Ilse Bois erblickte am 11. März 1896 in Berlin-Schöneberg1) als Else Ilse Boas das Licht der Welt; der Vater Philipp Boas, ein Spieler und herumreisender Vertreter für Lederwaren, verließ Ehefrau Martha und die vier gemeinsamen Kinder, als Ilses fünf Jahre jüngerer Bruder Curt Bois (1901 – 1991) noch ein kleiner Junge war. 
Ilse Bois vor 1930 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864 – 1930); Quelle: Wikipedia; Photochemie-Karte Nr. K 1756 Wie Bruder Curt begann auch Ilse ihre künstlerische Laufbahn mit Kinderrollen am Theater. Beide Geschwister traten oft gemeinsam auf, so auch 1911 im "Circus Busch"1), wo sie in dem Shakespeare-Drama "Richard II."1) als die beiden Königssöhne zu sehen waren. Kurz darauf, vor allem zwischen 1912 und 1919, wirkte Ilse Bois in etlichen, oft auf sie zugeschnittenen humoristischen Stummfilmen mit. Verschiedentlich spielte sie gemeinsam mit Bruder Curt wie bei "Ein Abenteuer im Eisenbahnzug" (1914), "Bobby als Amor"1) (1917) oder "Abenteuer im Warenhaus" (1917). Zudem gastierte sie an Otto Reutters1) "Palasttheater am Zoo", wo Reutter sogenannte "Kriegsrevuen" aufführte.
Nach Ende des 1. Weltkrieges bzw. mit Beginn der Weimarer Republik1) konzentrierte sich Ilse Bois auf die Arbeit am Kabarett und machte sich vor allem einen Namen als Künstler-Parodistin. Auf der Leinwand präsentierte sie sich vor allem in humoristischen, aber auch melodramatischen Geschichten, mimte meist flotte Töchter wie die Meta, Tochter des Baron von Rodern (Toni Impekoven1)), die in dem amüsanten Streifen "In Vertretung"1) (1913) dem vom Vater ausgesuchten Heiratskandidaten Leutnant Fritz von Gernsdorff (Walter Wassermann1)) "auf den Zahn" fühlt. In dem von Joe May1) in Szene gesetzte Rätselstummfilm "Das verschleierte Bild von Groß-Kleindorf"1) (1913) war sie als Sybille die Tochter des Bürgermeister-Paares Sittig (Carl Wallner/Frida Richard) oder in dem von Joseph Delmont1) mit Erich Kaiser-Titz in der Doppelrolle des Wissenschaftlers Dr. Hjalmar Jörgensen und dessen Zwillingsbruder Olaf Jörgensen gedrehten Drama "Titanenkampf"1) (1916) Hjalmars patente Braut Ingeborg Tompkin.
 
Ilse Bois auf einer Fotografie von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930)
Quelle: Wikipedia; Photochemie-Karte Nr. K 1756; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Ebenfalls unter der Regie von Joseph Delmont entstand der gefühlvolle Stummfilm "Die Töchter des Eichmeisters"1) (1916), wo sie als die junge Ehefrau des Eichmeisters Waldberg (Theodor Burghardt1)) bzw. Mutter der beiden grundverschiedenen Töchter Rosa und Marie in Erscheinung trat, beide dargestellt von Else Roscher1). Nach einigen weiteren Produktionen beendete sie 1919 vorerst ihre Filmkarriere um sich ganz der Arbeit am Theater zu widmen. Vor der Kamera stand sie nur noch ein einziges Mal und wirkte als die alte Jungfer Miss Bourne in der von Géza von Bolváry1) inszenierten Krimikomödie bzw. der deutsch-britischen Produktion "Der Geisterzug" (1927) mit; hierbei handelte es sich um eine Adaption des gleichnamigen Bühnenstücks ("The Ghost Train", → Wikipedia (englisch) des britischen Autors Arnold Ridley (1896 – 1984) → Übersicht Stummfilme.
  
