Bärige Gedichte
und Geschichten

Teddy Cool!


In grünen dichten Wäldern woh'n ich,
bin ein Braunbär und schleck' Honig.
Doch mein Brieffreund lebt am Eismeer
und ist ein lieber kleiner Eisbär.
Er hat mich oft schon eingeladen
zum Fischen, Spielen und zum Jagen.
Doch ist's mir da viel zu sibirisch,
schon wenn ich dran denke, uuuh, da frier ich!

Teddy for President

Geboren 1903, lag ich wie Blei in den Regalen,
keiner wollt' was für mich zahlen.
Verschwand in der Versenkung.
Doch welch wundersame Lenkung.
Einer meiner vielen Brüder,
fand sich bei Teddy Roosevelt wieder.
"What a lovely little bear!" rief Amerikas Präsident,
"I'll call him, Teddy". Und so bis heut' mich jeder nennt!
Teddys Medizin

Ob Regen, Schnee, der Sturm kann pusten,
Koalas haben niemals Husten,
denn sie kau'n
bei Wind und Wetter
einzig Eukalyptusblätter.
Jan Hippeldicks Weihnachtsreise
von Lothar Dehner

Es war einmal ein dicker, brauner Teddybär, der gehörte dem kleinen Wolfgang. Jan Hippeldick, so hieß der Bär, war Wolfgangs liebster Spielgeselle. Beim Essen musste er neben Wolfgang sitzen und abends ging er mit ihm schlafen. Er, Jan Hippeldick, lag dann auf dem Kissen neben Wolfgang. Wenn Wolfgang im Schlaf dem Teddybär einen Schups gab fiel er auf den Boden, und dann konnte er gleich zwei Purzelbäume hintereinander machen. Einmal aber fiel der Bär gegen den heißen Ofen und brannte sich ein großes Loch in sein braunes Fell. Wolfgang weinte und war sehr traurig, dass sein geliebter Jan Hippeldick zum Doktor musste. Vielleicht kommt er ja zu Weihnachten wieder, hatte der Vater gesagt. Jeden Tag fragte Wolfgang: "Ist heute Weihnachten, kommt heute mein Jan Hippeldick?" 
Der Bär aber hatte inzwischen ein ganz neues Fell bekommen und war weit, weit weg auf der himmlischen Weihnachtswiese. Da wartete er, bis der Weihnachtsschlitten auch ihn abholen würde. Was trieb sich da nicht alles herum: Puppen, Hampelmänner und Stoffhunde spielten Fangen, Holzeisenbahnen schnauften über Berg und Tal, rote, blaue und gelbe Autos schnurrten über die weißen Wolkenstraßen.
Endlich war es auch für unseren Bär Zeit zur Abreise. Zwischen der Puppe Liese und dem Schaukelpferd Hopplahopp saß Jan Hippeldick im großen Himmelsschlitten, und im großen Huidiwitt begann die schnelle Fahrt zur Erde. Zwischen Sternen und Wolken sauste der Schlitten immer schneller und immer schneller. Jan Hippeldick gefiel das sehr und er wollte doch zu gerne mal sehen, wie weit es noch zur Erde wäre. Er beugte sich über den Schlittenrand und – pardauz fiel er aus dem Schlitten.
Der Bär wußte gar nicht, wie lange er durch die Luft gepurzelt war. Platsch, lag er plötzlich mitten auf einem hell erleuchteten Platz, einer großen Stadt. Beinahe wäre Jan Hippeldick noch von einem Auto überfahren worden. Aber der Verkehrsschutzmann hatte schnell nach dem Bären gegriffen, der da so aus dem dunklen Abendhimmel gefallen war. Nun saß der Bär auf dem Platz und lehnte sich an die Beine des Schutzmannes. Da gab es allerhand zu sehen. Autos, Fahrräder und Straßenbahnen fuhren vorbei. Alle Leute, die den Bären neben den Beinen des Schutzmannes sitzen sahen, mussten lachen. Auch Jan Hippeldick hob einmal seinen Arm, aber siehe da, die Autos hielten gar nicht an. Der Bär hätte doch so gerne auch mal Schutzmann gespielt.
Allmählich bekam Jan Hippeldick doch kalte Füße, und da zupfte er den Schutzmann an der Hose. "Hallo, kannst du mich nicht zu meinem Wolfgang bringen?" fragte er den großen Mann. Der schüttelte aber nur den Kopf, denn die Bärensprache verstand er nicht.
Endlich wurde es ruhiger. Immer weniger Autos kamen vorüber, und der Schutzmann konnte heimlich gehen. Jetzt nahm er Jan Hippeldick auf den Arm und sah, dass an seinem Halsband ein Zettelchen hing. Darauf war zu lesen, dass der Bär dem kleinen Wolfgang gehörte und im welchen Haus er wohnte. "Das trifft sich gut, du dicker Bär", sagte der Schutzmann, "an diesem Haus komme ich vorbei, da kann ich dich deinem Wolfgang abgeben." Ihr könnt euch denken, wie sich Wolfgang gefreut hat, als am Weihnachtsabend plötzlich ein Schutzmann hereinkam und den Jan Hippeldick mitbrachte.

