Mareike Carrière, Tochter des deutschen1) Psychiaters Dr. Bern Carrière2) (1921 – 2015) und dessen Ehefrau Jutta (1920 – 2012), wurde am 26. Juli 1954 in Hannover geboren und wuchs in Lübeck auf – gemeinsam mit ihrem 1950 geborenen Bruder Mathieu, der wie Bruder Till2) (1952 – 1979) ebenfalls den Schauspielerberuf ergriff; Till Carrière, ein Theaterschauspieler, nahm sich im Alter von 24 Jahren das Leben.
Schon früh interessierte sie sich für "die Bretter, die die Welt bedeuten", spielte bereits als 8-Jährige gemeinsam mit ihren Brüdern im Kindertheater, sammelte später weitere Erfahrungen an einer Laienbühne. Im Alter von 16 Jahren ließ sie sich in Lübeck an der Schauspielschule professionell ausbilden, holte nach dem Abschluss auf Wunsch der Eltern das Abitur nach. Anschließend ging Mareike Carrière für einige Jahre nach Paris und ergriff an der renommierten Pariser "Sorbonne"2) ein Sprachstudium in Englisch und Französisch, welches sie erfolgreich mit einem Diplom als Fremdsprachen-Übersetzerin beendete. Bereits während ihrer Ausbildung war sie schauspielerisch tätig, entschied sich dann endgültig für eine künstlerische Laufbahn, erhielt Engagements an Theatern in Lübeck, Paris und Berlin.
Erste Aufmerksamkeit erregte die hübsche junge Frau 1978 mit ihrem Leinwanddebüt in Bernhard Sinkels Eichendorff-Adaption "Taugenichts"2), wo sie an der Seite von Jacques Breuer2) (Taugenichts) und Matthias Habich (Graf Leonard) als verführerische Flora in Erscheinung trat. Es folgte unter der Regie von Gérard Blain2) das Midlife-Krise-Drama "Ein Mann kommt in die Jahre" (1978, Un second souffle) mit Robert Stack2) in der Titelrolle sowie das Anfang der 1930er Jahre angesiedelte Pubertätsdrama "Flamme empor"2) (1979; Regie: Eberhard Schubert), welches zunächst im Kino startete, anschließend im Fernsehen ausgestrahlt wurde → www.zeit.de; für die Darstellung der Katja wurde Mareike Carrière mit dem "Kritikerpreis" ausgezeichnet.

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Mareike Carrière; Copyright Virginia Shue
Mareike Carrière als Polizeiobermeisterin Ellen Wegener in "Großstadtrevier"; Copyright Virginia Shue So richtig populär wurde die Schauspielerin dann ab den 1980ern durch das Fernsehen, nach Nebenrollen in populären Serien und Mehrteilern wie "Drei Damen vom Grill" (1980–1982), "Der Fall Maurizius" (1981) oder "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull"4) (1982) machte Mareike Carrière ab Mitte Dezember 1986 bzw. der 1. Folge als Polizeiobermeisterin Ellen Wegener an der Seite des raubeinigen Polizeihauptmeisters Richard Block (gespielt von Arthur Brauss) und später Polizeioberkommissar Dirk Matthies (Jan Fedder) in dem Krimi-Quotenrenner "Großstadtrevier"2) Furore, bzw. als erste Streifenpolizistin in einer deutschen Serie von sich reden. Seit der 1. Episode "Mensch, der Bulle ist 'ne Frau" verkörperte sie diese Figur insgesamt 62 Folgen lang, starb dann Mitte Januar 1994 in der Folge "Ellens Abschied" den Serientod. Für die Rolle hatte sie sich intensiv vorbereitet, zuvor bei der Polizei hospitiert sowie ein Karate- bzw. Schießtraining absolviert.
 
