ca. 1880 - 1909
In den 80ziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden Bären als Automaten durch
die sprunghaft ansteigende Spielzeugindustrie verwendete. Die Bären mit Uhrwerk, welche
tanzen, trinken und rauchen konnten, waren sehr beliebt und stammten
vorwiegend aus Frankreich. In Deutschland wurden wirklichkeitsgetreuere
Bären hergestellt, die auf allen Vieren, manchmal
auf Rädern standen. Durch Barryman (politischer Karikaturist)
wurde der kleine Bär zur Symbolfigur des Präsidenten Roosevelt
und in vielen nachfolgenden Karikaturen des Künstlers dargestellt. Innerhalb eines Jahres verwandelte sich der Bär aus der Karikatur
in ein Spielzeug für Kinder, den Teddybären.
Doch
wenn der Teddybär einen Amerikanischen Präsident als Schöpfer hat, wer ist dann
sein Vater? Dieses ist schwierig zu beantworten, denn man
streitet um die Vaterschaft. Morris und Rose Michtom, zwei
russischen Emigranten, verwandelten ca. 1903 den Bären
in einen Teddy mit beweglichen Armen und Beinen. Sie hatten
ein kleines Geschäft und kamen auf die Idee, aus der Roosevelt-Affäre
Gewinn zu schlagen, indem sie einen Spielbären aus Stoff zum
Verkauf anboten. Er war aus Plüsch genäht und kaum im
Schaufenster, war er schon verkauft. Frau Michtom
stellte weitere Bären her und der Verkauf florierte. Später
verkauften die Michtoms ihren Vorrat an Bären an den Großhändler Butler Bros. und
gründeten die höchst erfolgreiche Spielzeugfirma Ideal Novelty and Toy Co. und
wurde damit erster US-Teddybären-Hersteller.
Ein Teddybär aus den frühen Jahren
In Deutschland wurden fast
zur selben Zeit Plüschbären mit Gelenken in einem Familienunternehmen entwickelt.
Richard Steiff, ein Neffe der Firmengründerin Magarete Steiff, entwarf den Bären PB55, der
die Firma Steiff in die Teddybär-Geschichte brachte.
Hierbei waren sein Studium als Bildhauer und seine Beobachtungen
von jungen Bären in Zoos von Vorteil. Mit diesem
Bär wurde das Stofftiersortiment erweitert, dessen
Verkaufsschlager ein Stoffelefant als Nadelkissen war.
Februar 1903 sendete
Steiff eine Ladung an Paul Steiff in New York. Zuerst waren
der Steiffbär recht erfolglos. Die Wende kam jedoch mit Hermann Berg, dem
Spielzeugeinkäufer der New Yorker Großhandelsfirma George Borgfeldt Co. auf
der Leipziger Spielwarenmesse im März 1903. Er orderte von diesem
Teddybären 3.000 Stück. Im Juli des gleichen Jahres
lässt Steiff das "Teddybärdesign mit Gelenken" als Warenmuster
eintragen und experimentiert weiter mit Gelenksystemen. Der Aufstieg
des Teddybären und das Geschäft mit ihm begann in aller Herren Länder.
In der Zeit zwischen 1903 und 1908, bekannt als die Bärenjahre, stieg
die Anzahl der jährlich hergestellten Teddybären dramatisch an.
Die Produktion der Firma Steiff stieg in dieser Zeit von ca. 12.000 Bären
auf ca. 975.000 (Steiff erweiterte in jener Zeit dreimal sein Werk).
In Deutschland richteten viele Puppen- und Spielzeugfirmen wie die
Gebrüder Bing, Fleischmann oder Bloedel
ihr Augenmerk auf die Herstellung von Teddybären.
Franz Steiff entwickelt 1904 das "Knopf im Ohr" als Warenzeichen.
Erst
noch als blanker Knopf, führt man später das Elefanten-Logo ein.
