Käthe (Katharina) Dorsch wurde am 29. Dezember 1890 als
Tochter des Lebkuchenbäckers/Konditors Christoph Dorsch
(* 1860) und dessen
Ehefrau Magdalena (1861 ?) im bayerischen Neumarkt
in der Oberpfalz1) geboren; 1893 zog die Familie Dorsch von Neumarkt nach
Nürnberg1). Nach dem frühen Tod ihres Vaters im Jahre 1901
besuchte sie zunächst die Handelsschule, aufgrund ihres musischen Talents
erhielt sie auch Klavierunterricht. Ihre schöne Stimme konnte die damals
15-Jährige schon im "Extrachor" des "Nürnberger Stadttheaters"1) in
einer Aufführung der Wagner-Oper "Die Meistersinger von
Nürnberg"1) unter Beweis stellen.
Käthe Dorsch entschied sich für eine Bühnen-Laufbahn, als sie für
eine erkrankte Kollegin deren Rolle übernehmen musste, gab sie nach einer Schauspielausbildung
ihr Debüt als die unehelich geborene Anne, genannt "Annchen",
in dem naturalistischen Liebesdrama "Jugend"1) von Max Halbe1). Aus rein
wirtschaftlichen Gründen schlug sie dann 1908 einen Weg als
Operetten-Soubrette
an "Stadttheater
Mainz"1) ein und konnte erste Erfolge verbuchen.
Zwei Jahre später ging sie nach Berlin, wirkte zunächst am "Neuen Operettentheater"1)
(umbenannt in "Komödienhaus"), später am "Residenz-Theater"1),
am "Lessingtheater"1),
am "Deutschen Theater"1)
und am "Preußisches
Staatstheater"1).
1927 ging Käthe Dorsch nach Wien, trat unter anderem am "Volkstheater"1)
auf, 1936 folgte sie einem Ruf von Intendant Gustaf Gründgens
und wirkte erneut in Berlin am "Preußischen Staatstheater".
Dort brillierte sie vor allem in dem von Gründgens inszenierten Lessing-Drama
"Emilia Galotti"1)
(Premiere: 29.09.1937) als Gräfin
Orsina neben Marianne Hoppe in der
Titelrolle und Gründgens als Hettore Gonzaga, Prinz von Guastalla. Dazu schrieb der Literatur- und Theaterkritiker KarlHeinz Ruppel1) in seiner 1962 erschienenen Veröffentlichung "Großes Berliner Theater (19351943). Gründgens, Fehling, Müthel, Hilpert, Engel"
unter anderem: "Es bleibt die Orsina Käthe Dorschs. Ein Ereignis des Theaters. Käthe Dorsch ist mit dieser Rolle die
erste Charakterdarstellerin der deutschen Bühne geworden, die "tolle Orsina", die "Närrin" heißt es von
der verlassenen Geliebten des Prinzen. Gründgens hat den Mut, Käthe Dorsch die Rolle toll und närrisch spielen zu lassen, Sie
kommt wie ein Bild von Gainsborough1), in fließendem Gewand, mit bläulich schimmernder grauer Perücke und einem langen blauen Schleier, der,
von ihren flatternden, zuckenden Händen gezerrt, wie eine Sturmwelle um sie flutet. Die Augen irren umher,
ruhelos, lauernd, flehend,
die ganze Gestalt bewegt sich wie in einem mänadischen1) Tanzschritt: das ist die Verzweifelte, Verstoßene, vor Eifersucht Wahnsinnige,
in der schon die Furie tobt in der Erscheinung eine große Dame des Rokoko, im Wesen eine
Eumenide1).
Dazu der Klang der Stimme, mit einem hohen, künstlerischen Ton wie zersprungenes Glas, mit einer in tollen Intervallen auf- und
absteigenden Sprachmelodie die ganz Exaltiertheit und Ekstase ist. So stellt diese Orsina eine Leistung dar, die ganz in
der Intensität der schauspielerischen Phantasie wurzelt und niemals, für einen Augenblick, in den Naturalismus einer pathologischen
Studie absinkt: ein Wunder der Intuition, eine Offenbarung elementarer Gestaltungskraft."*)
Ab 1939 bis zu ihrem Tod gehörte sie zum Ensemble des renommierten Wiener "Burgtheaters"1),
spielte parallel nach dem 2. Weltkrieg auch wieder an Berliner Bühnen.
