Filmografie / Hörspiel
Hellmut Lange wurde am 19. Januar 1923 als Sohn eines Beamten in Berlin geboren und wuchs auch dort auf; bereits als 13-Jähriger sprach er Kinderrollen (unter anderem zusammen mit Wolfgang Kieling) beim Berliner Rundfunk. Während des 2. Weltkrieges wurde er mit 18 Jahren zur Marine eingezogen, drei Jahre später machte man ihn zum Kommandanten eines Minen-Suchbootes. "Ich bin mit 18 Jahren zur Marine eingezogen worden, mit 21 war ich Kommandant eines Minen-Suchbootes. Ich weiß also, wie es auf See zugeht. Ich habe Glück gehabt und bin mit dem Leben davon gekommen." sagte er einmal in einem Interview ("Der Spiegel" 5/2011 vom 31.01.2011, S. 142).
Hellmut Lange mit Margitta Scherr 1964 in dem Krimi "Die letzte Folge"; Mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services; Copyright SWR Hellmut Lange überstand den Krieg unbeschadet, entschied sich für die Bühne und ließ sich ab 1946 in Hannover zwei Jahre lang zum Schauspieler ausbilden. Ein erstes Engagement erhielt er anschließend am "Jungen Theater" in München, wenig später wechselte er nach Stuttgart, wo er bis 1953 viele schöne Rollen spielte. Danach arbeitete er wieder für den Hörfunk, war bei "Radio Bremen" als Sprecher und Regisseur bis 1960 tätig.
 
Ende der 1950er Jahre begann Langes umfangreiches Wirken für Film und Fernsehen, zu einer seiner ersten vielbeachteten Rollen zählt der schwedische Pfarrer Tornqvist, der in John Oldens TV-Drama "Waldhausstraße 20"1) in seiner Kirche Juden versteckt, um sie vor der Deportation zu retten bzw. ihnen zur Flucht nach Schweden zu helfen. Wilm ten Haaf besetzte Lange neben Rudolf Platte als Kommissar Bergen in "Der Mann von drüben"1) (1961), in nachhaltiger Erinnerung bleibt er auch als Edward Collins und Bruder des Mordopfers in dem mehrteiligen, viel beachteten Durbridge-Straßenfeger "Das Halstuch" (1962) sowie als engagierter Dr. Jack Roberts, der sich in dem Drama "Johnny Belinda"1), das Franz Josef Wild2) 1961 eindrucksvoll für das "Bayerische Fernsehen" inszeniert hatte, der taubstummen Belinda Mc Donald (Violetta Ferrari2)) annimmt. 
 
 
Hellmut Lange (Krimi-Autor Jean Pierre)
mit Margitta Scherr (Minou) 1964 in dem Krimi "Die letzte Folge"1)
Foto mit freundlicher Genehmigung von
SWR Media Services; © SWR
Mit weiteren Einzelproduktionen und Gastauftritten in beliebten Krimiserien wie "Die fünfte Kolonne" oder "Stahlnetz" avancierte der Schauspieler in den 1960er Jahren fast zum Dauergast auf den heimischen Bildschirmen. Selbst zum Serienstar wurde Lange mit der populären 26-teiligen Reihe "John Klings Abenteuer" (1965 – 1970), wo er als Titelheld bzw. Privatdetektiv zusammen mit Uwe Friedrichsen (als Jones Burte) spektakuläre Fälle aufklärte. Eine andere schöne Serienfigur war der von beruflichen Krisen gebeutelte Kunstschütze Mischa Doria in der Erfolgsserie "Salto Mortale" (1969 – 1972): Hier mimte er einen Artisten, der unter der Zirkuskuppel nicht mehr seine Künste zeigen kann, seit er sich bei einem Unfall schwere Verletzungen zugezogen hat und mit dieser Situation nicht fertig wird.
Zu den Highlights in Langes Fernsehschaffen zählt ohne Zweifel die Figur des Trappers Nathanael "Natty" Bumppo in dem vierteiligen Abenteuer-Klassiker "Die Lederstrumpferzählungen" (1969) nach dem Romanzyklus "Lederstrumpf"2) von James Fenimore Cooper2); Lange wurde damit so populär, dass er die Rolle auch in zahlreichen Hörspieladaptionen von Coopers Werken übernahm. Zu dem Fernsehvierteiler und seiner Produktion äußerte sich Lange selbst wie folgt: "Lederstrumpf" war eine abenteuerlich schöne Produktion, die Kostüme und die Kulisse waren von den rumänischen Co-Produzenten mit großer Sorgfalt und Detailtreue angefertigt worden. Aber ich möchte die vier Drehmonate nicht nochmal mitmachen. Wir haben zum Teil bei 15 Grad Minus gedreht. Wenn der Produzent zum Set-Besuch gekommen wäre, hätten ihn die Darsteller gelyncht. (Quelle: Ingo Löchel in Zauberspiegel Online, 2011)

