Vermutlich erinnern sich nur noch ältere Freunde des Boulevardtheaters
an die brillante Komödiantin Elsa Scholten, welche Anfang der 1950er
Jahre durch die Fernsehübertragungen aus dem "Millowitsch
Theater"1) auch bundesweit populär wurde. Die Tochter
jüdischer Eltern erblickte am 28. Februar 1902 im ehemaligen
Homberg1) am Niederrhein
(heute Stadtteil von Duisburg) als
Else Erkelenz*) das Licht der Welt und
übernahm schon früh Kinderrollen im elterlichen Reisetheater,
mit dem die Familie durch die Lande zogen und Lustspiele im rheinischen
Dialekt aufführte.
Bevor die junge Frau von Peter
Wilhelm Millowitsch1 (1880 1945),
dem Vater von Willy Millowitsch (1909 1999),
für dessen rheinische Volksbühne entdeckt wurde, war Elsa Scholten
Sängerin in einem Chor gewesen. Seit 1920 gehörte sie
fortan zum Ensemble der Volksbühne, der
sie ein Leben lang treu blieb. Rasch avancierte die dominante Frau mit der
im fortgeschrittenen Alter ausladenden Figur zum Star des "Millowitsch Theaters",
spielte sich mehr als fünf Jahrzehnte in die Herzen des Publikums.
Meist mimte sie die schlecht gelaunte Gattin des von Willy Millowitsch
verkörperten Protagonisten, gab Weibsbilder mit Haaren auf den
Zähnen, die jedoch im Grunde ein gutes Herz hatten. Mit ihrer
voluminösen Erscheinung war sie die kongeniale Partnerin des ebenfalls raumfüllenden
Millowitsch, machte sich mit oft deftigen Sprüchen als Pointengeberin
unverzichtbar. Das Publikum liebte sie nicht zuletzt wegen ihres kölschen Humors, als dann
Ende Oktober 1953 der "NWDR Köln"1) mit der Ausstrahlung von Stücken aus
dem "Millowitsch Theater" begann bzw. die
Aufführung von "Der Etappenhase" in die heimischen Wohnzimmer
brachte, wurde Elsa Scholten bundesweit bekannt.
Auch wenn es noch kein Millionenpublikum war damals gab
es in Deutschland nur etwa 5.000 angemeldete Fernsehapparate der
erste live gesendete Theaterabend bzw. die "kölsche" Fassung
dieses bis heute unverwüstlichen, gleichnamigen
Schwanks1) von Karl Bunje1)
schrieb TV-Geschichte.
Sie spielte beispielsweise in so legendären Schwänken wie "Prinzess Wäscherin: Die rote Jule",
"Der verkaufte Großvater"1), "Der müde Theodor"
oder "Der kühne Schwimmer". In der Posse "Im Nachtjackenviertel" (1961),
der turbulenten Geschichte um eine erwartete Erbschaft,
glänzte sie als resolute Frau des Bäckermeisters Hermann Sourbrod
(Franz Schneider), die von dem Gelegenheitsarbeiter Anton Palm (Willy Millowitsch)
als "läufijer Barackendackel" beschimpft wird → www.youtube.com.
In dem (mit einer Sehbeteiligung von fast 90 Prozent) erfolgreichen
Millowitsch-Klassiker "Tante Jutta aus Kalkutta" (1962) mimte
sie grandios die im fernen Asien lebende Titelheldin, welche von dem
aufstrebende Rechtsanwalt Dr. Hans Hannemann (Peter René Körner1))
angepumpt wird, für die Zahlungen jedoch einen anständigen und bürgerlichen
Lebenswandel erwartet. Als "Tante Jutta" dies überprüfen
will und ihren Besuch ankündigt, gerät das Lügenkonstrukt Hannemann hat
unter anderem eine Ehefrau, einen Sohn und den
Schwiegervater Dietrich Bollerkopp (Willy Millowitsch) erfunden ins
Wanken
"Der Pedell" (1964), "Drei kölsche Jungen" (1965/1979),
"Der doppelte Moritz" (1966/1977), "Der ungläubige Thomas" (1967)
und natürlich der legendäre "Etappenhase" (1969) sind nur
einige der vielen Publikumsrenner gewesen, mit denen Elsa Scholten
nicht nur im Fernsehen Furore machte → Übersicht TV-Sendungen. Ihre Domäne blieb stets die Bühne des Kölner
Volkstheaters, wo er sie sich bis heute einen Namen als brillante
Charakterkomödiantin bewahrt hat. Vereinzelt wirkte sie als
Sprecherin in Mundarthörspielen mit, so unter anderem als Frau Laumann in
"De
gäl Färv"2) (EA: 14.09.1959) von Lis Böhle
und als Stina in "Duvejecke
vum Kreegmaat"2) (EA: 29.08.1961) von Fritz Monreal
(† 12.11.1981) sowie als Marktfrau in dem
Kinderhörspiel "Der Gelegenheitskauf"2)
(EA: 21.02.1965) von Heinrich Ludwig.
