Der
Pezeh-Einsteiger

"Sie erhalten bei uns eine Ausbildung in der EDV", hatte mir der Personalchef bei der Einstellung versprochen.
"Sie sind also der Pezeh-Einsteiger", wurde ich an meinem ersten Arbeitstag von meinem Abteilungsleiter begrüßt. Als ich mich am Nachmittag bei den Kollegen vom Benutzerservice vorstellen wollte, empfing man mich mit den Worten "Hallo Luserjuser". Na ja, Englisch war noch nie meine Stärke gewesen - aber ich wollte dann doch nicht genauer nachfragen (Erst später erfuhr ich die tiefe Bedeutung dieser Worte).
Am nächsten Tag fühlte ich mich in der neuen Firma schon fast wie zu Hause. Anhand einiger Orientierungsmerkmale fand ich meinen Schreibtisch wieder (zwischen der Dame mit dem engen Pulli und dem Herrn mit dem vollen Aschenbecher).
Elvira (mit dem Pulli) sah mich an meinem Pezeh rumfingern und rief mir zu: "Sie müssen erstma buten". Ahhh, jetzt auf keinen Fall die Fassung verlieren, dachte ich, und sofort schossen mir mehrere ähnlich klingende Worte durch den Kopf: Puten, pusten, Stuten, tuten, bluten.
In Sekundenbruchteilen entschied ich mich für "pusten", was den Herrn hinter dem vollen Aschenbecher dann für die nächsten 5 Minuten beschäftigte.
Diese Zeit nutzte ich um an meinem Pezeh assoziativ einige Knöpfe zu drücken und dabei möglichst professionell zu wirken. Nachdem ich alle Knöpfe einer äußerst flachen, papierlosen Schreibmaschine auf meinem Tisch zweimal gedrückt hatte, entdeckte ich unter meinem Fernseher einem grauen Kasten mit einem kleinen Hebel. Klick, ah ja. In dem Kasten setzte sich sofort ein Handstaubsauger in Gang, und auf dem Fernseher sah ich gerade noch den Abspann eines Spielfilms.
Ich war so konzentriert, dass ich erst jetzt den Pulli bemerkte, der hinter mir stand. "Sie müssen sich erstma aufm Pfeil-Soerwer einloggen", belehrte mich Elvira. Blitzschnell kombinierte ich: Pfeil=Pfeil und Bogen, Soerwer=Surfer, einloggen=einlochen oder einjoggen, es musste also etwas mit Sport zu tun haben, ergab aber irgendwie keinen Sinn. Mitten in meinen Überlegungen wurde ich gezwungen, mit meinem Oberkörper ein schnelles Ausweichmanöver nach links durchzuführen, denn Elvira hatte sich inzwischen nach vorne gebeugt und eine mathematische Formel auf den Fernseher gezaubert:
C geteilt durch größer als.
Sofort assoziierte ich damit den Satz des Phytagoras - endlich mal was Bekanntes. "Mach mal ein Dier" kommandierte Elvira nun schon etwas ungehalten. Es folgten noch einige Ausweichmanöver meinerseits, bevor Sie wieder an Ihrem Schreibtisch saß.
Ich wurde mir langsam unsicher, ob ich den vielseitigen Anforderungen meines neuen Jobs in den Bereichen Mathematik, Sport und Pusten gewachsen sei. Nach dem Mittagessen lernte ich noch weitere Kollegen kennen: Ein Herr mit offensichtlichem Hang zum Sadismus klärte mich über das Peitschen, Paetschen und Swoppen am Arbeitsplatz auf. Kurz vor Feierabend hatte ich dann noch ein angenehmes Erlebnis: Eine freundliche Dame (wahrscheinlich aus der Kantine) rief mir im Vorbeigehen zu: "Na, heute schon Gebaeck habt ?" Ich lehnte mich zurück, strich mit der Handfläche über meinen Bauch und antwortete "Nein Danke, da passt nichts mehr rein."

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