfilm; als die junge Mutter) → IMDb
- 1913: The House of Darkness (Kurzfilm; als die Krankenschwester, Lionel
Barrymore als der Arzt)
→ Wikipedia (englisch)
- 1913: The Battle of Elderbush Gulch (Kurzfilm; als Mellisa
Harlow) → Wikipedia (englisch)
- 1913: The Mothering Heart (Kurzfilm; als die junge Ehefrau von Joe (Walter Miller; 18921940)) → Wikipedia (englisch)
- 1914: Judith
von Bethulien / Judith of Bethulia (nach dem Theaterstück
"Judith of Bethulia" von Thomas
Bailey Aldrich
bzw. dem alttestamentlichen Buch
Judith; mit Blanche
Sweet in der Titelrolle der Judith und Henry
B. Walthall als
deren Widersacher, der assyrische
Feldherr Holofernes;
als die junge Mutter)
- 1914: The Battle of the Sexes (als Jane, Tochter von Frank
Andrews (Donald
Crisp)) → Wikipedia (englisch)
- 1914: Home, Sweet Home (als Freundin von John
Howard Payne (Henry
B. Walthall)) → Wikipedia (englisch)
- 1915: Die
Geburt einer Nation / The Birth of a Nation (2 Teile; als
Elsie, Tochter des Kongressabgeordneten
Austin Stoneman (Ralph
Lewis), historisches Vorbild: Thaddeus
Stevens)
- 1916: Intoleranz
/ Intolerance (Episodenfilm; als die ewige Mutter) → prisma.de
- 1918: The Great Love (als Susie Broadplains, Henry
B. Walthall als Sir Roger Brighton) → Wikipedia (englisch)
- 1918: The Greatest Thing in Life (als Jeannette, Tochter von Tabakladen-Besitzer Leo Peret (Adolph Lestina; 18611923);
Robert
Harron als Gentleman Edward Livingston) → Wikipedia (englisch)
- 1918: Hearts
of the World (als Marie Stephenson, Verlobte von Douglas Hamilton
(Robert Harron))
- 1919: A Romance of Happy Valley (als Jennie Timberlake,
Geliebte von John L. Logan Jr. (Robert Harron))
→ Wikipedia (englisch)
- 1919: Gebrochene
Blüten / Broken Blossoms (nach der Erzählung "The
Chink and the Child" von Thomas
Burke;
als Lucy Burrows, misshandelte Adoptivtochter ("gebrochene Blüte")
des Preisboxers Battling Burrows (Donald
Crisp);
Richard
Barthelmess als der Chinese Cheng Huan)
- 1919: True
Heart Susie (als "True Heart" Susie, Robert
Harron als William) → prisma.de
- 1919: The Greatest Question (nach einer Vorlage von William
Hale; als Nellie Jarvis, Robert Harron als Jimmie Hilton)
→ Wikipedia (englisch)
- 1920: Weit
im Osten / Mädchenlos / Way Down East (nach dem Theaterstück "Way Down East" von
Lottie Blair Parker (18581937) in der Überarbeitung von William A. Brady (18631950) und
Joseph R. Grismer (18491922);
als Anna Moore; Richard
Barthelmess als David Bartlett, Annas späterer Ehemann)
→ film.at
- 1921: Zwei
Waisen im Sturm / Orphans of the Storm (nach dem dem Theaterstück
"Les deux orphelines"
("Die zwei Waisen")
von Adolphe
d’Ennery und Eugčne Cormon (18101903)); als Bauerntochter Henriette Girard,
Dorothy
Gish als Waise Louise) → prisma.de
- 1914: Lord Chumley (Kurzfilm; R: James
Kirkwood; mit Henry
B. Walthall als Lord Chumley, Freund von Leutnant
Hugh Butterworth (Walter Miller; 18921940); als dessen Schwester Eleanor Butterworth) → Wikipedia (englisch)
- 1915: Enoch Arden (Kurzfilm nach der Ballade "Enoch Arden" von
Alfred, Lord Tennyson;
R: Christy Cabanne (18881950);
mit Alfred Paget (18791919) als der ehemalige Fischer Enoch Arden; als dessen Ehefrau Annie, später Ehefrau von
Walter Fenn (Wallace
Reid)) → Wikipedia (englisch)
- 1916: Sold for Marriage (R: Christy Cabanne (18881950);
als Marfa) → Wikipedia (englisch),
IMDb