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Ihr Ausflug auf die Operettenbühne war ein Intermezzo geblieben, Käthe Dorsch
wechselte wieder
in das "ernste" Fach und gestaltete im Laufe
ihrer Karriere alle großen Frauengestalten des Welttheaters von
Friedrich Schiller1),
Johann Wolfgang von Goethe1),
William Shakespeare1)
über George Bernard Shaw1)
und Henrik bsen1) bis hin zu
Gerhart Hauptmann1). Man erlebte sie beispielsweise als grandiose
schottische Königin Maria Stuart1)1) in dem Schiller-Drama "Maria Stuart"1) oder als Frau Alving in Ibsens "Gespenster"1), als
Gretchen in Goethes "Faust"1)
machte sie sich unsterblich. Ihre Stärke waren seelisch gebrochene Figuren, die sie ab 1927 zunächst am Wiener
"Volkstheater", später am "Burgtheater"
brillant interpretierte. Gustaf Gründgens inszenierte 1937 mit ihr in Berlin die Bühnenfassung
des Romans "Die Kameliendame"1)
von Alexandre Dumas d. J.1)1),
wo Käthe Dorsch die Titelrolle der
Marguerite Gautier übernahm eine Rolle mit der Sarah Bernhardt 1911 legendär geworden war.
"Sie verkörperte auf der Bühne die klassischen Kurtisanen, imposanten
Heldinnen, die großen Mütter, die sich verströmenden Liebhaberinnen, die
prallen Volkstypen und machte doch immer wieder einen selig kecken
Seitensprung in die Bezirke der ausgelassenen Operette, in der sie ihre
stimmlichen und darstellerischen Kapriolen austollte. (
) In ihrer hellen
Vogelstimme hat sie die Skala aller Gefühle, vom großen dramatischen
Ausbruch bis zum tonlosen Flüstern Mit allen Variationen. Ihre halben Töne
sind berühmt" notierte unter anderem DER SPIEGEL (52/1949).
Käthe Dorsch fotografiert von Wilhelm Willinger1) (1879 1943)
Quelle: cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Und bei "Deutsche Biographie"**)
wird ausgeführt; "Dorsch wirkte in der Epoche der Morbiden, der Dekadenten, der Nervenspielerinnen wie ein elementares Ereignis.
Sie gab die großen Liebenden und Leidenden (Gretchen (1922); Arthur Schnitzlers1) Christine (1922, Anm. in "Liebelei"1));
"Nora"1) (1923,
"Lessingtheater");
"Rose Bernd"1) (1928); "Maria Stuart" (1933);
Shaws "Candida" (1936)), spielte die "Madame Sans-Gêne"1)
(1922, Anm. von Victorien Sardou und Émile Moreau) und die
"Kameliendame" (1937, Anm. "Staatstheater"), sang die "Friederike"1) (1928) und die
"Fanny Elßler"1) (1934), ging zu den Müttern (Frau John,
1932, Anm. in "Die
Ratten"1), Volksbühne"); Helene Alving, 1942; Mutter Wolffen, 1951, Anm. in "Der
Biberpelz")) und schuf Shakespeares Kätchen (1933, Anm. in
"Der
Widerspenstigen Zähmung"1)), die "Iphigenie"1) (1935), Gräfin Orsina (1937, Anm. in "Emilia Galotti"1)),
Ferdinand Bruckners1) "Elisabeth"
(1953, Anm. in "Elisabeth von England", Berliner "Schillertheater"1)),
Christopher Frys1) Gräfin Ostenburg (1955, Anm. in
"Das Dunkel ist Licht genug" → fischer-theater.de). (
) Die Herkunft
