Gerd Böckmann wurde am 11. Januar 1944 in Chemnitz geboren, wo sein Vater, Werner Böckmann, im Orchester spielte. Nach dem Krieg floh die Familie in den Westen, lebte anfangs in Wuppertal, der Heimat beider Elternteile. 1956 erhielt der Vater im westfälischen Münster eine Anstellung als Klarinettist, wirkte dort jahrzehntelang im Sinfonieorchester1) sowie als Lehrer an der Musikhochschule. Der Sohn besuchte in Münster die Schule, verließ das Gymnasium jedoch ein Jahr vor dem Abitur – der Wunsch, Schauspieler zu werden, war stärker. Sein darstellerisches Rüstzeug erwarb sich Böckmann nach bestandener Aufnahmeprüfung in München an der renommierten "Otto-Falckenberg-Schule"1), ein erstes Engagement erhielt er anschließend am Theater der Stadt Heidelberg. Über Lübeck kam er 1967 an die "Staatlichen Schauspielbühnen Berlin"1), eine weitere Theaterstation wurden in Hamburg das "Thalia Theater"1) und das "Deutsche Schauspielhaus"1) sowie schließlich 1977 das berühmte Wiener "Burgtheater"1), dessen Ensemblemitglied Böckmann zunächst bis 1986 war und dem er seit 1999 wieder als Darsteller und Regisseur angehörte. Daneben gab der Schauspieler Gastspiele beispielsweise am "Bayerischen Staatsschauspiel"1) in München und am "Schauspielhaus Zürich"1), ging auf umfangreiche Tourneen und trat auch wiederholt bei den "Salzburger Festspielen"1) auf. So 1973 und 1974 als Richard an der Seite von Michael Heltau (König Heinrich VI.1)) und Will Quadflieg (der Schauspieler) in Giorgio Strehlers1) Inszenierung von "Das Spiel der Mächtigen II" nach "Heinrich VI."1) von William Shakespeare, 1975 als Fliess in "Lazaretti oder Der Säbeltiger" von Fritz Hochwälder1) (Regie: Michael Kehlmann1)) sowie 2002 und 2003 als Doktor von Aigner in Andrea Breths1) Inszenierung von Arthur Schnitzlers "Das weite Land"1). Seit der Premiere am 30. Mai 2007 brilliert Böckmann am Wiener "Burgtheater" in Shakespeares "König Lear"1) neben dem Titelhelden, gespielt von Gert Voss, als Herzog von Albany. Die hochgelobte Inszenierung von Luc Bondy1) wurde auch im Rahmen der "Ruhrtriennale"1) im August 2008 in Duisburg gezeigt sowie in einer Fernsehaufzeichnung.
 