Teddybären unter sich
oder
Worüber sprechen Teddybären, wenn sie unter sich sind?
Es raschelt in einer Ecke des Dachbodens. Dann hörte man ein leises Tapsen. 
Mäuse? Oh nein! "Hallo! Was für ein Bär bist denn du?" fragte Brummel neugierig. "Oh, hallo … Ich bin … Ich bin ein vergessener Bär", antwortete Teddy verstört.
"Und wie heißt du?"
"Ich heiße Teddy. Alle Bären wie wir heißen doch Teddy." 
Brummel schaute Teddy an, überlegte eine Weile und sagte dann: 
"Fein, Teddy. Ich aber heiße Brummel. Und das schon seit vielen Jahren, glaube ich."
"Mich gibt es mindestens genauso lange", sagte Teddy hastig.
"Dann sind wir miteinander verwandt!" rief Brummel und tat, als wisse er das bereits seit Jahren.
"Wie kannst du so etwas sagen?" grübelte Teddy und sah Brummel mit großen Knopfaugen an. "Woher willst du das wissen?"
"Oh, ich weiß es eben. Schließlich hat jeder Verwandte, denke ich …, auf jeden Fall dort, wo ich herkomme", sagte Brummel.
"Woher kommst du denn, Brummel?"" 
"Ich bin aus einer Idee entstanden", antwortete Brummel stolz.
"Aber Ideen sind doch nicht wirklich, sie sind nur erfunden", erwiderte Teddy aufgeregt.
"Du musst doch irgendwoher kommen, um wirklich Verwandte haben zu können …, du musst woanders herkommen!" Das brachte Brummel nun doch etwas durcheinander. Früher hatte Brummel oft auf dem Bett gesessen und … Ja, jetzt erinnerte er sich wieder: Er konnte von dort hinaus auf die Straße sehen. Waren nicht alle, die zu Besuch kamen, von der Straße hereingekommen? Sicher war auch er irgendwann einmal von dort gekommen. 
Deshalb erklärte er jetzt: "Ich komme von der Straße."
"Von der Straße?" staunte Teddy. "Von welcher Straße?"
"Na, eben von der, die ganz nahe an deiner Straße liegt", murmelte Brummel. 
"Hm." Teddy sah Brummel unsicher an: "Und was passiert auf der Straße?" 
"Das hängt davon ab", überlegte Brummel, nun völlig verwirrt, "das hängt davon ab, was da sonst noch passiert". Und er dachte: "Vielleicht war es ja tatsächlich so?"
"Oh bitte erzähl!" bat Teddy und schaute Brummel gespannt an.
Brummel runzelte seine Teddybärenstirn und dachte angestrengt nach. "Als ich jung war", begann er, "da wurde ich für vielerlei gebraucht – zum Spielen, zum Einschlafen, zum Schmusen … Ich war wichtig, wie ein Teddybär nur sein kann!" Er machte eine Pause und fuhr dann fort: "Später wurde ich dann weggelegt und wieder hervorgeholt und weggelegt und hervorgeholt und weg- …. 
"Wohin?" unterbrach ihn Teddy.
"In eine Schachtel." 
"In was für eine Schachtel? In eine Teddybären-Schachtel?", Teddy wollte genau wissen, wie es  Brummel ergangen war.
"Ich weiß es nicht", sagte Brummel unsicher. "In eine Schachtel eben." 
"Oh", flüsterte Teddy.
Auch er erinnerte sich nicht gerne an den Tag, an dem man ihn einfach vergessen hatte. "Kannst du brummen?" fragte Brummel.
"Ach, ich brummte für mein Leben gern, aber dann …", Teddy seufzte traurig, "dann konnte ich plötzlich nicht mehr brummen2.
"Ich kann noch brummen", sagte Brummel stolz. "Zumindest glaube ich, dass ich noch brummen kann."
"Du weißt es nicht?" Teddy starrte Brummel entsetzt an. Das musste ein Teddybär doch wissen!
"Nun, das hängt davon ab", Brummel suchte verlegen nach Worten, "das hängt davon ab, was ich tue. Wenn ich so stehe, brumme ich manchmal!" sagte er und stand dabei Kopf, so gut er eben konnte.

