Paul Richter ca. 1926 auf einer Künstlerkarte; Urheber: Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei Paul Richter wurde am 16. April 1889*) als Paul Martin Edward Richter und Sohn des Kaufmanns bzw. Exporteurs Rudolf Thomas Anton Richter sowie dessen Frau Franziska Elisabeth in der österreichischen Hauptstadt Wien geboren. Er besuchte eine Realschule, machte anschließend auf Wunsch seines Vaters eine kaufmännische Lehre, entschied sich dann jedoch für den Beruf des Schauspielers. Sein darstellerisches Rüstzeug erwarb er bei dem Burgschauspieler Max Arnau sowie am Wiener "Staatlichen Schauspielkonservatorium"1), sein Bühnendebüt gab er anschließend am Stadttheater im schlesischen Troppau1) (heute: Opava, Tschechien). Durch Vermittlung der legendären Rosa Albach-Retty (1874 – 1980) erhielt er dann ein Engagement am "Hoftheater Mannheim"1), wo er sich als jugendlicher Liebhaber und Bonvivant rasch einen Namen machte. Anschließend trat er Wien an den von Josef Jarno1) geleiteten Bühnen und am "Stadttheater" auf.
Richters Karriere wurde durch den 1. Weltkrieg unterbrochen, als Freiwilliger bei den "Kaiserjägern"1) kämpfte er in den Karpaten1), in Galizien1), Russland und Tirol. Zu einem Bergführerkurs abkommandiert, erwarb er sich zudem am Frontabschnitt Ortler/Königsspitze1) ein Diplom als Bergführer.

Paul Richter ca. 1926 auf einer Künstlerkarte;
Urheber: Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: Wikimedia Commons;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Nach Ende des 1. Weltkrieges wechselte Richter an das Wiener "Theater in der Josefstadt"1) und trat auch am "Neuen Wiener Stadttheater"1) auf, 1920 kam er nach Berlin, wo ihn der Produzent/Regisseur Fritz Freisler1) endgültig für den Film entdeckte. Sein Leinwanddebüt hatte Richter bereits bei der Wiener "Duca-Film" in den Stummfilmen "Sterbewalzer"1) (1914) und "Die Gouvernante"1) (1914) gegeben. Anfänglich erhielt er eher belanglose Rollen wie in dem Drama "Das Lied der Colombine"1) (1918), doch bereits mit der Titelfigur in dem Historiendrama "Der Henker von Sankt Marien"1) (1920) oder dem Part des Zeitungsredakteurs Murphy in dem Kriminalfilm "Der Mord ohne Täter"1) (1920) konnte er die Aufmerksamkeit des Publikums erregen. Durch die Zusammenarbeit mit den Regisseuren Joe May1) und Fritz Lang1) avancierte der Schauspieler zum Star der deutschen Stummfilm-Szene, wurde in einem Atemzug mit Hollywood-Legenden wie Ramon Novarro (1899 – 1968) und Rudolph Valentino (1895 – 1926) genannt.

