Bernd Herzsprung wurde am 22. März 1942 in Hamburg geboren und wuchs
auch dort auf. Nach seinem Schulabschluss ließ er sich von dem legendären
Joseph Offenbach (1904 1971)
zum Schauspieler ausbilden. Engagements in seiner
Geburtsstadt schlossen sich an, so erlebte man ihn beispielsweise Mitte der
1960er Jahre am Hamburger "Deutschen Schauspielhaus"1) an der Seite von
Werner Hinz in
Zuckmayers "Der Hauptmann von Köpenick"1), er
brillierte in der Shakespeare-Komödie "Ein Sommernachtstraum"1) ebenso
wie in der Farce "Die
Chinesische Mauer"1) von Max Frisch. Am Hamburger "Ernst-Deutsch-Theater"1)
glänzte Herzsprung beispielsweise in Sidney Kingsleys1) Kriminalstück "Polizeirevier 21"
("Detectice Story" → Verfilmung 1951) oder in
Tom Stoppards1)
Schauspiel "Rosenkranz und Güldenstern" (→ Verfilmung 19901)),
an der Berliner "Komödie
am Kurfürstendamm"1) in
"Eine Handvoll Brennesseln" von Marc-Gilbert Sauvajon (auch TV 1972). In einer Inszenierung von
Rolf von Sydow1) ging er 1975 mit der
Sagan-Komödie "Das ohnmächtige Pferd" (Le cheval evanoui") auf Tournee
und gab den Humphrey (auch TV). 10 Jahre später war er während
einer Gastspielreise ein hinreißender "Schüler Pfeiffer" in
der Bühnenversion des Spoerl-Romans
"Die Feuerzangenbowle"1) und auch mit Thomas Brandons
Farce "Charleys
Tante"1)
feierte Herzsprung Ende der 1990er Jahre Triumphe. Boulevardstücke
waren Herzsprungs
Domäne, hier bewies der
Schauspieler immer wieder seine schauspielerische Vielseitigkeit und sein
komödiantisches Talent, wie beispielsweise in jüngerer Zeit als
Partner von Corinna Genest in der Komödie "Genug ist nicht genug" (2004) von Nick Walsh.
Foto: © Susanne Kellermann
Mit freundlicher Genehmigung der Agentur COMMITMENT
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Vor allem aber durch das Fernsehen erreichte Bernd Herzsprung seit Ende der 1960er Jahre
ungeheure Popularität,
in beliebten Krimi-Reihen wie "Dem Täter auf der Spur",
"Der Kommissar", "Derrick", "Der Alte", "Sonderdezernat K1",
"Ein Fall für Zwei" oder "Tatort" wurde er
zum Dauergast auf dem Bildschirm, zum Star avancierte er dann 1978 mit der
Rolle des SOKO-Beamten Fred Leß in der Krimiserie "SOKO 5113"1).
Gemeinsam mit seinen Kollegen
Karl Göttmann (Werner Kreindl),
Dieter Herle (Diether Krebs),
Horst Schickl (Wilfried Klaus),
Heinz Flock (Hans Dieter Trayer1))
und zeitweise Renate Burger (Ingrid Fröhlich) löste er fortan bis 1992 über
140 Folgen lang so manchen kniffligen Fall.
Dann stieg Herzsprung aus der Serie aus, wohl um nicht auf dieses Rollenklischee
festgelegt zu werden, wenig später tauchte er dann ab der 28. Folge als Dr. Jörg Sommer
und Nachfolger von Dr. Bernd Rogge (Gunter Berger) in der erfolgreichen
Arzt-Serie "Freunde fürs Leben"1) auf, agierte bis Ende der
1990er Jahre
mit seinen Kollegen Dr. Stefan Junginger alias Michael Lesch1) und Dr. Daniel Holbein
alias Stephan Schwartz1) (später mit Dr. Gregor Kolb alias
Karsten Speck1)) in
der erfolgreichen TV-Praxis und durchlitt mit dem Gespann sowie vielen
anderen populären Beteiligten so manche Höhen und Tiefen. In jüngerer
Zeit spielte Bernd Herzsprung in der Familienserie "Familie Dr. Kleist"1) (seit 2004) erneut
eine schöne durchgehende Rolle und mimte 25 Folgen lang den Bürgermeister
der Stadt Eisenach, Erwin Baum.