Ilse Bois feierte Erfolge an verschiedenen Kleinkunstbühnen, so auch an der 1921 von Trude Hesterberg gegründeten "Wilden Bühne"1) und vor allem am berühmten "Kabarett der Komiker"1) (KaDeKo), das am 1. Dezember 1924 von den Schauspielern Paul Morgan, Kurt Robitschek1) und Max Hansen gegründet worden war. Mit Robitschek verband Ilse Bois nicht nur berufliches, später heiratete das Paar. Bis zur so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 bzw. der erzwungenen Schließung gehörte Ilse Bois dem "Kabarett der Komiker" an. 
Die Künstlerin mit jüdischen Wurzeln verließ, wie Bruder Curt Bois, zusammen mit ihrem Ehemann Deutschland und emigrierte zunächst nach Österreich bzw. Wien. In den folgenden Jahren pendelte die Komikerin, Diseuse und Kabarettistin für Gastspiele zwischen mehreren westeuropäischen Staaten. Anfang Dezember 1934 führte sie ein Gastspiel erstmals in die USA, im darauf folgenden Jahr ging sie nach London, um dort eine Revue aufzuführen. Im Mai 1936 übersiedelten Ilse Bois und ihr Ehemann via Southampton1) in die USA, wo sie am 11. Mai 1936 amerikanischen Boden betraten. Das Paar ließ sich zunächst in New York City1) nieder, wo sich Ilse Bois seit Spätherbst 1937 mühsam als Kabarettistin (unter anderem am neugegründeten "KaDeKo" im " Pythian Theatre") und im Rahmen so genannter bunter Abende über Wasser halten konnte; nebenher stand sie auf der Bühne, wie 1938 in dem Stück "Algiers". 1941 fand Ilse Bois Beachtung durch ihre Mitwirkung in der New Yorker Aufführung von Jean Cocteaus1) Einakter "La voix humaine"1), im Jahr darauf zeigte sie ihr Showtalent in der Solorevue "Scheinwerferparade".*)  Einen letzten Erfolg in den USA verzeichnete sie im Herbst 1945 an der neu eröffneten "Kleinen Bühne" im New Yorker "Pythian Theatre" (das spätere "Master Theatre") unter der Regie von Erich Juhn im Rahmen des Exilanten-Programms "Wer zuletzt lacht…" mit dem Sketch "Die Hysterische" von Fritz Löhner-Beda1).
Anfang August 1946 kehrte Ilse Bois, die sich wegen der leichteren Aussprache ihres französischen Nachnamens im englischsprachigen Raum auch häufig "Boas" nannte, nach Großbritannien zurück und machte London zu ihrer Wahlheimat. Im Mai 1947 nahm sie in der New Yorker "Carnegie Hall"1) an einer Feier zu Ehren von Karl Kraus1) unter der Leitung von Berthold Viertel1) teil, außerdem wirkte sie an mehreren Silvester-Veranstaltungen mit, unter anderem mit den "Players from Abroad"1) im New Yorker "Barbizon-Plaza Theatre".
Nach dem Tod Kurt Robitscheks am 16. Dezember 1950 heiratete sie im Jahr darauf Anfang 1951 erneut und gab dem 14 Jahre jüngeren Michael Rittermann1) (1910 – 1989) das Ja-Wort. Anders als ihr Bruder Curt Bois kehrte Ilse Bois nie mehr nach Deutschland zurück.

Die heute weitgehend vergessene Kabarettistin, Schauspielerin und Parodistin Ilse Bois, die in ihren letzten Lebensjahren von schwerer Krankheit gezeichnet war, starb am 22. August 1960 mit nur 64 Jahren in London1). Laut Kay Weniger1)*) sind die oftmals ausgewiesenen Sterbedaten 5. März oder 15. März 1961 definitiv nicht zutreffend.
Die letzte Ruhe fand Ilse Bois auf dem Londoner "City of London Cemetery and Crematorium" → findagrave.com.
Quellen: Wikipedia, Kay Weniger: "Es wird im Leben Dir mehr genommen…"*) sowie
Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933-1945**)
Siehe auch cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia
*) Kay Weniger: Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …' Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht (ACABUS Verlag, 2011, S. 106/107
**)  Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933-1945 von Frithjof Trapp (Verlag: De Gruyter, 1999)
Lizenz Foto Ilse Bois (Urheber Nicola Perscheid): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfilme bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia)
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