kennzeichnet Dorschs Wesen. Ihr reiches, vielseitiges Talent zeichnete sich durch Genauigkeit und Redlichkeit aus. Sie begann als Soubrette, und noch in ihrer Reifezeit sang die Sentimentale
große Operettenpartien. Ihre klug und verantwortungsbewußt erarbeitete Technik meisterte das Repertoire der Virtuosinnen, die
Salondamen in den flachen Tagesprodukten und Halbweltstücken. Sie vollendete ihren Weg als ernste und heitere Mütterspielerin,
als klassische und moderne Tragödin. Das Annchen in Halbes
"Jugend" war ihre erste Rolle gewesen, Schillers "Elisabeth"1)
(Anm. in "Maria Stuart"1)) wurde ihre letzte. Alle, die wesentlichen
und die unwesentlichen, hat ihr herzhaftes Gefühl geadelt, ihre frauliche Natürlichkeit verschönt, die Kraft des Volkskindes und
das Temperament der Komödiantin belebt. Ihre silberne Stimme konnte melodisch vibrieren, aber der Wohllaut
verlor sich nie im Schwelgerischen. Sie war eine musikalische Schauspielerin, zärtlich, aber nicht weichlich, zuweilen von
harter Leidenschaft, immer strömende Natur, durch Kunstverstand geformt."*) An
weiteren herausragenden Rollen sind unter anderem zu nennen
(Fremde Links: Wikipedia)
- 1921/22:Titelrolle in der Komödie "Kiki" von André Picard (18731926)
("Kleines Schauspielhaus", Berlin; Premiere: 05.09.1921;
auch Gastspiele → Theaterzettel;
NZZ vom 24.10.1921: "Trotz mancherlei Anspielungen auf den Krieg eine Boulevard-Komödie, die
ihren Mitteln nach zwei Jahrzehnte alt sein könnte und in ihren Mitteln keineswegs wählerisch verfährt. Das alles machte
Käthe Dorsch vergessen. Sie ist gewiß kein Pariser Mädel, ist für die vendettasüchtige angebliche Korsin zu massiv, zu blond,
zu gemütlich, ja mitunter von einer wienerischen Gefühlsinnigkeit, aber zum Entzücken echt in jedem Wort, das ihr von den
Lippen fließt. Wir haben auf deutschen Bühnen eine so urwüchsige Natur heute nicht zum zweitenmal. Darum ist es im
Grunde einerlei, was diese begnadete Frau spielt; man sonnt sich an der Wärme ihres Wesens, steht sie bloß auf den
Brettern."
(Quelle: horst-schroeder.com))
- 1927: Julchen, Geliebte des Räuberhauptmanns Johannes Bückler, genannt "Schinderhannes", in der Uraufführung (13.10.1927)
des Schauspiel "Schinderhannes" von
Carl Zuckmayer mit Eugen Klöpfer
in der Titelrolle (Regie: Reinhard Bruck;
"Lessingtheater", Berlin)
- 1927: Titelrolle in der Vaudeville-Komödie "Die Dame vom Maxim" von Georges Feydeau
("Deutsches Künstlertheater", Berlin)
- 1930: Fanny in der Komödie "Zum goldenen Anker" von Marcel
Pagnol (Regie: Heinz
Hilpert, "Deutsches Künstlertheater", Berlin)
- 1936/37: Donna Anna in der Tragödie "Don Juan und Faust" von
Christian
Dietrich Grabbe mit Gustaf
Gründgens als Don Juan,
Eugen Klöpfer als Faust (Regie: Jürgen Fehling, "Preußisches Staatstheater", Premiere:
05.12.1936)
- 1943/44: Klytämnestra
in der Uraufführung (15.11.1943) der Tragödie "Iphigenie in Aulis"