  

Abbildung DVD-Cover "Die Lederstrumpferzählungen" (erschienen Dezember 2005)
mit freundlicher Genehmigung von "Concorde Home Entertainment"
© Concorde Home Entertainment

Abbildung DVD-Cover "Die Lederstrumpferzählungen" (erschienen Dezember 2005) mit freundlicher Genehmigung von "Concorde Home Entertainment"; Copyright Concorde Home Entertainment 
Hellmut Lange mit Hannelore Elsner in dem TV-Spiel "Das Rätsel von Piskov" (1969); Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services; Copyright SWR In den 1970er Jahren blieb Langes Beliebtheit ungebrochen, er präsentierte sich weiterhin neben Einzelproduktionen in zahlreichen Serien wie "Der Kommissar" , "Der kleine Doktor" , "Eurogang"2) oder "Der Alte"2). Kino-Freunden ist der Schauspieler auch als Moderator der erfolgreichen Quiz-Sendung "Kennen Sie Kino?"2) in Erinnerung geblieben, die er als Nachfolger von Werner Schwier2) (1968–970) und Henri Regnier2) (1970) bis 1980 moderierte und dann an Rainer Brandt2) (1981–1984) abgab; viele Jahre galt er als "Kino-Onkel der Nation". 
Langes TV-Filmografie der 1980er Jahre weist weitere beliebte Serienproduktionen aus, beispielsweise die Rolle des Charles A. Laurent in "Die Laurents" (1981), den Kriminaloberrat Eberhardt Toffer und Auftraggeber von Benno Stepanek alias Klaus Löwitsch in der ARD-Vorabendserie "Hafendetektiv"2) (1987) oder den Gestüts-Leiter Wolf Kremer in "Rivalen der Rennbahn"2) (1989).
Bis Mitte der 1990er Jahre tauchte Hellmut Lange immer wieder mal mit interessanten Rollen auf dem Bildschirm auf, sei es beim "Landarzt" (1991) oder beim "Nelkenkönig" (1994). Zu seinen letzten Aktivitäten vor dr TV-Kamera zählt der Film "Ein Unvergessliches Wochenende… in Kanada" (1995) sowie der auf dem "Estonia"-Unglück2) basierende SAT 1-Thriller "Fähre in den Tod"2) (1996), wo er den Leiter der Untersuchungskommission Herwegh mimte → Übersicht TV-Produktionen.
   