Im Dezember wird es als Warenzeichen eingeführt und im Mai 1905 offiziell
bestätigt. In Amerika begann man vermehrt Bären aus Mohairplüsch
herzustellen. Dieses taten Spielzeugfirmen wie Amerika Doll and Toy Manufacturing Co. oder
andere Hersteller wie Hahn & Amberg, die ursprünglich
Hersteller von Lederwaren waren. England wurde überwiegend
von Steiff bedient, aber auch hier etablierten sich Firmen wie William J.Terry , die
British United Toy Manufacturing Co. sowie J.K. Farnell. Die
in dieser Zeit gefertigten Bären waren überwiegend aus Mohairplüsch.
Man nutze Holzwolle, Korkstücke und Rosshaar als Füllmaterial. Schwarze
Knopfaugen oder Augen aus geformtem, komprimiertem Zellstoff
kamen zum Einsatz. Die Nasen waren gestickt oder aus Siegellack
mit klar erkennbaren Nasenlöchern, welche einer echten Bärennase
recht nahe kamen. Überall war der Teddy das Thema. Das Erscheinen
von Seymour Eatons Roosevelt Bears-Reime unterstützte
die Popularität des Teddybären. Die Reime erschienen ab 1905 in der Beilage
amerikanischer Sonntagszeitungen und wurden dann in vier
Büchern 1906 und 1907 veröffentlicht. Auch in der Photographie
wurden die Teddybären bald ein wichtiges Zubehör. Er inspirierte
auch zu vielen Neuheiten wie Becher, Löffel und Bücher. Frauenzeitschriften
beinhalteten Schnittmuster für Teddykleidung. Die New Yorker Firma Kahn &
Mossbacher und
Steiff brachte Kleidung mit eingesticktem "Teddy B" oder "Teddy G" auf
den Markt. Firmen wie D.W. Shoyer & Co. produzierten Hüte
und Strickwaren für Teddybären.
Steiff Classic, 1906
1907 schreibt der US-Komponist
John W. Bratton "The Teddybears Picnic". Ungefähr 1907 war
Teddy's Bär weltweit bekannt und in allen Familien
zu Hause. Roosevelt unterlag im Wahlkampf seinem Gegner William Taft. Dieser trat
mit dem Maskottchen Billy Possum an. William Taft gewann zwar die
Wahl, aber sein Maskottchen konnte dem Teddybär nicht den Rang ablaufen.
1910 1938
Steiff ernannte 1910 erstmals Handelsvertreter
und eröffnet Läden in New York, Sydney und in mehreren
europäischen Ländern. Das Produktionsvolumen der deutschen Spielwarenhersteller
war 1913 sechsmal so hoch wie das Volumen in Großbritianien.
Dieses änderte sich zu Beginn des Ersten Weltkrieges mit
dem Einfuhrstop für die Deutschen. Neben den etablierten Firmen
ergriffen nun andere die Gelegenheit mit der Produktion
zu beginnen. Dean's Rag Book & Co, welche mit Pappbüchern
bekannt wurden, sind dafür ein Beispiel.
Die Firma Steiff
unterbrach die Produktion von Bären während des ersten Weltkrieges, da
sie für die Rüstung fertigen mussten. Der Teddybär veränderte sein
Inneres und sein Äußeres.
Von 1919 bis 1921 wurden von Steiff
Bären wegen Plüschknappheit teilweise aus wiederverwertetem Nessel angefertigt.
Viele Hersteller verwendeten ab 1920 für die Füllung der
Bären den leichteren, weicheren Kapok (=Pflanzendaune, Haare der inneren
Wandung der Früchte des tropischen Kapokbaumes; unempfindlich gegen Feuchtigkeit).
Kapok war ein vor allem bei den britischen Herstellern bevorzugtes
Füllmittel, weil er billig in den Commonwealth-Ländern gekauft werden konnte.
Auch Steiff führte 1921 die Kapok-Füllung ein und ersetzte die bis dahin
verwendete Augen durch geblasene Glasaugen.