von Gerhart Hauptmann,
mit Käthe
Braun als
Iphigenie,
Ewald
Balser als deren Vater Agamemnon,
Helmuth
Krauss als Seher Kalchas
(Regie: Lothar
Müthel; Wiener "Burgtheater")
- 1955: Kitty Warren in "Frau Warrens Gewerbe"
("Mrs. Warren's Profession") von George
Bernard Shaw (Regie: Heinrich
Koch,
"Renaissance-Theater",
Berlin; Premiere: 22.02.1955) → Theater-Mitschnitt bei der ARD
Hörspieldatenbank (EA: 16.03.1955)
Neben der umfangreichen Theatertätigkeit widmete sich die
Burgschauspielerin auch dem neuen Medium Film, wo sie bereits seit 1913 in stummen
Produktionen kleinere Aufgaben übernahm. Zu ihren frühen Leinwandauftritten zählen die
Rolle der Königin von Illyrien in Robert Wienes1) Verwechslungs-Lustspiel
"Der Sekretär der Königin"1) (1916),
der Part der Königin in Paul Lenis1)
Märchenverfilmung "Dornröschen"1) (1917)
oder die Frau Lene in Willy Grunwalds1) Lustspiel
"Frau
Lenes Scheidung"1) (1917) nach dem
Roman von Ewald Gerhard Seeliger1). Mit
Ernst Lubitsch1)
drehte sie die Stummfilme "Das
fidele Gefängnis"1) (1917) und "Der Blusenkönig"1)
oder mit Viggo Larsen
die heiteren Geschichten "Glücksjunge"2) (1918)
und "Sein
letzter Seitensprung"1) (1918).
Nach ihrer Rolle der Köchin Christine (Kristin) in der von Felix Basch in Szene
gesetzten Adaption "Fräulein
Julie"1) (1921) nach der gleichnamigen
Tragödie1) von August Strindberg1)
mit Asta Nielsen in der Titelrolle und der
Figur der Else Hardt, geborene Wolf, in dem Drama
Muss
die Frau Mutter werden?"2) (1924) beendete Käthe Dorsch zunächst ihre
Arbeit vor der Kamera → Übersicht Stummfilme.
Im Stummfilm überwiegend im Fach der kapriziösen,
temperamentvollen Kokotte besetzt, konnte Käthe Dorsch in den 1930er und
1940er Jahren im Tonfilm große Frauengestalten gestalten, gab an
der Seite der Stars jener Ära Königinnen, Kurtisanen,
Mörderinnen, aber auch Mädchen aus dem Volk. Allein mit Hans Albers stand
sie drei Mal vor der Kamera: In der tragischen Geschichte
aus dem Berliner Alltag "Drei
Tage Liebe"3) (1931)war sie
als Dienstbotin Lena das naive Mädchen vom Lande, das sich unglücklich in den Möbelpacker Franz (Albers) verliebt,
in dem Kriminalstück "Savoy-Hotel 217"1) (1936) mimte sie die alternde Mätresse Anna Ferdorowitsch Daschenko, die
einst mit dem Etagenkellner Andrej Antonowitsch Wolodkin (Albers) eine Affäre
hatte und sich die russische Seele aus dem Leib weinte, und in dem historischem Propagandastreifen "Trenck, der
Pandur"1) (1940) mit Albers als ungarischer Pandur Franz
von der Trenck1), dessen Vater Johann Heinrich von der Trenck sowie
der preußische Vetter Friedrich
von der Trenck1) die österreichische Kaiserin Maria Theresia1).
Käthe Dorsch auf einem Sammelbild aus der Serie
"Bühnenstars
und ihre Autogramme", die 1933 den
"Gold-Saba"-Zigaretten der "Garbaty"1)-Zigarettenfabrik
von Josef Garbáty1) beilagen.
