Die Schauspielerin und Regisseurin Cornelia "Cox" Habbema
erblickte am 21. März 1944 als Tochter des Managers Arthur Habbema (1919 ?) und der
Hoteldirektorin Christien Winkels (1912 1993) in der
niederländischen Hauptstadt Amsterdam1) das Licht der Welt, wuchs gemeinsam
den beiden jüngeren Brüdern Eddy und Diederik auf. Nach dem Besuch eines
Gymnasiums bzw. dem Abitur begann sie zunächst ein Jura-Studium, das sie
jedoch bereits nach zwei Semestern zugunsten einer Schauspiel- und Regie-Ausbildung
wieder abbrach. Anschließend feierte sie 1967 ihr Bühnendebüt bei dem
Amsterdamer Theaterensemble "Toneelgroep Centrum", hospitierte an verschiedenen Bühnen in London, Paris und Italien
sowie bei Benno Besson1) am
"Deutschen Theater"1) in Ost-Berlin. Dieser besetzte sie unter
anderem mit dem Part der Elsa in einer seiner Inszenierungen des dreiaktigen Märchenstücks in Parabelform
"Der
Drache"1) von Jewgeni Lwowitsch Schwarz1) an der Seite des Protagonisten Eberhard Esche als Drachentöter
Lanzelot. Aus der beruflichen Zusammenarbeit mit Esche wurde eine private
Beziehung, nach der Scheidung seiner ersten Ehe wurde aus Eberhard Esche (1933 2006) und Cox Habbema
auch offiziell ein Paar; seit Ende der 1960er Jahre lebte und arbeitete die
Niederländerin nun größtenteils in der DDR, wo sie 15 Jahre lang dem Ensemble
des "Deutschen Theaters" als Schauspielerin und Regisseurin angehörte.
Cox Habbema 1986 anlässlich ihres Antritts als
Direktorin
der "Stadsschouwburg Amsterdam"1)
Rechteinhaber: Nationaal
Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief;
Bestandsnummer: 933-6985); Urheber/Fotograf: Gerrits, Roland / Anefo;
Ausschnitt des Originalfotos; Quelle: Wikimedia Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data
/ CC BY-SA 4.0
|
|
So richtig populär wurde die attraktive Mimin durch das Kino, als kluge Bauerntochter
entzückte sie das Publikum in der Märchenverfilmung "Wie
heiratet man einen König?"1) (1969), die schließlich
die Liebe des Königs (Eberhard Esche) gewinnt.
Weitere Hauptrollen in DEFA1)-Produktionen festigten Cox Habbemas Ruf als Charakterdarstellerin, in
dem Science-Fiction-Streifen "Eolomea"1) (1972) überzeugte sie
als futuristische Professorin Maria Scholl, in Lothar Warnekes1),
teils mit Laien besetztem dokumentarischem DEFA-Film "Es ist eine alte Geschichte"2) (1972) als Medizinstudentin Britta
und in dem Drama "Leben mit Uwe"1) (1974) als Ehefrau des von Eberhard Esche gespielten Biologen Uwe Polzin.
"Glänzend trifft Cox Habbema die Alla: sie ist selbstbewußt, aber nie kühl, nie unweiblich, sie ringt um die Ehe,
um die Liebe, aber sie bleibt sich des persönlichen Anspruchs stets
bewußt. Wie sie den Fächer von der sich sorgenden Familienmutter über die Liebende bis zur überlegenen berufstätigen Frau ausbreitet und dabei
jede Phase seelisch ausfüllt, wird mir unvergessen bleiben."
