Judith Holzmeister wurde am 14. Februar 1920 als Tochter des Architekten und Bühnenbildners Professor Clemens Holzmeister1) (1886 – 1983) und dessen aus Italien stammenden ersten Ehefrau Judith Bridarolli in Innsbruck1) geboren. Ihr darstellerisches Rüstzeug erwarb sie sich am Wiener "Max-Reinhardt-Seminar"1) unter anderem bei Tilla Durieux, ein erstes Engagement erhielt sie 1938 am "Landestheater Linz"1), wo Judith Holzmeister die nächsten drei Jahre auf der Bühne stand. 1942 ging sie nach Wien zurück und wirkte an verschiedenen Theatern, seit 1947 gehört sie zum Ensemble des berühmten "Burgtheaters"1), dessen Ehrenmitglied sie seit dem Jahr 2000 war. Darüber hinaus gab die Schauspielerin zahlreiche Gastspiele, beispielsweise am "Deutschen Schauspielhaus"1) in Hamburg oder wiederholt bei den "Salzburger Festspielen"1).
Zu ihren bedeutenden Bühnendarstellungen gehörten sowohl klassische als auch moderne Frauenfiguren, mit Titelrollen wie in Schillers "Die Jungfrau von Orleans"1) und "Maria Stuart"1) oder in "Elektra" von Hugo von Hofmannsthal1) zählt Judith Holzmeister zu den bedeutenden deutschsprachigen Theaterdarstellerinnen unserer Zeit. Als Shakespeare-Interpretin brillierte sie beispielsweise mit der Figur der Titania in "Ein Sommernachtstraum"1), als Olivia in "Was ihr wollt"1) und als Beatrice in "Viel Lärm um nichts"1), gab die Prinzessin von Eboli in Schillers "Don Karlos"1) ebenso beeindruckend wie die "beinlose" Gute in Claus Peymanns1) Uraufführung (29.06.1970) des Stücks "Ein Fest für Boris" von Thomas Bernhard1) am "Deutschen Schauspielhaus"1) in Hamburg → www.zeit.de. Weitere wichtige Rollen waren unter anderem die Elmire in Moličres "Tartuffe"1), die Frau Miller in Schillers "Kabale und Liebe"1), die Margarete von Parma in Goethes "Egmont"1), die Klytaimestra1) in der "Orestie"1) des Aischylos, die Iokaste in "Ödipus auf Kolonos"1) von Sophokles, aber auch die Celia Peachum in Brecht/Weills "Die Dreigroschenoper"1) – um nur einiges zu nennen. 

Judith Holzmeister um 1965
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Alfred Cermak → Bildarchiv Austria; Datierung: um 1965
© Alfred Cermak/ ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 120/24)

Judith Holzmeister um 1965; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Alfred Cermak; Datierung: um 1965; Copyright Alfred Cermak/ ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 120/24)
"Salzburger Festspiele" 1948, Judith Holzmeister als Janthe; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Körperschaft: United States Information Service1) (USIS); Copyright ÖNB Wien/USIS; Bildarchiv Austria (Inventarnummer US 20.335) Das Salzburger Festspielpublikum erlebte Judith Holzmeister in folgen Aufführungen:
(Fremde Links: Wikipedia; R = Regie)

Foto: "Salzburger Festspiele" 1948, Judith Holzmeister als Janthe
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Körperschaft: United States Information Service1) (USIS)
© ÖNB Wien/USIS; Bildarchiv Austria (Inventarnummer US 20.335)

Anlässlich des 80. Geburtstages der großen Mimin schrieb Roland Koberg, Theaterkritiker, Kulturredakteur und Dramaturg, in der "Berliner Zeitung" am 14.02.2000 unter anderem: Judith Holzmeister, die man die schönste Frau der Burg nannte, ist eine in jeder Hinsicht klassische Schauspielerin. Die Tochter des Architekten Clemens Holzmeister, dem Erbauer des Salzburger Festspielhauses, die einmal mit Curd Jürgens verheiratet war, hat praktisch jede starke Frau des klassischen Repertoires gespielt, und man könnte nach ihrem Rollenverzeichnis einen altmodischen Lehrplan erstellen: Aischylos, Euripides, Shakespeare, Lessing, Schiller, Grillparzer Fast alles am "Burgtheater", weil man im Verständnis ihrer Schauspielergeneration es höher ohnehin nicht bringen konnte. Gastiert hat sie nur, wenn sie sich an der "Burg" nicht angemessen eingesetzt fühlte: eine Drohung an den jeweiligen Direktor. Virtuos im Sprechen und Rhythmisieren, haftet ihr doch aus heutiger Sicht etwas Kühles, Herbes, Unnahbares an. Einnehmend im Sinne von süßlich ist sie nicht, eher eine Unterwerferin, der man sich im besten Falle gerne beugt.

