Filmografie / Hörspiel
Wer kennt ihn nicht, Deutschlands berühmtesten Lottogewinner, den Rentner Erwin Lindemann, der in 66 Jahren nach Island fährt, dort einen Gewinn von 500.000 DM macht und dessen Tochter mit dem Papst eine Herren-Boutique in Wuppertal eröffnet … Der legendäre Loriot-Sketch "Der Lottogewinner"1) mit Heinz Meier in der Rolle des Erwin Lottemann, ääh Lindemann, gehört zu den Klassikern des Humors, mit vielen weiteren Figuren tauchte Meier in zahlreichen anderen unvergessenen Szenen des großen Vicco von Bülow (1923 – 2011) alias Loriot auf. Sei es als Ober, der eine "Kalbshaxe Florida" serviert ("Schmeckt's?"), als Möbelpacker Finke, der "Mutters Klavier"1) bringt ("Ein Klavier, ein Klavier!“"), als Feuerwehrmann oder passionierter Skatspieler, als Walter Hoppenstedt, der mit einem befreundeten Ehepaar über einen Kosakenzipfel1) in Streit gerät oder in "Weihnachten bei Hoppenstedts"1) das Weihnachts-Chaos erlebt. Immer wieder spielte Heinz Meier die unterschiedlichsten Figuren, gehörte zum Stammpersonal der Loriot'schen Publikumserfolge, zeigte sich bis auf wenige Ausnahmen in fast allen Loriot-Sketchen. Sein Gesicht wurde bundesweit bekannt, doch viele denken automatisch eher an besagten "Erwin Lindemann" als an den Schauspieler, der diese Rolle so grandios verkörperte.
Heinz Meier wurde am 17. Februar 1930 im damals ostpreußischen Perwissau1) (heute Roschkowo), einem kleinen Ort in der Nähe von Königsberg1), geboren und wuchs auch dort auf. Er machte 1950 im badischen Müllheim1) sein Abitur, studierte anschließend bis 1956 an der "Albert-Ludwigs-Universität Freiburg"1) Literaturgeschichte und Geschichte des Mittelalters. Bereits als Student interessierte sich Meier mehr für das Theater und die Schauspielerei, nahm in Freiburg Unterricht bei Claus Günther und Kurt Hübner1) (1916 – 2007) und war beim Studentenkabarett "Das Trojanische Pferdchen" aktiv. 1953 gehörte er zu den Mitbegründern des Freiburger "Wallgraben-Theaters"1), dessen Leiter er ab 1957 viele Jahre lang zusammen mit Ingeborg Steiert war, die im April 1997 verstarb. Erst 2003 gab Meier diese Funktion an seine Nichte Regine Effinger ab, seit 2008 ist der Schauspieler Hans Poeschl Mitinhaber und leitet das Theater gemeinsam mit seiner Frau Regine Effinger.2) → wallgraben-theater.com.

Foto (auch Hintergrund) mit freundlicher Genehmigung des Wallgraben-Theaters
© www.wallgraben-theater.com

Heinz Meier
Das  "Wallgraben-Theater", eines der ältesten Privattheater Deutschlands, war bis zuletzt Heinz Meiers künstlerische Heimat, hier spielte er rund 200 Rollen, vor allem in modernen Theaterstücken. Neben Werken zum Teil noch unbekannter Autoren sind vor allem Schauspiele von Albert Camus1), Jean Cocteau1), Eugène Ionesco1), Samuel Beckett1) und Jean-Paul Sartre1) zu nennen, aber auch mit Kabarettprogrammen machte sich die kleine Bühnen einen Namen. Meier glänzte beispielsweise als Estragon in Becketts "Warten auf Godot", als Clov in Becketts "Endspiel"1) oder mit der Titelrolle in "Tagebuch eines Wahnsinnigen" nach der Erzählung "Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen"1) von Nikolai Gogol1). Man erlebte ihn als den Doktor in dem Drama "Der Ignorant und der Wahnsinnige"1) von Thomas Bernhard1), als pensionierten Buchhalter Fürchtegott Hofer in "Abendstunde im Spätherbst" nach dem gleichnamigen Hörspiel1) von Friedrich Dürrenmatt1) oder als der Rittmeister in dem Schauspiel "Der Vater"1) von August Strindberg1) – um nur einiges zu nennen. Meiers Theater war übrigens lange Jahre das einzige Ensemble, das Loriot-Sketche auf der Bühne spielen durfte, mehr als tausend Mal erfreute das Theater mit den legendären Sketchen das Publikum.
Zu den jüngeren Produktionen zählte das Bernhard Minetti zum 80. Geburtstag gewidmete Stück "Einfach kompliziert" (1986) von Thomas Bernhard, Meier gab hier grandios einen alten Schauspieler, der mit seiner Vergangenheit hadert. Die "Badische Zeitung" (05.04.2007) schrieb unter anderem: "Heinz Meier, der den alternden Schauspieler in der Wallgraben-Produktion verkörpert, tut genau dies. Der Bernhard-Kenner ist dabei so authentisch und in Mimik und Gestik so fein differenziert, dass es als Zuschauer schwer fällt, sich auf der Holzbank zu entspannen: Man könnte ja eine der kleinen und doch so präzise eingesetzten Handbewegungen verpassen, ein verschmitztes Lächeln, ein grimmiges Stirnrunzeln, ein kauziges Augenzusammenkneifen. Und dazu diese Sprache, die oft keine vollständigen Sätze braucht, um Atemlosigkeit, Erregung, Wut, Enttäuschung und Verletzung auszudrücken, um Alltäglichkeiten, Scham, Witz, Lebensfreude und Komik auszubreiten. Heinz Meier, Mitbegründer des Wallgraben-Theaters und langjähriger Prinzipal, schlüpft nicht einfach in eine Rolle: Der 77-Jährige ist dieser Schauspieler; es ist sein Abend!" → wallgraben-theater.com