Während seiner Theaterkarriere arbeitete Böckmann mit vielen bedeutenden Regisseuren wie Boleslaw Barlog1), Hans Lietzau1) und Dieter Dorn1) zusammen, zeigte mit verschiedensten Bühnenfiguren seine enorme Wandlungsfähigkeit. So brillierte er beispielsweise 1975 am "Hamburger Schauspielhaus" in Rudolf Noeltes1) Inszenierung von O'Neills "Eines langen Tages Reise in die Nacht"1), beeindruckte 1985 am "Burgtheater" als tragischer Held Raskolnikow in "Verbrechen und Strafe", der Bühneversion des Romans "Schuld und Sühne"1) von Fjodor Dostojewski (Regie: Juri Ljubimow1)), oder gab ein Jahr später unter der Regie von Dieter Giesing1) am "Staatstheater Stuttgart"1) vielschichtig den "Verkaufshai" Ricky Roma in David Mamets1) "Hanglage Meerblick", einem Stück dass der Autor als "Paradigma einer kapitalistischen Gesellschaft" bezeichnet und welches 1984 mit dem "Pulitzer-Preis"1) ausgezeichnet wurde.
In jüngerer Zeit glänzte Böckmann als Chefredakteur Schöning in Frank Wedekinds "Lulu"2) (2004) in einer Inszenierung von Thomas Ostermeier1) an der "Berliner Schaubühne"1), machte an der Seite von Hannelore Hoger in Edward Albees Ehedrama "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?"1) (2004/2005) als erfolgloser, ironisch-redegewandter Akademiker George am Hamburger "St. Pauli-Theater"1) Furore. "Der Tagesspiegel" bemerkte hierzu unter anderem: Ehekrieg auf höchstem Niveau: Gerd Böckmann und Hannelore Hoger sind zwei großartige, gewissenlose Gegenspieler. Binnen Sekunden wechseln sie ihre Haltung, noch schneller ihre Absicht …
Böckmann stand am Berliner "Renaissance-Theater"1) erneut in Eugene O’Neills Stück "Eines langen Tages Reise in die Nacht" zusammen mit Ben Becker1), David Bennent1) und Angela Schmid1) auf der Bühne, gab in der von Ulrich Waller1) in Szene gesetzten "Familien-Krisen-Geschichte" seit der Premiere Anfang Februar 2011 den frustriert-geizigen trunksüchtigen Vater James Tyrone, unterstrich einmal mehr seinen Ruf als herausragender Charaktermime. Das Stück beschreibt die Zeit zwischen Morgen und Mitternacht eines Tages im Jahre 1912 und zeigt das Leben und das Leid der amerikanischen Familie Tyrone, die an selbstauferlegten Zwängen und unerfüllten und verdrängten Träumen zerbricht. Der geizige Vater James Tyrone (Gerd Böckmann), seine morphiumsüchtige Frau Mary (Angela Schmid), der trinkende Sohn Jamie (Ben Becker) und der kranke Sohn Edmund (David Bennent) sind einander in Hassliebe verbunden. Die egozentrischen Hauptfiguren sind nicht fähig, sich aus dem Geflecht gegenseitiger Abhängigkeiten zu lösen. Nur Edmund findet am Ende des Stücks den Weg aus dem Teufelskreis der gegenseitigen Schuldzuweisungen3) → mehr bei www.renaissance-theater.de.  Am "Düsseldorfer Schauspielhaus"1) zeigte er sich in dem Schauspiel "Marija" von Isaak Babel1) in einer Inszenierung von Andrea Breth, gestaltete seit der Premiere am 7. Januar 2012 in den "russischen Revolutionsszenen" die zentrale Figur des Ex-Rittmeisters Wiskowski → nachtkritik.de.
Als Regisseur überzeugte Böckmann unter anderem am "Staatstheater Stuttgart" mit den deutschsprachigen Erstaufführungen von David Mamets "Edmond" (1984, mit Friedrich-Karl Praetorius1) in der Titelrolle) und Thomas Bernhards "Der Theatermacher"1) (Premiere: 31.05.1990) sowie Shakespeares "Romeo und Julia"1) (Premiere: 06.02.1992 bzw. 06.02.1993), an den "Münchner Kammerspielen"1) setzte er Harold Pinters "Der Hausmeister"1) (Premiere: 25.02.1995) mit Stefan Hunstein1) als Aston, Rudolf Wessely als Landstreicher Davies und Axel Milberg1) als Mick in Szene. Am "Schauspielhaus Zürich" trug Thomas Bernhards "Am Ziel"1) seine Handschrift sowie an den "Hamburger Kammerspielen"1) die Komödie "Zwischenspiel"1) (1991, u.a. mit Peter Sattmann) von Arthur Schnitzler und das Stück "Hautnah"1) (1999/2000) von Patrick Marber1). Weiterhin zu nennen ist am Wiener "Akademietheater"1) die Inszenierungen von Rolf Hochhuths Drama "Ärztinnen"1) (Premiere: 20.11.1982) unter anderem mit Hilde Krahl und Gertraud Jesserer sowie in Bern seine erste Operninszenierung, Verdis "Don Carlos"1).

