DFÜ, die Datenfernübertragung, ist schon seit Anbeginn der Menschheit
ein Wunschtraum derselben. Nicht immer konnte man dabei auf Computer zurückgreifen, manchmal
musste es eben auch einfacher gehen. Bereits in der Steinzeit, genau gesagt
an einem Freitag den 13. fünf vor Zwölf bayerischer Atomzeit, erfand
der Stammesfürst Kawumm von Sumpfland, derer zu Neanderthal, die theoretischen
Grundlagen. Es müsste doch möglich sein, so sagte er sich, durch zärtliches Schleudern
einiger Bits mit dem Nachbarstamm in Kommunikation zu treten. Zwar bestanden die Bits
damals noch aus dem Naturstoff Stein (vgl. auch Hardware) es war ja
schließlich Steinzeit doch wurde die erste Datenfernübertragung
trotzdem ein voller Erfolg, der nur deshalb nicht in die Geschichte einging, weil
es noch keine gab.
So mancher geriet angesichts dieser bahnbrechenden Entwicklung
in eine Verzückung aus der er nicht mehr erwachte. Wie der Sysop
der Feuerstein-Mailbox. Ihn erschlug die Informationsflut. Diese
besonders grausame Art der Jenseitsbeförderung hat sich bis in die
heutige Zeit in einigen Ländern gehalten, wird aber nur bei besonders
schweren Vergehen, etwa Verbreitung falscher Mailboxnummern, angewandt.
Andere wiederum konnten sich für die Sache nicht so recht begeistern, und standen
den Steinbits ratlos bis ablehnend gegenüber. Dieses Steinzeitdenken lässt
heute noch einige reaktionäre Individuen gegen den Computer wettern. Ganz instinktiv eben.
Doch zurück in die Vergangenheit: Die herumliegenden Bits, also Felsbröckelchen,
ließen die damaligen Bewohner etwas leichtfertig mit den natürlichen Ressourcen umgehen.
Schon bald ging der Rohstoff aus, und so endete die Steinzeit.
Kawumm erlebte den Niedergang seiner Idee nicht mehr; er starb
frühzeitig am ersten Acknowledge-Signal, auf dem Höhepunkt seiner
Arbeit, so wie er es sich gewünscht hatte. Sein Grab konnte aufgrund
der unpräzisen Adressierung leider bis heute nicht gefunden werden. Der
Verlust dieses Genies einerseits und das Ende der natürlichen Signalvorkommen
andererseits (es wurde offensichtlich schon gespeichert) führten dazu, dass
die DFÜ in Vergessenheit geriet. Wie es sich herausstellen wird, jedoch nur für kurze Zeit.
Im alten Rom war es dann, als man wieder Daten auf Reisen schickte. Cäsar, der
größte Hacker der damaligen Zeit, liebte geradezu die DFÜ und schickte seine Grüße
in die ganze damals bekannte Welt. Zwar mussten wieder einige Sysops daran glauben,
die Entwicklung war aber nicht mehr aufzuhalten. Die römischen Imperatoren wurden
so die ersten Opfern der hohen Telefonrechnungen. Zwar besaßen sie noch keinen
solchen Apparat, aber ob Daten oder Soldaten, der Versand kostete Unmengen von
Sesterzen und das Römische Reich musste Konkurs anmelden. Tausende der im Gleichklang
der Sandalen synchron marschierenden menschlichen Bits wurden arbeitslos.
Die Geschichte feierte wieder ein paar Geburtstage, bis ein Organisationstalent
namens Napoleon Bonaparte die Idee der DFÜ wieder aufgriff.
Er war ein absoluter
Freak, der keine Anwendung ausließ. So ließ er sich in Frankreichs bekanntester
Softwareschmiede, dem Bastille-Verlag in Paris, das erste Adventure-Game entwerfen.
Monatelang saß ein junger übriggebliebener Adliger an dem Programm "Nappy goes to Moscow", kam
aber nie über ein Flowchart hinaus, Nappy, Pardon, Napoleon nicht bis nach Moskau.