Nach dem ersten Weltkrieg
kamen immer neue Kreationen auf den Markt. Teddybären mit geradem Körper
und Gliedmaßen gewannen zunehmend an Bedeutung. Zu den Neuheiten zählten 1921 die Ja/Nein-Bären
von Schuco oder der von der Londoner Firma hergestellte Blinka-Bär, der
mit den Augen rollen konnte. Man experimentierte mit neuen Materialien
und so entstanden ab 1925 Bären aus Dual-Mohairplüsch mit
Spitzen in Kontrastfarben oder der Teddy-Clown mit Halskrause.
Steiffs Teddy-Clown von 1926
Kunstseidenplüsch wurde ab ca. 1930 für die Herstellung
der Bären eingesetzt und zur gleichen Zeit erblickte Steiffs
Teddy Baby das Licht der Welt. Dieser
Teddy hatte einen offenen Mund.
Nun wurden
Bären mit offenen Mund produziert, die man
dann gern mit Schnuller und Lätzchen komplettierte. 1937 fertigte
man einen Bären mit Reißverschluss auf dem Rücken, den man als
Tasche verwenden konnte. Zur gleichen Zeit tauchten Bären auf, die
ihre Existenz einigen damals beliebten literarischen Figuren verdanken;
wie Mary Tourtels Rupert 1920 erstmals in der englischen
Zeitung Daily Express genannt und Mary Plain von Gwyneth Ra.
1939 bis 1945
In dieser Zeit wurde die Produktion erheblich
eingeschränkt, viele europäische Spielwaren-Hersteller mussten schließen.
Die Fertigung von Kriegsmaterial hatte Vorrang und Rohmaterialien für
Teddybären waren rationiert. Die Teddybär-Firmen produzierten nun Schwimmwesten, Uniform-Zubehör
oder Munition wie Steiff. Es wurden Ausweichmaterialien
für die Produktion von Bären gesucht und gefunden. So nutzte
man zum Füllen der Bärenleiber Textilabfallreste.
Filz und Baumwollsamt wurden zum Beispiel durch
Lederimitate oder Wachstuch ersetzt. Aber auch Veränderungen
des Designs wurden als Sparmaßnahmen genutzt. Es wurden Schnitte
mit kürzeren Gliedmaßen/Schnauzen und ohne Gelenke genutzt.
Kleidung wurde in einem Stück eingesetzt, um an Plüsch zu sparen. Für
viele Kinder war der Teddy in dieser schwierigen Zeit ein
Trostspender und da war es fast egal, aus welchen Material
er war. Er musste einfach nur da sein.
1946 bis Ende der 60er Jahre
In der Nachkriegszeit zogen mehrere deutsche Spielzeugfirmen
von der russisch in die amerikanisch besetzte Zone, um den
Vorteil von "Made in US-Zone" zu nutzen. Gleichzeitig
entstanden neue Firmen wie Clemens in Deutschland oder
Fechter und Berg in Österreich. Neue Materialien
nahmen Einzug in die Teddybärenfertigung. Man setzte vermehrt
synthetische Fasern wie Nylon, Acrylplüsch, Dakron oder Dralon ein. 1948 lässt
die Firma Wendy Boston erste fest verankerte Augen
patentieren und Anfang der 50er Jahre benutzte man auch
Nasen aus Gummi oder Plastik. 1955 dann eine Sensation, der erste voll
maschinenwaschbare, gelenklose Bär von Wendy Boston in Großbritannien.
Seine Füllung bestand aus Schaumgummi. Es galt zunächst als
ideales Füllmaterial, bis man später entdeckte, dass es sich
leicht in seine Bestandteile auflöste und potentiell giftige Dämpfe absonderte. Man experimentiert weiter an maschinenfesten Teddy's und 1961
erteilt Hoover Wendy Boston ein Waschbarkeits-Zertifikat.
