Filmografie / Hörspiel
Günter Pfitzmann (Günter Erich Helmut Pfitzmann) wurde am 8. April 1924 als Sohn eines Kaufmanns in Berlin geboren. Als er sechs Jahre alt war ließen sich die Eltern scheiden, der jüngere Bruder Karl-Heinz blieb bei der Mutter, Günter wuchs bei seinem Vater auf. Kurz nach dem Abitur wurde er zum Arbeits- und Kriegsdienst einberufen, durchlebte die Schrecken des 2. Weltkrieges und wurde am Bein schwer verwundet. Nach Kriegsende begann Pfitzmann eine Ausbildung an der 1945 von Fritz Kirchhoff1) (1901 – 1953) gegründeten Berliner Schauspielakademie "Der Kreis"1) und gab nich während der Ausbildung 1946 sein Theaterdebüt in dem Goethe-Schauspiel "Iphigenie auf Tauris"1) am "Landestheater Mark Brandenburg"; weitere Engagements an Berliner und Münchener Bühnen sollten folgen. 1949 gehörte Pfitzmann zusammen mit Klaus Becker1), Joachim Teege (1925 – 1969), Rolf Ulrich1) (1921 – 2005) und Alexander Welbat1) (1927 – 1977) zu den Mitbegründern des berühmten Kabaretts "Die Stachelschweine"1), bei denen er von 1949 bis 1957 und dann wieder 1965 im Eröffnungsprogramm des neuen Kabarett-Theaters im Berliner "Europa-Center"1) auftrat. Pfitzmann ließ sich nie auf einen bestimmten Rollentypus festlegen und verkörperte in seinen frühen Jahren den Karl Moor in Schillers "Die Räuber"1) oder den Petrucchio in der Shakespeare-Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung"1) ebenso brillant wie später den Professor Higgins in Shaws "Pygmalion"1) bzw. dem Musical "My Fair Lady"1). Vor allem seit Mitte/Ende der 1970er Jahre erfreute Pfitzmann an der Berliner "Komödie am Kurfürstendamm"1) immer wieder das Publikum in erfolgreichen Boulevardstücken, die zum Teil auch im Fernsehen gezeigt wurden.
 

Foto mit freundlicher Genehmigung von Ingo Heine (Fotograf in Berlin)
© Ingo Heine

Günter Pfitzmann; Copyright Ingo Heine
Günter Pfitzmann mit ? in dem Stück "Alle meine Söhne" von Arthur Miller im Berliner "Apollo-Theater" am 13. April 1950; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000854_011; Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 1950; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 Ende der 1940er Jahre kam Pfitzmann zum Film und gab sein Leinwanddebüt – noch ungenannt – in dem von Fritz Kirchhoff in Szene gesetzten Melodram "Nur eine Nacht"1) (1950), ab Mitte der 1950er Jahre folgten größere Aufgaben. So mimte er unter anderem den Hauptmann Röder in der Satire "Der Hauptmann und sein Held"1) (1955) an der Seite von Ernst Schröder und Jo Herbst, ein Jahr später den Korvettenkapitän Hilbig in dem Agentenfilm "Spion für Deutschland"1) (1956) mit Martin Held in der Titelrolle des deutschen Weltkriegsagenten Erich Gimpel1) oder den Kriminalassistenten Pierre in dem Krimi "Dr. Crippen lebt"1) (1958), der inhaltlich an die Handlung des 1942 gedrehten Films "Dr. Crippen an Bord"1) anknüpfte, basierend auf dem realen Kriminalfall um den Mörder Dr. Hawley Harvey Crippen1) (gespielt von Rudolf Fernau). In dem preisgekrönten Kriegsfilm "Hunde, wollt ihr ewig leben"1) (1958) über die Schlacht von Stalingrad1) nach dem gleichnamigen Roman von Fritz Wöss1) zeigte er sich als Wachtmeister Kunowski und in Bernhard Wickis mehrfach ausgezeichneten Anti-Kriegsfilm "Die Brücke"1) (1959) als Unteroffizier Heilmann.
 
