Volker von Collande wurde am 21. November 1913 als Volker Hubertus
Valentin Maria von Mitschke-Collande in Dresden geboren und entstammte einer
schlesischen Adelsfamilie. Sein Vater war der Kunstmaler und Bühnenbildner
Constantin von Mitschke-Collande1)
(1884 1956), die Mutter dessen erste Ehefrau Hilde Wiecke
(1892 1984. Zu seinen väterlichen Vorfahren gehörte ein Jurist dieses Namens, der 1782 an der 2. Teilung
Polens maßgeblich beteiligt war. Mütterlicherseits stammte er von
Paul Gerhard1) (1607 1676),
dem berühmten Dichter zahlreicher protestantischer Kirchenlieder
ab, sein Großvater war der seinerzeit berühmte Schauspieler und
Theaterdirektor Paul Wiecke1)
(1862 1944) und seine am 23. Oktober 1960 bei einem
Verkehrsunfall tödlich verunglückte
Schwester Gisela von Collande1) (1915 1960) war ebenfalls eine renommierte Film- und Theaterschauspielerin.
Nach dem Realgymnasium, einer sich anschließenden Maurerlehre sowie
einem Studium an der Staatsbauschule Dresden machte von Collande 1932 sein Staatsexamen in Architektur; dann orientierte er sich anders, nahm
Schauspiel- und Gesangsunterricht und begann noch 1932 als Sprecher und Regieassistent
beim Stuttgarter Rundfunk. Ab 1933 stand er am "Deutschen Theater"1) in Berlin auf
der Bühne, wo er als Valentin in Goethes "Faust"1)
debütierte, ein Jahr später gab er in dem Ufa-Film "Rivalen
der Luft"1) sein Leinwanddebüt.
Volker von Collande 1939 in Shakespeares "König Richard II."1)
in der Festaufführung der "Staatlichen Schauspiele Berlin"1) im
"Burgtheater"1)
anlässlich der "6. Reichstheaterfestwoche" in Wien
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Körperschaft: Weltbild; © ÖNB/Wien;
Datierung: 07.06.1939
Bildarchiv Austria (Inventarnummer P138)
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Neben
der Arbeit für das Theater Collande wirkte ab 1936
sieben Jahre lang am "Preußischen
Staatstheater"1) unter Gustaf Gründgens stand der Schauspieler
für Produktionen wie "Der Student von Prag"1) (1935),
"Capriolen"1) (1937),
"Ihr erstes Erlebnis"1) (1939),
"Männerwirtschaft"2) (1941), "Die
schwedische Nachtigall"1) (1941) oder "Wildvogel"2) (1943),
aber auch für die bis heute als "Vorbehalts-Filme"1)
(VB-Film) geltenden NS-Propagandastreifen "Togger"1) (1937)
und "Kopf
hoch, Johannes!"1) (1941) vor der
Kamera. Sein Debüt als Filmregisseur feierte er 1942 mit der
Romanze "Zwei in einer großen Stadt"1) unter anderem mit
Käthe Haack
und Paul Henckels , für das er auch als
Drehbuchautor verantwortlich zeichnete und eine kleine Rolle
übernommen hatte. Auch nach seiner Einberufung zur Wehrmacht
im Jahre 1942 konnte er weiter für den Film arbeiten, übernahm
Rollen und Regieaufträge.
Er drehte das Lustspiel "Das
Bad auf der Tenne"1) (1943) mit
Heli Finkenzeller
und Will Dohm sowie den Schwank "Fritze Bollmann wollte angeln"2) (1943), neben
anderen mit Will Dohm, Werner Fuetterer,
Otto Gebühr,
Carsta Löck und
Günther Lüders.
Der von ihm inszenierte Liebesfilm "Eine
kleine Sommermelodie"2) (1944)
mit Irene von Meyendorff und
Curd Jürgens erregte das
Missfallen der Zensurbehörde, wurde vom NS-Propagandaministerium verboten
und gelangte nicht in die Kinos; nach 1945 verfügte die Alliierte Militärregierungen ein Vorführungsverbot.
Collande geriet während des 2. Weltkrieges in Kriegsgefangenschaft,
arbeitete nach seiner Entlassung ab 1947 zwei Jahre
lang als Schauspieler und Oberspielleiter am Stadttheater Saarbrücken1).