Auch auf der Leinwand und im Fernsehen konnte man sporadisch das facettenreiche Spiel der Schauspielerin bewundern: Erstmals stand sie für Luis Trenkers historisches Drama "Der Feuerteufel"1) (1940) vor der Filmkamera und spielte als Partnerin Trenkers die weibliche Hauptrolle der Maria Schmiederer, bei dem von Alfred Stöger1) inszenierten Operetten-Lustspiel "Triumph der Liebe"1) (1947, nach der Komödie des Aristophanes "Lysistrata"1)) stand ihr O. W. Fischer als Agathos zur Seite. In Willi Forsts heiterem Unterhaltungsstreifen "Wiener Mädeln"1) (1944/45, UA: 19.08.1949), der Geschichte eines berühmten Walzers und seines österreichischen Komponisten Carl Michael Ziehrer1) (1843 – 1922), dargestellt von Willi Forst, mimte sie das Hofratstöchterchen Klara, in "Eroica"1) (1949), der filmischen Biografie über den Komponisten Ludwig van Beethoven1), erlebte man sie als junge Adlige Giulietta Guicciardi1) (1784 – 1856), in die Beethoven, gespielt von Ewald Balser, sich unsterblich verliebt haben soll und der er die "Mondschein-Sonate"1) widmete. Wenig später präsentierte sie sich in Curd Jürgens' Regiedebüt bzw. Krimi "Prämien auf den Tod"2) (1950), 1952 sah man sie – erneut zusammen mit Curd Jürgens – in dem Melodram "Haus des Lebens"1), in Wolfgang Liebeneiners amüsant ironischem Science-Fiction-Film "1. April 2000"1) sowie in Kurt Hoffmanns Verwechslungskomödie "Musik bei Nacht"1) (1953). In einer Aufzeichnung aus dem "Burgtheater" erschien 1955 Goethes "Götz von Berlichingen"1) (Rolle: Adelheid von Walldorf) als Filmversion, ebenso wie Schillers "Wilhelm Tell"1) (1956; Rolle: Berta von Bruneck) jeweils mit Ewald Balser in der Titelrolle, gefolgt von "Maria Stuart"1) (1959, Titelrolle) und "Don Carlos"1) (1960; Rolle: Prinzessin von Eboli). In dem von Willi Forst mit unter anderem Adrian Hoven, Attila Hörbiger und sich selbst in Szene gesetzten  romantischen Heimatstreifen im altösterreichischen Militärmilieu mit dem Titel  "Kaiserjäger"1) (1956) mimte sie die Gräfin Valerie Hardberg.
Zu Judith Holzmeisters Präsenz im Fernsehen zählten hauptsächlich Adaptionen von Bühnenwerken wie beispielsweise Eugene O'Neills "
Fast ein Poet"3) (1961), Sartres "Kean"3) (1963), Schillers "Kabale und Liebe"2) (1965) oder Jean Anouilhs "Die Wilde" (1968). Man sah die Charakterdarstellerin zusammen mit Wolfgang Büttner, Lil Dagover und Ernst Fritz Fürbringer in der Literaturverfilmung "Memento Mori"3) (1975, nach dem Roman von Muriel Spark1)) sowie als Gräfin in einer Folge des 6-teiligen TV-Dramas "Die Alpensaga"1) (1976). Für Regisseur Axel Corti1) verkörperte sie die Kaiserin Elisabeth1) und Mutter der von Elisabeth Augustin1) dargestellten Maria Theresia1) in dem historischen Stück "Wie der Mond über Feuer und Blut"1) (1985) mit dem Untertitel "Das erste Regierungsjahr Maria Theresias". Als Schauspielerin trat sie zuletzt trat sie in Xaver Schwarzenbergers Komödie "Lovers"1) (1995) auf dem Bildschirm in Erscheinung und mimte als Lydika die Mutter von Lavinia Turnau (Michaela May1)).
2006 sah man Judith Holzmeiser dann noch einmal in dem Dokumentarfilm "Das Leben – ein Theater" über das "Hilde-Wagener-Künstlerheim"1): "Einst k.-u.-k.-Militär-Genesungsheim in Baden1) bei Wien, vermittelt das "Hilde-Wagener-Künstlerheim" mit seinen 30 Einzelzimmern und vier Appartements auch heute noch das Flair der Jahrhundertwende. Die Bewohner sind pensionierte Künstler, die in dem von Lotte Tobisch1) schwungvoll geführten Haus liebevoll und familiär betreut werden. Hin und wieder schwelgen sie in ihren glanzvollen Bühnenerinnerungen. Barbara Weissenbeck porträtiert eine Gruppe pensionierter Künstler im Alter zwischen 67 und 102 Jahren, die gemeinsam im "Hilde-Wagener-Künstlerheim" leben." (Quelle: ORF/3sat) → Übersicht Filmografie