schrieb M. Haeder in der Tageszeitung "Der
Morgen"1) (17.03.1974).*) Und
die Schriftstellerin bzw. Filmkritikerin Renate Holland-Moritz1)
notierte 1973: "Was allerdings Cox Habbema aus der Rolle macht, verdient höchstes Lob. Diese schöne, selbstbewußte,
intelligente Frau hat eine so starke Ausstrahlung von menschlicher Wärme und Gradlinigkeit, daß Rolle
und Darstellerin zu verschmelzen scheinen. Hier werden nicht, wie es im Theaterkritikerdeutsch heißt,
"Haltungen ausgestellt" hier verhilft eine ausgezeichnete Schauspielerin einer Kunst-Figur zu höchst intensivem
Leben."**)
Als Rainer Simon1) die Filmsatire "Till Eulenspiegel"1) (1975) mit
Winfried Glatzeder als
Titelheld drehte, fand er in Cox Habbema eine wunderschöne Partnerin für den legendären Till Eulenspiegel1) sie mimte dessen
junge Geliebte Rosine.
|
Eine erneute
Zusammenarbeit mit Lothar Warneke ergab sich bei dem Gegenwartsfilm "Die
unverbesserliche Barbara"1) (1977): "Sie spielt eine erfolgreiche Schwimmerin, die
zugunsten der Karriere ihres Mannes, eines EDV-Ingenieurs, auf den Beruf der Trainerin verzichtet hat.
Nach einem beruflichen Rückschlag ihres Mannes zerbricht die Ehe."*)
Nach dem Part der Airin in dem Märchenfilm "Der
Spiegel des großen Magus"1) (1981) einmal mehr an der Seite ihres
Ehemannes Eberhard Esche trat sie letztmalig in Lothar Warnekes Frauenfilm "Die
Beunruhigung"1) (1982) in einer DEFA-Produktion in Erscheinung. Dazwischen lagen
Aufgaben in niederländischen oder belgischen Kinoproduktionen, etwa mit Hauptrollen in Samuel Meyerings Krimi "Rufus" (1975),
Guido Pieters' "Tierarzt Dr. Vlimmen" (1978, "Dokter
Vlimmen")
und in dem Psycho-Thriller "Die Stille um Christine M." (1982,
"De stilte rond Christine M.") von
Regisseurin Marleen Gorris1). Die "Darstellung einer Psychiaterin, die für
ein gerichtliches Gutachten klären soll, warum drei einander unbekannte Frauen gemeinsam einen Mann ermordet
haben"*),
brachte Cox Habbema in Goriis' Erstlingswerk auch internationale
Aufmerksamkeit ein die "pointiert-ironisch erzählte Geschichte, die einfühlsam und
beherzt Gesten alltäglicher Unterdrückung mit Witz und Spannung nachspürt"3)
wurde in den Niederlanden zum "Besten Film des Jahres" gewählt → spiegel.de.
Cox Habbema, 1982 fotografiert von Barbara Morgenstern
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_mo_0000553_001)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Barbara Morgenstern;
Urheber: Barbara Morgenstern; Datierung: 31.03.1982;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung:
30.03.2017
|
Neben der Arbeit vor der Kamera behielt das Theater für Cox Habbema stets eine wichtige Bedeutung, gemeinsam mit ihrem Ehemann
Eberhard Esche inszenierte sie
"unter anderem mit Studenten der Schauspielschule Berlin ein Stück der Elisabethaner
Francis Beaumont1) und
John Fletcher1).
Der Schriftsteller Peter Hacks1), mit
dem das Ehepaar befreundet ist und wiederholt zusammenarbeitet, schreibt für sie ihren Akzent berücksichtigend die weibliche
Rolle (neben Esche und Dieter Franke in seiner
populären Goethe-Bearbeitung
"Das Jahrmarktsfest zu
Plundersweilern"1) (Regie: Klaus Piontek
(UA: 11.10.1975), die lange
im Repertoire bleibt und auf Tournee ins Ausland geht."*)
Habbema selbst gab Ende der 1970er Jahre ihr Regiedebüt (gemeinsam mit
Eberhard Esche) am "Deutschen Theater" mit dem Drama "Prexaspes"
(über Prexaspes1))
von Peter Hacks (Premiere: 28.02.1979), Ende September 1980 folgte die
Uraufführung von Peter Hacks' Stück "Senecas Tod",
für das Fernsehen inszenierte sie drei Szenen des aus vier Szenen
bestehenden Werks "Musen"1) (1981) von Peter Hack.
