Ulrich von Dobschütz wurde am 20. September 1940 als Sohn
des Oberstleutnants Bernhard von Dobschütz (1906 1994)
und dessen ersten Ehefrau Martha von Bethe (1910 1947)
im niederschlesischen Oberschreiberhau1)
(Riesengebirge, heute Szklarska Poręba, Polen) geboren und wuchs auch
dort auf. Der Spross des alten schlesischen Adelsgeschlechts von Dobschütz1) sein
Großvater war Felix von Dobschütz1)
(1867 1936) studierte
nach dem Abitur am "Ernst-Kalkuhl-Gymnasium" in Bonn-Oberkassel zunächst sieben Semester Germanistik und Romanistik an den Universitäten Bonn
bzw. Köln, entschied sich dann für die Schauspielerei und besuchte in
Köln eine Schauspielschule. Erste darstellerische Erfahrungen sammelte von
Dobschütz anschließend bei Gastspielen an den "Bühnen der Stadt Köln"1),
dann wechselte er an das "Staatstheater Kassel"1), wo er auch als Regieassistent
tätig war. Ab 1964 wurde das "Nationaltheater Mannheim"1) seine künstlerische
Heimat, dessen Ensemble er bis 1970 angehörte. Danach band sich von
Dobschütz nicht mehr an ein Haus, ging als freischaffender Schauspieler auf
unzählige Theatertourneen, wirkte bei verschiedensten Theater-Festspielen
mit und verlegte seinen Schwerpunkt mehr und mehr auf die Arbeit beim
Fernsehen.
Der Durchbruch zum anerkannten Charakterdarsteller war ihm bereits während
seiner Mannheimer Zeit mit Arthur Lee Kopits Kultstück "Oh Vater, armer Vater, Mutter hing dich in den Schrank und ich bin ganz
krank" unter der Regie von Günther Amberger gelungen.
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue
(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Am "Nationaltheater" sah man von Dobschütz beispielsweise
in der Uraufführung von Peter Hacks'1)
"Herzog Ernst" (1967, Regie: Jean-Pierre Ponnelle1)),
im Oktober 1968 in der
Neuinszenierung der Lokalposse "Datterich" von Ernst Elias Niebergall1)
(Regie: Ernst Dietz1))
mit Joseph Offenbach als Gast in der
Titelrolle, in Shakespeares "Der
Kaufmann von Venedig"1) (1969; Regie: Ernst Dietz), unter anderem mit
Raimund Bucher (Shylock) und Astrid Meyer-Gossler1) (Jessica)
und in "Der
gute Mensch von Sezuan"1) von Bertolt Brecht (Regie: Ulrich Brecht1)).
Zu seinen Auftritten bei den "Freilichtspielen Schwäbisch Hall"1)
zählten die Dramen "Die
Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats"1) von Peter Weiss und
Schillers "Die Räuber"1),
jeweils inszeniert vom damaligen Intendanten Achim Plato1).
Populär wurde der Schauspieler durch die Familienserie "MS Franziska"1) (1977), den Geschichten um das gleichnamige
Motorschiff bzw. deren Besitzer, wo er neben Paul Dahlke als dem alten
Partikular Jakob Wilde dessen jüngsten Sohn Paul mimte. Im Verlaufe der
nachfolgenden Jahre war von Dobschütz mit vielen interessanten Rollen im
Fernsehen präsent, zu seiner Filmografie zählen so beliebte Serien wie
"Diese Drombuschs" oder "Alle meine Töchter", aber auch Krimi-Reihen wie "Die Männer vom K3",
"Ein Fall für zwei" und "Der Alte". In den "Tatort"-Folgen
aus Essen war er ab Mitte der 1970er Jahre mehrfach neben Kommissar Haferkamp
alias Hansjörg Felmy als dessen Assistent Kriminalobermeister Kaslik zu
sehen, eine durchgehende Figur, die des BKA-Beamten Dr. Wegener, mimte er
ab Ende der 1980er Jahre auch in den erfolgreichen Krimis um den von Klaus Löwitsch
dargestellten Ex-Polizisten bzw. Privatdetektiv "Peter Strohm"1).
