Matthias Fuchs wurde am 3. November 1939 als Sohn eines
Schauspielerpaares in Hannover geboren. Schon
früh interessierte er sich für die "Bretter, die die Welt
bedeuten", stand bereits als Neunjähriger sowohl auf als auch hinter der
Bühne des Theaters seiner Geburtsstadt, war Statist, Requisiteur
und Beleuchter. Er finanzierte sich mit diesen Einnahmen eine private
Ausbildung zum Schauspieler unter anderem bei dem Charaktermimen Peter Lühr
(1906 1988). Seine Zielstrebigkeit zahlte sich aus, mit sechzehn Jahren erhielt Fuchs seine erste Filmrolle und gab 1955 als feiner, schnöseliger Stadtjunge Ethelbert sein Leinwanddebüt in "Die Mädels vom Immenhof"1) unter anderem neben Heidi Brühl. Auch in den beiden Nachfolgefilmen "Hochzeit auf Immenhof"1) (1956) und "Ferien auf Immenhof"1) (1957) verkörperte er diesen anfangs eher unsympathischen Typen, der sich dann jedoch zu einer liebenswerten Figur wandelte. 1959 waren Publikum und Kritiker von seiner Darstellung des jungen Lehrlings Klaas Henning in der Literaturadaption "Der Engel, der seine Harfe versetzte"1) begeistert und Matthias Fuchs erhielt für seine darstellerische Leistung den "Bundesjugendfilmpreis"1). In den 1960er Jahren zeigte sich der Schauspieler in verschiedenen Kino- aber auch Fernsehproduktionen, wie beispielsweise 1960 mit der Titelrolle des Horst Döring in dem Kinofilm "Mit 17 weint man nicht"1) oder 1964 als Rolf Gutschke in dem Fernsehspiel "Nach Ladenschluss"3). Das Foto wurde mir freundlicherweise von der |
Seit den 1960er Jahren widmete sich Matthias Fuchs verstärkt seiner Bühnenkarriere
und übernahm nur noch selten Rollen für Film- und Fernsehen. Über
Engagements in Wien ("Theater in der Josefstadt"1), 19621964), Hannover
("Staatstheater Hannover"1); 19651967)
und Köln ("Bühnen der Stadt Köln"1);
19681970) kam Fuchs 1971 nach Frankfurt am Main, wo er bis 1979 auf der Bühne stand,
1981 wurde er festes Ensemblemitglied am
"Deutschen Schauspielhaus"1)
in Hamburg. Anfangs noch der jugendliche Liebhaber, übernahm er später
Rollen, die mehr zu seinem Alter passten wie beispielsweise die des
"Marquis von Keith" in Frank Wedekinds gleichnamigen Stück1). In Hamburg berühmt geworden sind insbesondere seine Arbeiten mit dem Regisseur Peter Zadek1); so übernahm er 1988 in Zadeks fünfaktiger "Lulu"-Inszenierung1), an der Seite von Susanne Lothar, die Rolle des Malers Eduard Schwarz. Weitere Rollen Fuchs' in Hamburg waren: die Titelrolle in "Perikles"1) (1981, Regie: Augusto Fernandes1)), der Gyges in "Gyges und sein Ring" von Friedrich Hebbel1) (1982, Regie: Ernst Wendt1)), der Orgon in "Tartuffe"1) (1982, Regie: Ernst Wendt), der Jupiter in "Amphitryon"1) (1989, Regie: Christof Nel1)), der Leicester, den Fuchs "als schon etwas verblühten alternden Playboy"*) und "ältlichen, nervösen Beau"**) in "Maria Stuart"1) (1990, Regie: Michael Bogdanov1)) gab, der Kurfürst in "Der Prinz von Homburg"1) (1994, Regie: Martin Kušej1)), der Schalimov in "Sommergäste" von Maxim Gorki1) (1997, Regie: Elke Lang1)) und der Philipp von Burgund in "Die Jungfrau von Orléans"1) (1999, Regie: Matthias Hartmann1)). 2000 spielte er in "Merlin oder das wüste Land"1) von Tankred Dorst in einer Inszenierung von Jossi Wieler1). Fuchs' letzte Rolle am "Deutschen Schauspielhaus" war 2001 in Roland Schimmelpfennigs1) Theaterstücks "Push Up", in dem Fuchs noch drei Tage vor seinem Tod auf der Bühne stand. Fuchs spielte am "Deutschen Schauspielhaus" neben seinen Auftritten im klassischen Theaterrepertoire auch in zahlreichen Theaterstücken moderner Dramatiker, so unter anderem in Werken von Tony Kushner1) ("Angels in America", 1993) und Peter Turrini1) ("Tod und Teufel", 1991).4)
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der |
|
Erst ab Mitte der 1970er Jahre sahen die Zuschauer Matthias Fuchs auch wieder
regelmäßig auf dem
Bildschirm, sporadisch wirkte er auch in einigen Kinoproduktion mit. Neben
Auftritten in verschiedenen "Tatort"-Folgen tauchte Fuchs beispielsweise 1980 als
junger Arzt in Fassbinders Mehrteiler "Berlin Alexanderplatz"1) auf, in der Jakob Wassermann-Adaption
"Der Fall Maurizius"1) überzeugte
er ein Jahr später mit der Titelrolle des Leonhart Maurizius. Fuchs wirkte in so bekannten
Kinofilmen wie Fassbinders "Lola"1) (1981), Robert van Ackerens
"Die
flambierte Frau"1) (1983),
Roland Emmerichs "Das Arche Noah Prinzip" (1984)
oder Hans-Christoph Blumenbergs "Der Sommer des Samurai" (1986) mit.