Brummel kullerte zurück. "Es hat etwas mit meinem Bauch zu tun, mein Brummen … Aber mehr weiß ich auch nicht", brummelt er und versuchte erneut einen Kopfstand.
"Sehr leise, dein Brummen", meinte Teddy ein wenig eifersüchtig. 
"Besser als gar kein Brummen", antwortete Brummel trotzig und probierte es noch einmal.
"Früher, als ich jung war, da war ich voller Brummen." 
"Ich bin voller Stroh", verkündete Teddy geradewegs. Brummel schwieg. Gut, wahrscheinlich war auch er voller Stroh – wenn sie wirklich miteinander verwandt wären. Aber waren nicht auch Vogelscheuchen mit Stroh gefüllt? 
Sollte er etwa mit einer Vogelscheuche verwandt sein!? Oh, der Gedanke gefiel Brummel ganz und gar nicht, er ärgerte sich furchtbar darüber. Mitten in Brummels Gedanken hinein sagte Teddy: "Hunde". 
"Was ist mit Hunden?" fragte Brummel erschrocken. 
"Hunde kommen doch von der Straße", meinte Teddy nachdenklich.
"Natürlich", dachte Brummel, und ihm fiel Charly wieder ein. Wann hatte Charly wohl das letzte Mal gesehen? "Es muss sehr lange her sein", grummelte Brummel vor sich hin.
"Was?" fragte Teddy. "Es muss sehr lange her sein, dass ich Charly das letzte Mal gesehen habe … Wo er wohl ist?" 
"Charly wer?" Teddy brannte vor Neugier. Eine neue Geschichte?
"Charly Wuff, der Hund von nebenan." 
"Oh", sagte Teddy und guckte mit seinen blanken Kulleraugen Löcher in die Luft. Dann fragte Teddy: "Und warum trägst du diesen Verband?" Er betrachtete neugierig Brummels Hand.
Brummel schaute traurig auf sein verbundenes Handgelenk. "Ach, weil meine Pfote kaputt ist", meinte er. 
"So wie mein Brummen", tröstete Teddy ihn. Und Teddy war glücklich: Auch Brummel hatte Fehler! "Hm", murrte Brummel. Doch dann hatte er die Idee. 
"Es gibt mir ein wirklich echtes Aussehen", erklärte er erleichtert.
"Bitte was?" staunte Teddy.
"Der Verband um mein kaputtes Handgelenk", sagte Brummel. "Durch ihn", erklärte er weiter, "bin ich ein wirklicher Teddybär". Ja, einmal hatte ihn jemand liebevoll gedrückt, ihn bewundernd geschüttelt und dabei begeistert gerufen, er sei ein echter Teddybär. "Was ist denn ein wirklicher Teddybär?" fragte Teddy.
"Na, einer, der echt ist", antwortete Brummel schlau. Teddy guckte ein wenig verstört vor sich hin. Brummel jedoch war zufrieden – selbst wenn er nicht erklären konnte, was das ist: "echt" …
"Ich bin ein vergessener Teddybär", sagte Teddy leise.
"Ja ich weiß", meinte Brummel. "Du hast es mir erzählt."
"Willst du nicht wissen, was das ist – Vergessensein?"
"Nein", wehrte Brummel ängstlich ab.
"Mein Besitzer hat mich einfach vergessen", erzählte Teddy unbeirrt weiter. "Deshalb bin ich hier – ein vergessener Teddybär."
Eigentlich hätte Brummel gern gewusst, wie das mit Teddy und dem Vergessensein war … Sollte er Teddy doch bitten, ihm die Geschichte zu erzählen? Brummels Herz klopfte so laut wie ein Teddybärenherz nur klopfen kann. Vorsichtig rutschte er näher an Teddy heran … Es war mucksmäuschenstill auf dem Dachboden.
Aber wenn man ganz doll die Ohren spitzte, hörte man ein feines Wispern.
Mäuse? Oh nein!.

 

Sämtliche Texte stammen von www.baeren-parade.de, wo man noch mehr bärige Geschichten findet.
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