- 1916: Diane of the Follies (R: Christy Cabanne (18881950); als
Revue-Tänzerin Diane) → Wikipedia (englisch),
IMDb
- 1920: Remodeling Her Husband
(Regie sowie Drehbuch mit Dorothy
Parker; Film gilt als verschollen; mit Dorothy
Gish
in der weiblichen Hauptrolle)
- 1923: Die
weiße Schwester / The White Sister (nach dem Roman von Francis Marion Crawford;
R: Henry
King;
als Angela Chiaromonte, nun verarmte Tochter eines verstorbenen,
wohlhabenden italienischen Grafen;
Ronald
Colman als Offizier Giovanni Severini)
- 1924: Die Hochzeit von Florenz / Romola (R: Henry King; als
das Mädchen Romola; William
Powell als deren
schurkischer Ehemann Tito Melema, Ronald
Colman als Künstler Carlo Bucellini, Dorothy Gish als Tessa)
→ Wikipedia (englisch)
- 1925: Ben Hur
/ Ben.Hur: A Tale of the
Christ (nach dem gleichnamigen
Roman von Lewis
Wallace;
R: Fred
Niblo; mit Ramón
Novarro als Judah Ben Hur; als eine der Zuschauerinnen während der
Rennszene)
- 1926: La Bohčme / Mimi (nach der Oper "La
Bohčme" von Giacomo
Puccini (Musik); R: King
Vidor;
als Midinette Mimi Brodeuse, John
Gilbert als Rodolphe) → Wikipedia (englisch)
- 1926: Der
rote Buchstabe / The Scarlett Letter (nach dem Roman "Der
scharlachrote Buchstabe" von Nathaniel
Hawthorne;
R: Victor Sjöström; als
die verurteilte Näherin Hester Prynne)
- 1927: Annie Laurie Ein Heldenlied vom Hochland / Annie Laurie (R: John
S. Robertson; als Annie Laurie;
die Geschichte einer Auseinandersetzung zwischen den schottischen Clans Macdonald und Campbell und der jungen
Frau Annie Laurie, die zwischen ihnen steht.) → Wikipedia (englisch),
IMDb
- 1927: Der Herzschlag der Welt
/ The Enemy (nach dem Bühnenstück von Channing
Pollock; R: Fred
Niblo; als Pauli Arndt,
frisch vermählte Ehefrau von Carl Behrend (Ralph
Forbes))
- 1928: Der
Wind / The Wind (nach dem Roman von Dorothy Scarborough (18781935); R:
Victor
Sjöström; als Letty Mason)
Tonfilme / Fernsehen (Auszug)
- 1930: One Romantic Night (nach dem Theaterstück "Der
Schwan"
von Ferenc
Molnár; R: Paul
Ludwig Stein;
als Prinzessin Alexandra, Conrad
Nagel als Hauslehrer Dr. Nicholas Haller, Rod
La Rocque als Prinz Albert)
→ Wikipedia (englisch);
siehe auch Verfilmung 1956 mit Grace Kelly
- 1933: His Double Life (R: Arthur Hopkins (18781950); als
Alice Hunter, Roland
Young als berühmter, misanthropischer
Maler Priam Farrel) → Wikipedia (englisch)
- 1942: Commandos Strike at Dawn
(nach der Kurzgeschichte "The Commandos" von Cecil
Scott Forester; R: John
Farrow;
als Mrs. Bergesen)
- 1943: Top Man / Man of the Family (R: Charles
Lamont; als Beth Warren) → IMDb
- 1946: Miss Susie Slagle's (nach dem Roman von Augusta
Tucker; R: John
Berry; als Miss Susie Slagle) → Wikipedia (englisch)
- 1946: Duell
in der Sonne / Duel in the Sun (nach dem Roman von Niven
Busch; R: King
Vidor; als Laura Belle McCanles,
Ehefrau des reichen Senators Jackson McCanles (Lionel
Barrymore), Eltern von Jesse (Joseph
Cotten) und Lewton (Gregory
Peck),
sowie Jugendliebe und Cousine zweiten Grades
von Scott Chavez (Herbert
Marshall), dem Vater von Pearl (Jennifer
Jones))
→ prisma.de
- 1948: Jenny Das Portrait einer Liebe
/ Portrait of Jenny (nach dem Roman von Robert
Nathan; R: William
Dieterle;
mit Jennifer Jones als Jennie Appleton; als Schwester Maria Illuminata)
- 1955: Die Verlorenen
/ The Cobweb (nach dem Roman von William
Gibson; R: Vincente