Elsa Scholten starb überraschend am 14. Oktober 1981
im Alter 79 Jahren in Köln,
sie war von Freunden tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden. Die
letzte Ruhe fand sie auf dem dortigen Kölner Friedhof "Melaten"1); die Grabstelle existiert
nicht mehr.
Der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Nr. 240, 15.10.1981) schrieb
unter anderem in einem Nachruf: "Als "uns Els'che" 1977 ihren 75. Geburtstag feierte,
erwiderte sie auf die, Frage, wie lange sie zu spielen gedenke:
"Bis ich umfalle." Gestern fanden sie Freunde tot in der Wohnung an der Venloer Straße.
Am 28. Februar 1982 wäre Elsa Scholten achtzig geworden. Und zu diesem Ereignis plante ihr
"Chef", Willy Millowitsch, eine Neuinszenierung ihres Lieblingsstücks
"Im Nachtjackenviertel". Wenn sie in letzter Zeit auch nicht mehr ganz gesund gewesen war, gelang es ihr dennoch, ihr
Publikum zum Lachen zu bringen. Und dann waren all ihre Schmerzen wie weggeweht."
Die Vollblut-Mimin war mit dem
Schauspieler Heinz Scholten (1901 1960) verheiratet, mit dem
sie auch verschiedentlich auf der Bühne des "Millowitsch
Theaters" stand.
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Siehe auch Wikipedia
sowie den Artikel bei www1.wdr.de
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*) Laut Traueranzeige im "Kölner Stadt-Anzeiger"
(Nr. 242, 17./18.10.1981)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) ARD-Hörspieldatenbank
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links Wikipedia, filmportal.de, fernsehserien.de,
Die Krimihomepage, niederdeutschebuehne.de, geschichtewiki.wien.gv.at) |
19531981: Sendungen aus dem "Millowitsch-Theater"
(Auszug) mit Willy Millowitsch
→ fernsehserien.de
- 19531969: Der Etappenhase (nach dem gleichnamigen
Schwank von Karl Bunje)
- 1953: Der Etappenhase (Willy Millowitsch als Soldat Anton Pannedeckel; als Marie;
EA: 27.10.1953; erste Live-Übertragung aus einem deutschen Theater)
- 1969: Der Etappenhase (als Madame; Lotti
Krekel als Marie) → IMDb
- 1954: Das
goldene Kalb (Volksstück zum Karneval mit Musik in drei
Akten von Otto
Schwartz und Carl
Mathern; als ?
- 1954: Das Glücksmädel (als ?) → IMDb)
- 1954: Prinzess Wäscherin: Die rote Jule (Autor: Willy
Millowitsch; als Marschallin) → IMDb)
- 1954–1964: Zwangseinquartierung (Schwank von Arnold
und Bach; mit Willy Millowitsch als Junggeselle und
Feuerwerksfabrikant Anton Schwalbe;
als Frau Stöppchen, Mutter von Anna, Köchin bei Schwalbe) → theatertexte.de
- 1955: Der verkaufte Großvater (nach der gleichnamigen
Volkskomödie von Anton
Hamik alias Franz Streicher;
als Bäuerin Anna) → IMDb
- 19551960: Der blaue Heinrich (Schwank von Otto
Schwartz und Georg
Lengbach; Willy Millowitsch als
als Papierfabrikant Anton Schmitz; als Tippfräulein Lenz) → www.vvb.de,
millowitsch-fanpage.de
- 1955: Der blaue Heinrich → IMDb
- 1960: Der blaue Heinrich → IMDb
- 1956: Pension Schöller (nach dem gleichnamigen
Lustspiel von Wilhelm
Jacoby und Carl
Laufs; als Amalie Pfeiffer)
- 1957: Zwei
Vagabunden (Schwank von Otto
Schwartz und Carl
Mathern; als Veronika, Schwester von
Graf Botho von Zimpelwitz = Heinz Scholten)
- 19571969: Das Ekel (Lustspiel von Toni
Impekoven und Hans Reimann) → theatertexte.de
- 1957: Das Ekel (als ?)→ IMDb
- 1969: Das Ekel (als Frau Gilles)→ IMDb
- 19581970: Die spanische Fliege (Schwank von Arnold
und Bach) → theatertexte.de
- 1958: Die spanische Fliege (als Wirtschafterin Marie) →
IMDb
- 1970: Die spanische Fliege (als Mathilde Meisel) →
IMDb
- 19591979: Der müde Theodor (Schwank von Max
Neal und Max Ferner)
- 19601981: Der kühne Schwimmer (Schwank von Arnold
und Bach; als Therese) → Verfilmung 1957
- 19601968: Der Meisterboxer (Schwank von Otto
Schwartz und Carl
Mathern)
→ millowitsch-fanpage.de
- 1960: Der Meisterboxer ( als Rosa, Frau von Marmeladenfabrikant
Anton Breitenbach = Willy Milliwitsch)
→ IMDb
- 1968: Der Meisterboxer ( als
Amalie Wipperling)
- 1961: Im Nachtjackenviertel (Volksstück von Theoder Franke
und Wilhelm
Millowitsch sen.; als Apollonia, Frau von
Bäckermeister Hermann Sourbrod = Franz
Schneider) → IMDb,
millowitsch-fanpage.de
- 1962: Tante Jutta aus Kalkutta (Schwank von Max Reimann und
Otto Schwartz; als Tante Jutta)
→ IMDb,
siehe auch Kinofilm 1953
- 1963: Waidmannsheil
(Schwank von Richard
Bars und Georg Okonkowski; als Hedwig)
- 1964: Der Pedell (Lustspiel von Karl Heinz Barth; als Direktor Niggenboell;
Kurzinfo: Eigentlich ist
Anton Schmitz (Millowitsch)
"nur" Pedell an einem kleinstädtischen Gymnasium, tatsächlich jedoch die
gute Seele der ganzen Schule. Er gibt Nachhilfe,
hilft seinem alten Freund Direktor Niggenboell (Franz
Schneider)
bei den Korrekturen, sorgt für Ruhe und Ordnung.