Nicht zuletzt durch Film und Fernsehen erlangte der Theatermime ab Anfang/Mitte der 1960er Jahre ungeheure Popularität. Eine seiner ersten Rollen waren kleinere Parts in Harald Beneschs "Der Klassenaufsatz" (1963) oder in Rolf von Sydows dreiteiligen Dostojewski-Adaption "Der Idiot" (1968), wo er an der Seite von Gerd Baltus (Fürst Myschkin), Karin Hübner (Nastassja Filippowna) und Anne Stegmann1) (Aglaja) als revolutionärer Theoretiker Ippolit Terentjew zu sehen war. Ab den 1970ern wurde er für mehr als zwei Jahrzehnte mit den Quotenrennern "Derrick", "Der Alte", "Ein Fall für zwei", "Schwarz-Rot-Gold" oder "Tatort" – wie 1976 in "Fortuna III"1) – zum Dauergast auf dem Bildschirm, spielte dort verschiedenste, meist hintergründigen Figuren. Zahlreiche Einzelproduktionen kamen hinzu, so etwa Fritz Umgelters Psychostudie "Wenn alle anderen fehlen" (1973), Helmut Käutners "Die Preußische Heirat" (1974) und Hagen Müller-Stahls "Cautio Criminalis oder Der Hexenanwalt" (1974), nach dem Roman "Der Hexenanwalt" um Friedrich Spee1) von Langenfeld von Wolfgang Lohmeyer1) (auch Drehbuch), wo er den Kritiker der Hexenlehre Pater Friedrich Spee verkörperte. In Franz Peter Wirths mehrteiligen Fernsehfassung von Thomas Manns Meisterwerk "Die Buddenbrooks"(1979) faszinierte Böckmann das Publikum als neurotischer Christian Buddenbrook, der mit seinem lockeren, exzentrischen Lebenswandel die konservativ-hanseatische Familie schockiert und schließlich mit Wahnideen und Zwangsvorstellungen in eine Anstalt eingewiesen wird.  
In den 1980er Jahren trat Böckmann in TV-Spielen wie "Ein Abend mit Labiche" (1980), "Von einem Tag zum anderen" (1980) oder Serien wie "Die Wiesingers"1) (1984) in Erscheinung. In dem zweiteiligen, spannenden Straßenfeger "Lucilla"(1980) glänzte er mit der Doppelrolle des jungen Oscar Dubourg bzw. dessen eineigen Zwillingsbruders Larry, die beide in die Titelheldin (Gertraud Jesserer) Lucilla verliebt aber charakterlich vollkommen unterschiedlich sind. Als Preußenkönig Friedrich II.1) überzeugte er in "Preußische Nacht"1) (1981), eindrucksvoll war auch seine Darstellung des Komponisten Johann Christian Bach1) in Marcel Bluwals fünfteiligen Biografie "Mozart" (1982; → fernsehserien.de) mit dem Untertitel "Das wahre Leben des genialen Künstlers", ebenso wie die ganz anders geartete Figur des SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann1) in Heinz Schirks Dokumentarspiel "Die Wannseekonferenz"1) (1984). Es folgten beispielsweise Aufgaben in der italienischen Kinderserie "Felipe und die blauen Augen" (1992), dem Drama "Christinas Seitensprung" (1993) oder dem  Krimi "Tödliches Netz" (1994).
In nachhaltiger Erinnerung ist Böckmann auch mit der Figur des Homosexuellen Gert "Gerta" Kosminski geblieben, der in dem WDR-Tatort "Mord in der Akademie"1) (1994) in das Visier des Düsseldorfer Ermittlers Bernd Flemming (Martin Lütge) gerät und zur Schlüsselfigur bei der Aufklärung eines mysteriösen Mordes wird. Zwei Jahre später wurde Böckmann mit der Rolle des verdeckten Ermittlers Igor Kuhlin in der RTL-Reihe "Der Mann ohne Schatten"1) (1996) zum absoluten Serienstar und löste zwei Staffeln lang gemeinsam mit Filmehefrau Irina (Evelyn Opela) und Bruder Bruno (Christian Berkel1)) scheinbar unlösbare Kriminalfälle. Danach machte sich Böckmann auf dem Bildschirm rar und trat nur noch selten vor die Kamera, so wirkte er in beispielsweise in dem TV-Thriller "Schwanger in den Tod" (1997) mit. Danach gehörte er zur Besetzung der US-amerikanischen Produktion "Uprising – Der Aufstand"1) (2001), ein für das Fernsehen von Jon Avnet inszeniertes mehrteiliges Holocaust-Drama, dass bewegend den Aufstand im Warschauer Ghetto thematisiert. Nach längerer Bildschirmabstinenz gab es 2007 in der Episode "Roter Wein" aus der Krimi-Serie "SOKO Kitzbühel" für die Fernsehzuschauer ein Wiedersehen mit dem beliebten Charakterdarsteller. In der Episode "Der perfekte Mord" (EA: 01.11.2012) aus der Krimireihe "SOKO Stuttgart" zeigte er sich als Prof. Hans Dorfmann, war mit einem Gastauftritt in Xaver Schwarzenbergers Drama "Stille"1) (EA: 13.02.2013) als Top-Banker zu sehen, der von dem Star-Moderator Harry Cliewer (Jan Fedder) interviewt wird → tittelbach.tv, prisma.de.
 