Judith Holzmeister, die Kammerschauspielerin und "Grande Dame" des Burgtheaters, wurde für ihre herausragenden schauspielerischen Leistungen mehrfach ausgezeichnet, unter anderem verlieh man ihr 1973 die "Kainz-Medaille"1), 1991 erhielt sie als erste Trägerin den "Liselotte-Schreiner-Ring"1). Die Burgschauspielerin starb am 23. Juni 2008 im Alter von 88 Jahren in Baden bei Wien. Sie wurde am 11. September 2008 auf der Wiener "Burgtheaterstiege" (Volksgartenseite) verabschiedet, nach der Tradition einmal um das Haus getragen und anschließend in der Feuerhalle Simmering1), die ihr Vater entworfen hatte, eingeäschert. Ihre Urne ist auf dem Wiener "Zentralfriedhof"1) in einem Ehrengrab der Stadt Wien (Gruppe 33G, Nummer 40) beigesetzt.4) → Foto der Grabstelle bei knerger.de
Die damalige österreichische Kulturministerin Claudia Schmied1) würdigte die Leistungen der Kammerschauspielerin unter anderem mit den Worten "Judith Holzmeister stand im Rampenlicht, sie suchte es jedoch nie. Für sie bedeutete die Kunst alles, nicht aber das gekünstelte Leben. Durch ihren Tod verliert Österreich eine große Künstlerin und ein Vorbild für alle." Für Franz Morak1), Schauspieler und ÖVP-Politiker, war mit Judith Holzmeister "eine Schauspielerin von uns gegangen, die österreichische Theatergeschichte geschrieben hat und die Tradition des Burgtheaters maßgeblich mitgeprägt hat. Die Sprache ist das zentrale Mittel des Theaters. Das hat Judith Holzmeister mit ihrer großen Persönlichkeit und Konsequenz vorgelebt. Ihr Glaube an das Theater war bis zu letzt ungebrochen, was sie nicht nur ihren Kollegen, sondern auch ihren Direktoren und Regisseuren eindrucksvoll vermittelt hat".
 
Die Künstlerin war in erster Ehe von 1947 bis 1955 mit dem Filmstar Curd Jürgens (1915 – 1982) verheiratet, nach ihrer Scheidung ehelichte sie 1959 Schauspielerkollegen Bruno Dallansky1); die gemeinsame Tochter Domenica wurde 1960 geboren. Bruno Dallansky starb 79-jährig, nur wenige Wochen nach seiner Frau, am 5. August 2008.
Seit 2016 erinnert im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing1) der "Judith-Holzmeister-Weg" an die gefeierte Schauspielerin.
Siehe auch Wikipedia sowie den Nachruf bei wien.orf.at
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Die Krimihomepage
4) Quelle: Wikipedia (abgerufen 12.04.2019)
  
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
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