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Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde er dann in meist die NS-Ideologie transportierenden Filmen besetzt. Mit seiner aristokratisch wirkenden Statur, seine klaren Diktion und seinem dominanten Spiel schien er für Rollen hochherrschaftlicher, meist negativ gezeichneter Entscheidungsträger geradezu prädestiniert. Hierzu gehörten die das Preußentum glorifizierenden Propagandastreifen "Bismarck"2) (1940) mit der Figur des Fürsten Metternich2), Veit Harlans "Der große König"2) (1942) mit der Rolle des Oberst Bernburg2) sowie "Die Entlassung"2) (1942) mit der Rolle des Botschafters Graf Schuwalow. In dem anti-britischen, bis heute zu den "Vorbehaltsfilmen"2)) zählenden Streifen "Ohm Krüger"2) (1941) mimte er den Generalstabschef der britischen Armee in Südafrika, Lord Kitchener2), in dem Biopic "Friedemann Bach"2) (1941) den Sekretär Siepmann und auch das Melodram um den Untergang der "Titanic"2) (1943) gehört zu seiner Filmografie. In G. W. Pabsts gleichnamigem Film2) (1943) über den legendären Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt "Paracelsus"2) verkörperte er neben Protagonist Werner Krauß den Gelehrten Erasmus von Rotterdam2) und auch für Veit Harlans Durchhalte-Machwerk "Kolberg"2) (1945), mit Heinrich George in der Hauptrolle, stand er vor der Kamera. "Kolberg" war der letzte fertiggestellte Spielfilm aus der nationalsozialistischen Propaganda-Fabrik, gehörte mit 8 Millionen Reichsmark zu den monumentalsten Filmproduktionen der braunen Machthaber und sollte den Durchhaltewillen nach dem Vorbild der 1806/1807 belagerten Küstenfestung stärken. Bei Kriegsende kam Schafheitlin aus den Niederlanden nach einem einjährigen Aufenthalt in Niedersachsen nach Hamburg, wo er seine Theaterlaufbahn fortsetzte, sich aber seit 1950 nicht mehr an ein festes Ensemble band. Als erste Theaterarbeit an der "Jungen Bühne" unter Answald Krüger inszenierte er Thornton Wilders "Unsere kleine Stadt". Zwischen 1955 und 1961 trat er auf 20 Tourneen mit prominenten Kollegen wie Will Quadflieg, Ernst Deutsch und Fritz Kortner in klassischen Rollen auf.*) Zudem blieb er nach 1945 ein vielbeschäftigter Nebendarsteller auf der Leinwand, meist gab er nun gutsituierte Geschäftsleute und Direktoren, Professoren, Landräte und Senatoren, gütige Väter und sonstige Patriarchen, aber auch schurkische Figuren wusste er zu gestalten. Vor allem in den 1950er Jahren tauchte er mit seiner unverwechselbaren Art in zahllosen Kinoproduktionen auf, so als Polizeirat in Kurt Hoffmanns "Der Fall Rabanser"2) (1950), als Landgerichtsdirektor von Herkenrath in Paul Verhoevens "Die Schuld des Dr. Homma" (1951), als Leopold von Weylersheim in Georg Jacobys Operettenverfilmung "Die Csardasfürstin"2) (1951) und als Senator Vanlos in Hans Deppes "Heideschulmeister Uwe Karsten"2) (1954). Es folgten Melodramen wie "Geständnis unter vier Augen" (1954), "Es wird alles wieder gut"2) (1957) und "Nachtschwester Ingeborg" (1958) oder Heimatfilme wie "Der Pfarrer von Kirchfeld"2) (1955), "Solange noch die Rosen blüh'n"2) (1956) und "Gruß und Kuß vom Tegernsee"2) (1957). In Alfred Vohrers Drama "Schmutziger Engel"2) (1958) agierte er als Untersuchungsrichter Wangen, in dem Verwechslungslustspiel "Die Schöne Lügnerin"2) (1959) als britischer Botschafter Lord Stewart und in dem Wallace-Streifen "Die toten Augen von London"2) (1961) als Sir John Archibald. Zu Schafheitlins letzten Arbeiten für das Kino zählen "Die Zwillinge vom Immenhof"2) (1973) und "Frühling auf Immenhof"2) (1974) mit der Rolle des Tierarztes Dr. Tiedmann. Seit Anfang der 1960er Jahre war der Schauspieler mit dem charakteristischen grau-weißen Bart und dem Bürstenhaarschnitt vermehrt auf dem Bildschirm präsent. In vielen Dokumentar- und Kriminalstücken verkörperte er nachdenkliche, skurrile und verschrobene Figuren, denen er durchaus differenzierte Mischfarben abzugewinnen verstand.