Mit Ehemann Eberhard Esche entstand die TV-Sendung
"Reineke Fuchs Vortragabend mit Eberhard Esche"4) (EA: 29.12.1984) nach
Goethes Versepos "Reineke
Fuchs"1), eine
Veranstaltung, die zuvor am Berliner "Theater im Palast" (TiP im
"Palast
der Republik"1))
erfolgreich gezeigt worden war. Hier brachte sie zudem Max Frischs
Drama "Biedermann und die
Brandstifter"1) (15.04.1982)
und "Die Liebesgeschichte des Jahrhunderts" (11.12.1983) von Märta Tikkanen1) auf die Bühne.
Die Sozialistin Habbema stand dem DDR-Regime durchaus kritisch gegenüber,
als sie Ende 1976 wie viele andere prominente Künstler gemeinsam mit
Ehemann Eberhard Esche gegen die Ausbürgerung des Liedermachers und
Lyrikers Wolf Biermann1) protestierte,
geriet auch sie in den Fokus der Stasi bzw. auf eine inoffizielle
"schwarze Liste". Seit 1984 lebte die Künstlerin wieder überwiegend in den Niederlanden,
arbeitete als Produzentin, Moderatorin und Redakteurin bei der Fernsehstation "NOS"1). Von
September 1986 bis Ende 1996 fungierte sie als Intendantin
bzw. Leiterin des Theaters "Stadsschouwburg Amsterdam"1).
Sporadisch übernahm sie immer mal wieder Aufgaben vor der Kamera, trat
beispielsweise 1991/1992 in 10 Folgen der Serie "Medisch Centrum West"5)
oder 1998 in einer Folge des Quotenrenners "Unser
Charly"1) auf hier mimte sie in der
Episode "Charly in Afrika"5)
die Hanneke de Vaal, holländische Leiterin der Schimpansenfarm in
Kenia. Letztmalig sah man sie 2006 mit einer Nebenrolle in der
niederländischen TV-Produktion "Kilkenny Cross".
Anfang 2011 kehrte Cox Habbema nach Berlin zurück und realisierte im Szene-Bezirk
Prenzlauer Berg1)
ein Theater-Projekt bzw. gründete mit der kleinen Bühne "Habbema"
eine Spielstätte der "Peter-Hacks-Gesellschaft", wo seit der
Eröffnung (09.02.2011) Lesungen, Buchvorstellungen, Vortrags-, Diskussions- und Kleinkunstabende veranstaltet
wurden → peter-hacks-gesellschaft.de.
|
Ihre Erinnerungen veröffentlichte Cox Habbema rechtzeitig zu ihrem 60. Geburtstag Anfang Februar 2004 unter dem
Titel "Mein Koffer in Berlin
oder das Märchen von der Wende" ("Mijn koffer in Berlin"),
erzählt beispielsweise von ihrer Zeit am "Deutschen Theater", ihren Tourneen und Freundschaften
(u.a. mit Gregor Gysi1)) und von
ihren Begegnungen mit bekannten Persönlichkeiten oder Dissidenten der
DDR-Kulturszene. Zwei Jahre später später publizierte sie "Die neue
Leichtigkeit" mit dem Untertitel "Erfolgreich in der Öffentlichkeit
auftreten" (Original: "U zegt het maar").
Cox Habbema am 23. September 1971 in Amsterdam mit
(v.l.n.r.) Hilmar Thate,
Wolfgang Bayer und Ehemann Eberhard Esche
Rechteinhaber: Nationaal
Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 924-9650)
Urheber/Fotograf: Joost Evers / Anefo; Quelle: Wikimedia
Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data
/ CC
BY-SA 3.0 NL
|
Cox Habbema, die zuletzt zurückgezogen in Amsterdam lebte, starb dort
am 8. April 2016 im Alter von 72 Jahren; die letzte Ruhe
fand sie auf dem Friedhof "Zorgvlied", gelegen an der Grenze
zwischen Amsterdam und Amstelveen.
