Filmografie / Hörspiel
Albert Florath (Albert Peter Adam Florath) wurde am 7. Dezember 1888 im heute nordrhein-westfälischen Bielefeld1) als Sohn eines gelernten Schlossers bzw. Magazinverwalters bei der Bielefelder Nähmaschinenfabrik "Baer & Rempel"1) ("Phoenix") geboren und stammte aus einem alten westfälischen Bauerngeschlecht, Er war das älteste von insgesamt sieben Kindern, von den zwei schon früh starben, und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. 
Porträt Albert Florath; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0082189); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Datierung: ungenannt; Urheber: Unbekannt; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 Nach dem Grundschulbesuch in Brakel1) und dem Realgymnasium in Paderborn1) wurde er ab 1906 auf Wunsch des Vaters Amtmann-Anwärter zunächst beim "Amt Schildesche"1), dann in der Polizeiverwaltung von Delbrück1). Nach Auftritten in örtlichen Laienspielgruppen nahm er ab ca. 1908 Schauspielunterricht in München bei Alois Wohlmuth1) (1852 – 1930*)) am "Königlichen Hof- und Nationaltheater"1), wo er auch sein Bühnendebüt gab. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in dem er sich als Leutnant der Reserve freiwillig zum Militär meldete und u. a. als Ausbilder von Rekruten tätig war, unterbrach seine künstlerische Laufbahn. Seine Kriegserlebnisse bewirkten in Florath ein politisches Umdenken, sodass er 1919 zunächst als sozialistischer Abgeordneter an der "Bayerischen Nationalversammlung" teilnahm. Nach dem Scheitern der bayerischen Räterepublik1) und dem Mord an Kurt Eisner1) ging Florath nach Berlin2), spielte ab 1922 bis Ende des 2. Weltkrieges am dortigen "Preußischen Staatstheater"1), anfangs unter Leopold Jessner1) sowie später unter Gustaf Gründgens. Als Höhepunkt seiner Berliner Zeit gilt die meisterhafte Gestaltung des reichen und geizigen Harpagon in der Molière-Komödie "Der Geizige"1). Zudem konnte er sich als Regisseur und Dramaturg etablieren.
   
Porträt Albert Florath
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0082189)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Datierung: ungenannt
Urheber: Unbekannt; Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Das Kinopublikum kannte Florath bereits seit Stummfilmzeiten, erste Beachtung fand er mit einem kleinen Part in dem Streifen "Danton"1) (1921) mit Emil Jannings als Danton1) und Werner Krauß als Robespierre1). Doch erst mit Mit dem Aufkommen des Tonfilm wurde er so richtig populär, verkörperte in den nachfolgenden Jahrzehnten in zahllosen Produktionen meist den den Typus des kauzigen, dennoch liebenswerten Mannes.
Er präsentierte sich unter anderem in so bekannten Filmen wie der heiteren Geschichte "Boccaccio"1), wo er 1936 neben Frauenschwarm Willy Fritsch den Hauptmann Bartolomeo darstellte, oder in dem Fritsch/Harvey-Kassenschlager "Glückskinder"1) (1936). Man sah Florath beispielsweise 1935 in dem Drama "Das Mädchen Johanna"1) mit Angela Salloker als Johanna von Orléans1) oder ein Jahr später an der Seite von Heinrich George in der Ibsen-Verfilmung "Ein Volksfeind"1) (1937), in der Literaturadaption "Spiel im Sommerwind"3) zeigte er sich 1938 als Konsul Osterkamp. Mehrfach stand er mit Heinz Rühmann vor der Kamera, mimte er den Hotelbesitzers Wernicke in "Die Umwege des schönen Karl" (1938), den Millionär Bucklespring in "Fünf Millionen suchen einen Erben"1) (1938), den Vater Ludwig Ohlsen in "Hurra, ich bin Papa!"1) (1939), einen Landgerichtsdirektor in "Paradies der Junggesellen"1) (1939) und den Edwin Himmelsteig in "Lauter Liebe" (1940). Auch in der legendären Komödie bzw. dem Kultfilm "Die Feuerzangenbowle"1) (1944) nach dem gleichnamigen Roman1) von Heinrich Spoerl1) gehörte Florath als Mitglied der Bowlenrunde zur Besetzung. Dem nationalsozialistischen Propagandafilm konnte sich Florath nicht völlig entziehen, so wirkte er in "Die Rothschilds"1) (1940) und dem unsäglichen Hetzstreifen "Jud Süß"1) (1940) mit sowie in "Jakko"1) (1941), in "Ich klage an1) (1941) und in "Himmelhunde" (1942), alles Produktionen, die noch heute zur Gruppe der so genannten Vorbehaltsfilme1) zählen, daher nur eingeschränkt zugänglich sind bzw. nur mit Zustimmung und unter den Bedingungen der "Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung"1) gezeigt werden dürfen → Tonfilme bis 1945.

