Marina Vlady wurde am 10. Mai 1938 mit dem klingenden Namen Marina Catharina de Poliakoff-Baïdaroff im französischen Clichy-la-Garenne geboren. Die Tochter des während der Oktoberrevolution1) aus Russland emigrierten Opernsängers Wladimir de Poliakoff und dessen Frau, der Tänzerin Militza Enwald, trat schon als Kind unter dem Namen Marina Versois im Ballett der Pariser Oper auf und wurde 1949 mit elf Jahren für den Film entdeckt. Auch ihre älteren Schwestern Olga Baidar-Poliakoff (1928 – 2009), Odile Versois1) (1930 – 1980) und Hélène Vallier (1932 – 1988) waren künstlerisch erfolgreich, Olga als TV-Regisseurin, Odile und Hélène als Schauspielerinnen.
Marina Vlady spielte zunächst verführerische Teenager Rollen in italienischen, französischen und deutschen Produktionen der 1950er Jahre. 1954 wurde sie mit dem "Prix Suzanne Bianchetti" für ihre Darstellung der Liliane Noblet in André Cayattes Drama "Avant le déluge"1) (Vor der Sintflut) ausgezeichnet. Nach den aufreizenden Teenager-Rollen wandelte die Vlady sich zum verführerischen Vamp und die Rolle der Ina in André Michels Literaturadaption "La sorcière"1) (Die blonde Hexe) geriet 1955 zum größten Publikumserfolg ihrer Karriere. Im gleichen Jahr hatte die erst 17-Jährige ihren Kollegen Robert Hossein geheiratet und trat mit diesem auch mehrfach auf der Leinwand auf; aus der Verbindung, die nur wenige Jahre später scheiterte, stammen die Söhne Igor und Pierre.
 

Marina Vlady am 1. Juni 1960
Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 911-3038)
Urheber/Fotograf: Lindeboom, Henk/ Anefo;  mehr bei → www.gahetna.nl
Quelle: Wikimedia Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL

Marina Vlady am 1. Juni 1960; Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 911-3038); Urheber/Fotograf: Lindeboom, Henk/ Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL
Ab Mitte der 1950er Jahre war die attraktive Schauspielerin in eher konventionellen Filmen zu sehen, wie etwa in dem Krimi "Le crâneur"1) (1955, Mädchen in schlechter Gesellschaft) oder in Jean Delannoys Melodram "Princesse de Clèves"1) (1960, Die Prinzessin von Cleve)  nach dem Romans "La princesse de Clèves"1) von Marie-Madeleine de La Fayette1). Es gelang ihr jedoch das Image des Sexstars abzulegen, so lehnte sie beispielsweise die Hauptrolle in den "Angélique"-Filmen1) ab, in denen dann Michèle Mercier1) neben Ex-Ehemann Robert Hossein Berühmtheit erlangte.
1963 erhielt Marina Vlady bei den "Internationalen Filmfestspielen von Cannes"1) den Darstellerpreis für ihre Titelrolle als sich emanzipierende Ehefrau Regina in Marco Ferreris moralkritischem Film "Una storia moderna"1) (Die Bienenkönigin). Zwei Jahre später arbeitete sie mit Orson Welles bei dessen Falstaff-Variante "Campanadas a medianoche"1) (1965) zusammen, übernahm dann 1967 die Hauptrolle der Juliette Jeanson in Jean-Luc Godards Parabel "Deux ou trois choses que je sais d'elle"1) (Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß).
Während ihrer umfangreichen Arbeit für den Film gab Marina Vlady zudem Theatergastspiele, unter anderem in Rumänien und der Sowjetunion, wo sie 1967 den Schauspieler und Sänger Wladimir Semjonowitsch Wyssozki1) (1938 – 1980) kennen und lieben lernte. Das Paar heiratete im Dezember 1969, in Márta Mészarós "Ök ketten" (1977, Marie und Julie) traten sie auch einmal gemeinsam vor die Filmkamera.
Nach Produktionen wie dem Abenteuer "Il triangolo delle Bermude"1) (1977, SOS-SOS-SOS Bermuda-Dreieck) wirkte Marina Vlady nur noch sporadisch in Kinoproduktionen mit. In den 1980er Jahren war sie neben ihrer umfangreichen Tätigkeit für das Fernsehen auf der Leinwand mit der herausragenden Rolle der Bordellwirtin in Maria Knillis1) Emigrationsstudie "Follow Me"1) (1989) zu sehen sowie als Partnerin Marcello Mastroiannis in Ettore Scolas Abgesang auf bessere Kinozeiten "Splendor"2) (1989). Nach längerer Pause zeigte sie sich 2001 im Fernsehen in der italienisch-französisch-deutschen Tolstoi-Adaption "Die Auferstehung"1), übernahm danach bis in jüngste Zeit vereinzelt Aufgaben vor der Kamera → Übersicht Filmografie.
Marina Vlady Ende Oktober 2009 in Straßburg anlässlich der Präsentation ihres Buches "Le fol enfant"; Urheber: Wikimedia User Ji-Elle; Lizenz CC-BY-3.0 1987 veröffentlichte Marina Vlady ihre Erinnerungen an ihren 1980 verstorbenen Mann Wladimir Wyssozki, die in der Sowjetunion zum Bestseller wurden; in Deutschland kam das Buch 1991 mit dem Titel "Eine Liebe zwischen zwei Welten – Mein Leben mit Wladimir Wyssozki" in die Buchhandlungen. Im Laufe der kommenden Jahre publizierte Marina Vlady weitere Bücher, unter anderem die Erinnerungen "24 images/seconde" (2005) sowie Anfang September 2009 "Le fol enfant". Hier schildert sie den langen Weg ihres ältesten Sohnes Igor aus dem Koma, er war von einem betrunkenen Autofahrer angefahren und schwer verletzt worden. 2013 veröffentlichte sie mit "C'était Catherine B." eine Biografie über die Drehbuchautorin und Regisseurin Catherine Binet (1944 – 2006), letzte Lebensgefährtin des Schriftstellers Georges Perec1) (1936 – 1982) → Übersicht der Buchveröffentlichungen bei Wikipedia (französisch).
Die erste Ehe des Stars mit Robert Hossein war 1959 geschieden worden, auch die 1963 geschlossene Ehe mit dem Geschäftsmann Jean-Claude Brouillet (1925 – 2016) scheiterte trotz des gemeinsamen Sohnes Vladimir nach nur drei Jahren. Nach dem Ableben von Wladimir Wyssozki lebte Marina Vlady bis zu dessen Tod im Jahre 2003 mit dem Krebsforscher und politischen Aktivisten Professor Dr. Léon Schwartzenberg zusammen.
 
Foto: Marina Vlady Ende Oktober 2009 in Straßburg anlässlich
der Präsentation ihres Buches "Le fol enfant"
Urheber: Wikimedia User Ji-Elle; Lizenz CC-BY-3.0
Quelle: Wikimedia Commons
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch sowie
die Artikel zum 80. Geburtstag bei deutschlandfunkkultur.de und faz.net
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