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Meist waren es die sympathischen, eher stillen Zeitgenossen, denen von
Dobschütz Kontur verlieh, so auch als Konsul Manfred von Wertheim in den auf der philippinischen Insel Boracay
angesiedelten Geschichten um die "Klinik unter Palmen"1) (1996), wo
man ihn drei Doppelfolgen lang neben Protagonist Klausjürgen Wussow sah. In der
Krimi-Reihe "Stubbe Von Fall zu Fall"1) gab er anschließend
ebenfalls mehrere Episoden lang neben Hauptdarsteller Wolfgang Stumph dessen
Vorgesetzten, den Kriminalrat Martin Gessler. In den letzten Jahren agierte
von Dobschütz unter anderem in dem Pilcher-Melodram "Die Rose von Kerrymore" (2001),
mimte in dem Krimi "Das Geheimnis Auf der Spur des Mörders"2) (2001)
den Professor Sokop oder zeigte sich in dem Mehrteiler "Die Patriarchin"2) (2005)
an der Seite der Protagonistin Iris Berben als Staatsanwalt Reuter. Zu
seinen letzten TV-Auftritten zählen die Serien "Die Bergretter" (Episode
"Gefährliche Affäre"; EA: 09.12.2010)
und "Familie Dr. Kleist" (Episode "In letzter Minute"; EA: 25.01.2011).
Ulrich von Dobschütz, der neben Englisch und Französisch auch
fließend Italienisch spricht, wirkte zudem mehrfach in internationalen
Produktionen mit, so unter anderem in der Mini-Serie "Das
Geheimnis der Sahara"1) (1987)
an der Seite so berühmten Stars wie Ben Kingsley und
Michael York. Zu seinen
überschaubaren Arbeiten für das Kino zählt Eberhard Fechners Alfred Andersch-Adaption "Winterspelt"1) (1977) mit der
Hauptrolle des Major Joseph Dincklage, der sich vor der Ardennen-Offensive
im Herbst 1944 der aussichtslosen Lage seines Bataillons bewusst
ist → Übersicht Filmografie.
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue
(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Neben seiner Arbeit als Darsteller ist Ulrich von Dobschütz ein
erfolgreicher Produzent und Autor. Mit seiner eigenen Firma "Sabelli
Film" produzierte er verschiedenste, qualzativ hochwertige Dokumentarfilme für das deutsche Fernsehen,
zahlreiche Hörfunkdokumentationen stammen aus seiner Feder → Auswahl bei Wikipedia. Als Autor von Gedichten und
Kurzgeschichten erfreut er bei Lesungen bundesweit das Publikum.
Dobschütz, der neben deutschen Dialekten (Hessisch, Kölsch, Rheinisch) auch Englisch,
Französisch und Italienisch beherrscht, lebt heute in Berlin und seit Jahrzehnten in Rom,
wo er an der Seite internationaler Stars (z.B. Anthony Quinn) in internationalen und
italienischen Film- und Fernsehproduktionen mitwirkte. So dreht er ab März 2010 in Rom den Film
"Habemus Papam" mit Nanni Moretti, in der er die Rolle eines Kardinals verkörpert.4) Der
von Nanni Moretti1) mit augenzwinkerndem Humor gedrehte Kinofilm "Habemus
Papam Ein Papst büxt aus"1) mit
Michel Piccoli in der Titelrolle
ging in Deutschland am 8. Dezember 2011 an den Start.
Ulrich von Dobschütz ist seit 30. Dezember 1964 mit Ehefrau Barbara,
einer Lehrerin, verheiratet; aus der Verbindung stammt der gemeinsame Sohn
Nikolaus, der viele Jahre die "Sabelli Film- und Fernsehproduktion" in Schwerin leitete,
welche im Herbst 2015 von "Studio Hamburg" übernommen wurde.
Sein Cousin ist der Wirtschaftswissenschaftler Leonhard von Dobschütz1).
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