Filmografie / Hörspiel
Heinrich Schweiger wurde am 23. Juli 1931 in der österreichischen Hauptstadt Wien geboren und wuchs auch dort auf. Gleich nach der Schule ließ er sich am renommierten "Max-Reinhardt-Seminar"1) zum Schauspieler ausbilden, nach seinem Debüt (1947) am "Neuen Schauspielhaus" in dem Stück "Die Wunder-Bar" von Karl Farkas1) erhielt er 1948 am Wiener "Burgtheater"1) einen Vertrag als Eleve. Am 21. September 1949 hatte dort in "Der Hauptmann von Köpenick"1) von Carl Zuckmayer1)  einen ersten Auftritt, gestaltete unter anderem 1952 den einfältigen Junker Rodrigo in Berthold Viertels1) Inszenierung von Shakespeares "Othello"1) an der Seite des berühmten Ewald Balser als "Othello, der Mohr von Venedig". Zunächst gehörte Schweiger bis 1956 zum "Burgtheater"-Ensemble, dann wechselte er zur Spielzeit 1956/57 an das "Bayerische Staatsschauspiel"1), dem er mit einer kurzen Unterbrechung – zwischen 1957 und 1959 spielte er unter Intendant Karl Heinz Stroux1) am "Düsseldorfer Schauspielhaus"1) – wieder bis 1961 angehörte, Danach kehrte er an das "Burgtheater" zurück. Seither gehörte er dort zu den prägnanten Charakterdarstellern. Darüber hinaus war Schweiger immer wieder mit Gastspielen an bedeutenden Häusern zu sehen, so beispielsweise in den 1960er Jahren in Berlin an der "Freien Volksbühne"1) und am "Theater am Kurfürstendamm"1), zur Spielzeit 1972/73 war er unter Boy Gobert Ensemblemitglied des Hamburger "Thalia Theaters"1), er unternahm zahlreiche Theatertourneen und machte sich auch als Regisseur einen Namen.
Vor allem am "Burgtheater" entwickelte sich Schweiger zu einer unverzichtbaren Größe, der sowohl mit klassischen als auch modernen Figuren brillierte. Unvergessen bleiben seine Titelrollen in den Shakespeare-Dramen "Othello" und "Richard III."1), als Interpret von Schillers "Don Karlos"1) und Goethes "Götz von Berlichingen"1) schrieb er Theatergeschichte. Schweiger glänzte als Dorfrichter Adam in dem Kleist-Lustspiel "Der zerbrochne Krug"1) ebenso wie als Mephisto in Goethes "Urfaust"1), feierte bei den "Salzburger Festspielen"1) Jahre lang Triumphe als "Mammon", "Teufel" und "Dicker Vetter" im "Jedermann"1) von Hugo von Hofmannsthal1).  Erstmals war er in Salzburg 1949 mit einer Komparsenrolle in Helene Thimigs "Jedermann"-Inszenierung an der Seite des Protagonisten Attila Hörbiger aufgetreten, das Salzburger Festspielpublikum erlebte den Schauspieler dann in den folgenden Jahren als …
(Fremde Links: Wikipedia; R = Regie; UA = Uraufführung)
Heinrich Schweiger bei den "Salzburger Festspielen" …
Heinrich Schweiger bei den Salzburger Festspielen als Bankier Natter in "Das weite Land" von Arthur Schnitzler (1980; Inszenierung: Maximilian Schell); Copyright Virginia Shue Heinrich Schweiger bei den Salzburger Festspielen als Herr Dimanche (links) in der legendären Ingmar Bergman-Inszenierung von Moličres "Dom Juan" (1983) mit Hilmar Thate (Sganarelle); Copyright Virginia Shue
1980 als Bankier Natter
in "Das weite Land" von Arthur Schnitzler
(Inszenierung: Maximilian Schell)
→ salzburgerfestspiele.at
1983 als Herr Dimanche (links)
in der legendären Ingmar Bergman-Inszenierung
von Moličres "Dom Juan" mit Hilmar Thate (Sganarelle)
→ salzburgerfestspiele.at
Die Fotos wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
 