Nach der 1969 geschlossenen Ehe mit Eberhard Esche war sie von 1995
bis 1997 kurzzeitig mit dem Anwalt Rob van de Vijver
(1934 1997) verheiratet. Ihr dritter Ehemann wurde 2009
Herman van Gunsteren (geb. 1940),
der bis zu seiner Emeritierung an der Universität Leiden politische Theorie
und Rechtsphilosophie lehrte und früher als Pianist Preise gewonnen hatte.
Gemeinsam mit ihm publiziert sie zwei Bücher zu gesellschaftspolitischen
Themen: "Oud fout" (2006) über die Folgen der
Senioren-Politik und "Perspectief op het politiek-publicitair complex
in 2009" (2010) über das Verhältnis von Politik und Medien.
Sie engagierte sich in verschiedenen kulturellen und politischen
Vereinigungen sowie in der sozialdemokratischen "Partij van de Arbeid".*)
Ihr jüngerer, 1947 geborener Bruder Eddy Habbema ist ebenfalls als
Schauspieler und Regisseur bei Theater und Film tätig.
|
Filme (Auszug)
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie
filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, fernsehenderddr.de,
fernsehserien.de) |
Kinofilme (Auszug)
- 1966: Heart Beat Fresco (Produktion Niederlande; als ?)
→ IMDb
- 1968: To Grab the Ring Enkele reis voor Alfred (Produktion
Niederlande; als ?)
→ Wikipedia
(englisch)
- 1969: Das
siebente Jahr (DEFA-Produktion;
Cameo-Auftritt)
→ filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1969: Wie
heiratet man einen König? (DEFA-Produktion nach dem
Märchen "Die
kluge Bauerntochter"
der Gebrüder Grimm; als kluge Bauerntochter)
→ filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1971: Ieder van ons (Produktion Belgien; Experimentalfilm;
als Cox)
→ IMDb
- 1972: Eolomea
(DEFA-Produktion; als Prof. Maria Scholl)
→ filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1972: Es ist eine alte Geschichte
(DEFA-Produktion; als Medizinstudentin Britta) → defa-stiftung.de
- 1974: Leben mit Uwe (DEFA-Produktion
nach der Erzählung "Fünf Versuche über Uwe"
von Siegfried
Pitschmann;
als Alla Polzin)
→ filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1975: Rufus (Produktion Niederlande; als Lilian)
→ IMDb
- 1975: Till
Eulenspiegel (DEFA-Produktion; als Rosine, Geliebte des Till
Eulenspiegel = Winfried
Glatzeder)
→ filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1975: Anna, Kind der Sonne / Kind van de zon
(Produktion Niederlande; als Trees) → filmdienst.de,
IMDb
- 1977: Die
unverbesserliche Barbara (DEFA-Produktion; als Barbara)
→ defa-stiftung.de
- 1978: Tierarzt Dr. Vlimmen / Dokter Vlimmen (Produktion
Niederlande/Belgien nach dem Roman von Anton
Roothaert;
mit Peter Faber
in der Titelrolle; als Paula)
→ filmdienst.de,
IMDb
- 1981: Der
Spiegel des großen Magus (DEFA-Märchenfilm; als Airin)
→ defa-stiftung.de
- 1982: Die
Beunruhigung (DEFA-Produktion; als Brigitte)
→ filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1982: Die Stille um Christine M. / De stilte rond Christine M.
(Produktion Niederlande; als Gerichtspsychiaterin
Janine van den Bos) → filmdienst.de,
spiegel.de,
Wikipedia
(englisch)
Fernsehen (Auszug)
|
|