Es folgten Auftritte beispielsweise in Uwe Schraders hochgelobtem Film
"Mau Mau"1) (1992)
oder Romuald Karmakars Psychogramm nach Originalakten über den Serienmörder
Fritz Haarmann1)
(1879 1925) in "Der Totmacher"1) (1995), wo Fuchs neben Protagonist
Götz George den Arzt Dr. Machnik
darstellte. Im Fernsehen konnte Fuchs vor allem in den 1990er Jahren seine darstellerische Bandbreite unter Beweis stellen, so unter anderem 1992 als Baron Gunnar von Trauberg in der Serie "Schloss Hohenstein", 1994 als Dr. Mohn in "Rosa Roth In Liebe und Tod" mit Iris Berben als unkonventioneller Kommissarin "Rosa Roth"1) oder erneut neben Götz George in Nico Hofmanns preisgekröntem Psychothriller "Der Sandmann"1) (1995). |
In den letzten Jahren seines
TV-Schaffens waren es vornehmlich Krimis, in denen sich Fuchs auf dem Bildschirm
präsentierte, so als "Der
stille Herr Genardy"1) (1997)
zusammen mit Iris Berben oder 1999 als der zwielichtiger Herr Leclerc
in "Schwarzes Blut".
Mehrfach mimte er zwischen 1997 und 2001 den Kiezanwalt Manthey in der
RTL-Krimiserie "Doppelter Einsatz"1). Zuletzt sah man den Schauspieler als Richter in
dem Thriller "Mord im Haus des Herrn"5) (EA: 25.10.2002, Arte) auf dem
Bildschirm → Übersicht Filmografie. Er selbst erlebte die Ausstrahlung dieser Sendung nicht mehr: Matthias Fuchs erlag in den frühen Morgenstunden des 1. Januar 2002 im Hamburger Universitätskrankenhaus mit nur 62 Jahren den Folgen seines Lungenkrebsleidens; die letzte Ruhe fand er auf dem Eiderstedter1) Gemeindefriedhof im Ortsteil Tetenbüll1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Die Hamburger Theaterzuschauer hatte ihn noch bis kurz vor seinem Tod in dem Stück "Push up" auf der Bühne sehen können. Auch als Sprecher hatte sich Matthias Fuchs mit seiner prägnanten, rauen und beruhigenden Stimme einen Namen gemacht, hier ist vor allem die Jugendserie "Die drei ???"1) zu nennen, in der Fuchs seit 1996 bzw. nach dem Tod von Peter Pasetti in 39 Folgen (65103) als Erzähler fungierte. Zudem bereicherte er etliche Hörspiele, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier. Noch Kurz vor seinem Tode sprach er den KZ-Kommandanten in dem von Konrad Halver1) produzierten Hörspiel "Zeit der Unübertreffenlichkeit". Als Hörbuch nahm er beispielsweise die Kurzgeschichte "Unschuld" von Harold Brodkey1) auf; daneben war er als Sprecher in verschiedenen TV-Dokumentationen zu hören.
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin
Virginia Shue (Hamburg) |
|
Die Tochter von Matthias Fuchs aus dessen Ehe mit der Kostümbildnerin Ilse Welter-Fuchs, Maria Fuchs1), ergriff ebenfalls den Schauspielerberuf; unter anderem wirkt sie seit 2008 in der ARD-Telenovela "Rote Rosen"1) als warmherzig-impulsive Köchin und Restaurantbesitzerin Carla Saravakos mit. | |
Siehe auch www.deutsches-filmhaus.de
und Wikipedia Ein Nachruf bei www.welt.de sowie ein letztes Interview bei spiegel.de |
|
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Die Krimihomepage,
5) tittelbach.tv Quelle: 4) Wikipedia (abgerufen 23.10.2011) mit der Quellenangabe: *) Aufführungskritik zu: "Maria Stuart" in: "Die Bühne", Ausgaben 376387, Verlag Austria International 1990 sowie **) "Zwanzig Jahre Hamburg" in: "Theater heute", Ausgaben 16, 2002 (Auszüge bei Google Books) |
|
||
Filme Kinofilme / Fernsehen Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de (Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), filmportal.de,Die Krimihomepage, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de, prisma.de, tittelbach.tv) |
||
Kinofilme
|
|
||
|