Hellmut Lange (Redakteur) mit Hannelore Elsner (Journalistin Helenka)
in dem TV-Spiel "Das Rätsel von Piskov"1) (1969)
Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services; © SWR
Sein Leinwanddebüt hatte Hellmut Lange 1961 als Oberscharführer Nietermann in Werner Klinglers Drama "Lebensborn"2) gegeben, der Enthüllungsstory über die geheimnisvolle und infame NS-Organisation bzw. das NS-Projekt "Lebensborn"2) gegeben, es folgte die Rolle des Millionenerben Peter Clifton in dem Wallace-Krimi "Der Fälscher von London"2) (1961). Horst Hächler besetzte ihn als als amerikanischen Journalisten Peter Jordan in dem Krimi "Mord in Rio"2) (1963), Franz Peter Wirth in "Ein Mann im schönsten Alter"2) (1964, mit Karl-Michael Vogler) und Michael Pfleghar in der eher missglückten Agenten-Parodie "Serenade für zwei Spione"2) (1965). Gemeinsam mir Curd Jürgens und Lilli Palmer stand Lange für den humorvollen Spionagestreifen "Zwei Girls vom roten Stern"2) (1966) vor der Kamera, mit Regisseur Jürgen Roland drehte er den Krimi "Vier Schlüssel"2) (1966), im gleichen Jahr tauchte er als FBI-Agent Claus van Dongen in dem deutsch-italienischen Agententhriller "Im Nest der gelben Viper"2) (1966, "F.B.I. operazione vipera gialla") auf. Weitere Kinoproduktionen waren beispielsweise das Spielfilm-Debüt "Mädchen, Mädchen"2) (1967) von Regisseur Roger Fritz2), die Konsalik-Verfilmung "Liebesnächte in der Taiga"2) (1967) sowie Franklin J. Schaffners Oscar-prämierte Hollywood-Produktion "Patton"2) (1970, Patton – Rebell in Uniform) über den US-General George S. Patton, unter anderem mit George C. Scott2) (Patton) und Karl Malden (General Omar N. Bradley2)). Danach war Lange als Untersuchungsrichter in Ottokar Runzes Gerichtsdrama "Das Messer im Rücken"2) (1975), als Gordon Hamilton in Eugen Yorks Gangsterstreifen "Das Gesetz des Clans"2) (1977) sowie in Hans-Jürgen Syberbergs kontrovers diskutiertem Sieben-Stunden-Epos "Hitler – ein Film aus Deutschland"2) (1978) als Hitlers Kammerdiener, Goebbels-Puppenspieler und SS-Mann auf der Leinwand zu sehen. Einen letzten Leinwandauftritt hatte er als Showmaster in " Miko – Aus der Gosse zu den Sternen" (1986) über die Künstlerin über den Aufstieg der Berliner Rocksängerin Miko2) → Übersicht Kinofilme.
Szenenfoto mit Hellmut Lange aus dem Katastrophendrama " Fähre in den Tod"; Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax film" Einen Namen machte sich der Schauspieler auch als vielbeschäftigter Synchronsprecher; so lieh er unter anderem Richard Harris (1971, "Ein Mann in der Wildnis"2)), Charlton Heston (1976, "Schlacht um Midway"2)), Donald Sutherland (1979, "Die Bäreninsel in der Hölle der Arktis"2)), Roy Scheider2) (u.a. 1983 "Das fliegende Auge"2)) und Paul Newman (1990, "Mr. & Mrs. Bridge"2)) seine markant-rauchige Stimme → mehr bei synchronkartei.de. An zahlreichen Hörspielen war er ebenfalls beteiligt, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
 
In seinen letzten Jahren war es um Hellmut Lange stiller geworden, er hatte sich aus der Öffentlichkeit bzw. ins Privatleben zurückgezogen und versuchte nun ein bisschen das nachzuholen, was in den Jahren seiner intensiven Film- und Fernseharbeit auf der Strecke geblieben war: Familie, Freunde, Gartenarbeit und gute Bücher lesen. 
 
Szenenfoto aus dem Katastrophendrama " Fähre in den Tod"
Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax film",
welche die Produktion am 10. Juli 2013 auf DVD herausbrachte.
Im Oktober 2009 wurde bekannt, dass Hellmut Lange an Demenz erkrankt sei; am 13. Januar 2011 starb der populäre Schauspieler nach längerer Krankheit – wenige Tage vor seinem 88. Geburtstag in Berlin. Die letzte Ruhe fand er auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf2) der brandenburgischen Gemeinde Stahnsdorf2) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Der Mann mit dem im vorgerückten Alter markant zerfurchten Gesicht war seit 1958 mit Ehefrau Ingrid, einer Lehrerin, verheiratet und Vater von Tochter Katharina und Sohn Tobias. Sohn Jonas kam 1965 mit nur drei Jahren bei einem tragischen Unglücksfall ums Leben, er ertrank beim Angeln in dem bayerischen Flüsschen Würm2).
   Siehe auch Wikipedia, filmportal.de sowie
die Nachrufe bei welt.de, tagesspiegel.de, sueddeutsche.de, spiegel.de
Fremde Links: 1) Die Krimihomepage, 2) Wikipedia
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, krimilexikon.de)
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