Urheber: Fotoatelier "Zander & Labisch" (Albert Zander u. Siegmund Labisch1) (18631942))
Quelle: virtual-history.com;
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In der Adaption "Eine
Frau ohne Bedeutung"1) (1936) nach
der Komödie "A Woman
Of No Importance"1) von Oscar Wilde1)
glänzte sie als Sylvia Kelvil, Tochter des strengen Pfarrers Kelvil (Friedrich Kayssler), die sich den
Lord George Harford-Illingworth (Gustaf Gründgens)
verliebt aber aufgrund des Standesunterschiedes kein Glück mit ihm findet. Als
treusorgende Mutter Marthe Pirlinger zeigte sie sich in dem Melodram "Mutterliebe"1) (1939), als die in einen Mord
verwickelte Maria Burger, Frau des geflüchteten Konzertmeisters Friedrich
Burger alias Juan Perez (Ferdinand
Marian) bzw. alleinerziehende Mutter von Eva (Gisela
Uhlen) in dem melodramatischem Krimi "Morgen
werde ich verhaftet"3) (1939) und als Oberschwester
in der ebenfalls dramatischen Geschichte "Irrtum
des Herzens"3) (1939).
Regisseur Georg Wilhelm Pabst1)
besetzte Käthe Dorsch in seinem Künstlerporträt "Komödianten"1) (1941)
als die Theaterprinzipalin Caroline Neuber1),
die von Erich Engel1) noch kurz vor Kriegende
fertiggestellte "Liebeskomödie im Milieu der Tiroler "besseren Gesellschaft"4) mit
dem Titel "Fahrt
ins Glück"1) mit Dorsch als Tingeltangel-Soubrette Celia Loevengaard
und Mutter von Susanne (Hildegard Knef),
gelangte erst Anfang August 1948 in die Lichtspielhäuser.
Während des 2. Weltkrieges nutzte die 1936 zur "Staatschauspielerin"1)
ernannte Künstlerin ihre Nähe zu
Hermann Göring1), den sie aus ihrer Jugendzeit kannte,
und setzte sich für "rassisch" bedrohte oder politisch
verfolgter Kollegen ein, rettete so vielen das Leben. So intervenierte sie beispielsweise, als
der Kabarettist Werner Finck (1902 1978) festgenommen wurde und erreichte, dass er
aus dem "KZ Esterwegen"1) wieder freigelassen und
lediglich mit einem Auftrittsverbot belegt wurde.
Dem deutschen Unterhaltungskino der Nachkriegszeit entzog sich die
Schauspielerin weitgehend und stand vor allem auf
der Theaterbühne, auf der Leinwand ließ sie sich nur noch
vier Mal blicken; So spielte sie in dem Biopic "Singende
Engel"1) (1947) über die "Wiener
Sängerknaben"1) die Kaiserin, in
der amüsanten Bühnenadaption "Das Kuckucksei"1) (1949)
den Part der herzensguten, aber chaotischen Mutter Marie Müller mit nicht lupenreiner Vergangenheit. "Die Posse wird durch Käthe Dorschs komödiantische Darstellung einer biederen Frau mit wildbewegtem Vorleben erträglich."
notiert filmdienst,de.
Im gleichen Jahr erlebte man sie als Eugénie Marquise de Troissaules, Mutter
von Robert (Paul Dahlke) und
Pierre (Richard Häussler), in dem von
Gustav Fröhlich nach Motiven eines Romans von Honoré de Balzac1) gedrehten Abenteuer
"Der Bagnosträfling"1) (1949).
Nach längerer Pause ließ sie sich dann von Regisseur Harald Braun1) noch einmal vor die Filmkamera
locken: Nach Motiven der gleichnamigen
Novelle1) von Gottfried Keller1) entstand
der Spielfilm "Regine"1),
wo sie als Frau Geheimrat Therese Lundt, Tante von Martin Lundt (Erik Schumann) in Erscheinung trat, bei
der die junge Regine Winter (Johanna Matz) als Haushaltshilfe arbeitet und später Ehefrau von Martin wird
→ Übersicht Tonfilme.
