Filmografie / Hörspiel
Foto mit freundlicher Genehmigung von Ute Mahler sowie der Agentur Hoestermann; Copyright Ute Mahler/Ostkreuz Jürgen Hentsch wurde am 17. März 1936 in Görlitz1) geboren. Nach dem Abitur begann er 1954 ein Studium an der "Staatlichen Schauspielschule"1) (später "Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch") in Berlin, schloss dieses 1957 ab und gab sein Bühnendebüt in Gera. Später stand er in Karl-Marx-Stadt (=Chemnitz) auf der Bühne und wechselte dann 1966 an das "Deutsche Theater"1) in Berlin, wo er bis Mitte der 1980er Jahre zum Ensemble gehörte und auch wieder in den 1990ern spielte.
Nachdem Hentsch in den Westen gegangen war, stand er an vielen deutschsprachigen Theatern auf der Bühne, unter anderem auch am Wiener "Burgtheater", den "Münchner Kammerspielen" oder der "Berliner Schaubühne" → Auswahl zum Theater-Wirken bei Wikipedia.
 
Foto mit freundlicher Genehmigung von Ute Mahler sowie
der Agentur Hoestermann
© Ute Mahler / Ostkreuz (www.ostkreuz.de)
Daneben arbeitete der Schauspieler vermehrt für Film- und Fernsehen und wurde vor allem auf dem Bildschirm zu einer festen Größe. Der Charakterdarsteller Hentsch, der allein schon durch seine äußere Erscheinung für Rollen intellektueller Figuren prädestiniert schien, beeindruckte im Verlaufe seiner Karriere in vielen Filmproduktionen.
Sein Leinwanddebüt hatte er 1965 in Hermann Zschoches DEFA-Film "Karla"1) gegeben und verkörperte darin den Skeptiker Kaspar, der der Titelfigur die Reibfläche bietet, ihre Konflikte als junge Lehrerin durchzustehen; zunächst wurde der Film verboten und konnte erst 1990 wieder uraufgeführt werden. 1967 folgte Konrad Wolfs berühmter Antikriegsfilm "Ich war neunzehn"1), 1971 "Zeit der Störche"1) sowie prägnante Rollen in verschiedensten TV-Produktionen.
 

Foto: zur Verfügung gestellt von Werner Bethsold1) (1925–2019)
Das Foto entstand 1988 während einer Hörspielproduktion.
© Werner Bethsold

Jürgen Hentsch; Copyright Werner Bethsold
Jürgen Hentsch in den 1990 Jahren im Hörspielstudio; Urheber: Fotograf Werner Bethsold; Lizenz: CC BY-SA 4.0; Quelle: Wikimedia Commons Beeindruckend war 1991 seine Verkörperung des Physikers Werner Heisenberg1) in dem Fernsehfilm "Ende der Unschuld"1), 1994 übernahm er die Titelrolle des Oberstaatsanwalts Arthur Schild in Peter Schulze-Rohrs Krimi "Der Mann mit der Maske"1) und ein Jahr später sah man ihn als Professor Dr. Scholl in "Nur der Sieg zählt". Im gleichen Jahr stand er neben Götz George für den Psychothriller "Der Sandmann"1) (1995) als Hauptkommissar Stolpe vor der Kamera und war im Kino in Romuald Karmakars preisgekrönten Kinofilm um den Massenmörders Fritz Haarmann1) in "Der Totmacher"1) erneut neben Götz George als dessen Gegenspieler Professor Dr. Ernst Schultze zu sehen. 1996 folgte unter anderem die Rolle des Oberstaatsanwalts in Dieter Wedels Mehrteiler "Der Schattenmann"1), in Frank Beyers Zuckmeyer-Adaption "Der Hauptmann von Köpenick"1) zeigte er sich 1997 als Kriminaldirektor Mehlhorn und in Ottokar Runzes Dokumentation "Hundert Jahre Brecht" spielte er 1998 einen Flüchtling.
 