Bei Schülern wie bei Lehrern ist Anton gleichermaßen beliebt
bis auf eine Ausnahme: Studienrätin
Hoppeditz (Elsa Scholten).
Die eifersüchtige alte Jungfer beschwert sich über
den Pedell und seine angeblich
"dunkle Vergangenheit", sorgt dadurch
für eine Inspektion des Schulrates persönlich
"Gong" (15/1964): Schwank mit Willy Millowitsch und lose geknüpften Lustspiel-Konflikten. Nicht frei von Bosheiten.
"Gong" (18/1964) schrieb in seiner Kritik: Von "unwahrscheinlich" bis
"peinlich" reicht die Skala der Adjektive,
mit denen man das Lustspiel belehnen möchte, (
). Nun, der
"Kölsche Willy" ist so vielseitig und nuancenreich
im Spiel,
dass er die Lacher stets auf seiner Seite hatte, doch kann es ihm einfach nicht gelingen, die groben Schwächen
eines Stückes
gänzlich vergessen zu machen. Die Geschichte vom Pedell, der in Wahrheit ein untergetauchter Studienrat
ist, in der neuen
Lehrerin (Lotti
Krekel) seine verloren geglaubte Tochter wiedererkennt und schließlich wieder in seinen
früheren Beruf
zurückfindet, ist dramaturgisch so spannungslos und so durchsichtig und auch unwahrscheinlich angelegt,
dass der Zuschauer
nach der Exposition bereits Durchführung und Finale voraussagen kann. Die Parallelhandlung,
die Annäherungsversuche
der alten Studienrätin Hoppeditz gegenüber dem jungen Studienassessor
(Bernd
Hoffmann),
ließ Takt und Geschmack
vermissen. Blieben die Schülerszenen, die von der Inszenierung in der Atmosphäre gut
getroffen durch das
unkomplizierte Spiel der Quartaner Heiterkeit verbreiteten. Zwar wurden auch hier im Dialog
die ältesten Kalauer
"aktuell"
aufbereitet, doch gewann ihnen Millowitsch-Sohn Peter einige neue Töne ab.
Was allerdings über die Entwicklungshilfe
und die "armen Heidenkinder" gesagt wurde, entbehrte der Peinlichkeit nicht.
(Quelle: tvprogramme.shoutwiki.com))
→ IMDb
- 1965: Zwei
Dickköpfe (Schwank von Karl Millowitsch; mit Willy
Millowitsch als Wurstfabrikant Anton Knopf;
als Sibille Hausangestellte bei Knopf)
- 19651979: Drei kölsche Jungen (Volksstück von Karl Millowitsch;
Willy Millowitsch als Schweinezüchter
Anton
Kistenmacher;
als Witwe Schumacher)
- 1966: Das rote Tuch (Schwank von Julius
Horst und Wolfgang Pollaczek; als Waschfrau Frau Winkler)
→ IMDb
- 19661977: Der doppelte Moritz (Schwank von Toni
Impekoven und Carl
Mathern; mit Willy Millowitsch
als Moritz Krause
sowie dessen Zwillingsbruder Max; als Sibille) → felix-bloch-erben.de
- 1966: Der doppelte Moritz →
IMDb
- 1977: Der doppelte Motritz → IMDb
- 1967: Der ungläubige Thomas (Schwank von Wilhelm
Jacoby und Carl
Laufs; als Dienstmäschen Lisbeth) → IMDb
- 1968: Pension Schöller (nach dem gleichnamigen
Lustspiel von Wilhelm
Jacoby und Carl
Laufs; als Ulrike Sprosser)
- 1971: Der Raub der Sabinerinnen (nach dem gleichnamigen
Schwank von Franz
und Paul von Schönthan;
mit Willy Millowitsch
als Theaterdirektor Emanuel Striese; als Schauspielerin Emilia)
→ IMDb
- 1972: Zufall,
alles Zufall oder Die vertagte Hochzeitsnacht (nach dem
Schwank "Die vertagte Nacht" von Arnold
und Bach;
mit Willy Millowitsch als Getreidehändler Anton Dobermann; als Frau Lüdecke)
Sonstige TV-Produktionen
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