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Die Schauspielerin Lisa Helwig wurde am 9. Mai 1898 als Elisabeth Helwig in
Hamburg geboren, wo sie auch ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Die
Tochter eines Hoteliers absolvierte eine Seminarschule, fühlte sich schon
früh zum Theater hingezogen. Seit ihrem 15. Lebensjahr besuchte sie in
ihrer Geburtsstadt regelmäßig die Aufführungen im "Deutschen
Schauspielhaus"1), fünf Jahre später entschied sie sich dann für eine
künstlerische Laufbahn. Ohne entsprechende Ausbildung wagte sie den Sprung
auf die "Bretter, die die Welt bedeuten" und sprach 1918 kurz nach
Ende des 1. Weltkrieges bei Paul Eger1)
(1881 1947) vor, dem damaligen neuen Intendanten des
"Deutschen Schauspielhauses" vor. Sie erhielt als Elevin einen
Zwei-Jahresvertrag und gab ihr Bühnendebüt mit der winzigen Rolle einer Mutter mit Kind in
der Tragödie "Judith"1)
von Friedrich Hebbel1).
1920 wechselte Lisa Helwig an das Theater in Küstrin1) (heute: Kostrzyn nad Odrą,
Polen), eine weitere Station wurden für zwei Jahre Aussig1) (heute: Ústí
nad Labem, Tschechien). Es folgte ein Engagement am Sommertheater in
Marienbad1) (heute: Mariánské Lázně, Tschechien), über das "Neue Theater" in
Dresden sowie das "Lobe-Theater"1) in
Breslau1)
(heute: Wrocław, Polen) kam Lisa Helwig
schließlich nach Berlin. Hier wirkte sie unter Intendant Victor Barnowsky1)
am "Theater in der Königgrätzer Straße" (heute
"Hebbel-Theater"1))
sowie an dem von Leopold Jessner1) geleiteten
"Preußischen Staatstheater"1). Für
zehn Jahre gehörte sie dann dem Ensemble des "Alten Theaters"1) in
Leipzig an, eine künstlerische Heimat fand sie anschließend bis zum Ende des 2. Weltkrieges bei
Otto Falckenberg1)
an den "Münchner Kammerspielen"1).
Rollenportrait
Lisa Helwig, fotografiert
von Nikolaus Stockmann*) (1832 1905)
Quelle: "Theatermuseum Wien" (Inventarnummer:
FS_PK169328alt)
© KHM-Museumsverband; Lizenz:
CC
BY-NC-SA 4.0
*) Link: Österreichisches Biographisches Lexikon |
Nach dem Krieg spielte Lisa Helwig vor allem in München an der "Kleine
Komödie am Max II"1),
darüber hinaus gab sie Gastspiele, unter anderem an den "Münchner Kammerspielen" (1953/1954 und 1963/1964)
oder am "Theater
Baden-Baden"1).
Zum Film kam die inzwischen knapp 40-Jährige Schauspielerin Mitte der
1930er Jahre und zeigte sich erstmals mit einem kleinen, eher unbedeutendem
Part in dem Zarah Leander-Melodram "La
Habanera"1) (1937). Danach stand sie noch für zwei
weitere Produktionen vor der Kamera, intensivierte ihre Arbeit für den
Kinofilm jedoch erst nach Kriegsende. Sie kam zwar über Nebenrollen nicht
hinaus, wurde jedoch in etlichen Erfolgsstreifen meist als ältere, oftmals
verschroben wirkende, mitunter tuttelige Frau besetzt. Zwei Mal präsentierte sie sich auch in
vielbeachteten US-amerikanischen Produktionen, so unter der Regie von Detlef Sierck
in dem Liebes-Melodram "Der letzte Akkord"1) (1957, Interlude)
und in dessen Erich Maria Remarque-Adaption "Zeit
zu leben und Zeit zu sterben"1) (1958, A Time to Love and a Time to Die).