Jürgen Hentsch in den 1990er Jahren im Hörspielstudio
Urheber: Werner Bethsold1) (1925–2019; Lizenz: CC BY-SA 4.0
Quelle: Wikimedia Commons
1999 war Hentsch beispielsweise mit der Rolle eines Professors in den Thrillern "Schwarzes Blut" und "Die Mörderin" zu sehen, in dem Mehrteiler "Sturmzeit" war er der Vater der Hauptfigur Felicia Domberg. Neben Auftritten in so beliebten Krimi-Reihen wie "Team Berlin", "Zwei Brüder" oder "Tatort" wirkte er 2000 in "Der Gerechte Richter" mit, spielte in der Krimikomödie "Kaliber Deluxe" den an den Rollstuhl gefesselten Drahtzieher Ed Novak oder verkörperte 2001 brillant den nationalkonservativen Publizisten und langjährigen Chefredakteur der "Welt" Hans Zehrer1) in dem Zweiteiler "Der Verleger>"1), einem Biopic über Axel Springer1) nach der Biographie von Michael Jürgs1).

Im gleichen Jahr verkörperte er den Schriftsteller Heinrich Mann1) in dem von Heinrich Breloer1) inszenierten aufsehenerregenden Dreiteiler "Die Manns – Ein Jahrhundertroman"1) und wurde für seine außergewöhnliche Leistung mit dem "Bayerischen Fernsehpreis"1) sowie dem "Adolf-Grimme-Preis 2002 in Gold"1) ausgezeichnet. In jüngerer Zeit stand Hentsch als Edzard Meiering neben Nadja Tiller für "Der Zweite Frühling" (2003) vor der Kamera, übernahm die Rolle des Herbert Wehner1) in "Im Schatten der Macht"1) (2003), dem Zweiteiler um die die letzten Regierungstage Willy Brandts1) (Michael Mendl) und dessen Verstrickung in die Guillaume-Affäre. Ebenfalls 2003 sah man Hentsch als Professor Koch in "Das Herz ist rot" auf dem Bildschirm, einem Film, der mit dem Fernsehpreis 2003 des "Hartmannbundes" ausgezeichnet wurde. In der fesselnden, zweiteiligen Familiensaga "Das Bernsteinamulett" erlebte man den Schauspieler im Frühjahr 2004 als konservativen Baron Albin von Ganski und Vater der weiblichen Hauptfigur Barbara von Ganski alias Muriel Baumeister sowie in dem romantischen Barbara Wood-Melodram "Lockruf der Vergangenheit" als Hausarzt Dr. Slater, der mithilft, das Geheimnis um den "Fluch der Pembertons" zu lüften.  In der von Regisseur Samir Nasr in Szene gesetzten politischen Geschichte "Folgeschäden" (2004) trat er als Professor Mack in Erscheinung, an der Seite von Katja Rieman gab er in der gesellschaftskritischen Komödie "Die Diebin & Der General"2) den griesgrämigen Pensionär Walter Voss, auch genannt "Der General", und zeigte mit der Figur dieses verwirrten, dennoch liebenswerten Sonderlings einmal mehr seine außergewöhnliche Darstellungskraft.

