Filmografie / Hörspiel
Willy Harlander wurde am 30. April 1931 in Regensburg1) geboren; sein Vater, ein gebürtiger Schwabe, war als Beamter beim Bestattungsamt tätig, seine Mutter arbeitete als Köchin. Zusammen mit seinem drei Jahre älteren Bruder Florian (* 05.05.1928) verbrachte er in seiner Geburtsstadt seine Kindheit und Jugend, die von den Kriegswirren geprägt war. Schon früh war Willy Harlander fasziniert von allem, was mit Theater und Musik zusammenhing – als Jugendlicher soll er im Chor der "Regensburger Domspatzen"1) gesungen haben –, ging jedoch auf Wunsch der Eltern zunächst zur Bereitschaftspolizei, machte dann eine Lehre als Tischler und Orgelbauer. Seinen Traum, einen künstlerischen Beruf auszuüben, hatte Harlander jedoch nie aufgegeben, trat dem Regensburger Studentenkabarett bei und ging dann Mitte der 1950er Jahre nach München. Er nahm Schauspiel- und Gesangsunterricht und wurde von Ludwig Schmid-Wildy (1896 – 1982), dem damaligen Chef des berühmten Münchener "Platzl"1), an eine kleine Kneipenbühne vermittelte. Tagsüber verdiente sich Harlander seinen Lebensunterhalt mit Aushilfsjobs, Abends stand er auf der Bühne. Der Durchbruch gelang ihm, als ihn Schmid-Wildy dann an das "Platzl" holte und er als Volksschauspieler bald beim Publikum überaus beliebt wurde; Harlander hielt der berühmten Volksbühne – mit Unterbrechungen – 16 Jahre lang die Treue.
Ende der 1950er Jahre wurden auch Film- und Fernsehen auf den populären Schauspieler aufmerksam und er erhielt erste kleinere Rollen, gehörte unter anderem auch erstmals in einer Sendung der beliebten Reihe "Der Komödienstadel"1) zur Besetzung und mimte in "Der Schusternazi 2) (1963) nach dem Volksstück von Ludwig Thoma1) an der Seite von Titelheld Franz Fröhlich1) den Handwerker Seppi. Nach zahlreichen Auftritten, vor allem in TV-Produktionen des "Bayerischen Rundfunks"1) (BR), fand Harlander mit der Titelrolle des rechtschaffenen, naiv-treuherzigen Adam Deigl in dem von Rainer Wolffhardt1) inszenierten, mehrfach ausgezeichneten Fernsehfilm "Der Mensch Adam Deigl und die Obrigkeit"3) (1973) von Franz Xaver Kroetz1), basierend auf dem Hörspiel von Josef Martin Bauer1), große Beachtung. Publikum  und Kritiker beurteilten seine Darstellung äußerst positiv und in den folgenden Jahrzehnten war Harlander, dessen Repertoire sich durch eine enorme Bandbreite auszeichnete, vom Bildschirm nicht mehr wegzudenken, oft verkörperte er "eher stille, sensible und leicht beleidigte Charaktere" wie Wikipedia notiert.
Foto: Kriminalobermeister Hans Brettschneider (Willy Harlander, links) und Kriminalkommissar Ludwig Lenz Helmut Fischer, rechts) mit ihrem Vorgesetzten, Kriminalrat Schubert (Rolf Castell), der sich in der "Tatort"-Episode "Im Fadenkreuz" (1981) über die Fortschritte der Untersuchungen Bericht erstatten lässt. Foto (Bildname: 21962-16-15) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR); Copyright BR/Foto Sessner

Vor allem als Kriminalobermeister Brettschneider und Assistent des "Tatort"1)-Kommissars Veigl (Gustl Bayrhammer) begeisterte er ab 1972 mehr als zehn Jahre lang zusammen mit Helmut Fischer als Kriminalhauptmeister Lenz die Zuschauer/-innen in den "Tatort"-Folgen aus München, so unter anderem in "Münchner Kindl"1) (1972), "Weißblaue Turnschuhe"1) (1973), "Tote brauchen keine Wohnung"1) (1973), "3:0 für Veigl"1) (1974), "Wohnheim Westendstraße"1) (1976) und "Usambaraveilchen"1) (1981). Bei der Story "Im Fadenkreuz"1) (1981) handelte es sich um den ersten Einsatz von Helmut Fischer als KHK Ludwig Lenz, letztmalig trat Harlander in "Schicki-Micki"1) (1986) als Brettschneider in Erscheinung.
    