Erst im fortgeschrittenen Alter erlangte Lisa Helwig durch das Fernsehen
eine enorme Popularität. Ab Anfang der 1960er Jahre tauchte sie in etlichen
Einzelproduktionen sowie zahlreichen Serien auf und gehörte rasch zu den
beliebten Gesichtern auf dem Bildschirm. Wann immer es galt, die Rolle einer
sympathischen alten Dame zu besetzen Lisa Helwig war gefragt. Sie mimte
Mütter und Großmütter, Tanten, Nachbarinnen, Haushälterinnen
oder
sonstige ihrem Alter entsprechende Randfiguren, mehrfach spielte sie in
Krimiserien wie "Das Kriminalmuseum", "Der Kommissar"
und "Der Alte", war beim "Tatort" und bei
"Derrick" ebenso zu sehen wie in
dem Publikumsrenner "Neues
aus Uhlenbusch"1) (1977). Eine schöne Rolle
war beispielsweise die der Großmutter des kleinen Peter (Nicholas Barnes)
in der TV-Serie "Heidi"1) (1978),
gedreht nach den "Heidi"-Romanen1)
von Johanna Spyri1), mit
Katia Polletin1) in der Titelrolle,
Katharina Böhm1) als Klara und
René Deltgen als Alpöhi.
Eine ihrer wenigen Hauptrollen spielte sie in Peter Patzaks Tragikomödie
"Jetzt oder nie"2) (1980)
und überzeugte als listige 82-jährige Frau Mörzinger,
die durch Zufall zu dem Baby einer türkischen Gastarbeiterin kommt.
"Mit der großartigen Hauptdarstellerin und etlichen türkischstämmigen
Laien gelingt es dem Team Patzak/Zenker auch mit Hilfe der Lieder von Georg Danzer1),
eine sozialkritische Farce auf die österreichische Beamtenmentalität
mit einer berührenden Geschichte über das Altwerden und die Wichtigkeit
der Toleranz zu verquicken." notiert film.at.
Noch im hohen Alter stand Lisa Helwig vor der Kamera, zu ihren letzten
TV-Auftritten zählte die Episode "Haus Abendsonne" (1987) aus der
Krimi-Reihe "Hafendetektiv" sowie die in einem Altenheim spielende
schwarze Komödie "Das Königsstechen" (1988; Regie: Gedeon Kovács) von
Thomas Strittmatter1) (Drehbuch) nach der
gleichnamigen Erzählung von Fanny Morweiser1),
unter anderem mit Manfred Steffen,
Sigfrit Steiner und
Trude Breitschopf1). Im
Kino trat sie zuletzt 1986 als Frau Nagel in dem von Erwin Keusch1)
in Szene gesetzten Film "Der Flieger"3)
in Erscheinung, erzählt wird humorvoll-ironisch nach einem Drehbuch von
Uwe Timm1) die Geschichte des
biederen Coburger Versicherungs-Azubis Bernd Klinger (Martin May1)), der in den bolivianischen Anden einen
Drachenflieger-Weltrekord aufstellen möchte → Übersicht Filmografie.
Neben ihrer umfangreichen Arbeit für Theater, Film und Fernsehen war die
Mimin auch für den Hörfunk bzw. das Hörspiel tätig. So gehörte
sie beispielsweise zur Besetzung der BR-Produktionen "Das Lied von Bernadette" (1959) nach dem
gleichnamigen Roman von Franz Werfel1) und der Komödie "Die
göttliche Jette" (1961). Regie führte jeweils Heinz-Günter Stamm1),
der Lisa Helwig auch in der vom "Südwestrundfunk" produzierten Radiofassung
von "Menschen im Hotel" nach dem Roman von Vicki Baum1) an der
Seite prominenter Kollegen wie Brigitte Horney,
Erik Schumann und
Günter Pfitzmann
einsetzte. Im folgenden die bei der ARD Hörspieldatenbank
gelisteten Produktionen mit Lisa Helwig:
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der
Erstausstrahlung (auch als Lisa Hellwig)),
Wikipedia)
Die vielseitige und allseits beliebte Schauspielerin Lisa Helwig
(verheiratete Müller) starb am 6. Dezember 1992 im hohen
Alter von 94 Jahren in München. Die letzte Ruhe fand sie auf dem
dortigen Nordfriedhof1)
(UHB3), das Grab ist inzwischen aufgelassen.