*) Neben Auftritten in beliebten Krimi-Reihen wie "Die Fünfte Kolonne", "Gestatten, mein Name ist Cox", "Der Kommissar", "Der Alte" oder "Kriminalmuseum" erlebte man ihn in Literaturverfilmungen, so als Polonius in Franz Peter Wirths Shakespeare-Adaption "Hamlet, Prinz von Dänemark" (1961), unter der Regie von Fritz Kortner war er der Dr. Kienast "Die Sendung der Lysistrata"2) (1961) von Aristophanes, in Wolfgang Glücks Tschechow-Inzenierung "Die Möwe" (1963) der Arzt Dr. Dorn. Otto Schenk besetzte ihn als Dogen von Venedig in Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" (1968) neben Fritz Kortner, der den Shylock gestaltete. Eine schöne Rolle war auch Mitte der 1960er Jahre die des Sir Arthur und Chefs der Obersten Raumbehörde in der Kultserie "Raumpatrouille Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion"3), in der heiteren Serie "Meine Tochter Unser Fräulein Doktor" (1970) spielte er den Vater der Titelheldin Karin Keller alias Diana Körner, der sich um den Haushalt kümmert und nebenbei, wenn auch ziemlich glücklos, allerlei Erfindungen austüftelt und damit für manche Verwirrung sorgt → fernsehserien.de. Er stand für Helmut Dietls TV-Miniserie "Münchner Geschichten"2) (1974) um den Tagträumer und Vorstadt-Gigolo Tscharlie Häusler alias Günther-Maria Halmer vor der Kamera und wirkte in der sechsteiligen deutsch-französischen Abenteuerreihe "Ardéchois-coeur-fidèle" (1974, Der Weg nach Tournon) mit; seine letzte Arbeit für das Fernsehen war eine Rolle in der Familienserie "Café Wernicke" (1978). Neben seiner umfangreichen Arbeit für Theater, Film und Fernsehen fand der Schauspieler immer wieder Zeit, für Aufgaben in Hörspielen oder in der Synchronisation. Mit rund 220 Film- und 150 Fernsehrollen wirkt seine Filmographie wie ein Spiegelbild des deutschen Nachkriegsfilms; in seiner Theaterarbeit überzeugte Schafheitlin durch die Sparsamkeit der eingesetzten darstellerischen Mittel.*) Der 1970 mit dem "Filmband in Gold"2) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" ausgezeichnete Charakterdarsteller Franz Schafheitlin starb am 6. Februar 1980 im Alter von 84 Jahren in Pullach bei München; seine letzte Ruhestätte fand er in einer anonymen Grabstätte (Gräberfeld 421) auf dem Münchener Waldfriedhof. Er war drei Mal verheiratet, nach zwei gescheiterten Ehen, unter anderem mit einer Theaterautorin, hatte er 1942 Hertha Scheel (1905 1996) das Ja-Wort gegeben; aus der Verbindung ging der 1943 geborene Sohn Stefan hervor, der den Lehrerberuf ergriff.*) |
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Siehe auch www.cyranos.ch, Wikipedia, www.deutsche-biographie.de | ||
Link: 1) Murnau Stiftung, 2) Wikipedia, 3) Beschreibung innerhalb dieser HP *) Quelle: Chrambach, Eva, "Schafheitlin, Franz Erwin Paul" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005, S. 545-546) Onlinefassung: www.deutsche-biographie.de |
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