Schweigers darstellerische Bandbreite war enorm, als Gutsbesitzer Puntila in Brechts "Herr Puntila und sein Knecht Matti"1) wusste er das Publikum ebenso in seinen Bann zu ziehen wie als Alfred P. Doolittle in dem Musical "My Fair Lady"1). Vielen Bühnenfiguren verlieh Schweiger mit seinem facettenreichen Spiel eindrucksvolle Bühnenpräsenz, die Liste seiner Theatererfolge ist lang. Stücke von Ferdinand Raimund, Johann Nestroy1) und Arthur Schnitzler gehören dazu. 1960 konnte man ihn bei den "Luisenburg-Festspielen"1) in Wunsiedel in der Nestroy-Posse "Der Talisman"1) (Regie: Gustav Manker) als Titus Feuerfuchs bewundern, eine Figur, die er in Rudolf Steinboecks1) "Burgtheater"-Inszenierung im Sommer 1962 auch bei den "Bregenzer Festspielen"1) wiederholte. Dort trat er im gleichen Jahr als der Narr in der Shakespeare-Komödie "Was ihr wollt"1) mit unter anderem Annemarie Düringer (Viola), Jürgen Wilke1) (Orsino), Anaid Iplicjian (Olivia), Fred Liewehr (Tobias von Rülps), Boy Gobert (Malvolio) und Joachim Teege (Christoph von Bleichenwang) auf (Regie: Josef  Gielen1)). Schweiger brillierte am "Burgtheater" beispielsweise als Mackie Messer in der Brecht/Weill'schen "Die Dreigroschenoper"1), (Regie: Adolf Dresen1), Premiere: 22.04.1978 "Akademietheater"1)) oder rund zehn Jahre später zur Spielzeit 1989/90 als Harro Hassenreuter in dem Hauptmann-Drama "Die Ratten"1), (Regie: Peter Palitzsch1)). Eine seiner letzten Rolle an der "Burg" war seit der Premiere im Dezember 2007 der General Tiefenbach in Thomas Langhoffs1) "Wallenstein"1)-Inszenierung mit Gert Voss in der Titelrolle. Zu recht galt der Charaktermime, der in den letzten Jahren Ehrenmitglied des "Burgtheaters" war, zu den "ganz Großen in der Theater- und Filmwelt", wie ihn der damalige Österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel1) anlässlich der Verleihung des Berufstitels "Professor" im Mai 2003 bezeichnete. Er sei stets mit unglaublicher Begeisterung von Publikum und auch von den Kritikern aufgenommen worden, denn niemand spiele seine Rollen so perfekt wie er, betonte Schüssel in seiner Laudatio und verwies auf die Vielzahl der von Schweiger dargestellten Charakteren der Weltliteratur sowie auf seine Zusammenarbeit mit großen Schauspielern und Regisseuren.

Erste Erfahrungen vor der Kamera sammelte Schweiger in der Operettenadaption "Eine Nacht in Venedig"1) (1953), bereits in seinem nachfolgenden Film, dem Biopic "Franz Schubert – Ein Leben in zwei Sätzen"1) (1953), wurde er von Regisseur Walter Kolm-Veltée1) mit der Titelrolle des Komponisten Franz Schubert1) betraut, der den Musiker als "schwermütigen, gehemmten und unverstandenen Menschen"2) zeigte. Weitere Kinoproduktionen wie das Paula Wessely-Rührstück "Das Licht der Liebe"1) (1954) oder die Literaturverfilmungen "Das schöne Abenteuer"1) (1959) und "Elf Jahre und ein Tag"1) (1963) schlossen sich an. In dem Abenteuer "Der Schrei der schwarzen Wölfe"1) (1972) nach der Kurzgeschichtensammlung "Son of the Wolf" von Jack London1) mimte er neben den Protagonisten Ron Ely1) und Raimund Harmstorf den Sam Jenkins, Verschiedentlich stand er mit prägnanten Nebenrollen für Manfred Purzer1) vor der Kamera, so als Papst in "Die Elixiere des Teufels1)" (1976) nach Motiven des gleichnamigem Romans1) von E. T. A. Hoffmann1) und als Ministerialrat Mostbaumer in "Der Mann im Schilf"1) (1978) nach dem Roman von George Saiko1) über den Juliputsch1) im Jahre 1934. In der "Bockerer"-Filmreihe nach dem Bühnenstück "Der Bockerer"1) von Ulrich Becher1) und Peter Preses1) mimte er ab dem zweiten Teil zwischen 1996 und 2003 den den sowjetischen Major Novotny bzw. alten Freund von Karl Bockerer (Karl Merkatz1)), so in "Österreich ist frei"1) (1996), "Die Brücke von Andau"1) (2000) und "Prager Frühling"1) (2003) → Übersicht Kinofilme.
Doch vor allem im Fernsehen wurde Schweiger nicht zuletzt durch die Ausstrahlung verschiedener Theateraufführungen populär. Er wusste in Serien wie "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk"1) (1972, mit Fritz Muliar) oder "Ringstraßenpalais"1) (1980) zu überzeugen, mehrfach präsentierte er sich seit Mitte der 1970er Jahre im Dauerbrenner "Tatort"1) oder mit Episodenrollen in populären Serien wie "Kommissar Rex"1), "Stockinger"1) oder "Schlosshotel Orth"1). Schweigers letzte Arbeiten vor der TV-Kamera war die Episode "Am Scheideweg" aus der Serie "Der Winzerkönig"1) (2006), wo er als Eduard "Edi" Stickler den Vater von "Winzerkönig" Thomas Stickler (Harald Krassnitzer) darstellte → Übersicht TV-Filme (Auszug).
Mitunter arbeitete der Schauspieler auch als Sprecher für das Hörspiel, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
 