Paul Richter fotografiert von Alexander Schmoll1) (1880 – 1945)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Paul Richter fotografiert von Alexander Schmoll (1880 – 1945); Quelle: www.cyranos.ch
Mit Joe May drehte er beispielsweise das nach dem Drehbuch von Thea von Harbou1) und deren zweiten Gatten Fritz Lang realisierte zweiteilige Abenteuer "Das indische Grabmal"1) (1921, Teil 1: Die Sendung des Yoghi2)/Teil 2: Der Tiger von Eschnapur2)) und mimte den englischen Offizier Mac Allen, dem die Fürstin Savitri (Erna Morena), Gemahlin des Maharadscha von Eschnapur (Conrad Veidt) ihre Liebesgunst schenkt, die für Mac Allen tödlich endet. Als Fritz Lang mit dem Zweiteiler "Dr. Mabuse, der Spieler – Ein Bild der Zeit"1) (1922) die Romanvorlage von Norbert Jacques1) mit Rudolf Klein-Rogge als der "Mann mit den 1000 Gesichtern" Dr. Mabuse1) verfilmte, besetzte er Richter als Edgar Hull, Sohn eines schwerreichen Bankiers, der unter Hypnose sein Geld verliert und dem diabolischen Superverbrecher zum Opfer fällt.
Der künstliche Atelier-Wald in dem Stummfilm "Die Nibelngen" (1924) mit Paul Richter als Siegfried; Quelle: virtual-history.com aus "Vom Werden deutscher Filmkunst"/1. Teil: "Der stumme Film"von Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 106) bzw. Ross-Verlag 1935; Unbekannter Fotograf; Lizenz: gemeinfrei Endgültig zum Star, fast mit "Sexsymbol-Charakter" (soweit man den heutigen Sprachgebrauch auf jene Jahre übertragen kann), wurde Richter durch die Rolle des Siegfried1) in Langs, nach Motiven des mittelhochdeutschen Nibelungenliedes1) gedrehten, zweiteiligen monumentalen Kolossalgemälde "Die Nibelungen"1) (1924): In "Siegfried"2) und "Kriemhilds Rache"2) bediente er breitschultrig, blond, blauäugig und mit athletischem Körperbau das Klischee des nordischen Helden und wurde zum Idol schlechthin. "Für Paul Richter war die Heldenrolle des Siegfried wie maßgeschneidert. Theodor Loos spielt den schwachen, wankelmütigen König Gunther1), Hans Adalbert Schlettow verkörpert einen grimmigen, finsteren Hagen von Tronje1), Rudolf Klein-Rogge den König Etzel1), der trotz seiner wilden, exotischen Aufmachung von Lang als eine der wenigen sympathischen Figuren im Film präsentiert wird. Margarete Schön verkörperte als Kriemhild1) eine ihrer wenigen Hauptrollen im Kino, während Hanna Ralph die Brünhild1) darstellte Neben der Qualität der Inszenierung und der schauspielerischen Leistung der Hauptdarsteller wurden von der zeitgenössischen Kritik insbesondere die Masken, Kostüme und Bauten von Otto Hunte1), Karl Vollbrecht1) und Erich Kettelhut1) sowie die Spezialeffekte von Eugen Schüfftan1) gelobt." notiert Wikipedia.

Der künstliche Atelier-Wald in dem Stummfilm
"Die Nibelngen" (1924) mit Paul Richter als Siegfried
Quelle: virtual-history.com aus "Vom Werden deutscher Filmkunst"/
1. Teil: "Der stumme Film"von Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 106)
bzw. Ross-Verlag 1935; Unbekannter Fotograf;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

"Endlich hatte auch Deutschland neben den großen amerikanischen Stars Ramon Novarro und Rudolph Valentine einen ebenbürtigen Konkurrenten zu bieten, ein Idol, das lebensbejahende Jugend ausstrahlte und zudem noch ein Vollblut-Schauspieler war. Paul Richter repräsentierte Deutschland in einer Figur, die man aus Richard Wagners1) "Ring der Nibelungen"1) kannte und die von allen Völkern verstanden und geliebt wurde, als ein Erlebnis, das 'Reinheit Glück und Sonne' symbolisierte." notierte "Aktuell" (Nr. 20, 20.01.1962). 
Eine Anekdote am Rande: Bei den Dreharbeiten zu den Nibelungen gab es hinter den Kulissen öfters Meinungsverschiedenheiten zwischen Regisseur und Hauptdarsteller. Dies fand seinen Höhepunkt, als Richter für die Badeszene im Blut des Drachen sich hätte nackt vor der Kamera präsentieren müssen. Da er sich weigerte, ohne Badehose diese Szene zu drehen, wurde schließlich Rudolf Klein-Rogge als Double für diese Schlüsselszene eingesetzt. Doch auch diese Lösung befriedigte Paul Richter keineswegs, da das Publikum denken würde, dass Klein-Rogges Rücken und dessen Verlängerung jener von Richter sei. Doch Fritz Lang setzte sich durch und der Part wurde mit Klein-Rogge abgedreht.3)
   