Kriminalobermeister Hans Brettschneider (Willy Harlander, links)
und KHK Ludwig Lenz (Helmut Fischer, rechts) mit ihrem Vorgesetzten, Kriminalrat Schubert (Rolf Castell), der sich in der "Tatort"-Folge "Im Fadenkreuz"1) (1981) über die Fortschritte der Untersuchungen Bericht erstatten lässt.
Foto (Bildname: 21962-16-15) zur Verfügung gestellt vom
"Bayerischen Rundfunk"1) (BR); © BR/Foto Sessner; Text BR

An der Seite Bayrhammer stand er sowohl für die nach den "Pumucklgeschichten"1) von Ellis Kaut1) entstandene Fernsehserie " Meister Eder und sein Pumuckl"1) als auch für den "gleichnamigen Kinofilm"1) (1982) vor der Kamera und präsentierte sich als Schlosser "Bernbacher Schorsch" bzw. Stammtischbruder von Meister Eder1) (Bayrhammer). Man sah Harlander in so beliebten TV-Serien wie beispielsweise "Monaco Franze – Der ewige Stenz"1) (1983; mit Helmut Fischer), "Kir Royal"1) (1986), "Schafkopfrennen"1) (1986), "Die Wiesingers"1) (1987), "Anton, wohin?"3) (1987), "Der Millionenbauer"1) (1988; mit Walter Sedlmayr; Staffel 2), "Zwei Münchner in Hamburg"1) (1989), "Café Meineid"1) (1990), "Florian III"3) (1994/95) oder wiederholt in den "Weißblauen Geschichten"1) (1990–2001) bzw. "Weißblauen Wintergeschichten" (1995–1998) – um nur einiges aus der Fülle seiner Arbeiten für das Fernsehen zu nennen.
In seinen letzten Lebensjahren trat der Schauspieler mit dem markanten Schnauzbart auch wieder beim "Komödienstadel"1) des "Bayerischen Fernsehens" auf, wie beispielsweise 1995 als Rentier Theodor Kronschnabl in "Der müde Theodor"2) nach dem Schwank von Max Neal1) und Max Ferner1) oder 1998 als Bauer Kreithofer, Schwiegersohn des Großvaters (Toni Berger), in dem unverwüstlichen Lustspiel "Der verkaufte Großvater"2) → Übersicht TV-Produktionen.
  

Willy Harlander (rechts) mit Winfried Frey1) in dem
"Komödienstadel"-Stück "Das liebe Geld"2) (EA: 01.11.2000)
Foto (Bildname: 11973-56-01) zur Verfügung gestellt vom
"Bayerischen Rundfunk"1) (BR) © BR/Foto Sessner

Willy Harlander (rechts) mit Winfried Frey in dem "Komödienstadel"-Stück "Das liebe Geld" (2000); Foto (Bildname: 11973-56-01) zur Verfügung gestellt vom Bayerischen Rundfunk (BR); Copyright BR/Foto Sessner
In Kinoproduktionen präsentierte sich Harlander vornehmlich mit Nebenrollen, sein Leinwanddebüt gab er mit dem kleinen Part eines Briefträgers in der von Robert Siodmak1) nach dem Theaterstück "Der Schulfreund"1) von Johannes Mario Simmel1) mit Heinz Rühmann gedrehten Komödie "Mein Schulfreund" (1960). In dem Lustspiel "Der Hochtourist"1) (1961) nach dem Schwank von Curt Kraatz4) und Max Neal1) mit Willy Millowitsch als "der Hochtourist" Friedrich Wilhelm Mylius zeigte er sich als Sepp, Sohn des Bergführers Rainthaler (Beppo Brem). Harlanders Mitwirkung in einigen Sex-Streifen der 1970er Jahre wie "Geh, zieh dein Dirndl aus"1) (1973) oder "Drei Schwedinnen in Oberbayern"1) (1977) taten seiner Popularität keinen Abbruch. Eine anspruchsvollere Rolle erhielt er von Rainer Werner Fassbinder1) in dessen unter Verwendung des Romans "Der Himmel hat viele Farben" von Lale Andersen gedrehten Spielfilm "Lili Marleen"1) (1981), wo er neben Protagonistin Hanna Schygulla den österreichischen Dichter und Kabarettisten Theo Prosel1) verkörperte. Percy Adlon1) besetzte ihn in der schrägen Komödie "Rosalie Goes Shopping"1) (1989) zusammen mit Ehefrau Erika Blumberger1) als Eltern von Rosalie (Marianne Sägebrecht), zuletzt sah man ihn als bayerischen Grenzbeamten in Helmut Dietls1) Kassenschlager "Schtonk!"1) (1992), der Geschichte über die Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher1) in der Hamburger Illustrierten "Stern"1) im Jahre 1983 → Übersicht Kinofilme.
Auch wenn das Hörspiel im Gegensatz zu Kollegen wie Max Grießer oder Fritz Straßner keinen großen Raum einnahm, war Harlander darüber hinaus seit Anfang der 1960er Jahre bis Ende der 1980er als Sprecher an etlichen Produktionen überwiegend des "Bayerischen Rundfunks"1) beteiligt. Eine Auswahl der bei der ARD-Hörspieldatenbank gelisteten Sendungen mit Willy Harlander findet man hier.