Dass Schweiger auch hinter der Kamera erfolgreich war, bewies der leidenschaftliche Hobbyfotograf mit dem Fotoband "Bilder eines Schauspielers", den er Mitte der 1990er Jahre gemeinsam mit seiner Frau veröffentlichte und mit dem er sich zugleich als kenntnisreicher Theaterchronist empfahl.
Verschiedene Auszeichnungen belegen die darstellerischen Leistungen des markanten Österreichers. Neben den erwähnten Würdigungen wurde der zum "Kammerschauspieler"1) ernannte Mime 1969 mit der "Kainz-Medaille"1) geehrt, er war Träger des "Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse"1) (1986) sowie der "Goldenen Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien" (1987). Das "Goldene Ehrenzeichen des Landes Salzburg für Verdienste um die Salzburger Festspiele" wurde ihm 1987 überreicht, zuletzt konnte er am 3. Dezember 2008 die "Johann-Nestroy-Ehrenmedaille", verliehen von der "Internationalen Nestroy-Gesellschaft"1), entgegennehmen.
 
Heinrich Schweiger starb wenige Tage vor seinem 78. Geburtstag am 14. Juli 2009 in einer Salzburger1) Klinik an Herz-Kreislaufversagen infolge einer Gehirnblutung. Die letzte Ruhe fand er in einem ihm ehrenhalber gewidmeten Grab im Ehrenhain des Wiener Zentralfriedhofs1) (Gruppe 40, Nr. 74) → Foto der Grabstelle bei knerger.de sowie Wikimedia Commons. Der damalige Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny1) zeigte sich anlässlich des plötzlichen Todes Schweigers tief betroffen und sagte unter anderem: "Der populäre Burgschauspieler hatte die Gabe, sowohl auf der Bühne als auch im Fernsehen ein breites Publikum zu fesseln. Er war ein vielschichtiger Charakterdarsteller, der die großen Rollen der Weltliteratur beherrschte und gleichzeitig in der Wiener Kaffeehausliteratur zu Hause war." (Quelle: wien.gv.at)
Der Künstler war seit 1983 in dritter Ehe mit Ursula Stenzel1) verheiratet, die jahrzehntelang als Journalistin für den "Österreichischen Rundfunk"1) (ORF) tätig war und dann Mitte der 1990er Jahre zunächst als Europaparlamentarierin der "Österreichischen Volkspartei"1) (ÖVP) in die Politik wechselte. Aus der ersten Ehe mit Eva Schweiger stammen eine Tochter sowie ein Sohn, der einen Auftritt an der Seite seines Vaters in dem Fernsehfilm "Vor Gericht seh’n wir uns wieder" (1978, Regie: Peter Weck) hatte. Heute arbeitet dieser in der Direktion des Theatermuseums.3) 
 
Siehe auch Wikipedia sowie den Nachruf bei wiev1.orf.at
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) zweitausendeins.de
3) Quelle Wikipedia (abgerufen 97.01.2015)
    
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, Die Krimihomepage, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, whoswho.de)
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