Alberth Florath (r.) als Arzt und Willy Birgel als Rudolf Diesel1)
in "Diesel"1), einem Historienfilm aus dem Jahre 1942 
Foto mit freundlicher Genehmigung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

Alberth Florath (rechts) und Willy Birgel in "Diesel", einem Historienfilm aus dem Jahre 1942; Foto: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
Nach Kriegsende widmete sich der 1938 zum "Staatsschauspieler" ernannte Florath zunächst verstärkt dem Theater, trat in Stücken wie "Der Tod im Apfelbaum" von Paul Osborn1) – hier brillierte er seit der Premiere der deutschsprachigen Erstaufführung (23.04.1947) am "Staatstheater Stuttgart"1) in einer Inszenierung von Helmut Henrichs1) als Großvater – oder "Südfrüchte" von André Birabeau (1890 – 1974) auf, pendelte zwischen Stuttgart, München und Hamburg hin und her. Im Frühjahr 1949 spielte er in Hamburg an der "Jungen Bühne" die Titelrolle in "Kaiser von Portugallien", der Bühnenversion des Romans "Der Kaiser von Portugallien"1) von Selma Lagerlöf1).
Albert Florath mit Valerie von Martens in der Komödie "Das Haus in Montevideo" von Curt Goetz  am Berliner "Renaissance-Theater"; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0000916_006); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Datierung unbekannt; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Quelle: www.deutschefotothek.de Der Nachkriegsfilm bediente sich ebenfalls schnell wieder des Vollblutschauspielers, Florath wurde in unzähligen Filmen mit profilierten Nebenrollen besetzt. So beispielsweise als Herr Zietemann in der von Heinz Rühmann in Szene gesetzten Komödie "Die kupferne Hochzeit"1) (1948), im gleichen Jahr zeigte er sich als als Beerdigungsunternehmer ("Tod") in Wolfgang Liebeneiners Borchert-Adaption "Liebe 47"1). Man sah ihn als Pastor Höllriegel in der Curt Goetz-Verfilmung "Frauenarzt Dr. Prätorius"1) (1950) und 1951 einmal mehr als Pastor in "Das Haus in Montevideo"1), einer erneut von Curt Goetzt nach seinem eigenen Bühnenstück inszenierten Verfilmung. Einen seiner letzten Leinwandauftritte hatte der Schauspieler 1956 als Pastor Mettelmann in dem Heimatfilm "Drei Birken auf der Heide"1) sowie unter der Regie von Günther Lüders als Justizrat Genius in der Komödie "Wenn wir alle Engel wären"1) nach dem Romans von Heinrich Spoerl1) → Übersicht Filme nach 1945.
  
   
Albert Florath mit Valérie von Martens in der Komödie "Das Haus in Montevideo"1)
von Curt Goetz 1950 am Berliner "Renaissance-Theater"1), mit Curt Goetz
als Professor Traugott Nägler; auch in dem gleichnamigen Kinofilm1) (1951)
mimte Florath den Pastor Riesling an der Seite von Goetz-Ehefrau Valérie von Martens
als Marianne Nägler und Curt Goetz als der untadelige Professor Traugott Hermann Nägler.
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0000916_006); © SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/
Abraham Pisarek; Datierung 1950; Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983);
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Mit seiner wuchtigen Erscheinung, robust, poltrig, dickschädelig, gestaltete Florath Biedermänner und den "guten Onkel" mit präziser Körpersprache. Er war von unkompliziertem Wesen, herzlich und echt; mittelständige Berufe wie Ärzte, Pfarrer oder Lehrer lagen ihm am Besten im Film. Am Ende bleibt die Erinnerung an ihn als silberhaariger aber jung gebliebener Alter – leise und weise.4)
Zudem stand Florath schon Mitte der 1920er Jahre im Hörspielstudio, nach 1945 bereicherte er weiterhin etliche Produktionen; eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
 
