Der Schauspieler Harry Hardt wurde am 4. August 1899 als Hermann Karl Viktor Klimbacher Edler von Reichswahr im damals zur Österreich-Ungarischen Monarchie1) gehörigen, auf der Halbinsel Istrien1) gelegenen Stadt Pola1) (heute Pula, Kroatien) geboren; über den Hintergrund seiner Familie, die auf Grund des wohlklingenden Namens eine hochrangige gesellschaftliche Position vermuten lässt, ist nichts bekannt, nur so viel, dass der Vater Offizier war.
Nach seinem Schulabschluss begann er ein Studium für Kunstgeschichte, welches er jedoch auf Wunsch des Vaters abbrach, um an die Militärakademie zu wechseln und eine Ausbildung als Offiziersanwärter zu absolvieren. Nach Ende des 1. Weltkrieges entschied sich Harry Hardt dann für die Schauspielerei, nahm in Graz entsprechenden Unterricht und gab 1919 sein Bühnendebüt am Theater von Olmütz1) (heute Olomouc, Tschechien). Wenig später wechselte Hardt nach Berlin und trat ab 1920 am "Trianon-Theater"1) auf. Etwa zeitgleich begann seine Karriere als Stummfilmdarsteller, in der Folge spielte er meist prägnante Nebenrollen, stellte galante fesche junge Liebhaber, später noble Herren der besseren Gesellschaft dar.
 

Foto: Harry Hardt 1926
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 814/2
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Harry Hardt 1926; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 814/2; Lizenz: Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei.
Harry Hardt vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch Seine Leinwandkarriere startete der attraktive Mann mit dem für ihn später typischen Menjou-Bärtchen 1920 in dem stummen, von Robert Dinesen1) in Szene gesetzten Streifen "Die Frauen vom Gnadenstein"2), zu dem Thea von Harbou1) und Joe May1) das Drehbuch geschrieben hatten. Es folgten zahlreiche weitere melodramatische Produktionen wie etwa "Der ewige Kampf"2) (1921), "Der falsche Dimitri"1) (1922) mit dem Untertitel "Ein Zarenschicksal", "Paganini"1) (1923) mit Conrad Veidt als Geigenvirtuose Niccolň Paganini1), "Fräulein Raffke"1) (1923) mit Werner Krauß und Lee Parry oder "Thamar, das Kind der Berge"1) (1924) mit Lya de Putti, in denen der blendend aussehende Hardt mit prägnanten Nebenfiguren auf sich aufmerksam machte. Meist mimte er Adlige bzw. Personen der gehobenen Gesellschaft wie Grafen in der Romanze "Zopf und Schwert – Eine tolle Prinzessin"1)  (1926) mit Mady Christians als preußische Prinzessin Wilhelmine1) oder in dem Drama "Hochverrat"1) (1929), smarte Leutnants wie in "Das edle Blut" (1927), "Ungarische Rhapsodie"1) (1928) oder "Es flüstert die Nacht" (1929) und fesche Adjutanten wie in "Der weiße Teufel"1) (1930) mit Iwan Mosjukin in der Titelrolle des Heerführers Hadschi Murat1), genannt "der weiße Teufel" gehörten ebenfalls zu seinem Standardrepertoire. Letztgenannter Film, gedreht nach der Novelle "Hadschi Murad"1) von Leo Tolstoi1), wurde bereits mit Toneffekten versehen, hier zeigte sich Hardt als Adjutant des russischen Zaren Nikolaus I.1) (Fritz Alberti) → Übersicht Stummfilme.
 