Szenenfoto/Standbild aus dem 2. Teil des Stummfilms "Die Nibelungen": "Kriemhilds Rache" mit Paul Richter als Siegfried (Ross-Karte Nr.673/5); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
Szenenfoto/Standbild aus dem 2. Teil des Stummfilms "Die Nibelungen":
"Kriemhilds Rache" mit Paul Richter als Siegfried (Ross-Karte Nr.673/5)
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Wenig später machte Richter als kraftvoller Titelheld in dem von Arthur Robison1) nach dem Roman"Pietro der Korsar und die Jüdin Cheirinca" von Wilhelm Hegeler1) in Szene gesetzten Mantel- und Degenfilm "Pietro, der Korsar"1) (1925) als Partner des norwegischen Stummfilmstars  Aud Egede-Nissen (1893 – 1974), mit der er seit 1924 verheiratet war, Furore. Es folgte unter anderem das Melodram "Dagfin"1) (1926) nach dem Roman "Dagfin, der Schneeschuhläufer" von Werner Scheff1) mit Richter in der Titelrolle des jungen Skilehrers Dagfin Holberg, der sich in die soeben von ihrem Mann geschiedene Lydia Boysen (Marcella Albani) verliebt sowie weitere Produktionen an der Seite seiner Ehefrau. Zu nennen sind beispielsweise das Kriminaldrama "Die rote Maus"1) (19276), die Geschichte "Schwester Veronica" (1927), einer der ersten "Fußballfilme"1) mit dem Titel "Der König der Mittelstürmer"1) (1927), der deutsch-norwegische Stummfilm "Schneeschuhbanditen"1) (1928, "Bergenstoget plyndret inatt") oder die ebenfalls deutsch-norwegische Produktion "Die Frau im Talar"2) (1929) nach dem Roman "Frøken Statsadvokat" von David Dietrichs Svendsen Arnesen alias Peter Bendow (1884 – 1959). In der internationalen Stummfilm-Szene war Paul Richter ein gefragter Mann, so präsentierte er sich unter der Regie von Graham Cutts1) auch in der deutsch-britischen Adaption "Die letzte Nacht"1) (1927, "The Queen Was in the Parlour") nach dem Bühnestück "The Queen Was in the Parlour" von Noel Coward1) als Schriftsteller Sabien Pascal und in dem Streifen "La ville des milles joies" (1929), der französischen Version von "Die Stadt der tausend Freuden"1) (1927), als Vergnügungspark-Betreiber Jack Ilam, inszeniert von Carmine Gallone1) nach dem Roman "The City of Pleasure: A Fantasia on Modern Themes" von Arnold Bennett1) → Übersicht Stummfilme.
 