(Auch ein etwa 150 Jahre später herausgebrachtes Remake, diesmal unter dem Titel
"Adi goes to Moscow"
scheiterte an der damals üblichen Röhrentechnik, weil die Verlustleistung
nicht ausreichte, um ganz Sibirien ausreichend zu beheizen.) Der erste
Programmierer wurde dann im Zuge der Französischen Revolution der
Öffentlichkeit vorgestellt und verließ angesichts der begeisterten
Menge das Podium ziemlich kopflos. Aber das hat mit der DFÜ nichts mehr zu tun.
Napoleon, unterdessen ständig in Sachen Kriegskunst unterwegs, gab eine erfolgreiche Vorstellung nach der anderen und eroberte mit seinem
einnehmenden Wesen die Welt (natürlich nur die damals bekannte). Die
häufige Abwesenheit machte allerdings eine sorgfältige und sichere
Datenübertragung erforderlich. Schließlich war Krieg, und bei dem
wüsten Getümmel arbeitete die Post nicht besonders zuverlässig, was sie
zwar heute auch nicht tut, dafür haben wir aber wenigstens keinen Krieg.
In manch durchschlafener Nacht überlegte der Heerführer, von seinen Untergebenen
liebevoll "Europas größter Zwerg" genannt, fieberhaft, wie eine Lösung aussehen
könnte. Eines Tages kam dieselbe, wie alles Gute, von oben. Eine Taube
erleichterte sich ein wenig und wählte als Ziel ausgerechnet den kleinen
Korsen aus. Der machte erstens den Dreck weg und zweitens das Beste daraus
indem er die Brieftaube erfand und damit wiederum die DFÜ förderte. Führende
Köpfe der damaligen Zeit arbeiteten den Einfall aus und perfektionierten
die Idee. Nach dem neuentwickelten Code benötigte man acht Tauben, die
im Formationsflug einen Buchstaben bildeten. Zwar gab es schon den ASCII, den
American Standard Code, der mit nur sieben Tauben auskam, aber das war eben in Amerika.
Nappy stand vor einem seiner besten Fights, als er erschrocken feststellte, dass
er seine Parade-Pantoffeln zu Hause bei seiner Josephine vergessen hatte.
Sofort sandte er per Tauben-DFÜ die Nachricht: "Habe Pantoffeln vergessen. Sofort
nachsenden. N.B."
Dazu waren, wie sich leicht nachrechnen lässt, immerhin 560 Tauben
notwendig inklusive Leerzeichen. Über den Alpen
kam die ganze schöne Formation angesichts eines Lämmergeiers derart
durcheinander, dass die Nachricht infolge mangelnder Redundanz
unleserlich und in Paris falsch dekodiert wurde. Statt Pantoffeln
bekam der Feldherr ein Paar Kartoffeln. Und da bei einem Sieg
die Parade mangels schicker Schlappen ausgefallen wäre, verlor
der Kriegskünstler die Lust an der Sache sowie die anschließende Schlacht, und
die Sache war für ihn erledigt. Für die Tauben allerdings auch. Da
die meisten Nachrichten geheim waren, mussten die Boten, in diesem
Falle also die Tauben, im Interesse der Sicherheit zum Schweigen gebracht
werden. Eine Cousine des Schlachtenlenkers erfand daraufhin einige neue Rezepte, die
dann auch nach ihr benannt wurden. In der "Nouvelle Cuisine" (so hieß das Kochbuch) stand
so manches Täubchen auf der Speisekarte. Dies führte zwangsläufig dazu, dass
die flugtauglichen Bits immer knapper wurden. Der Erhalt der Gattung
wurde glücklicherweise durch das Ende der napoleonischen Kriege, welches
ziemlich zeitgleich mit dem Ende des Namensgebers fiel, gesichert.
Nappy fiel nicht der Vergessenheit anheim: Denkmal für Denkmal schoss
aus dem Boden so dass manch braver Ackersmann nicht
mehr wusste, wie er noch gerade pflügen sollte. Und sogar die kleine
Anekdote, als der Vogel den Geistesblitz auf den kleinen Korsen fallen
ließ, wird bis in die heutige Zeit bei jedem seiner Monumente exakt nachgespielt.
Den nächsten entscheidenden Impuls bekam die Nachrichtentechnik dann
in Deutschland, welches damals zwar noch nicht so hieß, aber schon
so war. Ein Fürst namens Tut und Sagtnix erkannte folgerichtig
dass es noch keine Post gab, als er einmal einen Brief in den nicht
vorhandenen Briefkasten werfen wollte. Man bediente sich bis dato des
einfachen Weges der Flaschenpost und versenkte die Briefe samt Leergut
in den Starnberger See.
