Übersicht (Auswahl) Theater / Film / Hörspiel
Der am 5. Mai 1918 in Plön1) (Schleswig-Holstein) geborene Schauspieler Peter Herden entschied sich nach der Schule für eine künstlerische Laufbahn. Sein Abitur hatte er 1937 im heute polnischen Breslau abgelegt, anschließend ließ er sich er zwei Jahre lang zum Schauspieler ausbilden. Während des 2. Weltkrieges wurde er als Soldat eingezogen, geriet in Kriegsgefangenschaft und startete dann nach seiner Entlassung eine erfolgreiche Theaterkarriere. Ein erstes Engagement erhielt er bereits im Sommer 1945 am gerade wiedereröffneten Landestheater im thüringischen Altenburg, nach Verpflichtung im sächsischen Glauchau (1946) und Plauen (1947) wurde Herden 1949 von Martin Hellberg1) an das "Staatsschauspiel Dresden"1) geholt. Hier fand Herden für Jahrzehnte seine künstlerische Heimat und war seit 1988 Ehrenmitglied der Bühne, erst 1995 beendete der inzwischen über 75-Jährige das feste Engagement. In zahlreichen Inszenierungen konnte Herden seine darstellerische Vielseitigkeit unter Beweis stellen und bereicherte "mit Präsenz und Stimmgewaltigkeit die Theaterlandschaft der sächsischen Kulturmetropole"2)
Peter Herden bei den Proben zu "Der Stellvertreter" (1966) von Rolf Hochhuth; Quelle: www.deutschefotothek.de (file: df_hpm_0000514_003); Urheber: Erich Höhne (1912–1999), Erich Pohl (1904–1968); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Erich Höhne, Erich Pohl; ohne Datierung; Quelle: www.deutschefotothek.de So brillierte er beispielsweise als Graf Appiani in Lessings "Emilia Galotti"1) (1951) und als Major von Tellheim in "Minna von Barnhelm"1) (1961/62), feierte Erfolge mit der Titelrolle in "Don Juan"1) (1960/61) von Molière. Auch in Stücken der Moderne wusste der Schauspieler zu überzeugen, gab den Papst Pius XII.1) in "Der Stellvertreter"1) (1966) von Rolf Hochhuth oder den George Bernard Shaw1) in "Geliebter Lügner" (1972) von Jerome Kilty1), der Dramatisierung der Korrespondenz zwischen George Bernard Shaw und Mrs. Patrick Campbell1). Ende November 1987 setzte Klaus Dieter Kirst1) die DDR-Uraufführung von Christoph Heins "Passage"1) in Szene und fand in Herden den geeigneten Darsteller für die Rolle des Hauptmanns a.D. Alfred Hirschburg. Zwei Jahre später folgte mit "Die Ritter der Tafelrunde"1) eine weitere Uraufführung (12.04.1989) eines Stücks von Christoph Hein, diesmal interpretierte Herden für Kirst den Lancelot1). Seine letzte Hauptrolle am "Staatsschauspiel Dresden" verkörperte er 1996 als Opa in der Beziehungskomödie "Zimmer frei" von Markus Köbeli.
 
Peter Herden bei den Proben zu "Der Stellvertreter" (1966) von Rolf Hochhuth
Quelle: www.deutschefotothek.de (file: df_hpm_0000514_003)
Urheber: Erich Höhne1) (1912–1999), Erich Pohl1) (1904–1968)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Erich Höhne, Erich Pohl
ohne Datierung; → mehr Fotos siehe hier
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Furore machte Peter Herden zudem an der "Staatsoperette Dresden"1), in Fritz Steiners1) legendären DDR-Erstaufführung des berühmten Musicals "My Fair Lady" nach "Pygmalion"1) von George Bernard Shaw mit der Musik von Frederick Loewe1) brillierte Herden als Prof. Henry Higgins an der Seite von Marita Böhme als Blumenverkäuferin Eliza Doolittle. Es sollte eine Paraderolle für den Schauspieler werden, seit der Premiere am 30. Oktober 1965 gab er bis 1978 über 440 Mal den selbstherrlichen Sprachwissenschaftler und spielte sich in die Herzen des Publikums. Gefeiert wurde er an der "Staatsoperette" auch für den Part des Enrico Venutti in der deutsche Erstaufführung von "Enrico '61", einer Commedia musicale des italienischen Autoren-Duos Garinei und Giovannini1) (Premiere: 20.10.1966) oder als Sir Henry St. John, später Lord Bolingbroke, in "Das Glas Wasser"1) (1978) nach dem Lustspiel von Eugène Scribe1). Einmal führte er zudem Regie, inszenierte 1983 das musikalisches Lustspiel "Herbstgewitter" (UA: 18.06.1983) von Henry Krtschil1) (Musik) und Ursula Damm-Wendler (Gesangstexte, Buch) → mehr zum Theater-Wirken.
 