 
Günter Pfitzmann mit ? in dem Stück
"Alle meine Söhne" von Arthur Miller1)
im Berliner "Apollo-Theater" am 13. April 1950
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000854_011
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: ?;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
In den 1960ern wirkte Pfitzmann in Produktionen wie dem Krimi "Nachts ging das Telefon"1) (1962) oder dem Wallace-Streifen "Der Zinker"1) (1963) mit, wo er als Frank Sutton alias der "Zinker" auftauchte. In "Der Kapitän"1) (1971) nach dem Roman "The Captain’s Table" von Richard Gordon1) mit Heinz Rühmann als Kapitän Wilhelm Ebbs spielte er den Chefingenieur Oldenburg, in "Lieb Vaterland magst ruhig sein"1) (1975) nach dem Roman von Johannes Mario Simmel1) den Kripo-Chef Prangel. Eine letzte Arbeit für den Kinofilm war die Komödie "Warum die UFOs unseren Salat klauen"1) (1980) mit der Rolle des Konsuls Meier → Übersicht Kinofilme
Ende der 1950er Jahre begann auch Pfitzmanns beispiellose Fernsehkarriere, 1960 überzeugte er als Schauspieler Bob Arnoldis in dem Fünfteiler bzw. frühen Straßenfeger "Am grünen Strand der Spree"1), gedreht von Fritz Umgelter1) nach dem Roman von Hans Scholz1). So richtig populär wurde Pfitzmann dann seit 4. Oktober 1961 durch seine Titelrolle des Paul Cox in der ersten Krimiserie des deutschen Fernsehens "Gestatten, mein Name ist Cox" nach den erfolgreichen Radio-Hörspielen aus dem Jahre 1952 aus der Feder von Rolf und Alexandra Becker1). 1965 wurde eine zweite Staffel aufgelegt, in der Pfitzmann alias Cox weitere spannende Fälle löste → fernsehserien.de, Wikipedia.
Seitdem war er vom Bildschirm nicht mehr wegzudenken. Dauerbrenner wie "Drei Damen vom Grill"1) (ab 1978, Staffeln 1–7) mit der Figur des Fleischlieferanten Otto Krüger und vor allem "Praxis Bülowbogen"1) , wo er sich ab Anfang Oktober 1987 als Dr. Peter Brockmann nicht nur den Alltagsproblemen seiner Patienten stellte, machten den sympathischen Schauspieler zum TV-Star schlechthin. Nach 107 Folgen von "Praxis Bülowbogen" überließ Dr. Peter Brockmann alias Günter Pfitzmann 1997 endgültig seine Praxis mit "Dr. Sommerfeld – Neues vom Bülowbogen"1) einem Nachfolger, gespielt von Rainer Hunold.
Zahlreiche Rollen in Serien ließen Pfitzmann bis zuletzt Zeit zu einer festen Größe auf dem Bildschirm bleiben, so präsentierte er sich 1993 erstmals als Johannes Redlich bzw. als "Der Millionenerbe"1) und ab 1994 als der zupackende Werftbesitzer Richard Kaise in "Der Havelkaiser"1). Zusammen mit Harald Juhnke drehte er das ARD-Großstadtmärchen "Letzte Chance für Harry"1) um einen Obdachlosen (Juhnke) und einen Manager (Pfitzmann), beehrte zum Jahresbeginn 2000 das "Traumschiff"1) in der Folge "Bali"2). Eine letzte Hauptrolle spielte er 2001 als Bauunternehmer Arno Adelmann in der TV-Komödie "Die Meute der Erben"1), seinen letzten Fernsehauftritt hatte er als schwieriger Patient Theo Köckritz in der Arztserie "In aller Freundschaft"1) bzw. der Story "Eine heikle Entscheidung"2) (EA: 10.12.200) → Übersicht TV-Produktionen.

Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film"
welche die Produktion Mitte April 2014 herausbrachte

DVD-Cover: Der Havelkaiser; Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax film"
Seit den 1980er Jahren wirkte "Pfitze", wie er von seinen Freunden genannt wurde, verstärkt an Boulevardtheatern, führte Regie und veröffentlichte Schallplatten. Die Arbeit im Hörspielstudio, die besonders in den 1950er und 1960er Jahren recht intensiv war, geriet etwas ins Hintertreffen. Eine Awahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier. Pfitzmann betätigte sich zudem als Synchronsprecher, lieh unter anderem Kirk Douglas in der Jules Verne-Adaption "20.000 Meilen unter dem Meer"1) (1954), Jean Gabin in "Pepé le Moko"1) (1937; Synchro 1958), Charles Bronson in "… die alles begehren"1) (1965) oder Lloyd Bridges in "Unter Wasser rund um die Welt"1) (1966) seine Stimme. "In der von 1984 stammenden Neusynchronisation von "Asterix der Gallier"1) (1967) sprach er den Obelix, ebenso wie in der 1986–1992 produzierten Asterix-Hörspielreihe von EUROPA1). Fans entdeckten Günter Pfitzmann auch als Sprecher in den Hörspielserien "Die drei ???"1) und "TKKG"1)." kann man bei Wikipedia lesen → mehr bei synchronkartei.de.
Die Arbeitswut des Schauspielers blieb 1986 nicht ohne gesundheitliche Folgen, Pfitzmann erlitt einen Herzinfarkt, von dem er sich jedoch wieder erholte und unterstützte seither herzkranke Kinder im Rahmen der "Deutschen Herzstiftung"1).
Der "Urberliner" Pfitzmann erhielt während seiner langen Karriere zahlreiche Auszeichnungen. Am 8. Februar 2000 wurde er mit der "Goldenen Kamera"1) in der Kategorie "Ehrenpreis Berlin" für sein jahrzehntelanges Engagement für Berlin ausgezeichnet, 2002 ehrte man ihn mit dem "Goldenen Wuschel"1) von "Brisant"1) für sein Lebenswerk, ein weiterer Medienpreis war der "Telestar" (1988) für "Praxis Bülowbogen". Bereits als junger Schauspieler hatte Pfitzmann 1956 für seine Vielseitigkeit den "Berliner Kunstpreis der jungen Generation"1) erhalten, drei Mal verlieh man ihm den "Goldenen Vorhang"1) (1977, 1980, 1981).  Eine ganz besondere Auszeichnung war sicherlich 1978 das "Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland"1) seit 1994 gehörte Pfitzmann zu den Trägern des "Verdienstordens des Landes Berlin"1). Nicht unerwähnt bleiben sollte Pfitzmanns besondere Affinität zu Heinrich Zille1), dies zeigte sich in seinem Engagement für das Berliner "Zille-Museum". Neben Zilles Urenkel Heiner Preetz-Zille und Kollegen/Kolleginnen wie Harald Juhnke, Wolfgang Völz, Walter Plathe und Brigitte Grothum gehörte er zu den Mitbegründern der zwischenzeitlich geschlossenen und am 10. Januar 2016 im Nikolaiviertel1) neu eröffneten Dauerausstellung, die einen Querschnitt durch das künstlerische Schaffen Heinrich Zilles präsentiert → zillemuseum-berlin.de.
 

Die Meute der Erben (2001)
Von links nach rechts: Eleonore Weisgerber, Günter Pfitzmann, Klaus Mikoleit
Robert Giggenbach1), Friederike Wagner1)
Szenenfoto mit freundlicher Genehmigung von www.ziegler-film.com
© Ziegler Film GmbH & Co. KG
  