In das Tonfilm-Zeitalter, das er seiner klassischen Theaterausbildung problemlos meisterte, startete Richter mit dem von George Schnéevoigt1) nach dem Roman "John Dale" von Ejnar Mikkelsen1) gedrehten dänisch-norwegischen Grönland-Abenteuer "Eskimo" (1930) und zeigte sich auch hier noch einmal mit Ehefrau Aud Egede-Nissen; in Deutschland kam der Film unter dem Titel "Der weiße Gott" erstmals am 14. Mai 1932 in die Lichtspielhäuser. In der nachfolgenden Zeit konnte der Schauspieler mit meist Hauptrollen in etlichen Produktionen überzeugen. Als Kaiser Joseph II.1) gehörte er neben Titelheldin Irene Eisinger1) zur Besetzung von "Die Försterchristl" (1931) nach der gleichnamigen Operette1) von Georg Jarno1) (Musik), mimte den Inspektor Wenbury in dem Krimi "Der Hexer"1) (1932) nach dem Roman "The Ringer" von Edgar Wallace1), den Rechtsanwalt Paulus van Geldern, Ehemann von Martha (Ellen Richter), in der spannenden Story "Strafsache von Geldern" (1932) und den
Leutnant Hans von Roth in der Adaption "Drei Kaiserjäger"2) (1933) nach dem Volksstück von Fred Angermayer1). In drei Filmen verlieh er historischen Personen Kontur, stellte in "Das Geheimnis um Johann Orth"1) (1932) mit Karl Ludwig Diehl als Erzherzog Johann Salvator1) alias "Johann Orth" den Kronprinz von Österreich und Ungarn Rudolf1), Sohn von Kaiser Franz Joseph I.1) (Paul Otto), dar, in "Marschall Vorwärts"1) (1932) mit Paul Wegener als Marschall Gebhard Leberecht von Blücher1) den Feldmarschall Neidhardt von Gneisenau1) und in "Der Choral von Leuthen"1) (1933) mit Otto Gebühr als Preußenkönig Friedrich II.1) den Karl, Prinz von Lothringen und Bar1).
Ab Mitte der 1930er Jahre verlegte sich Richter überwiegend auf das Heimatfilm-Genre, mimte Fürsten, Gutsbesitzer, Jagdgehilfen, Bauern oder sonstige redlich-kernige Burschen, "war als "Oberförster der Leinwand" überwiegend in den Bergen, im Wald und auf der Heide unterwegs, brachte dabei in Trachten und Lodenkluft Jagdfrevler wie Mädchenherzen zur Strecke."4). Einen breiten Raum nahmen die Verfilmungen der Werke von Ludwig Ganghofer1) ein, erstmals trat er unter der Regie von Hans Deppe1) als Jäger Franz in "Schloß Hubertus"1) (1934) nach dem gleichnamigen Roman1) zusammen mit Hansi Knoteck in Erscheinung, für Max Obal1) spielte er in "Der Klosterjäger"1) (1935) nach dem gleichnamigen Roman1) den Titelhelden Haymo, erneut für Deppe den Jäger Friedl in "Der Jäger von Fall"2) (1936) nach dem gleichnamigen Roman1) und den Fürst Heinz von Ettlingen in "Das Schweigen im Walde" (1937, Co-Regie: Paul May) nach dem gleichnamigen Roman1). In letztgenanntem Streifen war einmal mehr Hansi Knoteck seine Partnerin, mit der er auch für "Der Edelweißkönig"1) (1938) und "Waldrausch"1) (1939, nach dem gleichnamigem Roman1)) vor der Kamera stand. Die letzte Ganghofer-Verfilmung während der Kriegsjahre war mit "Der Ochsenkrieg" (1943) die Adaption des gleichnamigen Romans1), wo Richter als Lampert, Sohn von Amtmann Someiner (Ernst Sattler1)) auftrat. Bei aller Klischeehaftigkeit dieser Figuren bleiben sie dank seiner bodenständigen Interpretation stets Menschen aus Fleisch und Blut, deren Natürlichkeit und kerniger Charme bestechen; er wirkt daher weitaus glaubhafter als Rudolf Prack, der ihn nach 1945 in dieser Standardrolle ablöst.
4)
Dazwischen lagen prägnante Rollen beispielsweise in der ganz auf Weiß-Ferdl zugeschnittenen Geschichte "Gordian der Tyrann"2) (1937) nach dem Roman von Rudolf Greinz1), in "Frau Sylvelin"2)  (1938) nach dem Roman "Sylvelin" von Franz von Schönthan1) mit Maria von Tasnady und Heinrich George, in "Narren im Schnee"2) (1938) nach dem Roman von Roland Betsch1) oder in der Heimatkomödie "Beates Flitterwoche"2) (1940) mit Friedl Czepa. In den 1940er Jahren stand Paul Richter nur sporadisch vor der Kamera und entzog sich so dem NS-Propagandafilm, übernahm in der von Kurt Hoffmann1) nach dem Bauernschwank von Hanns Kräly1) mit Heli Finkenzeller gedrehten Komödie "Kohlhiesels Töchter"1) (1943) den Part des Bertl, Neffe von Almbauer Thomas Altlechner (Josef Eichheim1)), und in "Die schwache Stunde"2) (1943) nach dem Lustspiel von Harald Röbbeling1) den des Dr. Fritz Austerlitz, Gatte von Marion (Hannelore Schroth). Letzte Arbeiten bis 1945 waren der von Fritz Kirchhoff 1) gedrehte Film "Warum lügst du, Elisabeth"2) (1944) nach dem Roman "Sommerrausch" von Josephine Schneider-Foerstl1) mit der Rolle des Alexander "Lex" Brandner, Verwalter auf dem Gut "Lärchenhof", welches die junge Sekretärin Lena Rodien (Carola Höhn) geerbt hat, und das Lustspiel "Ein Mann gehört ins Haus"1) (1944) nach dem Bühnenstück "'s Bankerl unterm Birnbaum" von Anton Maly (1884 – 1959). In dieser Produktion, die erst am 21. Mai 1948 zur Uraufführung gelangte, war er der einst vermögende Gutsbesitzer Karl Kronthaler,der sich nun als Gutsverwalter bei der wohlhabenden Bäuerin Loni Tannhofer (Magda Schneider) verdingt.