Minnelli; mit Richard Widmark
als Chefarzt der psychiatrischen Privatklinik Dr. Stewart McIver; als
dessen altjüngferliche Verwalttungsleiterin Victoria Inch;
Lauren Bacall als McIvers Mitarbeiterin Meg Rinehart)
→ filmdienst.de,
Wikipedia (englisch)
- 1955: Die
Nacht des Jägers / The Night of the Hunter (nach dem
Roman von Davis
Grubb; R: Charles
Laughton;
mit Robert
Mitchum als der psychopathische "Wanderprediger" Harry
Powell; als die gutherzige, dennoch resoluteWitwe
Rachel Cooper, Leiterin eines Heims für obdachlose Kinder) → prisma.de
- 1958: Der lautlose Krieg / Orders to Kill (R: Anthony
Asquith; als Mrs. Summers, Mutter des US-amerikanischen
Bomber-Piloten/Abwehroffiziers Gene Summers (Paul
Massie)) → filmdienst.de,
wunschliste.de,
Wikipedia (englisch)
- 1960: Denen
man nicht vergibt / The Unforgiven (nach dem Roman
"The Unforgiven" von Alan
Le May; R: John
Huston;
als Mattilda Zachary, Mutter von Ben (Burt
Lancaster), Rachel (Audrey
Hepburn) und Cash Zachary (Audie
Murphy)
→ prisma.de
- 1966: Vierzig
Draufgänger / Follow Me, Boys (nach einer Erzählung von MacKinlay
Kantor; R: Norman
Tokar;
mit Fred
MacMurray als Musiker Lemuel Siddons bzw. späterer Leiter eine Pfadfindergruppe;
als Hetty Seibert,
Tante von Ralph Hastings (Elliott
Reid))
- 1967: Der Todesschuss / Warning Shot (R: Buzz
Kulik; als Alice Willows, Patientin des erschossenen Arztes Dr. Ruston)
→ der-film-noir.de,
filmdienst.de.
Wikipedia (englisch)
- 1967: Die
Stunde der Komödianten / The Comedians (nach dem gleichnamigen
Roman von Graham
Greene (auch Drehbuch);
R: Peter
Glenville; mit Richard Burton
(Hotelbesitzer Mr. Brown) und Elizabeth Taylor (Martha
Pineda, Gattin des
uruguayischen Botschafters in Haiti, Pineda (Peter Ustinov)); als Ehefrau von
Mr. Smith (Paul Ford), Passagiere des
holländischen Schiffs "Medea", die in Port-au-Prince
"ein Zentrum vegetarischer Küche" errichten wollen) → prisma.de
- 1969: Arsenic and Old Lace (TV; nach dem Theaterstück von Joseph
Kesselring; ; R: Robert
Scheerer; als Martha Brewster,
Schwester von Abby (Helen
Hayes); Bob Crane als deren Neffe Mortimer
Brewster) → IMDb;
siehe auch
Verfilmung 1944
- 1978: Eine
Hochzeit / A Wedding (R: Robert
Altman; als Nettie Sloan, Großmutter von Dino Sloan Corelli (Desi
Arnaz jr.);
Ehemann von Margaret "Muffin" Brenner Corelli (Amy Stryker))
- 1983: Hambone und Hillie / Hambone and Hillie (TV;
R: Roy Watts; als Hillie Radcliffe, Besitzerin des Hundes Hambone)
→
filmdienst.de
- 1985: Huckleberry Finn
/ Adventures of Huckleberry Finn (TV-Zweiteiler aus der Serie "American Playhouse";
nach dem Roman
"Die
Abenteuer des Huckleberry Finn" ("The Adventures of
Huckleberry Finn") von Mark Twain;
R: Peter H Hunt (19382020); mit Patrick Day als Huckleberry Finn;
als Mrs. Loftus)
→ fernsehserien.de,
filmdienst.de,
IMDb
- 1986: Sweet Liberty
(von (Regie/Drehbuch) und mit Alan
Alda; als Geschichtsprofessor Michael Burgess; als dessen
Mutter Cecelia Burgess) → prisma.de,
IMDb
- 1987: Wale
im August / The Whales of August (nach dem Bühnenstück "The Whales of August" von David Berry 19432016);
R: Lindsay
Anderson; als Witwe Sarah Webber, Schwester der ebenfalls
verwitweten Libby Strong (Bette
Davis);
Anmerkung: Lillian Gish wurde für ihre Rolle in diesem Film mit dem
"National
Board of Review Award" als
"Beste
Hauptdarstellerin" ausgezeichnet.)
|
|