Der geschäftstüchtige Fürst nahm flugs in der
eigenen Bank ein Darlehen auf und kaufte auf dem nächsten Flohmarkt
ein reich verziertes Postmonopol. Damit kam endlich Schwung in den Laden, und
fürstliche Beamte sorgten dafür, dass alles klappte. Sie erhoben
Porto, druckten und leckten die Briefmarken, und stempelten diese, bevor
sie auf die Flaschen geklebt wurden, die dann im Starnberger See landeten. Mit
der Post ging es aufwärts. Leider verlor der Postfürst sein Monopol am Spieltisch
an den Kanzler, welcher damit nichts anfangen konnte und das Ding seinem Minister schenkte.
Dieser schlug dann auch sofort zu, und erfand das deutsche Postmodem.
Leider unterliefen ihm dabei einige Entwicklungsfehler, da der
Computer noch nicht auf dem Markt war, und somit Kompatibilitätsprobleme
die zwangsläufige Folge waren. Die Zeit bis zum Erscheinen der ersten
Rechner wollte man dadurch überbrücken, dass man die Modems
als solche verschickte, nach dem Motto: "soll sich doch der Empfänger darum kümmern, was
darin steht". Jedoch ging auch dieser Versuch daneben, da das Gerät zu schwer
und außerdem nicht wasserdicht war und auf Nimmerwiedersehen im Starnberger
See versank. Glücklicherweise hatte man jedoch zwei Prototypen gebaut, so dass
das Alternativexemplar auf seine Mängel hin untersucht werden konnte. Diese
anspruchsvolle Aufgabe wurde dem renommierten Zentralinstitut für Zufallsforschung, ZZF in
Darmstadt unter der Leitung der ersten Mailboxerin Deutschlands, Sylvia Soppelmann, übertragen.
In ihrem kleinen und zugigen Forschungslabor nahm die Wissenschaftlerin das
Gerät auf seine Fehler hin auseinander. Was nicht funktionierte, bekamen
die Japaner, den Rest behielt sie für den Bau eines neuen Modells im Labor
zurück. Leider war es nicht sehr viel: Der verbliebene, einpolige, zirka vier Zentimeter
lange Klingeldraht funktionierte zwar tadellos, ergab aber keinen Sinn. Ein
drittes Modem musste her, und daran scheiterten die ganzen weiteren Arbeiten.
Die flotte Sylvia, in Kollegenkreisen Sysop genannt, wartet heute noch
auf ein Postmodem, welches seinen Dienst ordnungsgemäß verrichtet; den
Herren Bell und Hayes sei's geklagt, vergebens. Soweit also der
geschichtliche Aspekt. Und da wir gerade bei der Geschichte sind, stelle
ich Euch jetzt ein Paar Fragen, auf die es ebenso traditionsgemäß keine Antwort gibt:
Was ist ein Sysop? |
a.) ein Steinzeithacker |
b.) ein alpenländischer Lämmergeier auf Taubenfang |
c.) ein Opfer grausamer Postbestimmungen |
Wie viele Tauben sind zur Übertragung einer Nachricht notwendig? |
a.) jede Menge |
b.) mehr oder weniger |
c.) nur eine Cousine |
Wie funktioniert ein deutsches Postmodem? |
a.) überhaupt nicht |
b.) eher zufällig |
c.) Sonntags nie |
Und hier die Antworten:
Ein Sysop isst so ziemlich alles, außer Knoblauch. Warum
dem so ist, kann ich nicht sagen vermutlich löst
die Angst vor daraus sich ergebenden Kommunikationsproblemen die
Fresshemmung aus, obwohl man das Allium Sativum durch ein Modem gar nicht riechen kann.
Die zweite Frage war die schwerste. Sie fiel mir während des Schreibens
in den Starnberger See und ist samt der dazugehörigen Antwort bis heute
nicht wieder aufgetaucht.
Die dritte war, ganz klar, eine Fangfrage. Sie stammt vom
Bundespostminister selbst, der die Antwort dringend für seine weitere
Planung benötigt. Antworten nimmt jeder Briefträger entgegen. (Bitte
den Postboten ausreichend frankieren und NICHT in den Starnberger See werfen!!!)