  
Nach Kriegsende blieb Richter, dessen Liebe auch privat der Natur und den Bergen galt, dem Heimatfilm treu, der ja bekanntlich in den 1950er Jahren die Kinokassen klingeln ließ. Auch hier waren es erneut etliche Ganghofer-Verfilmungen, in denen er zwischen 1950 und 1959 auf der Leinwand erschien. Zu nennen sind "Der Geigenmacher von Mittenwald"1) (1950), "Die Alm an der Grenze"1) (1951), "Die Martinsklause"1) (1951), "Der Herrgottschnitzer von Ammergau"1) (1952) und erneut "Der Klosterjäger"1) (1953), wo Richter diesmal neben Titelheld Erich Auer1) den Grafen Dietwald gab. Auch in "Schloß Hubertus"1) (1954) trat er nun als Jäger Honegger in die zweite Reihe, ebenso wie als Ettlingens Verwalter Kersten in "Das Schweigen im Walde"1) (1954) mit Rudolf Lenz als Fürst Heinz von Ettlingen und Sonja Sutter als Lo Petri sowie als Dr. Harlander in "Der Jäger von Fall"1) (1956)  mit Rudolf Lenz als Jäger Friedl. In "Der Schäfer von Trutzberg "1) (1959) nach dem Ganghofer Roman "Die Trutze von Trutzberg" von Regisseur Eduard von Borsody1) mit Sohn Hans von Borsody als Lienhard, der Schäfer vom Trutzberg, zeigte sich Richter als Herzog Albrecht von Bayern.
Zudem sah man ihn in der im Bayern des 18. Jahrhunderts angesiedelten und von Richard Häussler mit sich als fescher Oberst Trenck in Szene gesetzten Geschichte "Die schöne Tölzerin"1) (1952) als den Kurfürsten Albrecht von Bayern (der spätere Kaiser Karl VII.1)), der sich mit seiner Geliebten, der "schönen Tölzerin" Christine (Ingeborg Cornelius1)), vergnügt, während die ungarischen Panduren erobernd und plündernd durch das Land ziehen. In Luis Trenkers Bergdrama "Wetterleuchten um Maria"1) (1957) nach dem Roman "Im Herbst verblühen die Rosen" von Hans Ernst1) mit Marianne Hold und Bert Fortell mimte er den Oberförster, seinen letzten Leinwandauftritt hatte Paul Richter als Oberhaupt der musizierenden Bauernfamilie Engel in der gefühlstriefender Heimatschmonzette "Die singenden Engel von Tirol"1) (1958) an der Seite von Hans Söhnker und Hertha Feiler als Filmeltern der kleinen Evi (Christine Kaufmann) → Übersicht Tonfilme.