Während die
Teddy-Hersteller zu Beginn von Zeitungen, Bücher und Hörfunk beeinflusst wurden, waren
es in den 60er Jahren vor allem Fernsehen
und Kino, die Auswirkungen auf die Produkte hatten.
So war Yogi-Bär einer der ersten Fernsehhelden in Bärengestalt
und ein bis in die heutige Zeit bekannter Bärenvertreter hatte
seine Plüschtiergeburt in dieser Zeit Winnie the Pooh
aus den Disney-Trickfilmstudios.
Gegen Ende der 60er Jahre machte
sich dann der Geburtenknick sowie die Nachfrage von Billigimporten
aus Ostasien bemerkbar. Mehrere führende Spielzeughersteller wie
Schuco, J.K. Farnell, Chiltern, Chad Valley und Wendy Boston mussten die
Produktion einstellen und schließen. Andere Firmen verlegten ihre
Produktion in Billiglohnländer wie etwa Korea oder Taiwan.
Anfang der 70er Jahre bis heute
Anfang der 70er Jahre beginnen US-Puppen-Designer
Teddybären als Kunstwerk zu fertigen. 1972 erblickt auch der Paddigton Bär
als Plüschtier die Bärenwelt. Mit Einführung des Mikrochip in den 80er Jahren eröffnete
sich eine ganz neue High-Tech-Welt: Bären, die ihre Gesichtszüge
synchron zu einer erzählten Kassettengeschichte veränderten oder
Bären mit Plastikherzen, die im Takt zu elektronisch produzierten bekannten
Schlafliedern blicken.
In den 80er unterteilte sich die Bärenfertigung
in mehrere Bewegungen. Es wurden weiterhin Teddy's als Spielzeug
für Kinder hergestellt. Parallel entstanden die Bewegung der Künstlerbären
und einige Hersteller begannen mit der Fertigung von limitierten Auflagen.
1981 formuliert die US-Zeitschrift "Doll Reader" den
Begriff Teddybärenkünstler und 1984 wird von Hobby House Press
eine Zeitschrift speziell für Bärensammler mit dem "Teddybear and Friends" heraus
gegeben.
1980 führt die Firma Steiff erste
Repliken ein, Merrytought 1982 einen Sammlerbären in Sonderausgabe.
Die Firma Hermann schließt sich der Strömung 1984 ebenfalls mit
einem Sammlerbären in Sonderausführung an.
1983 wird im US-Staat Kalifornien
der Sammlerclub B.E.A.R (Bear Enthusiats All Round Collectors Club) gegründet.
Die Bärenbewegung nimmt weiter ihren Lauf und 1984 wird in England das
erste Teddy-Spezialgeschäft eröffnet.
Sotheby erzielt bei einer Auktion für einen Steiffbären (um 1905-10)
mehr als 1.000 Pfund und im gleichen Jahr halten
sie die erste reine Bärenversteigerung ab.
In Berlin wird 1986
das erste Bären-Museum der Welt eröffnet und 1988 feiert man
im Amsterdamer Zoo den ersten Tag des Teddybären.
Auch das Jahr 1989 hatte
wieder Ereignisse mit Rekorden. So erreichte ein "Happy"-Steiff-Bär bei
einer Sotheby's Versteigerung einen Höchstpreis, der im "Guinessbuch der Rekorde"
landete.
Anfang der 90er wächst die Anzahl
der Teddybärenliebhaber. Es werden immer mehr
Sonderanfertigungen hergestellt. Reine Bärenmessen
entstehen.
1992 gründet Steiff seinen Sammlerclub.
1997 veranstaltet Steiff auf seinem Firmengelände
und der Stadt Giengen das erste Steiff-Festival.
Aus aller Welt treffen Liebhaber ein und die
Veranstaltung hat so großen Anklang gefunden, dass seither
jedes Jahr ein Steiff-Fest stattgefunden hat.
Original Steiff-Teddy
1950 - 1964, 43 cm