1949 wechselte von Collande als Regisseur und Bühnenbildner an das Hamburger "Thalia-Theater",
war außerdem in Hamburg für Film, Funk und Fernsehen tätig. Vereinzelt
übernahm er noch schauspielerische Aufgaben in Kinofilmen wie "Absender unbekannt" (1950),
"Dreizehn unter einem Hut"1) (1950), "Ich warte auf dich" (1952,
auch Regie/Drehbuch) und "Rittmeister Wronski"1) (1954);
auf dem Bildschirm trat er nur sporadisch in Erscheinung, wie 1959 in der
Komödie "Der Mann im Manne"3).
Als Regisseur drehte er unter anderem die Streifen "Ein Mann vergisst die
Liebe" (1955, mit Willy Birgel), "Hochzeit auf Immenhof"1) (1956)
oder
den TV-Vierteiler "Gesucht wird Mörder X"3) (1959); mit
dem Dokumentarfilm "Afrika tanzt" (1967) verabschiedete er
sich als Regisseur → Übersicht Filmografie.
Während seiner Karriere war von Collande an über 70 Filmen beteiligt, auch als
Drehbuchautor und Produktionsleiter. Der stämmige Schauspieler kam dem Ideal des germanischen Helden sehr nahe, weshalb man
ihn in den dreißiger Jahren gern als aufrechten Kerl besetzte; Flieger, Offiziere und Naturburschen fielen
in sein Fach, unkomplizierte Menschen voller Tatendrang und Lebensfreude.4)
Zwischen 1957 und 1959 fungierte von Collande als Leiter der Fernsehfilmabteilung der Ufa in
Berlin, 1959 wurde er Produktionschef der "Riva, München"; ab
Mitte der 1960er Jahre konzentrierte er sich jedoch wieder auf das Theater und
übernahm 1965 die Intendanz des "Theaters
Regensburg"1). 1969 folgte eine
sechsjährige Intendanz der "Städtischen Bühnen
Freiburg"1), anschließend war er bis 1983 Direktor des
"Scharoun-Theater
Wolfsburg"1) und gleichzeitig Kulturberater der
"Volkswagen AG"1). In darauffolgenden Jahren widmete er sich vor allem
dem Tourneetheater, aber auch dem Freiburger Mundarttheater
"Alemannische Bühne"1).
Der Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant Volker von Collande
starb am 29. Oktober 1990 mit 76 Jahren in Hannover; noch kurz vor seinem
Tod hatte er angekündigt, in seine ehemalige Heimat übersiedeln zu wollen,
um dort künstlerische Aufgaben zu übernehmen. Die letzte Ruhe fand er auf dem Hamburger
Friedhof
Ohlsdorf1) (bei Planquadrat AC 11) → Foto der Grabstelle bei knerger.de
sowie Wikimedia
Commons.
Volker von Collande war zuletzt seit 1950 in vierter Ehe mit der 1928 in
Hamburg geborenen Schauspielerin und späteren
Sprecherzieherin bzw. Stimmtherapeutin Irene Nathusius
verheiratet; die gemeinsame, 1958 geborene Tochter Nora von Collande1) ist in
die Fußstapfen ihres Vaters getreten und zählt zu den renommierten Film- und Fernsehschauspielerinnen,
auch als Autorin hat sie sich einen Namen gemacht.
Volker von Collande 1968, Städtische Bühnen Freiburg im Breisgau1)
Urheber: Willy Pragher1);
Lizenz: CC BY 3.0;
Rechteinhaber: Landesarchiv
Baden-Württemberg
Quelle: Deutsche
Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia
Commons |
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Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Die
Krimihomepage
4) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz,
Ausgabe 2000, S. 64
5) Laut Wikipedia: Gisela Hartwig, genannt von Naso (* 20. Dezember 1917 in Berlin, † 6. Februar 2008 in Frankfurt-Main), die Tochter des Schriftstellers
Dr. jur. Eckart Hartwig genannt
von Naso (18881976), Chefdramaturg der "Württembergischen Staatstheater" in Stuttgart, und der Ursula von Witzendorff (18951945).
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