 
Mareike Carrière als Polizeiobermeisterin Ellen Wegener in "Großstadtrevier"
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
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Parallel dazu tauchte sie ab 1987 knapp 60 Folgen lang (bis 1996) in der erfolgreichen ARD-Vorabendserie "Praxis Bülowbogen"2) auf und mimte die Ärztin Dr. Kathrin Brockmann, Tochter des Protagonisten Dr. Peter Brockmann alias Günter Pfitzmann. In der ZDF-Unterhaltungsserie "Lorentz & Söhne"4) (1988) präsentierte sie sich zudem als Simone Dechamps, Tochter von Amelie Lorentz (Heli Finkenzeller), an der Seite vieler prominenter Kollegen wie Ernst Schröder, Hans Korte, Christine Wodetzky oder Gerd Baltus.
  
Arthur Brauss mit Mareike Carrière in "Großstadtrevier", Foto 01; Copyright Virginia Shue Arthur Brauss in "Großstadtrevier" mit Mareike Carrière (Polizeiobermeisterin Ellen Wegener); Foto 02; Copyright Virginia Shue
Mareike Carrière mit Arthur Brauss in "Großstadtrevier"
Die Fotos wurden mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
  
Neben ihrer intensiven Arbeit für das Fernsehen, zu der auch verschiedene Einzelproduktionen zählten, übernahm Mareike Carrière weiterhin Aufgaben in internationalen Kinoproduktionen. So spielte sie neben Gudrun Landgrebe2) und Bruder Mathieu in der deutsch-ungarischen Coproduktion "Yerma" (1985; Regie: Barna Kabay/Imre Gyöngyössy), einer Adaption von Federico García Lorcas gleichnamigen Bühnestück2), das Bauernmädchen Maria, in dem historischen Portrait "Marie Ward – Zwischen Galgen und Glorie"2) (1985) – erneut an der Seite von Mathieu Carrière – die Schwester Praxedes. Als Mathieu Carrière nach eigenem Drehbuch den Streifen "Zugzwang"3) (1989), eine Mischung aus Psychodrama und Thriller, bzw. sein Regiedebüt realisierte, betraute er Schwester Mareike mit der Hauptrolle der Therapeutin Judy Miller. Als Baronesse von Bülow bzw. Untergrundaktivistin zeigte sie sich in Masahiro Shinodas Liebesdrama "Die Tänzerin" (1989, Maihime – The Dancer), mit der Nebenrolle der Rechtsanwältin Moerbler in der von Fons Rademakers inszenierten deutsch-niederländischen Produktion "Der Rosengarten"3) (1990, The Rose Garden) neben Stars wie Maximilian Schell, Liv Ullmann und Peter Fonda2).
Seit den 1990er Jahren ließen die Angebote für den Kinofilm nach, sie moderierte unter anderem bei RTL2 die halbdokumentarische 80-teilige Reality-Fernsehreihe "Top Cops"4), präsentierte sich in dem italienischen Mehrteiler "Für Liebe und Gerechtigkeit"4) (1996, L'Avvocato delle donne) als Rechtsanwältin Giulia. Mit der TV-Jugendserie "Die Schule am See"2) (1997–2000) wurde ihr als beherzte Lehrerin bzw. Direktorin Vera Herzog eine liebenswerte Figur auf den Leib geschrieben und Mareike Carrière konnte damit noch einmal an frühere Serien-Erfolge anknüpfen. Die 2000er Jahre waren geprägt von etlichen, überwiegend unterhaltsamen TV-Produktionen, neben ihrer Rolle der tatkräftigen Gerda Wiesenkamp, Chefin eines Bautrupps in der ProSieben-Comedy "Was nicht passt, wird passend gemacht"2) (2003–2007) erlebte man sie unter anderem als Familien-gebeutelte Lehrerin Luise Fischbach in den köstlichen Geschichten "Pommery und Putenbrust"5) (2002), "Pommery und Hochzeitstorte" (2004) und "Pommery und Leichenschmaus"5) (2006) neben Katharina Thalbach2) und Achim Rohde2). Sie spielte beispielsweise in den Komödien "Kein Geld der Welt"2) (2007) und "Meine Tochter und der Millionär"2) (2009), war in dem Krimi "Lutter: Rote Erde"5) (2010) oder in dem Zweiteiler "Gottes mächtige Dienerin"2) (2011) zu sehen. Ihre letzten prägnanten Auftritte vor der Kamera hatte Mareike Carrière als resolute Dorfhelferin Conny Freiwald in drei Folgen der losen ZDF-Reihe "Frühling"2) mit Protagonistin Simone Thomalla als Dorfhelferin Katja Baumann, so in "Frühling für Anfänger"2) (EA: 25.03.2012), " Frühlingsgefühle"2) (EA: 24.02.2013) und "Einmal Frühling und zurück"2) (EA: 23.03.2014).

