Übersicht (Auswahl) Theater / Film / Hörspiel
Hansjürgen Hürrig zählt zu den Schauspielern, dessen Gesicht dem Zuschauer durch zahlreiche TV-Produktionen vertraut, sein Name jedoch auf Anhieb nicht präsent ist. Geboren wurde er am 22. Oktober 1944 in Dresden und wuchs auch dort auf. Bevor er sich für "die Bretter, die die Welt bedeuten" entschied, hatte er eine Ausbildung als Maler absolviert. 1969 ging der Sachse an die "Staatliche Schauspielschule Berlin" (heute "Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin"1)) und erwarb sich dort bis 1972 sein darstellerisches Rüstzeug. Ein erstes Engagement erhielt er anschließend zur Spielzeit 1972/73 am "Landestheater Halle", wenig später wechselte er nach Potsdam an das "Hans Otto Theater"1), dessen Ensemble er bis 1982 angehörte und sich mit Rollen in Klassikern sowie Stücken der Moderne als wandlungsfähiger Charakterdarsteller profilieren konnte. Eine weitere Station wurde danach in Berlin das "Maxim-Gorki-Theater"1), hier fand er für die kommenden 16 Jahre eine künstlerische Heimat, bis er 1998 die renommierte Bühne verließ und sich nicht mehr fest an ein Haus band → Auswahl zum Theater-Wirken siehe hier.
Seit den 1970er Jahren steht Hürrig vor der Kamera und wurde schon zu DDR-Zeiten einem breiteren Publikum vor allem durch zahlreiche Fernsehfilme bekannt, in denen er immer wieder mit Hauptrollen auf sich aufmerksam machte. Wiederholt trat er in den beliebten Krimireihen "Polizeiruf 110"1) und "Der Staatsanwalt hat das Wort" in Erscheinung, in nachhaltiger Erinnerung ist er unter anderem mit der Figur des Großknechts Ole Peters und Rivale von Hauke Haien (Sylvester Groth1)) in der Theodor Storm-Adaption "Der Schimmelreiter"1) (1984) geblieben. Auch sein Aufrührer Johann Hull in "Der Aufstand der Fischer von St. Barbara"2) (1988) fand Beachtung, von Thomas Langhoff1) werkgetreu gedreht nach der gleichnamigen Erzählung von Anna Seghers1). Eine tragende Rolle hatte er zudem in dem von Jurij Kramer in Szene gesetzten Drama "Stunde der Wahrheit"1) (1988), hier mimte er den Restaurator Dr. Dieter Weinberger, der nach dem tödlichen Unfall seiner geschiedenen Frau und deren Lebensgefährten vor eine schwierige Entscheidung gestellt wird, da drei Kinder zurückbleiben, von denen nur eines Weinbergers leibliches Kind ist  → fernsehenderddr.de.
Nach der so genannten "Wende" blieb Hürrig ein gefragter Darsteller, man sah ihn weiterhin mehrfach beim "Polizeiruf 110" sowie beim "Tatort"1) oder mit Episodenrollen in verschiedensten Serien.
Zum Dauergast auf den heimischen Bildschirmen wurde er seit 1999 mit der Figur des Oberstaatsanwaltes Dr. Klaus Dieter Mehlhorn in dem Quotenrenner "Bella Block"1) mit der von Hannelore Hoger gespielten eigenwilligen Kommissarin. Als am 24. März 2018 mit "Am Abgrund"1) die letzte Folge auf Sendung ging, musste man sich auch von Hansjürgen Hürrig verabschieden – Mehlhorn wurde durch einen Bombenanschlag getötet, bevor er Bella Block wegen eines brisanten Falles ins Vertrauen ziehen konnte → tittelbach.tv.