Portraitfoto Käthe Dorsch
Quelle: Deutsche Fotothek,
(file: df_pk_0000228_008)
Urheber: Abraham Pisarek1) (19011983)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Quelle:www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Wenige Male wirkte sie in Hörspiel-Produktionen mit, so sprach sie die
Cäcilie in "Stella"5)
(EA: 26.08.1949; Regie: Heinz-Günter Stamm1))
nach dem gleichnamigen
Trauerspiel1) von Johann Wolfgang von Goethe1)
mit Christiane Felsmann
(1921 1991) in der Titelrolle, Wolfgang Lukschy als Fernando sowie unter anderem
Marianne Brandt
als Postmeisterin und Eva Schmidt als Lucie. In "Das Dunkel ist Licht genug"5)
(EA: 12.11.1955; Regie: Hans Conrad Fischer1)) nach dem Schauspiel
von Christopher Fry1)
sprach sie ihre Bühnenrolle der Gräfin Rosmarin Ostenburg, in "Der Kampf mit dem Engel"5)
(EA: 26.11.1957; Regie: Hans Conrad Fischer) nach dem Theaterstück von Ferdinand Bruckner1)
hörte man sie als Clarisse.
Käthe Dorsch, der 1946 der "Louise
Dumont Goldtopas"1) verliehen
worden war das Gegenstück zum "Iffland-Ring"1) und die man
1953 im "Deutschen Historischen Museum"1) mit dem "Berliner
Kunstpreis"1) in der Kategorie
"Darstellende Kunst" ehrte, stand nach dem 2. Weltkrieg jedes Jahr
einige Monate auf der Bühne, gastierte ab 1951 in Berlin am " Schlosspark Theater"1),
am "Schillertheater"1)
und 1955 am "Düsseldorfer Schauspielhaus"1)
(wieder bei Gründgens), zeigte zudem ihre darstellerische Kunst im Rahmen von Tourneen durch Westdeutschland.
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Sie
brillierte unter anderem als Titelheldin bzw. gefeierte Londoner Bühnenkünstlerin
Julia Lambert in dem Stück "Julia, du bist zauberhaft"
nach dem Roman "Theatre"1)
von William Somerset Maugham1),
als die gealterte Kurtisane Léa de Lonval in "Chéri" (1951/52) nach dem Roman von Colette1) oder einmal mehr am Berliner "Renaissance-Theater"1)
(Premiere: 19.02.1954) als Protagonistin in der Komödie "Jane"6)
von Samuel Nathaniel Behrman1) nach einer Novelle
von William Somerset Maugham in der deutschsprachigen Bühnenfassung von Charles Regnier, der auch Regie führte; eine Tournee schloss sich an.
Käthe Dorsch war 1957 bereits schwer erkrankt, als sie am Wiener "Burgtheater"
in dem Schiller-Drama "Maria Stuart"1) an der Seite
von Paula Wessely als
schottische Königin Maria Stuart1) deren
Widerpart, die englische
Königin Elisabeth1)
interpretierte. Mit dieser Figur hatte sie noch Anfang Oktober 1957 bei den
"Berliner Festwochen"1)
einen triumphalen Abschied von der Bühne genommen.
Der Schlüssel zu der starken Bühnenwirkung
der Dorsch, die als eine der letzten großen Tragödinnen galt, die Erklärung ihres Charmes, den sie durch Jahrzehnte bewahrt
hatte, lag in ihrer warmen Menschlichkeit.
Foto: Käthe Dorsch 1946
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000228_006)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham
Pisarek1) (19011983)
Datierung: 1946.08 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Genehmigung der Deutschen Fotothek zur Veröffentlichung innerhalb
dieser Webpräsenz wurde am 12.11.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung: Wikipedia
bzw. Wikimedia Commons
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Käthe Dorsch, die ab 1920 sechs (oder acht Jahre7)) lang mit ihrem
Schauspielerkollegen und Deutschlands Filmliebhaber "Nummer 1"
Harry Liedtke (1892 1945) verheiratet war,
starb am 25. Dezember 1957, vier Tage
vor ihrem 67. Geburtstag in der österreichischen Hauptstadt Wien1).
Die letzte Ruhe fand sie nach Überführung des Leichnams am 30. Dezember 1957
auf dem Friedhof der Dorfkirche
Pieskow1) (Gemeinde Bad Saarow1)/Brandenburg) am
Scharmützelsee1)
im Grab ihrer Mutter; ein Gedenkstein findet sich auf dem Berliner "Friedhof
Dahlem"1) → Foto der Grabstelle bzw. des Gedenksteins bei knerger.de
sowie Wikimedia Commons.