Der Schauspieler, welcher in rund 200 Filmproduktionen in Erscheinung trat, starb am 11. März 1957 im Alter von 68 Jahren nach schwerer Krankheit im Kreiskrankenhaus von Gaildorf1) in Nordwürttemberg. Neben seiner Witwe Elisabeth (geborene Rothenaicher, 1895 – 1979) hinterließ er Tochter Els, die letzte Ruhe fand er, wie wie auch später seine Ehefrau, auf dem Friedhof der Gemeinde Gschwend1) (Ortsteil Schlechtbach) → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Der renommierte Feuilletonist und Theaterkritiker Friedrich Luft1) schrieb in seinem Nachruf in der "Süddeutschen Zeitung" (12.03.1957) unter anderem: "Er war ein großer Chargenschauspieler. Zentralrollen, solche, die die Bühne allein füllen, hat er selten gespielt. Er war ein Meister der behäbigen, eindrucksvollen Nebenfarbe. Er war in zahllosen Rollen herrlich. (…) Das wertvolle Raritätenkabinett großer Chargendarsteller ist wieder kleiner geworden, seit er nicht mehr unter uns ist." Von Luft stammte auch die im März 1957 bei "RIAS Berlin"1) ausgestrahlte 30-minütige Hörfunk-Sendung "Paul Bildt und Albert Florath zum Gedenken". Paul Bild war am 13. März 1957, wenige Wochen vor seinem 72. Geburtstag in West-Berlin gestorben.
 
Seit 1938 bis zu seinem Tod lebte Florath mit seiner Familie in Gschwend-Schlechtbach, wo nach ihm die "Albert-Florath-Straße" benannt wurde. Auch Floraths Geburtsstadt Bielefeld widmete im Stadtteil Gellershagen1) ihrem berühmten Sohn die "Albert-Florath-Straße", obwohl dies anfangs wegen Floraths Mitwirkung in NS-Propagandafilmen umstritten war. Angesichts der geringen Anzahl solcher Produktionen bzw. seiner eher unwesentlichen Rollen konnten sich die Befürworter, zu denen neben dem "Heimatverein Schildesche" auch der Filmwissenschaftler Dr. Gerd Albrecht (1933 – 2008) und der Schauspieler Hardy Krüger zählten, letztlich durchsetzten. Zudem hängt, ebenfalls auf Initiative des Heimatvereins, am ehemaligen Amtshaus in Schildesche eine Gedenktafel, die 2007 anlässlich des 50. Todestages Floraths enthüllt wurde. In der niedersächsischen Gemeinde Bendestorf1) (Landkreis Harburg) existiert der "Albert-Florath-Stieg".   
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch sowie
den Artikel bei joachim-wibbing.de
*) lt. "Meyers Großes Konversations-Lexikon" geboren 1852
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmportal.de
Quelle: 2) Wikipedia (abgerufen 14.10.2011), 4) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf  Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 104)
       
Filme
Stummfilme / Tomfilme: bis 1945 / Nachkriegsproduktionen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, geschichtewiki.wien.gv.at)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme
Hörspielproduktionen (Auszug)
Sendungen der Berliner "Funk-Stunde AG" 1940er Jahre Sendungen ab 1950
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, literaturportal-bayern.de, whoswho.de, web.ard.de)
Sendungen der Berliner "Funk-Stunde AG" (Live-Sendung ohne Aufzeichnung; wenn nicht anders vermerkt: Regie Alfred Braun) Nachkriegsproduktionen (diverse Sender)
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