Portrait Hansjürgen Hürrig erstellt von Heike Steinweg
Urheber: Heike Steinweg (www.heikesteinweg.de); Lizenz: CC BY-SA 4.0
Quelle: Wikimedia Commons von management-ramonamohren.de

Portrait Hansjürgen Hürrig erstellt von Heike Steinweg; Urheber: Heike Steinweg (www.heikesteinweg.de); Lizenz: CC BY-SA 4.0; Quelle: Wikimedia Commons von management-ramonamohren.de
Mitunter musste der Mann mit dem Charakterkopf in Uniform schlüpfen, sei es als früherer NVA-Hauptmann Guido Welz in der "Polizeiruf 110"-Folge "Blue Dream – Tod im Regen"1) (1993), als Oberfeldwebel Möbius in dem Thriller "Die dunkle Seite"3) (2008) oder als Generalleutnant Gerber in dem Zweiteiler über den Widerstand 1989 in der DDR mit dem Titel "Wir sind das Volk – Liebe kennt keine Grenzen"1) (2008). Aufmerksamkeit erregte er als Stasi-Generalleutnant Günther Gaucke in der preisgekrönten Serie "Weissensee"1), deren erste Staffel seit dem dem 14. September 2010 zur Ausstrahlung gelangte. Ab 17. September 2013 bzw. 29. September 2015 folgten jeweils sechs weitere Geschichten um das Schicksal der Familien Kupfer und Hausmann im Ost-Berlin des Jahres 1987 (2. Staffel) sowie dem Fall der Mauer bis Januar 1990 (3. Staffel). Die 4. Staffel, angesiedelt in der "Nach-Wende"-Zeit bzw. zwischen dem Mauerfall und der Wiedervereinigung, wurde zwischen dem 8. und 10. Mai 2018 zu je zwei Doppelfolgen ausgestrahlt. Der Ex-Stasi-Offizier Gaucke, lange Vorgesetzter von Hans Kupfer (Uwe Kockisch) und dessen Sohn Falk (Jörg Hartmann1)), will sich mit der neuen politischen Situation nicht abfinden und intrigiert gegen Hans Kupfer mit dem Ziel das Parteivermögen der SED zu sichern → www.daserste.de.
 
Dass Hürrig Personen der Zeitgeschichte Kontur zu verleihen wusste, bewies er als der durch die Hexenverfolgungen bekannt gewordene italienische Kardinal Francesco Albizzi1) in der Folge "Scheiterhaufen"4) aus der Doku-Reihe "Hexen – Magie, Mythen und die Wahrheit"4) (2004) oder als Diktator Josef Stalin1) in dem Zweiteiler über die Berliner Luftbrücke1) mit dem Titel "Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei"1) (2005). In "Der geheimnisvolle Schatz von Troja"1) (2007), einem Zweiteiler über den Forscher und Archäologen Heinrich Schliemann1), überzeugte er als Mediziner Rudolf Virchow1), in "Napoleon und die Deutschen"1) (2008) aus der Doku-Reihe "Die Deutschen"1) als preußischer Staatsmann Freiherr vom Stein1).
Seit Ende der 1990er Jahre zeigte sich Hürrig wiederholt beim "Tatort", hatte man ihn gerade Mitte April 2018 mit dem eher kleinen Part des Theodor Pflüger, ehemaliger Gymnasiallehrer und Leiter einer rechtsextremen Gruppe bzw. Vater der in den Fall verwickelten Gudrun Leitner (Ursula Strauss1)), in dem Franken-Tatort1) mit dem Titel "Ich töte niemand"1) (EA: 15.04.2018) erlebt, sah man ihn rund einen Monat später erneut in einer spannenden Story: In "Familien"1) (EA: 06.05.2018) mit dem eingespielten Kölner Ermittler-Duo Freddy Schenk (Dietmar Bär1)) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt1)) überzeugte er als renommierter Wirtschaftsanwalt Rainer Bertram, dessen Enkelin (vermeintlich) entführt wurde und den ein lange gehütetes Familiengeheimnis einholt → tittelbach.tv. Am 3. September 2018 zeigte das ZDF den Krimi "Lotte Jäger und die Tote im Dorf" mit Silke Bodenbender1) als Sonderermittlerin der Potsdamer Mordkommission für ungelöste Altfälle Lotte Jäger und Hürrig als pensioniertem Kriminalhauptkommissar Konrad Dahlke, der dafür sorgt, dass die LKA-Beamtin nach 16 Jahren den Mord an einer jungen Frau neu aufrollt → tittelbach.tv.
Der zweiteilige ZDF-Politthriller "Der Mordanschlag"5) über eine junge Frau (Petra Schmidt-Schaller1)), die in die Fänge des RAF-Terrorismus gerät und in das Attentat auf den Treuhand-Chef Hans-Georg Dahlmann (Ulrich Tukur1)) verwickelt ist, ging am 05./07.11.2018 auf Sendung; Hürrig sah man mit der kleinen Rolle des (fiktiven) Innenministers Fahrenberg. Der von Miguel Alexandre1) in Szene gesetzte brisante Stoff orientierte sich an der realen Ermordung des Treuhandchefs Detlev Karsten Rohwedder am 1. April 1991 durch die RAF1). Neuerdings hat Hürrig in der ZDF-Krimireihe "Unter anderen Umständen"1) mit der Kriminalkommissarin Jana Winter (Natalia Wörner1)) und deren Ermittlerteam als Kriminaldirektor Dr. Bernd Fabian eine neue Aufgabe gefunden, erstmals spielte er diese Nebenrolle in der Story "Das Geheimnis der Schwestern"1) (EA: 19.02.2018), gefolgt von "Im finsteren Tal"1) (EA: 18.03.2019), "Über den Tod hinaus"1)(EA: 02.03.2020) und "Lügen und Geheimnisse"1) (EA: 23.11.2020); noch ohne Sendetermin sind die Folgen "Für immer und ewig" (AT) und "Darknet".

