JODLER CODIERUNG
entschlüsselt

Eines der letzten Geheimnisse deutscher und österreichischer Alpenregionen ist gelüftet.
Japanischen Wissenschaftlern gelang es gemeinsam mit alpinen Sprachexperten einer der aufs Extremste verschlüsselten Bergbotschaften, nämlich dem Ur-Jodler schlechthin, auf die Schliche zu kommen.
Mozartkugeln und deren spezifisch-chemische Zusammensetzung, die Körpersprache der blaublütigen Lippizzaner, die gehüteten Geheimnisse um die Haltbarkeitsmachung von älpischen Lederhosen, all das sind längst keine Geheimnisse mehr und seit Jahren in jedem heruntergekommenen Computershop als Billig-CD-ROMs zu erwerben.
Nur eine Tatsache schien bislang unlösbar zu sein! Und zwar die von Generation zu Generation weitergegebenen markerschütternden Jodler, die Tourismus-Genießer mehr an den Brunftschrei der ersten Neanderthaler erinnern als an wichtige kommunikativ verschlüsselte Botschaften. Verbale Eruptionen, die einerseits das Blut in den Adern gefrieren lassen und die in die Bergwelt mitgebrachten Transistorradios und hochsensiblen LapTops buchstäblich zerbröseln lassen.
Einer Gruppe japanischer Wissenschaftler, die gemeinsam mit eingeborenen Experten diese Botschaft auf die Wurzel aller Botschaften rückführen konnten und somit zum Atomkern der talüberbrückenden Aussagen vordringen konnten, scheint nun die Übersetzung –die "Transleschn" schlechthin -gelungen zu sein.
In mühevoller und mit extremsten Ohrenschmerzen verbundener Kleinstarbeit wurde Laut um Laut, Luftausstoß um Luftausstoß, Buchstabe für Buchstabe, Nebengeräusch um Nebengeräusch aufgezeichnet, bis das Grundgerüst aller Jodler schließlich am Bildschirm des "Japs Monumental 2000 GTI" -Computers zu lesen war:
"Holla Re Gu Gu"
Herzergreifend, als beim Anblick dieser Ur-Botschaft aus dem menschlichen Leben, die Wissenschaftler beider Nationen auf die Knie sanken, Tränen in den Augen und ihrem neuentwickelten 2000-er GTI unter schluchzenden Eruptionen für die Decodierung dankten". Hier nun aber, um die Vor-Enthaltung nicht noch länger in eine unnötige Länge zu ziehen, die einmalige, einzigartige, zukunftsumstürzende und so wichtige Übersetzung:
HOLLA: eigentlich der Holler, sprich Hollunder, masculin, ein Gestrüpp, in Mythen und Legenden als Hexenstrauch angeführt.
RE: eigentlich das Reh, in der Jodler-Konnexion aber eindeutig die, sprich die Reh(geiß), feminin, aufrechtgehend, gefräßig und lustvoll.
GU: eigentlich das, sprich das Auge, das rechte im Reh meinend, somit das Rehauge, das eine aber nur.

 

GU: na, was sonst, das andere, das zweite Rehauge. 
Mit diesem decodierten Vokabular stand nun der endgültigen Übersetzung nicht einmal mehr ein misslungenes Komma im Wege:
   
"Die Rehgeiß (steht) im Hollunderstrauch und (schaut) mit ihren (zwei) Augen heraus!"
 
Durch diese einmalige Leistung, die eines der letzten Rätsel unseres Planeten löste, sind sich die Sprach-Kompetenzen auf der ganzen Welt einig, dass nicht einmal die seinerzeitige Übersetzung des Nibelungenliedes oder die Verbal-Hornung des mumifizierten Sanskrits, die chinesisch -langobardisch -mundartliche Auslegung des Kamasutra bis hin zur Erfindung der hochdeutschen Sprache von so immenser Wichtigkeit waren wie jetzt diese Jodler-Aufdeckung. Einwände kamen bisher nur von der allerorts gefürchteten Mühlviertler Jodler-Connection, welche behauptet, über weitere bislang nicht entschlüsselte geheime Botschaften aus dem bayrischen Raum zu verfügen, die von ausgebildeten Kehlkopfspezialisten bis weit ins Land dringen.
Der verlangte Nachweis dieser Tatsachen wurde bislang jedoch noch nicht erbracht, obwohl zu nächtlichen Zeiten, speziell bei Vollmond und Hochwasser, unidentifizierte Schreie, die durchaus Kommunikationscharakter haben könnten, über die bayrisch-österreichische Grenze dringen.
Japanische Sprachwissenschaftler sind bereits in Scharen angereist und in euphorischer Expeditionsmanie mit obligater Fotoausrüstung, Diktaphon, getarnten Hochleistungscomputern und mit Unterstützung austriatischer Lederhosen – und Goldhauben – Einsatztruppen in besagtes Land eingedrungen, um des Pudels verbalen Kern zu spalten.

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