Weitere nachhaltige Auftritte hatte Hentsch unter anderem als US-Präsident Harry S. Truman1) in dem Zweiteiler "Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei"1) (2005) oder in der "Robin Pilcher"-Verfilmung "Jenseits des Ozeans" (2006). In dem Anfang Februar 2007 ausgestrahlten spannenden Krimi "Die Tote vom Deich"2) (2006) von Regisseur Matti Geschonneck war er als Vorgesetzter der Ermittlerin Lona Vogt alias Christiane Paul zu sehen, in der turbulent-romantischen SAT.1-Komödie "Der Butler und die Prinzessin"2) (2007) mit Walter Sittler und Esther Schweins hatte er kurze Zeit vorher als völlig mittellosen, chaotischen Adligen Rudolph von Knesewitz agiert.
Glänzend auch seine Verkörperung des Berthold Graf von Mahlenberg in Kai Wessels TV-Zweiteiler "Die Flucht"1), welcher Anfang März 2007 in der ARD ausgestrahlt und schon im Vorfeld heftig diskutiert wurde. Der als "aufwühlendes Historiendrama" titulierte Fernsehfilm thematisiert den gewaltigen Flüchtlingsstrom von Millionen Menschen, die gegen Ende des 2. Weltkrieges ihre Heimat in Ostpreußen verlassen und gen Westen ziehen, um der Roten Armee zu entkommen. Hentsch spielte den Vater der Protagonistin Lena Gräfin von Mahlenberg (Maria Furtwängler), einen prinzipientreuen Mann, der zwar hellsichtig die Zeichen der Zeit und das Versagen seiner Klasse erkennt, für sich selbst aber keinen Platz in dieser neuen Welt sieht und als letzten Ausweg den Freitod wählt. Danach präsentierte er sich mit einer kleinen, dennoch prägnanten Rolle in der in der ARD ausgestrahlten nachdenklich-amüsanten Geschichte "Angsthasen"1) mit Edgar Selge. 
Es folgten Auftritte in der SAT.1-Komödie "Küss mich, wenn es Liebe ist" (2008) und dem "Bella Block"-Krimi "Reise nach China"1) (2008), in Ingo J. Biermanns freien Goethe-Adaption "Faust – Der Tragödie erster Teil" (Kinopremiere 10.2.2009) mit Adolfo Assor1) als Heinrich Faust und Robert Gwisdek1) als Mephisto war er als Rezitator des Prologs mit von der Partie. In Oliver Storz' 3. Teil einer Trilogie über die Nachkriegszeit "Die Frau, die im Wald verschwand"1) (EA: 29.04.2009) konnte er neben den Protagonisten Karoline Eichhorn, Stefan Kurt und Matthias Brandt als Dr. Rohleer überzeugen. Auch in dem halbdokumentarischen Portrait "Der Mann aus der Pfalz"1), mit dem Regisseur Thomas Schadt anlässlich der Jubiläen zum Mauerfall wichtige Jahre aus dem Leben des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl1) nachgezeichnete, gehörte Hentsch am 20. Oktober 2009 (Erstausstrahlung) zur prominenten Besetzung. Neben einem glänzenden Thomas Thieme1) als älterem Helmut Kohl verkörperte er in dem ZDF-Film den ehemaligen Leiter der Abteilung 5 des Bundeskanzleramts Eduard Ackermann1).
  
Jürgen Hentsch war zudem ein gefragter Sprecher, der seit Mitte der 1960er Jahre mit seiner unverwechselbar prägnanten Stimme zahlreiche Hörspiele bereicherte. Eine Auswahl der in der ARD-Hörspieldatenbank aufgeführten Hörspiel-Produktionen mit Jürgen Hentsch findet man hier am Ende des Artikels → siehe auch Hörspiele bei Wikipedia sowie Hörbücher.

Der Charakterdarsteller Jürgen Hentsch, der sein Privatleben immer streng vor der Öffentlichkeit abschirmte, starb am 21. Dezember 2011 im Alter von 75 Jahren nach langer Krankheit in einer Klinik in Rüdersdorf bei Berlin, wie seine Witwe Wassilka der Presse mitteilte. Die letzte Ruhe fand er auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
"Er gehörte zu den markanten Köpfen im deutschen Fernsehen: Jürgen Hentsch gab manchmal den Sensiblen, manchmal den Knallharten." schrieb WELT-ONLINE in einem Nachruf. Und DER SPIEGEL notierte: "Sein Spiel war extrem leise – und doch hat Jürgen Hentsch immer wieder die ganz großen Persönlichkeiten verkörpert: Schriftstellerfürsten und Politiker, Krieger und Könige. Als Macbeth und Robespierre war er zu sehen, aber auch als Heinrich Mann in Heinrich Breloers Fernsehmehrteiler "Die Manns" (2001), wofür er mit dem "Grimme-Preis" und dem "Bayerischen Fernsehpreis" geehrt wurde."

Siehe auch Wikipedia, prisma.de, deutsches-filmhaus.de sowie
den Nachruf bei www.welt.de
Link: 1) Wikipedia, 2) .prisma.de
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, tittelbach.tv, fernsehenderddr.de, fernsehserien.de, prisma.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Link: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung) bzw. Wikipedia (deutsch/englisch))
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