Nun aber zur Sache. Wie funktioniert DFÜ, die Sache mit dem Pfiff, eigentlich? Richtig,
auf das Piepen kommt es in der Tat an. Der Gedanke läge nahe, sich einen Vogel
zuzulegen, doch darf ich davon ausgehen, dass ein Hacker bereits einen hat, den
wie käme er sonst auf die Idee, sich auf eine so abenteuerliche Sache einzulassen.
Sinnvoller, ja fast unersetzlich ist der Besitz einer Schnittstelle.
Mancher Computer hat eine, ein anderer nicht. In diesem Falle hat man
sich bereits beim Kauf des Computers geschnitten und muss nachrüsten, was teuer ist.
Dadurch bekommt man bereits einen Vorgeschmack auf die Kosten, die
auf einen noch zustürmen werden. Weiterhin ist noch ein Akustikkoppler notwendig. Dabei
gehe ich davon aus, dass
Ach was, ich bleibe lieber hier. Es
ist nämlich ziemlich sicher, dass die Post bis zur Drucklegung dieses
Artikels immer noch kein Modem außer ihrem eigenen genehmigt hat.
Und dieser Aufsatz soll berichten wie die DFÜ funktioniert und nicht
wie sie es dank eines Postmodems NICHT tut.
Ohne amtliche Elektronik
kann es nun losgehen. Nein, noch nicht ganz, denn es wird noch eine
Kabelverbindung zwischen Koppler und Schnittstelle benötigt, damit die
Geräte nicht so frei im Raum herumschweben. Wie immer, wenn man es
mit hochwertiger Elektronik zu tun hat, ist es mit einer einfachen
Strippe nicht getan, da muss schon etwas teureres her.
Ohne Kabelsalat
macht die Sache sowieso keinen Spaß. Nun muss man nur noch über ein
geeignetes Kommunikationsprogramm verfügen (nach Meinung der Freaks
gibt es keine wirklich guten, man schreibt sich seine Software also
am besten selbst).
Dem Willigen stellt sich meist nur noch ein
Hindernis in den Weg das Telefon: Hat man
eines, dann ist es schlecht, hat man keines, dann erst recht. Behandeln
wir zuerst den Fall des nicht vorhandenen Telefons: Meist steht dann
irgendwo an einer nahen Ecke eine Telefonzelle zur Verfügung. Man
muss dann nur noch die gesamte Ausrüstung in dieses gelbe Häuschen
transportieren und ein ausreichend langes Verlängerungskabel besorgen.
Mit einem reichlich bemessenen Vorrat an Münzen steht einem geselligen
Verkehr mit Gleichgesinnten nichts mehr im Wege.
Weniger empfehlenswert ist es, mit Computer, Disketten, Akustikkoppler usw. beladen
bei der Nachbarin aufzukreuzen, und mit harmloser Miene anzufragen, ob man
eben mal kurz telefonieren könne. Falls die Dame für ein derartiges
Ansinnen überhaupt Verständnis aufbringt, besteht immer noch die Gefahr, dass
sie unter dem "geselligen Verkehr mit Gleichgesinnten" was völlig Falsches versteht.
Aber es soll ja Leute geben, die über einen eigenen Anschluss verfügen, wenngleich
sie damit immer noch nicht besser dran sind. Moderne Apparate haben nämlich
viereckige Sprech- und Hörmuscheln die sich so an die Ohrform des Verbrauchers
angepasst, und damit gleichzeitig von den Aufnahmehalterungen eines Durchschnittskopplers
entfernt haben. Aber das ist nur ein kleines Problem, das sich im Laufe
einer Nacht im Bastelkeller beseitigen lässt. Hier wird aus einem Kilo
Einmachgummis und einem Eimer Kleister ein Adapter für den Hörer gebastelt:
Einmachgummis
aufkochen und eine Stunde ziehen lassen. Dann den Leim hinzufügen
und das Ganze durch kräftiges Pusten abkühlen. Wenn der Kleber trocken
ist, kauft man sich einen neuen, induktiven Koppler, und schmeißt den alten weg. Nun kann es aber endgültig losgehen.