Neben seiner umfangreichen Tätigkeit für Film und Fernsehen blieb Harlander stets der Bühne treu und wirkte in München an der "Kleinen Komödie"1), am "Münchner Volkstheater"1) und am "Residenztheater"1). Unter anderem übernahm er dort nach dem Tod seines Freundes Gustl Bayrhammer († 24.04.1993) die Rolle des himmlischen Portners (heilige Petrus1)) in dem Klassiker "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben"1) nach "Die G'schicht' von' Brandner Kasper"1) von Franz von Kobell1) in der Theaterfassung1) von Kobells Ururgroßneffen Kurt Wilhelm1).

Willy Harlander erlag am 20. April 2000, wenige Tage vor seinem 69. Geburtstag, unerwartet während eines Spaziergangs im Perlacher Forst1) bei München den Folgen eines Herzinfarktes; ein Jogger entdeckte ihn tot auf einem Waldweg. Die letzte Ruhe fand der 1997 mit dem "Bundesverdienstkreuz"1) (Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland) ausgezeichnete Schauspieler auf dem Münchener Friedhof Perlach1) (Grab Nr. 16–1–49) an der Seite seiner ersten Ehefrau → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons sowie kneger.de.
DER SPIEGEL (20.04.2000) schrieb unter anderem in einem Nachruf: "Harlander zählte zu den bayerischen Volksschauspielern, die ihre Heimat und ihre Menschen präzise darstellten und dabei überhaupt nichts Volkstümelndes und Aufgesetztes an sich hatten." → spiegel.de. Der damalige BR-Fernsehdirektor Dr. Gerhard Fuchs1) sagte: "Mit Willy Harlander verlieren Fernsehen und Theater einen großen bayerischen Schauspieler. Seine Fernsehkarriere begann beim "Bayerischen Rundfunk"1), dem er immer treu geblieben ist. Harlander prägte das Profil des "Bayerischen Rundfunks" in seinen vielfaltigen Rollen, vom TATORT-Assistenten bis zum Darsteller im "Komödienstadel". Wir werden Willy Harlander nicht vergessen." (Quelle: presseportal.de)
Der sympathische Mime, den der "Bayerische Rundfunk" in seinem Nachruf als "den gemütlichen Bayer schlechthin" bezeichnete, war in erster Ehe mit Christl Höck (* 05.06.1922) verheiratet, die am 9. Januar 1968 nach langer Krankheit verstarb. Harlanders zweite Ehefrau war seit 1981 die Künstlerin Erika Blumberger1) (1922 – 2018), unter anderem weiblicher Star des berühmten Münchner Gesangsquartetts "Isarspatzen", die gemeinsam mit Klaus Netzle1) (1926 – 2019), Franz Messner (1926 – 1968) sowie ihrem ersten Ehemann Fritz Westermeyer auftrat, der 1981 mit nur 54 Jahren starb; zudem stand Blumberger mit Harlander wiederholt gemeinsam vor der Kamera, unter anderem, wie erwähnt, für den Kinofilm "Rosalie Goes Shopping"1) (1989).
Harlanders Bruder Florian schlug eine vollkommen andere Laufbahn ein, ließ sich zum Industriekaufmann ausbilden und engagierte sich später ab Anfang der 1950er Jahre als Politiker bei der Partei CSU1). Florian Harlander starb am 28. Dezember 2000 in München, wenige Monate nach dem Tod seines Bruders Willy → csu-geschichte.de.
Siehe auch Wikipedia sowie
die Nachrufe bei spiegel.de und dem "Bayrischen Rundfunk"
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) br.de, 3) fernseserien.de, 4) wiesbaden.de
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, wiesbaden.de, prisma.de, filmportal.de, Die Krimihomepage,
br.de, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de; R = Regie)
Kinofilme

Fernsehen (Auszug)

Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia,
literaturportal-bayern.de, br.de; R = Regie)
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