Seit Mitte den 1960er Jahre übernahm Heinz Meier Aufgaben vor der Fernsehkamera, er trat in den von Peter Lilienthal1) in Szene gesetzten Stücken "Das Martyrium des Peter O'Hey"3) (1964) und "Seraphine oder Die wundersame Geschichte der Tante Flora" (1965) oder Tom Toelles1) zweiteiligen Dokumentation "Der Reichstagsbrandprozess" (1967) in Erscheinung. Als Anfang Februar 1967 die Loriot-Reihe "Cartoon"1) in der ARD erstmals über den Sender ging, war Heinz Meier ebenso wie in der späteren Reihe "Loriot I–VI"1) (1976–1978) mit von der Partie und zeigte sein komödiantisches Talent, und natürlich auch in den verschiedenen Loriot-Geburtstags-Specials. Selbstverständlich durfte Heinz Meier auch anlässlich der vom Fernsehen ausgestrahlten Gala zum 80. Geburtstag von Vicco von Bülow am 13.11.2003 neben alten Weggefährten wie Evelyn Hamann, Edgar Hoppe und Rudolf Kowalski nicht fehlen.
Viele weitere interessante Rollen, sei es in Krimi-Reihen wie "Tatort", "Der Kommissar", "Krimistunde" und "Ein Fall für Zwei" oder in populären Serien wie "Kara Ben Nemsi Effendi" (1975), wo er in der zweiten Staffel den Hamdi/Selim mimte, gehören zur TV-Filmografie des vielbeschäftigten Heinz Meier → Übersicht TV-Produktionen.
 
Auf der Kinoleinwand war Meier erwartungsgemäß in den beiden Loriot-Filmen "Ödipussi"1) (1988) und "Pappa ante Portas"1) (1991) mit dabei, sein Leinwanddebüt hatte er als der Kriminelle Sigi in dem Zeitbild "Tätowierung"1) (1967) von Regisseur Johannes Schaaf1) gegeben. Weitere Auftritte hatte er unter anderem in den Streifen "
Heimlichkeiten"1) (1968) und "Deine Zärtlichkeiten"1) (1969), als Vater Radunski tauchte er in Bruno Jonas' Satire "Wir Enkelkinder"1) (1992) auf. In Beziehungskomödie "Frau Rettich, die Czerni und ich"1) (1998) mimte er den Wirt eines Schnellimbisses Willi Burger. Nach längerer Zeit wirkte Meier mal wieder in einem Kinofilm mit und stand für Leander Haußmanns1) Komödie "Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus!"1) vor der Kamera, einem Remake des erfolgreichen Dramas "Lina Braake"1) von Bernhard Sinkel1) aus dem Jahre 1975 mit Lina Carstens, mimte neben Altstars wie Eva-Maria Hagen, Walter Giller, Nadja Tiller, Ralf Wolter und Ingrid van Bergen den Bertram Kubitschek; Kinostart war der 24. Dezember 2009. Ein letztes Mal sah man ihn als alten Opa in dem Kinderfilm "Rico, Oskar und die Tieferschatten"1), der erst nach Meiers Tod am 10. Juli 2014 Kinopremiere feierte → Übersicht Kinofilme.
Zudem war der Schauspieler ein gefragter Sprecher und wirkte in zahlreichen Hörspielen mit, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.

Heinz Meier war mit der Schriftstellerin Gisela Bonsels, einer Enkelin des Schriftstellers und geistigen Vaters der " Biene Maja", Waldemar Bonsels1) (1880 – 1952), verheiratet und lebte im Baden-Württembergischen Schliengen1) (Landkreis Lörrach), wo er am 21. Juli 2013 im Alter von 83 starb. Noch einen Monat vor seinem Tod hatte er Mitte Juni 2013 anlässlich des 60-jährigen Bestehens des "Wallgraben-Theaters" mit dem Stück "Ach was! Loriot!" auf der Bühne gestanden und einmal mehr positive Kritiken geerntet → wallgraben-theater.com.
1982 wurde Heinz Meier mit der "Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg"1) ausgezeichnet. 
Siehe auch Wikipedia sowie
die Nachrufe bei spiegel.de,
www.faz.net, tagesspiegel.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) Die Krimihomepage
2) Quelle: Wikipedia (abgerufen 16.02.2012)
    
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), Die Krimihomepage, filmportal.de,
fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de, tittelbach.tv)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia (deutsch/englisch), krimilexikon.de)

    
1970er Jahre 1980er Jahre 1990er Jahre ab 2000
1970er Jahre 1980er Jahre 1990er Jahre ab 2000
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de