Zuerst wird die Nummer einer bekannten Mailbox gewählt. Haltet
ruhig mal den Hörer ans Ohr, es tut gar nicht weh. Was ihr da
hört, ist das Besetztzeichen, welches für bekannte Mailboxen typisch ist. Wählt
also lieber eine weniger bekannte an, etwa die des Katholischen Hilfswerkes.
Und was kann man jetzt hören? Richtig, immer noch das Besetztzeichen.
Es müsste sich ja mittlerweile herumgesprochen haben, dass das Telefonnetz
tagsüber nicht und nachts höchst selten funktioniert. Solange die
Sonne scheint ist die Leitung schon bei der Vorwahl überlastet und lässt
den DFÜ-Freaks keine Chance. Wir lassen also die Nummernfummelei bleiben, verlegen
die Aktion auf die Nachtzeit, und widmen uns in der Zwischenzeit der Theorie.
Besorgt Euch bitte mal acht wohlklingend piepende, hübsch anzusehende, graue
(wie die Theorie) Ratten. Ratten sind, das weiß man aus dem Kino, gesellige, lernwillige
Tiere, so ganz anders als der gemeine Goldhamster, die für einen DFÜ-Versuch
abgerichtet werden können.
Gebt den Schmusetierchen die Namen Bittie-Null
bis Bittie-Sieben (abgeleitet von Bit).
Jetzt kommt es nur noch darauf an, diese wilde Horde so zu dressieren, dass
sie wunschgemäß piept. (Sie haben doch auf wohlklingende Exemplare geachtet?) Nun schaut
ihr Euch bitte den ASCII-Code für den Buchstaben "A" im Handbuch an und
übersetzt ihn in die Binärform. Habt Ihr das gecheckt? Prima, obwohl
es gar nicht nötig war, denn meine Ratten haben es mir schon verraten: Binär
heißt das "A" eigentlich "01000001". Jetzt wisst Ihr es also, und könnt inzwischen
überprüfen, ob die Ratten noch auf ihren Plätzen sind. Falls nicht, empfiehlt
sich die Suche unter nahegelegenen Schränken und Betten, da nur extrem
träge Exemplare auf derselben Stelle verharren, während Ihr Euch mit den
Codetabellen herumschlagt. Nun lasst Ihr die Ratte Null und Ratte Sechs
durch sachtes Kneifen piepsen. Das Ergebnis ist der DFÜ-Ton des Buchstabens.
Kenner der Materie wissen schon, dass man für die reine Textübertragung keine 8 Ratten
benötigt, da ja bereits 7 Bits für alle Zeichen ausreichen.
Diese Schnellmerker werden jetzt gleich fragen, was ich denn mit dem
letzten Tierchen mache (es ist übrigens ein Weibchen und sie heißt Helene). Ihre
ursprüngliche Aufgabe war es, den Telefonhörer zu halten. Leider war
derselbe zu schwer. Da sie (Helene) sich jedoch als außerordentlich
klug erwies, habe ich beschlossen, ihr den Piep des Paritätsbits
zu übertragen. Dazu ist mathematisches Talent erforderlich, muss doch
die Summe aller abgeschickten Pieper auf even oder odd gebracht werden. Hier
wäre die Anschaffung eines billigen Taschenrechners zu erwägen, um, insbesondere
bei höheren Übertragungsraten (ab etwa 150 Baud), dem Vorwurf der
Tierquälerei wirkungsvoll zu begegnen. Sollte Euch eine ähnlich
gute Dressurleistung gelingen, könnt Ihr damit im Zirkus auftreten, die
Verwandtschaft beeindrucken, oder im Fernsehen auftreten. Was Ihr
nicht könnt, ist DFÜ. Hierzu ist nämlich noch einiges mehr nötig.
Da gibt es das Stoppbit, für das am besten eine von Natur aus
langsame Ratte benutzt wird. (Bei Zweien ist der Bremsweg entsprechend kürzer.) Außerdem
wird ein Antwortsignal benötigt, bei dem solch ein Tierchen auch
die Fähigkeit zum Zuhören haben muss. Kurz und gut, da auch noch
dauernd der Käfig saubergemacht werden muss, sollte man auf diese
Arbeitsweise verzichten, und die Ratten in die Freiheit entlassen, vielleicht
in der Umgebung eines Postamtes.
Mittlerweile ist es auch schon Mitternacht und wir
können wieder mal versuchen eine Mailbox zu erreichen.