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Neben seinen ungezählten Serien-Auftritten, zu denen auch Reihen wie "Sechs unter
Millionen" (1973), "Die Schöne Marianne" (1974), "Tisch und Bett" (1993)
oder das "Traumschiff" zählen, schlüpfte der Schauspieler in
interessanten Fernsehspielen immer wieder in die unterschiedlichsten Rollen,
stand unter anderem für Franz Peter Wirths zweiteiligen Krimi "Tiefe Wasser"1) (1983, nach Patricia Highsmith),
Heide Pils' TV-Stück "Maxi, bitte kommen" (1990)
oder Richard Engels Melodram "Tödliches Leben" (1995) vor
der Kamera, wo er neben Susanne Uhlen1) agierte. In dem Thriller "Eine Lüge zuviel" (1998),
nach einer Idee von Heinz G. Konsalik1),
war Gila von Weitershausen seine Partnerin, in der Pilcher-Verfilmung "Blüte des Lebens"2) (1999)
zeigte er sich erneut mit Susanne Uhlen.
Szenenfoto aus dem Thriller
"Eine Lüge zuviel" (1998):
Herzsprung als Architekt Harry, der mit einer Leiche im Bett
konfrontiert wird.
Foto mit freundlicher Genehmigung von www.ziegler-film.com
© Ziegler Film GmbH & Co. KG
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Zu Herzsprungs TV-Filmografie der letzten Jahre zählen Krimi-Reihen wie die "Pfundskerl"-Geschichte1) "Vater
gesucht" (2001) mit Ottfried Fischer oder die "Ein Starkes Team"-Episode
"Träume und Lügen"1) (2002), man erlebte ihn in Michael Steinkes
musikalischen Komödie "Die
fabelhaften Schwestern"2) (2002), in der romantischen Liebesgeschichte im Adelsmilieu
"Die Kristallprinzessin"2) (2002) mimte er den vornehmen Julius von Wartenborg
und Schwiegervater der Titelheldin alias Denise Zich1). Im gleichen Jahr
tauchte Herzsprung als "Duftmagnat" Paul Kleeberg in der
SAT1-Familienkomödie "Der Duft des Geldes" auf, in der ZDF Krimi-Show zum Mitraten
mit dem Titel "Ein mörderisches Spiel" (2003) als der mysteriöse Butler Fred, in
dem aufwendigen zweiteiligen Historiendrama "Das Unbezähmbare
Herz"2) (2004) als intriganter Herzog von Orléans und
konnte einmal mehr
seine schauspielerische Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen.
Foto: © Susanne Kellermann
Mit freundlicher Genehmigung der Agentur COMMITMENT
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Eine eher kleinere Rolle, die
des Arztes Dr. Spellman, hatte Herzsprung in dem eher seichten
ARD-Liebesfilm "Auf den Spuren der Vergangenheit"2) (2004) neben Ursula Buschorn,
Ralf Bauer, Günther Schramm und Jimi Blue Ochsenknecht.
In der Komödie "Hengstparade"2) (2005)
trat der vielseitige Darsteller
neben Christiane Hörbiger und
Michael Mendl
in Erscheinung, in dem Inga Lindström-Melodram "Die Frau am Leuchtturm"2) (2006)
war er ebenso präsent wie Mitte September 2006 mit einer Hauptrolle
in Dieter Kehlers Pilcher-Verfilmung "Wo die Liebe begann"3):
In dem
"Großen ZDF-Sonntagsfilm" spielte er den wohlhabenden Andrew Chelsom,
der plötzlich mit seiner viel jüngeren neuen Partnerin Shirley (Nathalie O'Hara) bei
seiner geschiedenen Frau Diana (Barbara Wussow) auftaucht Verwirrungen der Gefühle
sind da vorprogrammiert. Unterhaltsam war auch die Ende Mai 2007 die ganz auf
Fritz Wepper
zugeschnittene Komödie "Ein unverbesserlicher Dickkopf"2), in der
Herzsprung als Günther Priebusch zu sehen war.
Am 23. März 2008 ging im ZDF unter dem Titel "SOKO 5113 Die Akte Göttmann"1) das
90-minütige "Abschieds"-Special auf Sendung, in dem
sich der neben neben Michael Ande
(Assistent in "Der Alte") dienstälteste Ermittler im deutschen
Fernsehen, Kommissar Horst Schickl alias Wilfried Klaus, nach 30 Jahren und
394 Folgen von seinen Zuschauern in den Ruhestand verabschiedete. Wie viele
alte SOKO-Mitglieder bzw. prominente Schauspieler beispielsweise Heinz Baumann, Olivia Pascal,
Ingeborg Schöner1),
Christine Döring1), Gaby Dohm und
Ilona Grübel1) war auch
Bernd Herzsprung mit von der Partie und mimte den ehemaligen "Durchläufer"
bzw. SOKO-Beamten Fred Leß, der es inzwischen zum hohen Beamten im
Innenministerium gebracht hat und sich am Ende der spannenden Geschichte als
korrupter Bösewicht entpuppt.