Noch ein Jahr vor ihrem Tod hatte sie für Schlagzeilen gesorgt, als sie
österreichischen Theater- und Kulturkritiker Hans Weigel1)
(1908 1991) öffentlich
bloßstellte: Als dieser Mitte April 1956 vor seinem Stamm-Café " Raimund"
gegenüber dem Wiener "Volkstheater"1) die Straße überqueren wollte, wurde er von
der wegen einer schlechten Kritik erbosten Mimin gestellt und geohrfeigt. Weigel
strengte einen Prozess wegen tätlicher Ehrenbeleidigung an, beantragte eine
psychiatrische Untersuchung der Burgschauspielerin mit der Begründung, sie habe
bereits schon in Berlin einen Kritiker geohrfeigt. Schließlich wurde die "Burgtheater"-Heroine in dem von
Weigel angestrengten Prozess er ließ sich von dem späteren Justizminister Christian Broda1) vertreten zu 500 Schilling Strafe
oder ersatzweise zu drei Tagen Arrest verurteilt. Als die betagte
Dorsch im Jahr darauf starb, erhielt Weigel per Post ein Paket
zugestellt Inhalt: eine Dose Dorschleber. Ob letzteres den
Anekdoten zuzuschreiben ist oder den Tatsachen entspricht, ist bis heute
ungeklärt geblieben.
Schon einmal hatte Käthe Dorsch wegen einer Auseinandersetzung mit einem
Kritiker von sich reden gemacht, als sie 1946 den damals jungen Berliner Kritiker und Philosophen
Wolfgang Harich1)
(1923 1995) wegen einer schlechten Bewertung ihrer
künstlerischem Leistung ohrfeigte. Auch ihrem Kollegen, dem
Burgschauspieler Alexander
Trojan1)
(1914 1992), soll die streitlustige Dame 1951 eine "Maulschelle" verpasst haben,
als dieser sich in Berlin in geselliger
Runde über die im Zeichen des Steinbocks Geborenen spöttisch äußerte Käthe Dorsch war "Steinbock".8)
Käthe Dorsch bestimmte testamentarisch, dass ihr Nachlass zur Gründung einer
"Stiftung zur Unterstützung von bedürftigen Angehörigen künstlerischer
Berufe" eingesetzt werden solle, es entstand die "Käthe-Dorsch-Stiftung", die noch heute in
Berlin-Charlottenburg1) existiert und Zuschüsse für soziale Härtefälle und Stipendien für Nachwuchskünstler
gewährt.
Ihr Name ist bis heute präsent,
auch wenn er vermutlich nur noch der älteren Generation ein Begriff ist: 1962 wurde
im Wiener Bezirk Penzing1)
(14. Gemeindebezirk) die "Käthe-Dorsch-Gasse" nach ihr
benannt, 1966 in Berlin-Gropiusstadt1) die Straße Nr. 500 in "Käthe-Dorsch-Ring"1)
umbenannt, Im Regensburger Stadtteil Burgweinting1) ist
ebenfalls ein Weg nach ihr bezeichnet, in Berlin trägt ein Seniorenheim am Lietzensee1)
(Berlin-Charlottenburg) ihren Namen.
Die von ihr 1938 erworbene Liegenschaft im oberösterreichischen Schörfling
am Attersee1),
die später "Dorschvilla"1)
genannt wurde, beherbergt heute in der Weyregger Straße 11, nahe dem Käthe-Dorsch-Weg,
eine Kunstgalerie.
1990 brachte die Deutsche Post zum 100. Geburtstag der großen Mimin
eine Briefmarke mit ihrem Konterfei heraus.
Käthe Dorsch mit der Titelrolle der Claire Zachanassian
in "Der Besuch der alten Dame"1)
von Friedrich Dürrenmatt1);
Inszenierung: Hans Lietzau1) 1957 am Berliner "Schillertheater"1)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file:
df_pk_0004395_021)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham
Pisarek1) (19011983); Datierung: 09.04.1957
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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