Also: wieder wählen und lauschen. Und tatsächlich, es
ist ein mehr oder weniger deutliches "Piep" zu vernehmen. Es ist
der Computer, genauer gesagt das Programm, ganz genau gesagt der Carrier, der
uns zu verstehen gibt: "hier bin ich, die DFÜ kann beginnen".
Mist! Das hätte
man vorher wissen sollen! Bis Ihr jetzt den Computer eingeschaltet, die Software
geladen und gestartet habt, ist die Verbindung längst weg. Das Ganze nennt sich
Timeout, und dient dazu, auch anderen Freaks die Möglichkeit zu geben dem
"Piep"
(auch Carrier genannt) der Mailbox zu lauschen. Für den zweiten Versuch sollte
der Computer also eingeschaltet und das Programm geladen sein. Wenn Ihr das
Zeichen hört, drückt den Hörer schleunigst in den Koppler und schon erscheint
das Titelbild der Box auf dem Bildschirm. Die darauffolgende Frage nach dem
Namen könnt Ihr nur beantworten, wenn Ihr einen habt. Wenn nicht, dann nehmt
bitte etwas Originelles, z.B. Dr. Bakterius, Glombofax oder Megasieb. Namen wie
Hacker, Superman oder Joshua werden nur noch von den phantasielosesten Gesellen
in der allerersten Anfangszeit benutzt und verweisen auf einen niedrigen
Intelligenzquotienten.
Die nächste Frage ist jene nach dem Passwort. Holt nun Euren
neuen, maschinenlesbaren Personalausweis, schaut nach, welche Zeichenfolge Euch
am besten gefällt und gebt dieselbe ein. Da die ja dem Sysop naturgemäß fremd ist, werdet
Ihr auf Gastlevel niedergestuft. Die Frage "GAST JA/NEIN" beantworte man tunlichst mit
"J", da
es vielleicht etwas zu trinken gibt. Merke: die wenigsten Sysops sind
Abstinenzler (abgesehen vielleicht von denen der Katholischen Sozialhilfe). Die
ganze Prozedur heißt "Einloggen", was soviel wie "Reinkommen" bedeutet. Ist man
erst mal drin (in der Mailbox) steht man vor einer Bretterwand. Das Inhaltsverzeichnis
einer anständigen Mailbox wird nämlich in sogenannte Bretter unterteilt. Diese Unterteilung
ist auf den berühmten Hundezüchter und allseits anerkannten Dünnbrettbohrer Christian Blackpenny
zurückzuführen. Dieser entwickelte das Mailboxsystem und führte es international
ein daher der Name FidoNet. Leider verirrte
er sich in demselben und gilt seit dem Zeitpunkt als vermisst, in dem
ein unvorsichtiger Sysop die Leitung durch einen voreiligen ATH0-Befehl kappte.
Damit es Euch nicht ähnlich ergeht, solltet Ihr die Bretter
systematisch durchforsten. Das kostet zwar Zeit, (und die ist bekanntlich
Geld) das ist aber nicht besonders tragisch wenn man ein Firmentelefon benutzen
kann, und nicht gerade stundenlange Chats mit Übersee fährt. Und damit sind
wir schon beim letzten Punkt, nämlich der Telefonrechnung. Zum unbedingten
Statussymbol eines halbwegs ernstzunehmenden Hackers gehört in jedem
Falle eine Telefonrechnung die mindestens 20 Prozent
des monatlichen Bruttoeinkommens ausmacht. Niedrigere Summen
lassen berechtigte Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Hobbys aufkommen und haben im Wiederholungsfalle eine Sperrung des Teilnehmeranschlusses
sowie einen zwangsläufigen Anschluss an BTX zur Folge; im Wiederholungsfall
kann auch eine Verkabelung verfügt werden.
Zum Abschluss noch einmal einige Fragen:
Wohin mit den Ratten?
|
a.) der Freundin schenken |
b.) ab in die Natur |
c.) an die nächste Mailbox schicken |
Bretter sind
|
a.) dazu da, durchbohrt zu werden |
b.) Kopfschmuck eines Hackers |
c.) die rustikale Verkleidung einer Mailbox |
Eine gute Mailbox erkennt man
|
a.) an den gut dressierten Ratten |
b.) am Besetztzeichen |
c.) an der Telefonrechnung |
|