Der Schauspieler Arthur Kraussneck (auch Kraußneck) wurde am 9. April 1856 als Arthur Müller im
ostpreußischen Ballethen (heute: Sadowoje/Ballethen, Russische
Föderation) geboren; später nahm er den Mädchennamen seiner Mutter als
Künstlernamen an. Der Sohn des Gutsbesitzers Gustav Müller und dessen
Gattin (einer geborenen Kraussneck), besuchte das Gymnasium in Königsberg,
nahm als Heranwachsender außerdem dramatischen Unterricht. Sein
Theaterdebüt gab er ca. 1874 bei einer mecklenburgischen Wanderbühne, der
"Bredeschen Theatergesellschaft", nach Stationen in Stettin und Königsberg
kam er zur Spielzeit 1880/81 an das "Hoftheater
Meiningen"1) (Thüringen), wo er am 11. Februar 1880
erstmals als Schillers "Wilhelm Tell" auftrat. In Meiningen
interpretierte er weitere große klassische Heldenfiguren, so unter anderem
Kleists "Prinz von Homburg", den Heinrich von Navarra in
Albert Lindners "Die Bluthochzeit", den Karl Moor in Schillers "Die Räuber", den Brutus in
Shakespeares "Julius Caesar" und den Leontes in Shakespeares "Das Wintermärchen".
Außerdem nahm an Gastspielreisen der Meininger nach Düsseldorf, Leipzig und Graz teil.*)
Kraussneck hielt es in seinen Anfängen nicht lange an einem Theater, schon nach einer Spielzeit ging er von Meiningen nach Karlsruhe an das "Hoftheater", um dann 1884 nach Berlin zu wechseln, wo er zunächst am "Deutschen Theater"1) und am "Berliner Theater"1) (ab 1889) wirkte. Schließlich fand er zwischen 1894 und 1930 seine künstlerische Heimat am "Königlichen Schauspielhaus", das nach dem Ende der Monarchie im Oktober 1919 in "Preußisches Staatstheater"1) umbenannt wurde. Auch in Berlin glänzte er wieder mit seiner Paraderolle des "Wilhelm Tell", gestaltete weitere große klassische Helden. So als Schiller-Interpret den "Wallenstein" und den Franz Moor in "Die Räuber", Lessings "Nathan der Weise" oder den "Julius Caesar" in Shakespeares gleichnamiger Tragödie. Am "Preußischen Staatstheater" zeigte sich der inzwischen über 60-Jährige mit prägnanten Figuren des klassischen Theaters, verkörperte unter anderem am 12. Dezember 1919 den bejahrten Freiherrn von Attinghausen in der Einstands-Inszenierung von Intendant Leopold Jessners skandalträchtigen Aufführung des "Wilhelm Tell", neben Albert Bassermann in der Titelrolle und Fritz Kortner als Reichsvogt Gessler. Während der Jessner-Ära waren es weiterhin die Schiller-Dramen, die Kraussneck mit seinem brillanten Spiel bereicherte, so als greiser Doge Andrea Doria in "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua" (1921), als Herzog von Medina in "Don Karlos" (1922/1929), als Werner Stauffacher in "Wilhelm Tell" (1923) oder als Gordon in "Wallensteins Tod" (u.a. 1924). Er interpretierte Shakespeares Lodovico in "Othello" (1921), den Duncan in "Macbeth" (1922) und den Schauspielerkönig in "Hamlet" (1926), den Knecht Gottschalk in Kleists "Das Käthchen von Heilbronn" (1923) und den Obrist Kottwitz in "Prinz Friedrich von Homburg" (1925), ebenfalls von Kleist. Weitere glanzvolle Auftritte hatte er beispielsweise als preußischer Generalfeldmarschall Blücher in "Napoleon oder Die hundert Tage" (1922) von Christian Dietrich Grabbe und als blinder Seher Teiresias in "König Ödipus" (1929) von Sophokles. Zu seiner letzten große Rollen zählten der Kaiser Maximilian in Goethes "Götz von Berlichingen" (1930), danach beendete Kraussneck seine beeindruckende Bühnenkarriere; lediglich im Prolog von Goethes "Faust I" trat er 1932 noch einmal als Gottvater (Der Herr) in Erscheinung. Kraussneck war "ein herausragender Sprecher und Gestalter, ein breiter Humorist und ein schlichter Tragiker"3), galt als einer der letzten großen Sprechkünstler, dessen schauspielerische Stärke in seiner Würde lag. Nur wenige Male zeigte er sich in zeitgenössischen Stücken, so bereits 1889 als Pastor Manders in einer von Hans Meery in Szene gesetzten Aufführung von Ibsens "Gespenster" des Theatervereins "Freie Bühne" am Berliner "Lessingtheater", u.a. mit Marie Schanzer1) (Marie von Bülow) als Helene Alving und Agnes Sorma1) als Regine. Am "Preußischen Staatstheater" verkörperte er diese Figur noch einmal 1919 in einer Inszenierung von Eckart von Naso mit Mathilde Sussin als Helene Alving, mit der er auch 1892 am "Berliner Theater" in Ibsens "Nora" als Advokat Torvald Helmer auf der Bühne gestanden hatte.