Der langjährige Freund von Harald Juhnke (1929 – 2005) und Brigitte Mira (1910 – 2005) galt als eines der schauspielerischen Berliner Wahrzeichen. Der "König des Kudamm-Theaters" feierte in Boulevard-Klassikern wie "Ein seltsames Paar" von Neil Simon1) an der Seite von Harald Leipnitz oder als Professor Higgins in dem Musical "My Fair Lady"1) auf der Bühne Triumphe. Auch im "fortgeschrittenen" Alter war er noch immer noch erfolgreich in der Welt des Theaters, Kinos und Fernsehens aktiv. Er galt als "Stehaufmännchen" und "Det kriegen wir ooch wieder hin" lautete stets sein Kommentar, wenn er mal wieder von einer Krankheit außer Gefecht gesetzt worden war. Zwei Herzinfarkte hatte er überlebt, bei einer dramatischen Bypassoperation war er 1986 "dem Tod von der Schippe gesprungen", im Jahre 2000 erlitt er er einen weiteren Herzinfarkt, im Sommer 2001 zog er sich auf Mallorca einen Oberschenkelhalsbruch zu und überstand auch das.
Am 29. Mai 2003 musste der beliebte Charakterdarsteller und Volksschauspieler Günter Pfitzmann wegen eines erneuten Herzinfarktes in die Klinik eingeliefert werden. Er starb am 30. Mai 2003 in seiner Heimatstadt Berlin im Alter von 79 Jahren an den Folgen des dritten Infarktes bzw. an einer Lungenentzündung
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Die Trauerfeier am 13. Juni 2003 in der "Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche"1) sowie die anschließende Beisetzung auf dem Berliner Waldfriedhof Zehlendorf1) in Berlin-Nikolassee1) fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt und wurde im Fernsehen live übertragen. Der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit1) sagte auf der Trauerfeier unter anderem: "Berlin verliert nicht nur einen beliebten Schauspieler; Berlin verliert auch einen großartigen Menschen. Günter Pfitzmann war ein Berliner mit Leib und Seele. Hier wolle er sein, bleiben und sterben, hat er einmal in einem Interview gesagt. (…) Wenn sich Deutschland den typischen Berliner vorstellte als einen wie Günter Pfitzmann, so konnte uns das nur gefallen. (…) Dennoch würde man Günter Pfitzmann nicht gerecht, ihn auf den Berufsberliner zu reduzieren. Er war ein begnadeter Schauspieler, seine Fernsehfilme und Serien wurden stets zu Quotenrennern."3) → Foto der Grabstätte (Abt. XVI–A W28) bei Wikimedia Commons sowie knerger.de
Gedenktafel für Günter Pfitzmann; Quelle: Wikimedia Commons; Urheber: OTFW, Berlin; Lizenz: CC BY-SA 3.0 Günter Pfitzmann war in erster Ehe mit der Schauspielerin und Sängerin Karin Hübner (1936 – 2006) verheiratet. 1964 ehelichte er Lilo Giebken, mit der er die gemeinsame Söhne Robert und Andreas hatte.
Ende März 2004 stellte Lilo Pfitzmann die Memoiren ihres Mannes "Nur der Augenblick zählt" vor; im Herbst 2003 hatte sie sich entschlossen, die autobiografischen Skizzen, die ihr Mann hinterlassen hatte, zu vervollständigen und in einem Erinnerungsband zu veröffentlichen. Günter Pfitzmann wäre am 8. April 2004 80 Jahre alt geworden.
 
Seit 15. Oktober 2018 erinnert am Haus " Zietenstraße 22" in Berlin Schöneberg1), wo die Serie "Praxis Bülowbogen" gedreht wurde, eine Gedenktafel an den beliebten Künstler. Die Enthüllung fand durch die Berliner "Senatsverwaltung für Kultur und Europa"1) bzw. die "Historische Kommission zu Berlin"1) statt.
 
Gedenktafel für Günter Pfitzmann
Quelle: Wikimedia Commons
Urheber: OTFW, Berlin; Lizenz: CC BY-SA 3.0
Bereits 2017 war anlässlich des 93. Geburtstages von Pfitzmann unweit seines früheren Wohnhauses im Ortsteil Berlin-Nikolassee der "Günter-Pfitzmann-Platz" nach ihm benannt worden; der bis dahin namenlose Platz liegt an der Matterhornstraße. Die Enthüllung des Schildes zuzüglich einer Gedenktafel erfolgte im Beisein seiner Witwe und der beiden Söhne → Foto des Schildes bei Wikimedia Commons.
Siehe auch prisma.de, Wikipedia, deutsches-filmhaus.de
den Artikel bei www.berlin.de anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel
sowie die Nachrufe bei sueddeutsche.de und spiegel.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) fernsehserien.de
3) Quelle: Landesarchiv Berlin (Artikel nicht mehr online)
       
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, Die Krimihomepage, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, kulturportal-west-ost.eu)
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