Eine prägnante Rolle spielte Hürrig in der tragisch-komischen ZDF-Geschichte "Mit der Tür ins Haus"5) (EA: 02.05.2019): Überraschend stehen die Eltern der geschiedenen und alleinerziehend  Nora (Chiara Schoras1)) vor der Türe und Nora glaubt an einen spontanen Besuch. Doch Wolfgang und Hanne Kaffenberg (Hansjürgen Hürrig, Ruth Reinecke1)) haben inzwischen ihre kleine Pension auf Island verkauft, sind hoch verschuldet und wollen nun in Deutschland bleiben, rücken jedoch nicht mit der Wahrheit heraus. Langsam erkennt Nora, dass etwas nicht stimmt, wird zudem mit den Symptomen einer beginnenden Demenz ihres Vaters konfrontiert. "Mit der absehbaren Pflegebedürftigkeit des Vaters wird immerhin ein ernstes Thema angeschnitten, zumal Hansjürgen Hürrig die entsprechenden Szenen sehr anrührend spielt." meint tittelbach.tv. Nach der gleichnamigen Erzählung von Siegfried Lenz1) entstand der ambitionierte, durchaus spannende TV-Film "Der Anfang von etwas"5) (EA: 03.10.2019) mit Ina Weisse1) als eine Frau, die sich nach langer Zeit absolut sicher ist, dass ihr für tot erklärte Ehemann Harry Hoppe (Juergen Maurer1)) noch lebt; Hürrig sah man mit der kleinen Nebenrolle des Malte Hoppe, bärbeißiger Schwiegervater der Protagonistin bzw. Meteorologin Anne Hoppe. Ebenfalls einen kleineren Part übernahm er in dem ersten "Erzgebirgskrimi"4) mit dem Titel "Der Tote im Stollen"5) (EA: 09.11.2019) und spielte den einsam lebenden Bauern bzw. Wilderer Johannes Borchert, der den Ermittlern, dem Dresdner Hauptkommissar Ralf Adam (Stephan Luca1)) und dessen Assistentin Karina Szabo (Lara Mandoki1)) erst recht spät einen entscheidenden Hinweis zum Täter gibt. In dem beachtenswerten Fernsehspiel "Das Geheimnis der Freiheit"1) (EA: 15.01.2020), mit dem eine Facette aus dem Leben des von Sven-Eric Bechtolf1) dargestellten Krupp-Managers Berthold Beitz1) (1913 – 2013) thematisiert wurde, hatte Hürrig einen kurzen Auftritt. Beitz beauftragt den von Edgar Selge gespielten Historikers Golo Mann1) (1909 – 1994), ein Buch über den verstorbenen Krupp-Chef Alfried Krupp von Bohlen und Halbach1) (1907 – 1967) zu schreiben und wird im Laufe von Manns Recherchen immer wieder von den "Geistern" der schrecklichen NS-Vergangenheit gequält wird. Unter anderem trifft er auf den Maler Mathias Padua1) (Hürrig), der in der Zeit des Nationalsozialismus1) als Künstler ausgesprochen erfolgreich war. In der Folge "Verzockt"4) (EA: 20.11.2020) aus der Krimiserie "Die Chefin"1) kam Hürrig (grandios) als der verbitterte Vater des Entführungsopfers daher → Übersicht TV-Produktionen.
  