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*) Weitere Quelle: Langen Müller's Schauspielerlexikon
der Gegenwart, Deutschland, Österreich, Schweiz (1986, Langen-Mueller Verlag), S. 386
Fremde Links: 1)Wikipedia, 2) fernsehserien.de, 3) filmportal.de
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Filme
Kinofilme / TV-Filme / TV-Serien
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die
Krimihomepage,
deutsches-filmhaus.de, fernsehserien.de)
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Kinofilme
Fernsehen (Auszug)
- TV-Einzelproduktion / Mehrteiler
- 1963: Der jähzornige junge Mann (nach
der Erzählung "Aus
den Notizen eines Jähzornigen"
von Anton
Tschechow; als Proskovja)
- 1963: Jahre
danach Reunion Day (als Mrs. Hudson,
Mutter von Grace)
- 1963: Die Teilnahme (als
Bettlerin Tascedda)
- 1963: Port Royal (nach
dem Theaterstück von Henry
de Montherlant; als Mater Katharina vom hl. Paulus)
- 1963: Sessel am Kamin
(als Emmie)
- 1963: Orden
für die Wunderkinder (als Putzfrau)
- 1963: Das Glück läuft hinterher (als Frau
Schmolke) → Chronik
der ARD
- 1964: Drei Schwestern (nach dem Drama
von Anton Tschechow; als Kinderfrau Anfissa; → weitere Besetzung IMDb)
- 1964: Zweierlei Maß (nach der Komödie "Maß
für Maß" von William
Shakespeare; Regie: Paul
Verhoeven;
als Franziska, eine Nonne; → weitere Besetzung IMDb)
- 1965: Tagträume (als
die alte Emmi Karsten)
- 1965: Onkel Wanja (nach
dem Schauspiel
von Anton Tschechow; als alte Kinderfrau Marina)
- 1965: Familientreffen (als
Tante Mabel)
- 1965: Yerma (nach
dem Theaterstück von Federico
García Lorca; als Alte)
- 1965: Mach's Beste draus (als Luise Kuhn)
- 1966: Der letzte Raum (nach dem Schauspiel "The
Living Room" von Graham
Greene; als Teresa Browne;
→ weitere Besetzung IMDb)
- 1966: Geibelstraße 27 (als Muttchen Reuter)
- 1966: Die Launen des Herrn Lasukow (nach dem Theaterstück
von Nikolai
Nekrassow; als Tatjana; → weitere Besetzung IMDb)
- 1967: Jacobowsky und der Oberst
(nach dem Bühnestück
von Franz Werfel; als alte Dame)
- 1967: Ein Mann Gottes ((nach dem Schauspiel "Un homme de Dieu" von Gabriel
Marcel; Regie: Oswald Döpke;
als Fräulein Aubonneau; → weitere Besetzung IMDb)
- 1967: Der Querkopf (nach der Komödie "Mr. O ist dagegen"
von Robert Morley;
als Fanny Osborne; → weitere Besetzung IMDb)
- 1967: Hochzeitsnacht (als Tantchen; → weitere
Besetzung IMDb;
Kurzinfo: Die friedliche Hochzeitsfeier eines
jungen, gutbürgerlichen Paares wird durch einen ehemaligen Kriegskameraden des Brautvaters gestört: Als der
Militarist in ihm durchbricht, und die anderen Männer sich von seinen Kriegsgeschichten anstecken lassen,
benehmen sie sich im Rausch ihrer Erinnerung wie siegreiche Soldaten in einer requirierten Wohnung. Die idyllische
Hochzeitsfeier verwandelt sich in eine makabre Veranstaltung, in eine gespenstische Orgie verdrängter Instinkte.