Dann beendete eine schwere Augenoperation die Filmkarriere des Paul Richter, der sich weitgehendst ins Privatleben zurückzog. Die "Bild-Zeitung" berichtete 1960, er bemühe sich vergeblich um ein neues Engagement, kurz darauf übernahm er eine TV-Rolle in dem Stück "Der kleine Kadi" nach einer Erzählung aus "Tausendundeiner Nacht", welches jedoch erst nach seinem Tod zu Ausstrahlung gelange. Österreich-"Hörzu" (23/1964) schrieb in ihrer Kritik: (…) machte uns in einer ganz reizenden Inszenierung einen schönen Nachmittag. Darüber hinaus hatte es auch eine gewisse film-historische Bedeutung. Wir sahen den unvergesslichen "Siegfried"-Darsteller und Ganghofer-Akteur Paul Richter in seiner letzten Rolle. Er spielte den Harun al Raschid vornehm und liebenswürdig. Mit dieser Rolle hatte er zu einem Comeback ansetzen wollen. Er hat es nicht mehr erleben dürfen. (…) (Quelle: tvprogramme.shoutwiki.com)
 
Nur wenige Monate später starb der beliebte Schauspieler am 30. Dezember 1961 im Alter von 72 Jahren (legt man das Geburtsjahr 1889 zugrunde) in einem Krankenhaus in seiner Geburtsstadt Wien1). Die letzte Ruhe fand er auf dem "Weidlinger Friedhof"1) im niederösterreichischen Klosterneuburg1) → Foto der Grabstätte bei Wikimedia Commons sowie knerger.de.
Blauäugig, groß und blond, reüssierte er als erster großer Germane des deutschen Stummfilms. Seinem Image war für immer die Rolle seines Lebens, die Siegfried-Gestalt, eingeschrieben. Auch noch Jahrzehnte später, in Versuchen als knorriger Jäger, Sportler, Grönland-Abenteurer und bayerischer Gutsbesitzer, maß man ihn an dieser Figur, die "Reinheit, Glück und Sonne" symbolisierte, wie ein Kritiker schrieb.
5)
In erster Ehe war Paul Richter von 19246) bis 1931 mit dem norwegischen Stummfilmstar Aud Egede Nissen (1893 – 1974) verheiratet, Richters zweite Ehefrau wurde ab 1941 Elisabeth Hölzl, von der er sich ebenfalls später scheiden ließ. Der von Paul Richter adoptierte Sohn Georg Richter1) (1915 – 1972) aus Egede-Nissens ersten Ehe mit ihrem Kollegen Georg Alexander (1883 – 1945) avancierte vor allem in Norwegen zu einem populären Schauspieler und betätigte sich zudem als Filmproduzent.

Siehe auch cyranos.ch, Wikipedia, deutsche-biographie.de
Fotos bei virtual-history.com
*) Geburtsdatum laut Wikipedia gemäß Akten der "Reichskulturkammer"/"Reichsfilmkammer"; das "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 300) und IMDb nennen den 01.04.1895, Filmportal und cyranos.ch den 12.04.1887; deutsche-biographie.de nennt vier verschiedene Geburtsdaten
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
Quellen:
3) cyranos.ch
4) CineGraph Lg. 23 
5) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 300)
6) laut  deutsche-biographie.de verheuiratet mit Aud Egede Nissen ab 1920
Lizenz Foto Paul Richter (Urheber:  Fotoatelier Becker &  Maass, Berlin (Otto Becker (1849–1892) / Heinrich Maass (1860–1930)): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Lizenz Foto Paul Richter (Urheber: Alexander Schmoll): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Lizenz Standfotos/Szenenfotos aus "Die Nibelungen" (1924): Dieses Bild ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
     
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, biografia.sabiado.at; R: Regie)
Stummfilme Tonfilme
Lizenz Standfotos/Szenenfoto aus "Der Henker von Sankt Marien" (1920): Dieses Bild ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
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