Der Kinofilm spielt eine eher untergeordnete Rolle im filmischen Schaffen von Hansjürgen Hürrig. Sein Leinwanddebüt hatte er mit dem kleinen Part eines Matrosen in dem DEFA-Streifen "Looping"6) (1975) gegeben, es folgten unter anderem Auftritte in dem Krimi "Einer muß die Leiche sein"1) (1978) und dem Drama "Solo Sunny"1) (1980). In "Novalis – Die blaue Blume"6) (1995) zeigte er sich als Vater des Protagonisten Novalis1) (= Friedrich von Hardenberg), in Kerstin Ahlrichs' Spielfilmdebüt "Sieh zu, dass du Land gewinnst"1) (2006) als Bauer Martin Hoffmann bzw. Vater von Nike (Anna Maria Mühe1)). Hermine Huntgeburth1) betraute ihn mit der kleinen Rolle des Herrn von Rasenapp in ihrer Theodor Fontane-Verfilmung "Effi Briest"1) (2009), als Existenzgründerberater tauchte er in der von Doris Dörrie1) gedrehten Komödie "Die Friseuse"1) (2010) auf → mehr Filmografie.
Recht umfangreich sind Hürrigs Arbeiten als Sprecher, seit Mitte der 1970er Jahre bereichert er das Ensemble zahlreicher Hörspiele; eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier. Im Synchronstudio stand Hürrig ebenfalls wiederholt vor dem Mikrofon, lieh unter anderem Adriano Celentano in "Der gezähmte Widerspenstige"1) (1980), Lee Marvin in "Stadt in Angst"1) (1955; 2. Synchro 1986) oder Douglas Sheldon in "Schneewittchen"1) (1987) seine Stimme  → www.synchronkartei.de
 
Hansjürgen Hürrig wurde im Laufe seiner Karriere für seine darstellerischen Leistungen mehrfach ausgezeichnet, zu nennen sind der "Fontane-Preis"1), der "Goldene Lorbeer" des "Deutschen Fernsehfunks"1) (DFF) sowie der "Kritikerpreis der Berliner Zeitung"1) , den er drei Mal erhielt.
Der Schauspieler lebt in der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam.

Quellen: "Lexikon der DDR-Stars"*), Wikipedia; siehe auch
Hansjürgen Hürrig bei der Schauspieler-Agentur Management Ramona Mohren
*) "Lexikon der DDR-Stars" von F.-B. Habel und Volker Wachter (Ausgabe 1999, S. 147)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) fernsehenderddr.de, 3) prisma.de, 4) fernsehserien.de, 5) tittelbach.tv, 6) filmportal.de
Stand März 2021
   
Theater-Wirken (Auszug)
Quellen (unter anderem): Wikipedia sowie www.gorki.de
Spielzeit: 1981–1990 1991–2000
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), fernsehenderddr.de, tls.theaterwissenschaft.ch;
R = Regie, UA = Uraufführung, EA = Erstaufführung, P= Premiere)
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links:  filmportal.de, Wikipedia, fernsehenderddr.de, 
fernsehserien.de, prisma.de, tittelbach.tv)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Link: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia) 
 
Hansjürgen Hürrig (als Ludger) und Udo Kroschwald (als Jochen) sprechen in "Die Frau im Netz"; mit freundlicher Genehmigung des Fotografen Sandro Most; Copyright Sandro Most
Hansjürgen Hürrig (r. als Ludger, Besitzer der örtlichen Salatfarm)
und Udo Kroschwald (l. als Jochen)
sprechen in dem Krimi "Die Frau im Netz" von Matthias Wittekindt
Deutschlandradio (EA: 07.12.2009)
Mit freundlicher Genehmigung des Fotografen Sandro Most; © Sandro Most
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