Nach einem Herzanfall, den er 1998 erlitten hatte, nahm Herden zwar offiziell Abschied von der Bühne, trat dann aber 2000 noch einmal ein Engagement an der "Comödie Dresden"1) an. Hier erhielt er viel Applaus in dem Boulevard-Klassiker "Sonny Boys" von Neil Simon1), gab als Willie Clark den "Gegenspieler" des von Herbert Köfer dargestellten Al Lewis; ein letztes Mal übernahm er diese Rolle im August 2004. Zur Spielzeit 2001/2002 gab es eine weitere Zusammenarbeit mit Köfer, in der Bühnenversion von Heinrich Spoerls berühmtem Roman "Die Feuerzangenbowle"1) mimte er einen Studienrat – Köfer sah man als Professor Crey, genannt "Schnauz". Einen letzten Bühnenauftritt hatte Herden Anfang Oktober 2007 an der "Staatsoperette Dresden" in dem Programm " Legenden" im Rahmen der Jubiläumsgala anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Hauses – auch "My Fair Lady"-Partnerin Marita Böhme gehörte zu den prominenten Gästen; als besondere Auszeichnung verlieh Intendant Wolfgang Schaller1) dem Künstler die "Ehrenmitgliedschaft" des Hauses.
 
Der "Theatermann" Herden war mit Beginn der 1950er Jahre durch zahlreiche Produktionen der DEFA1) und des "Deutschen Fernsehfunks"1) (DFF) einem breiten Publikum bekannt geworden. Auf der Leinwand sah man ihn erstmals in Martin Hellbergs Propaganda-Streifen "Geheimakten Solvay"1) (1952), Aufmerksamkeit erlangte er mit der Figur des Landgrafen Philipp von Hessen1) in dem Biopic "Thomas Müntzer – Ein Film deutscher Geschichte"1) (1956) über das Leben und Wirken des Pfarrers Thomas Müntzer1). Bis Anfang der 1980er Jahre trat Herden in etlichen weiteren Kinofilmen in Erscheinung, unter anderem als Ritter Albrecht in dem Spielfilm "Tilman Riemenschneider"3) (1958) über den bedeutenden deutschen Holzbildhauer Tilman Riemenschneider1) oder als Fabrikantensohn Christof Kienzel in "Die heute über 40 sind"3) (1960). Erzählt wird die Lebensgeschichte der aus einer thüringischen Kleinstadt stammenden beiden Männer Georg (Rudolf Ulrich1)) und Christof, die einst Freunde waren und die nun Welten trennen. In dem Krimi "Reserviert für den Tod"1) (1963) spielte er die zentrale Rolle des Harry Korb, ein weiterer Thriller war "Pension Boulanka"1) (1964), von Helmut Krätzig gedreht frei nach dem Roman von Fritz Erpenbeck1), mit dem Part des selbstbewussten Belgiers Jan Gruyter, der allerdings als Leiche endet. In "KLK an PTX – Die Rote Kapelle"1) (1971) über die Widerstandsgruppe "Rote Kapelle"1) tauchte Herden als General Wildberg auf, erfreute die jungen Zuschauer als Hofdichter in der Märchenverfilmung "Sechse kommen durch die Welt"1) (1972). Eine letzte Rolle in einer Kinoproduktion spielte er als Kaderleiter in dem Frauenfilm "Das Fahrrad"1) (1982).
Neben verschiedenen Inszenierungen und Studio-Gastspielen des "Staatsschauspiels Dresden" erlebten die Fernsehzuschauer den Mimen vor allem in Literatur-Adaptionen. Zum Publikumsliebling avancierte er mit der Rolle des Familienvaters und Ingenieurs Franz Bach, den er erstmals im Dezember 1960 in der amüsanten Geschichte "Papas neue Freundin"1) darstellte. Aufgrund der positiven Zuschauerresonanz folgten mit "Vielgeliebtes Sternchen"1) (1961) und "Oh, diese Jugend"1) (1962) Fortsetzungen dieser erfolgreichen TV-Komödie. Herden gehörte beispielsweise zur Besetzung verschiedener Mehrteiler, präsentierte sich als Chef des Radiozentrums Williams in dem Abenteuer bzw. der Wolfgang Schreyer-Verfilmung "Tempel des Satans"4) (1963), als Oberingenieur Ewald Hersfeld in dem filmischen Zeitgemälde "Krupp und Krause"5) (1969) und als Sigmund Frenkel in dem Dreiteiler "Der Leutnant vom Schwanenkietz"1) (1974) über die Arbeit eines Abschnittsbevollmächtigten1) bei der Ost-Berliner Volkspolizei mit Jürgen Zartmann in der Titelrolle. Hier "mimt Herden mit wichtiger Miene den Opernsänger Frenzel, mit dem sich die Jugendlichen einen Streich erlauben und der später als pflichtbewusster Bürger zum VP-Helfer wird."2) Beim Dauerbrenner "Polizeiruf 110"1) war Herden ebenfalls vertreten, bildete in der Folge "Trio zu viert"1) (1989) zusammen mit Werner Dissel1) und Gerhard Vogt1) ein "kriminelles" Rentner-Trio.
Nach der so genannten "Wende" stand Peter Herden nur noch zwei Mal vor der Kamera, zeigte sich als Professor der Augenklinik in der Mini-Serie "Karl May"5)) (1992, mit Henry Hübchen als erwachsener Karl May1)) sowie in der Episode ""Sachsenschrat und Weinnase"" (1994) aus der Serie "Elbflorenz"1) → mehr Filmografie. Gelegentlich betätigte sich Herden auch als Sprecher und wirkte in einigen Hörspielen mit; eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier
 