Danach hatte der Schauspieler Gastauftritte, unter anderem in den Serien
"Zwei Herzen und zwölf Pfoten" (2008) und "Fünf
Sterne" (2008), in der Episode "Das
eitle Gesicht des Todes"2) aus der ARD-Reihe "Mord
in bester Gesellschaft"1) mit Fritz Wepper
als Polizeipsychologen Dr. Wendelin Winter war Herzsprung am 4. Januar 2010
als Frauenliebling Christian Hartlaub zu sehen sein, der nach zwei
Morden in das Visier des unkonventionellen Ermittlers Winter und dessen
Tochter Alexandra (Sophie Wepper) gerät.
Im Jahre 2011 präsentierte er sich als Kandidat beim RTL-Format "Let's
Dance"1) , am 20. April 2011 schied er nach einer Samba
aus; er erreichte Platz 6.4) Auf
dem Bildschirm sah man ihn anschließend als Prof. Dr. Richard Kapp in der Folge
"Hiobsbotschaften"3) (EA: 06.03.2012) des
Quotenrenners "In aller
Freundschaft"1) sowie als Dr. Jakob Weyer in der Episode "Weitertanzen"3)
(EA: 13.12.2012) aus der Krimiserie "SOKO Stuttgart".
Nach längerer Kamera-Abstinenz erlebt man Herzsprung neuerdings in dem
Dauerbrenner "Um Himmels Willen"1),
seit der
Geschichte "Loslassen"3)
(EA: 25.02.2020) mimt er hier den Friedhelm Breitner, der von sich behauptet,
Halbbruder von Bürgermeister Wöller (Fritz Wepper) zu sein und damit für
einigen Wirbel sorgt.
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Auf der Leinwand trat Bernd Herzsprung eher selten in Erscheinung: Sein
Leinwanddebüt gab er 1967 als Georg in dem Streifen "Wilde Reiter GmbH"1),
sechs Jahre später spielte er in der Kästner-Verfilmung "Das
fliegende Klassenzimmer"1) (1973) als der "schöne Theodor" mit sowie
in dem Streifen "Die Zwillinge vom
Immenhof"1) (1973). Weiterhin zu erwähnen sind Rollen in
dem satirischen
Beziehungsdrama "Stachel im Fleisch"1) (1981)
sowie das Drama "Deutschlandlied" (1984)
und das Liebes-Melodram "Eine Frau für gewisse
Stunden" (1985). Zu Herzsprungs jüngeren Kinoproduktionen zählt Peter Thorwarths
beißende Gesellschaftssatire "Goldene
Zeiten"1) (2006), wo er in die Rolle des Klaus Scheurer,
Mitglied eines maroden Golfclubs, schlüpfte. Zuletzt gehörte er zur
Besetzung von Markus Gollers humorvollen Weihnachts-Romanze "Alles
ist Liebe"1)
mit Publikumslieblingen wie Nora Tschirner1),
Christian Ulmen1),
Wotan Wilke Möhring1),
Heike Makatsch1)
und Elmar Wepper; Kinostart war der 4. Dezember 2014
→ Übersicht Filmografie.
Der sympathische Bernd Herzsprung lebte viele Jahre mit seiner Familie in München und
war seit 1979 mit Barbara
Engel1), einer Modedesignerin, verheiratet. Im August 2004
feierte das Paar noch das Fest der Silberhochzeit, danach gingen
beide seit einiger Zeit jedoch getrennte Wege, Ende Mai 2008 erfolgte die
Scheidung. Aus der Verbindung stammen die
Töchter Sarah und Hannah Herzsprung1), letztere hat inzwischen auch schon
eine beachtliche Karriere als Schauspielerin gemacht.
Außerdem hat Herzsprung einen ca. 1992 geborenen nichtehelichen Sohn, den Münchner
Musiker Marvin Eckerle, den er 2013 anerkannte. Eckerle nahm seither den
Nachnamen seines Vaters als Künstlernamen an.4) → www.welt.de.
Laut "Berliner Zeitung" teilte der am Tegernsee wohnende,
inzwischen über 75-Jährige seit geraumer Zeit sein Leben mit der über 30 Jahre jüngeren
Pilotin Özlem Schäfer → berliner-zeitung.de
(Artikel vom 16.03.2017).
Bernd Herzsprung 2016 anlässlich des "Filmball
Vienna"1) im Wiener Rathaus
Urheber:
Manfred Werner Tsui; Lizenz
CC-BY-SA
3.0;
Quelle: Wikimedia Commons
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