Foto: Harry Hardt vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Im beginnenden Tonfilm konnte Harry Hardt rasch Fuß fassen, spielte an der Seite vieler Berühmtheiten jener Jahre, der Durchbruch zum Topstar gelang ihm jedoch nicht. Dennoch war er ein vielbeschäftigter und beliebter Nebendarsteller, deckte vom Ganoven (1937, "Der Mann, der Sherlock Holmes war"1)), Hotelportier (1935, "Barcarole"1)) über Hoteldirektoren (1934, "Zigeunerblut"), Rittmeister (1934, "Abenteuer eines jungen Herrn in Polen"3)/"Schwarzer Jäger Johanna"1)) bis hin zu eleganten Adligen jeglicher Couleur ein breites Spektrum unverzichtbarer Randfiguren ab. Die Liste seiner Filmauftritte ist lang, neben Hans Albers beispielsweise sah man ihn als Inspektor Sinclair in dem Krimi "Der Greifer"1) (1930, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Albers-Film1) aus dem Jahre 1958), Kriminalkommissare/Inspektoren mimte er unter anderem auch in der von Alfred Hitchcock1) unter dem Titel "Mary"1) (1931) gedrehten deutschen Fassung seines Thrillers "Murder!"1) nach dem Roman "Enter Sir John" von Clemence Dane1) und Helen Simpson1), in "Die Gräfin von Monte-Christo"1) (1932) und "Nacht der Verwandlung"3) (1935). In der deutschsprachigen Version des von Carl Boese1) in Szene gesetzten und in fünf Sprachfassungen gedrehten dokumentarisch angelegten Films über den berühmten Musikclown Grock (1931, "Grock – Das Leben eines großen Künstlers"3)) war er als Graf zu sehen, in dem Historiendrama "Der Alte und der junge König – Friedrichs des Grossen Jugend"1) (1935) mit Emil Jannings als Preußenkönig Friedrich Wilhelm I.1) und Werner Hinz als Kronprinz Friedrich1) trat er als Erbprinz Friedrich Heinrich von Seckendorff1), kaiserlicher Gesandter am Hof von Friedrich Wilhelm I. in Erscheinung.
Bis Kriegsende tauchte Harry Hardt in Filmproduktionen wie dem Historienspektakel "Trenck, der Pandur"1) (1940) mit Hans Albers, dem Melodram "Vom Schicksal verweht"1) (1942) oder einmal mehr neben Hans Albers in der Titelrolle des Baron Münchhausen1) in dem opulent ausgestatteten, in Farbe gedrehten Abenteuer "Münchhausen"1) (1943) auf. Eine seiner letzten Arbeiten während des Nazi-Regimes war das ganz auf Hans Moser zugeschnittene Rührstück "Das Ferienkind"1) (1943), wo er den Schwiegersohn des pensionierter Bahnhofsvorstand Vinzenz Panigel (Moser) mimte, und der Krimi "Am Abend nach der Oper"3) (1944) nach der Novelle "Der Fund" von Franz Nabl1) mit dem Part des Geschäftsführers eines Modesalon; diese Produktion gelangte erst Ende August 1945 in die Lichtspielhäuser → Übersicht Kinofilme bis 1945.
Auch im deutschen bzw. österreichischen Nachkriegsfilm wirkte der Schauspieler bis Anfang der 1960er Jahre regelmäßig in Unterhaltungsstreifen mit, gab Fürsten wie in der Romanze "Kaiserwalzer"1) (1953) mit Rudolf Prack und Winnie Markus, Rittmeister wie in der Militärfilmkomödie "Der Feldherrnhügel"1) (1953) mit Paul Hörbiger oder in der Literaturverfilmung "Marianne"1) (1955) mit Marianne Hold und Horst Buchholz, Soldaten wie den Hauptmann Derna in "08/15"1) (1954) nach dem 1. Teil der gleichnamigen Romantrilogie1) von Hans Hellmut Kirst1), Generäle wie in "Kaisermanöver"1) (1954) erneut mit Rudolf Prack) und "Spionage" (1955) mit Ewald Balser als Oberst Alfred Redl1) oder Direktoren wie in dem Millowitsch-Klamauk "Willy, der Privatdetektiv"1) (1960). Danach wurden die Auftritte seltener, zu seinen letzten Leinwandauftritten zählte der Gerichtsvorsitzende Wessel in dem Biopic "Karl May"1)  (1974) mit Helmut Käutner1) als Schriftsteller Karl May1), der Sir Shots in der Agenten-Komödie "Auch Mimosen wollen blühen" (1976) sowie der kleine Part des Herrn von Reininghaus in "Egon Schiele – Exzesse"1) (1980) über den von Mathieu Carričre dargestellten radikalen Wiener Maler und Zeichner Egon Schiele → Übersicht Kinofilme nach 1945.
 