(Quelle: © SWR Media
Services))
- 1968: Die Bürger von Calais (nach dem Drama
von Georg Kaiser; Inszenierung: "Freilichtspiele
Schwäbisch Hall";
Regie: Intendant Wilhelm Speidel (19091968) als Jeanne;
→ weitere Besetzung IMDb)
- 1968: Die Geschichte von Vasco (nach
dem Theaterstück von Georges Schehadé; als Frau Hilboom)
- 1971: Deutschstunde
(Zweiteiler nach dem Roman
von Siegfried Lenz; als Katrine)
- 1971: Sparks
in Neu-Grönland (Drehbuch: Helga
Feddersen; als Mutter Spark)
- 1971: Gastspiele (nach dem Theaterstück von Walter
Firner und Robert Horney; Inszenierung: "Kleine
Komödie am Max II";
Regie: Wolfgang Spier; als Frau
Stewart; → weitere Besetzung IMDb)
- 19711980: Tatort (Krimireihe)
- 1972: Altersheim (als Frau Bauer)
- 1972: Deutsche Novelle (nach
dem Roman von Leonhard
Frank; als Haushälterin)
- 1973: Sieben Tage (über die Glaubenszweifel eines
evangelischen Gemeinde-Pfarrers (= Wilfried
Klaus);
Regie: Rainer
Erler; als Frau Weigand; → weitere Besetzung IMDb)
- 1974: Die Kinder Edouards (nach dem Lustspiel von
Marc-Gilbert Sauvajon; Inszenierung: "Kleine
Komödie am Max II";
Regie: Ernst Schmucker,
Otto Stern; als Hausangestellte Jane; → weitere
Besetzung IMDb)
- 1974: Eine geschiedene Frau
(Sechsteiler; als ? in Teil 6 "Entscheidung in Westerland")
- 1976: Die
Heiratsvermittlerin (nach dem Theaterstück von Thornton
Wilder; als Gertrude)
- 1977: Eden End (nach dem Theaterstück von
J.
B. Priestley; als Sarah)
- 1979: Kotte (als Frau Jeske)
- 1979: Spätsommertage (Film von Peter M. Thouet (Drehbuch) über fünf schrullige Alte, die sich
auf ihre Weise
auf den Tod vorbereiten; als Anna Gelder; → weitere
Besetzung IMDb)
→ www.zeit.de)
- 1979: Ein Mann für alle Fälle
(3 Teile mit Harald
Juhnke; als Elfriede Büttner in Teil 2)
- 1980: Wer
anderen eine Grube gräbt (Vier Mordstorys mit Happy-End, in denen die unglaublichsten Dinge passieren.
Eine stumme Leserin (Lisa Helwig) verbindet die Geschichten.)
- 1980: Die Alten kommen (Episodenfilm; als ?; → weitere Besetzung
IMDb)
- 1980: Jetzt oder nie (als Frau Mörzinger)
- 1981: Das waren noch Zeiten Kleine Geschichten von Kalke & Söhne
(als Frau Zühlke)
- 1981: Onkel & Co
(Zweiteiler mit Dieter
Hallervorden; als Ilse Wagner in Teil
"Ein Vermögen unterm Teppich")
- 1981: Das Käthchen von Heilbronn oder: Die Feuerprobe (nach
dem Theaterstück
von Heinrich von Kleist;
als Brigitte, Haushälterin im gräflichen Schloss)
- 1982: Leben im Winter (nach der Erzählung von Klaus
Schlesinger; geschildert wird ein Geburtstag in der DDR
mit Gästen aus beiden deutschen Staaten; als Trudchen Fehling;
→ weitere Besetzung IMDb)
- 1984: Al Kruger (als Line; → weitere Besetzung
IMDb;
Kurzinfo: Die letzten Jahre seines Lebens möchte Al (Lex Goudsmit),
der früher Albert Krüger hieß, in der kleinen Stadt an der Elbe verbringen, aus der er als Halbwüchsiger nach Amerika
ausgebüxt ist. TV-Spiel von Boris und Volker Vogeler (Buch und Regie)
(Quelle:
spiegel.de))
- 1988: Das Königsstechen (Drehbuch: Thomas
Strittmatter nach der Erzählung von Fanny Morweiser;
als ?) → IMDb
- TV-Serien (Auszug)
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