Bereits in den 1970ern hatte Böckmann verschiedentlich Leinwandrollen übernommen, man sah ihn unter anderem als Kriminal-Assistent Schröder in Alfred Vohrers Fallada-Verfilmung "Jeder stirbt für sich allein"1) (1976), in Ottokar Runzes ambitioniertem Kriegsdrama um eine Regimentsrebellion "Die Standarte"1) (1977), nach einem Roman von Alexander Lernet-Holenia bzw. Drehbuch von Herbert Asmodi, mimte er den Rittmeister Anschütz. Eine weitere Leinwandrolle, die des Jean Balmont, hatte er 1986 in Duccio Tessaris Umsetzung des Simmel-Romans "Bitte lasst die Blumen leben"1) an der Seite von Klausjürgen Wussow und Hannelore Elsner. An Kinoproduktion der letzten Jahre ist etwa Robert Dornhelms "The Venice Project" (1999) mit Keinwandlegende Lauren Bacall sowie Dennis Hopper1) zu nennen. Abgedreht war "Der Atem des Himmels"1), der erste abendfüllende Spielfilm des österreichischen Musikers und Schriftstellers Reinhold Bilgeri1), in dem Böckmann die Rolle des Barons von Kessel übernommen hatte. Die Welturaufführung fand am 24. August 2010 auf der Seebühne der "Bregenzer Festspiele"1) vor 7.000 Besuchern statt, Kinostart des preisgekrönten Werks in Österreich war der 3. September 2010.
Eine bisher letzte Arbeit für das Kino war der ungarische Film "Kaland – das letzte Abenteuer" (2011) von Regisseur József Sipos nach dem gleichnamigen Schauspiel von Sándor Márai1); hier spielt Böckmann die Hauptrolle des anerkannten Arztes bzw. Dozenten Dr. Kádár → Inhalt des Theaterstücks bei sesslerverlag.at.

Gerd Böckmann, der eine Zeit lang mit Schauspielerkollegin Gertraud Jesserer liiert war, hält neben seiner Arbeit als Darsteller und Regisseur Lesungen ab und engagiert sich für ambitionierte Audio-Produktionen; so ist er beispielsweise mit Joseph Conrads "Herz der Finsternis"1) zu hören. Auch als Synchronsprecher war er gefragt, lieh unter anderem Henry Fonda (1938, "Jezebel"1), 2. Synchronfassung), Giancarlo Giannini1) (1976, "Die Unschuld"1)) und Gérard Depardieu1) (1980, "Die letzte Metro"1)) seine Stimme → mehr bei Wikipedia sowie www.synchronkartei.de.
Siehe auch Wikipedia, www.deutsches-filmhaus.de sowie
das Interview (22.03.2014) bei "Westfälische Nachrichten"
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) dieterwunderlich.de
3) Quelle: Wikipedia (abgerufen 26.07.2011)
Stand Juni 2020
   
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, Die Krimihomepage, deutsches-filmhaus.de, prisma.de)
Kinofilme

Fernsehen (Auszug)

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