Mit der zunehmenden Beliebtheit des Fernsehen übernahm Harry Hardt auch hier seit Ende der 1950er Jahre verschiedenste Aufgaben, präsentierte sich unter anderem als Staatsanwalt in "Der Fall Pinedus"4) (1959) nach dem Schauspiel "Il caso Pinedus" von Paolo Levi1) neben Protagonist Hans Christian Blech als Dr. Johann Pinedus, als Byron Winkler in der amüsanten Geschichte "Staatsaffairen"4) (1961) nach der Komödie von Louis Verneuil5) mit Hertha Feiler und Friedrich Domin oder als Hoteldirektor in dem Dokumentarspiel "Der Fall Harry Domela"4) (1965) über den von Hanns Lothar dargestellten Hochstaplers Harry Domela1), der Mitte der 1920er Jahre als Adalbert von der Recke, Graf von Lieven, Baron Korff und zuletzt als Prinz Wilhelm von Preußen die feine Gesellschaft der Weimarer Republik zum Narren gehalten hatte. Ein weiteres Dokumentarspiel war "Der Röhm-Putsch"4) (1967) über den Röhm-Putsch1) Ende Juni/Anfang Juli 1934 mit Hans Korte als Stabschef der SA Ernst Röhm1), hier verlieh Hardt dem Generalmajor Ferdinand von Bredow1) Kontur. Zwischen 1969 und 1971 zeigte er sich in mehreren Episoden der populären Serie "Königlich Bayerisches Amtsgericht" und mimte "Seine Erlaucht" den Grafen von Haunsperg bzw. den Realitätenbesitzer1) Luitpold Daimer, weitere Serienauftritte hatte Harry Hardt unter anderem in den Geschichten "Wenn der Vater mit dem Sohne" (1971) mit Fritz Eckhardt und Peter Weck oder in "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" (1972/73) mit Fritz Muliar. In der sechsteiligen ZDF-Produktion "Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck" (1972) mit Matthias Habich als preußischer Offizier, Abenteurer und Schriftsteller Friedrich von der Trenck1) spielte er in den ersten beiden Folgen den General von Wintersberg, auch in der französischen Serie "Das Licht der Gerechten"6) (1979, "La lumičre des justes"") verkörperte er als Général Leparsky einen hochrangigen Offizier → Übersicht TV-Produktionen.
 
Zudem intensivierte Harry Hardt nach Ende des 2. Weltkrieges seine Arbeit am Theater, trat unter anderem in München an der "Kleinen Komödie am Max II"1), in Berlin am "Hebbel-Theater"1) oder am Wiener "Theater in der Josefstadt"1) auf. Dort sah man ihn beispielsweise seit der Premiere am 19. Juni 1975 in dem von Peter Loos1) in Szene gesetzten Schauspiel "Der Schwan"7) von Franz Molnár1) als Haushofmeister Caesar an der Seite von Vilma Degischer als Prinzessin Beatrix und Albert Rueprecht als Prinz Albert (→ josefstadt.org), eine Romanze, welche von Charles Vidor1) als "The Swan"1) (1956) mit Grace Kelly und Alec Guinness auch erfolgreich verfilmt wurde.
Verschiedentlich betätigte er sich auch als Sprecher und wirkte in einigen Hörspiel-Produktionen mit. So hörte man ihn unter anderem als Leo Baron Argan in dem vom "Bayerischen Rundfunk"1) (BR) gesendeten Stück "Der veruntreute Himmel"8) (EA: 07.05.1957) nach dem gleichnamigen Roman von Franz Werfel1) bzw. der Bühnenfassung von Ladislaus Bus-Fekete1) und Mary Helen Fay (Maria Fagyas1)) mit Mila Kopp als die böhmische Magd Teta Linek. In "Die bestrafte Spröde"8) ("Süddeutscher Rundfunk"1), EA: 04.05.1958) nach dem Lustspiel von Lope de Vega1) mit Dagmar Altrichter1) als Dońa Fulvia sprach er den alten Diener des Don Pedro (Robert Graf) oder in "Die Sackgasse"8) (BR, EA: 06.10.1964) von Gustav Machatý1) und Bernd Grashoff mit Erik Schumann als Erzähler und Alfred Balthoff als der jüdische Emigrant Otto Neumann den Portier. Im Synchron-Studio war er ebenfalls zu finden → synchronkartei.de
  
Harry Hardt, der während seiner langen, erfolgreichen Filmkarriere für rund als 250 Produktionen vor der Kamera stand, starb am 14. November 1980 im Alter von 79 Jahren in der österreichischen Hauptstadt Wien1).
Siehe auch cyranos.ch, Wikipedia
Fotos bei virtual-history.com

Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) filmportal.de, 4) Die Krimihomepage, 5) whoswho.de, 6) fernsehserien.de, 7) theatertexte.de, 8) ARD Hörspieldatenbank
Lizenz Foto Harry Hardt (Urheber Alexander Binder): Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei.

    
Filme
Stummfilme / Tonfilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movue Database sowie filmportal.de

(fremde Links: Murnau Stiftung, Wikipedia, filmportal.de, felix-bloch-erben.de, geschichtewiki.wien.gv.at,
Die Krimihomepage, fernsehserien.de, whoswho.de)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme Fernsehen (Auszug)
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de