Danach wirkte Kraussneck nur noch in drei Stummfilm-Produktionen mit, nach der Komödie "Das Mädchen mit den fünf Nullen"1) (1927) trat er in dem von Friedrich Fehér in inszenierten zweiten Teil um "Maria Stuart" (1927; mit der österreichischen Stummfilmdiva und Fehér-Ehefrau Magda Sonja1) in der Titelrolle) als Burgherr bzw. Vater des Duke of Norfolk1) (Eberhard Leithoff) auf; Leopold Jessner hatte übrigens zusammen mit Fehér das Drehbuch geschrieben. Kraussnecks letzte Arbeit für das Kino war Hans Kysers Biografie "Luther Ein Film der deutschen Reformation" (1928) mit der Figur des Theologen Johann von Staupitz1), an der Seite des den Reformator Martin Luther1) verkörpernden Eugen Klöpfer. Nach seinem Abschied von der Bühne hatte sich Kraussneck, bei dem unter anderem Victor Barnowsky1) (1875 1952), Georg Kiesau6) (1881 1940) und Annemarie Steinsieck1) (1889 1977) Schauspielunterricht nahmen, ins Privatleben zurückgezogen. Anlässlich seines 80. Geburtstages notierte die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ, 23.04.1936, Morgenausgabe, Nr. 689) unter anderem: "Er ist nie ein Star gewesen und stand doch immer in der ersten Reihe. Ja, man darf ihn getrost den besten Sprecher der deutschen Bühne nennen. Wer je von ihm die Stimme des Herrn im Prolog zum Faust gehört hat (in der Aufführung vom 02.12.32), wird den Klang dieser Stimme allgütig und allweise nicht wieder vergessen. Und wer je von ihm die Worte des sterbenden Attinghausen gehört hat, mit denen er den Anbruch einer neuen Zeit verkündet, der hat edelste Sprechkunst vernommen. Je mehr diese dem Schauspielergeschlecht von heute verloren zu gehen droht, desto heller strahlt Arthur Kraußneck, fast ein Mythos schon, in die Gegenwart hinein."7) Auf alten Schellack-Platten ist seine Stimme bis heute erhalten, so rezitiert er auf den Veröffentlichungen der Marke "Gnom" (zwischen den Bestellnummern 87 und 97) etwa 12 Gedichte für Kinder von Wilhelm Hey1) (1789 1854), wie z. B. "Knabe und Hündchen", "Vogel am Fenster", "Storch" oder "Schwan und Kind" → gedichte.xbib.de; einige dieser historischen Tonträger befinden sich im "Deutschen Musikarchiv"1) (DMA) in Leipzig. Der legendäre Heldendarsteller und Hofschauspieler Arthur Kraussneck, der Jahrzehnte zur ersten Riege der deutschsprachiger Theater-Szene des späten 19. bzw. frühen 20. Jahrhunderts gehörte, starb am 21. April 1941 in Berlin nur wenige Wochen nach seinem 85. Geburtstag. |
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Quelle (unter anderem*)): Wikipedia,
Volker Wachter1)8),
www.cyranos.ch Siehe auch Deutsche Biographie |
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Fremde Links: 1) Wikipedia, 5) Murnau Stiftung, 6) www.staatsschauspiel-dresden.de Weitere Quellen: *) www.museum-digital.de, 3) www.museum-digital.de, 4) www.cyranos.ch 7) horst-schroeder.com: NZZ (23.04.1936, Morgenausgabe, Nr. 689) 8) Volker Wachter: "Meininger Schauspieler und der Film" (PDF-Dokument, S. 5) Lizenz Foto Arthur Kraussneck (Urheber: Unbekannt; vermutlich Verlag Hermann Leiser (Berlin-Wilmersdorf)): Die Schutzdauer für das von dieser Datei gezeigte Werk ist vermutlich nach den Maßstäben des deutschen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher vermutlich gemeinfrei. |
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