Peter Herden, der Grandseigneur des "Dresdner Staatsschauspiels" und Vater einer Tochter, starb am 31. Oktober 2013 im Alter von 95 Jahren in seiner Wahlheimat Dresden; zuletzt lebte er in einem Seniorenstift. Die Trauerfeier fand am 13. Dezember 2013 auf dem dortigen "Johannisfriedhof"1) statt, die Traueranzeige trug das Seneca-Zitat "Wie ein Theaterstück ist das Leben, nicht wie lange, sondern wie gut es gespielt wurde, darauf kommt es an." Die anschließende Urnenbeisetzung erfolgte im engsten Familien- und Freundeskreis auf dem "Waldfriedhof Weißer Hirsch"1) an der Seite von Herdens Ehefrau Gertraude (1920 – 2009) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Die "Staatsoperette Dresden" ließ in einer Pressemitteilung verlautbaren: "Das Ensemble der Staatsoperette trauert um einen großartigen Schauspieler und Sänger, dessen Name unverrückbar in die Geschichte des Hauses eingeschrieben ist".
Quellen: "Lexikon der DDR-Stars"*), Wikipedia sowie
den Artikel bei der ehemaligen Website defa-sternstunden.de → Memento bei web.archive.org
*) "Lexikon der DDR-Stars" von F.-B. Habel und Volker Wachter (Ausgabe 1999, S. 132/133)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) defa-stiftung.de, 4) fernsehenderddr.de, 5) fernsehserien.de
2) Quelle: defa-sternstunden.de → Memento bei web.archive.org
       
Wirken am Theater (Auszug)
Quelle (unter anderem): Wikipedia
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), tls.theaterwissenschaft.ch; 
R = Regie; UA = Uraufführung, EA = Erstaufführung, P = Premiere)
Filme
Kino / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links:  Wikipedia, filmportal.de, defa-stiftung.de,
fernsehenderddr.de, fernsehserien.de)
Kinofilme (DEFA-Produktionen, wen nicht anders vermerkt) Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Link: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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