Mareike Carrière 2008 anlässlich der "Berlinale" (Volkswagen Peoples Night)
Urheber: Thore Siebrands (Siebbi); Lizenz: CC-BY-SA 3.0
Quelle: Wikimedia Commons

Mareike Carrière 2008 anlässlich der "Berlinale" (Volkswagen Peoples Night); Urheber: Thore Siebrands (Siebbi)`; Lizenz CC-BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons
Dass Mareike Carrière nicht nur im leichten Fach zu überzeugen wusste, bewies sie mit der Hauptrolle der Luisa Wagner in dem preisgekrönten ARD-Gesellschaftsdrama "Das Mädchen aus der Fremde"6) (2001). Dieser Film mit Titelheldin Miriam Stein2) ist laut prisma.de bis heute der am häufigsten wiederholte Spielfilm der ARD. "Regisseur Peter Reichenbach2) schildert in seinem Gesellschaftsdrama eindrucksvoll das Schicksal einer illegalen Emmigrantin. Getragen von guten Darstellerleistungen – in den Hauptrollen sind Mareike Carrière, Schwester von Mathieu Carrière, und TV-Routinier Christian Kohlund zu sehen – wirken einige Bilder wirklich beklemmend. Überzeugend auch die talentierte Jungdarstellerin Miriam Stein als Flüchtlingskind Neda." notiert prisma.de weiter. Auch in Robert Glińskis für das Kino verfilmten Grass-Erzählung "Unkenrufe – Zeit der Versöhnung"2) (2004) konnte die Schauspielerin mit der Rolle der Johanna Detlaff, Vertreterin einer deutschen Vertriebenenorganisation, einmal mehr ihre Vielseitigkeit beweisen. Einen letzten kleinen Auftritt in einem Kinofilm hatte sie in der internationalen Produktion bzw. David Cronenbergs Historiendrama "Eine dunkle Begierde"2)  (2011, A Dangerous Method) mit Michael Fassbender2) (Carl Gustav Jung2)), Keira Knightley2) (Sabina Spielrein2)) und Viggo Mortensen2) (Sigmund Freud2)) in den Hauptrollen. Der an Tatsachen angelehnte Film zeigt die Affäre zwischen dem Psychiater C. G. Jung und seiner Patientin Sabina Spielrein und thematisiert in diesem Zusammenhang Bekanntschaft und fachliche Auseinandersetzung zwischen Jung und Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse → Übersicht Filmografie.
 
Seit 2007 stand die Schauspielerin nach vielen Jahren auch wieder auf der Theaterbühne, zeigte sich in "Die 7 Todsünden", einer Komödie von Andreas Schmidt und Luci van Org2) in Berlin am "Theater am Kurfürstendamm"2) sowie ab März 2009 in der Hamburger "Komödie Winterhuder Fährhaus"2), ging Ende 2010 mit dem Stück auf Deutschlandtournee. Darüber hinaus hielt sie Lesungen ab, wie beispielsweise zusammen mit Jörg Schüttauf2) aus Ken Folletts Roman "Der dritte Zwilling"2), der inzwischen von "Lübbe Audio" als Hörbuch mit Carrière/Schüttauf als Sprecher auf dem Markt gebracht wurde.
Mareike Carrière mit Bruder Mathieu; Copyright Virginia Shue Neben ihrer Arbeit für Theater, Film und Fernsehen hatte sich die Künstlerin ein zweites Standbein geschaffen und eine Ausbildung zum systemischen Coach an der Hamburger "Coaching-Akademie" absolviert, bot "Präsenztraining" und "Veränderungscoaching" für Führungskräfte aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik an; zudem ließ sie sich zwischen 1984 und 1987 am Berliner "Ilse-Middendorf-Institut" zur Atemtherapeutin (Pneopädin) ausbilden. Für ihr soziales Engagement erwarb sich die Künstlerin in der Öffentlichkeit Ansehen, sie war unter anderem Repräsentantin von UNICEF und förderte das Hospiz "Hamburg Leuchtfeuer"2).

Mareike Carrière erlag am 16. März 2014 mit nur 59 Jahren in Hamburg ihrem Krebsleiden, welches bereits Anfang 2012 diagnostiziert worden war. "Ihren Rollen verlieh Mareike Carrière große Natürlichkeit und Feinheit" schrieb Giovanni di Lorenzo2) unter anderem in seinem Nachruf "Die Sensible vom Kiez" in DIE ZEIT. NDR-Intendant Lutz Marmor2) würdigte Carrière als "vielseitige Schauspielerin" und "eindrucksvolle Persönlichkeit". "Mareike Carrière hat sich schauspielerisch nie auf bestimmte Typen fixieren lassen", erklärte Marmor. Sie habe viele Rollen gespielt – "vom Serienstar bis hin zur Charakterdarstellerin".
Die Schauspielerin war zwischen 1981 und 1994 mit dem Filmproduzenten Joachim von Vietinghoff2) verheiratet und lebte mit ihm in Berlin. 1993 verlegte sie ihren Wohnsitz nach Hamburg und heiratete dort 1997 in zweiter Ehe den Zahnarzt Gerd Klement.
 
Foto: Mareike Carrière mit Bruder Mathieu
© Virginia Shue (Hamburg)

Am 28. März 2014 wurde in der Fritz-Schumacher-Halle des Ohlsdorfer Friedhofs in Hamburg eine bewegende Trauerfeier für die viel zu früh verstorbene Schauspielerin abgehalten. Neben den Familienangehörigen, unter anderem Ehemann Gerd Klement, der 93-jährige Vater Bern Carrière und Bruder Mathieu, nahmen zahlreiche Freunde und prominente Weggefährten, aber auch Fans Abschied. Unter den rund 450 Trauergästen befanden sich beispielsweise die Schauspielerkollegen Jan Fedder, Simone Thomalla2) und Daniela Ziegler2) oder Star-Friseurin Marlies Möller. Der mit Carrière befreundete Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Zeit", Giovanni di Lorenzo, hielt eine sehr persönliche Trauerrede. Als Abschiedslied hatte sich Mareike Carrière den Song "Have I Told You Lately" von Van Morrison2) gewünscht, beendet wurde das Gedenken, indem die Trauergäste als letzten Gruß 500 weiße Ballons und ein rotes Herz in den Himmel steigen ließen. Die Beisetzung der Urne fand wenige Tage später im engsten Kreis der Familie statt → Foto der Grabstätte bei knerger.de
Quelle (unter anderem): Wikipedia
1) Der französische Familienname ist hugenottischen Ursprungs → Anke Hinrichs: Die Carrieres (ankehinrichs.de, abgerufen am 23. Juli 2014). Zuerst veröffentlicht in: Eppendorfer Zeitung für Psychiatrie 26 (2011, Nr. 2, S.  3; PDF-Dokument)
Fremde Links: 2)  Wikipedia, 3) filmportal.de, 4) fernsehserien.de,  5)  tittelbach.tv, 6) prisma.de
      
Filme
Kinofilme / TV-Serien / TV-Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links:  Wikipedia, filmportal.de, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de, tittelbach.tv)
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