Filmografie / Hörspiel
Doris Thalmer in dem Stück "Zehn zu Null" von A. J. Urban, 1951 an der "Neuen Bühne" im Berliner "Haus der Kultur"; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000981_043); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 09.11.1951; Quelle: www.deutschefotothek.de Die Schauspielerin Doris (auch Dora) Thalmer wurde am  20. Juli 1907 als Theodora Thalmessinger in Frankfurt am Main geboren1) und wuchs auch dort auf. Die Tochter eines Bankiers und einer Opernsängerin stand bereits als junges Mädchen an Berlins "Theater der Kinder" auf der Bühne. Nachdem ihr von Eugen Klöpfer darstellerisches Talent bescheinigt worden war, erhielt die 17-Jährige ohne jegliche Ausbildung zur Schauspielerin ein erstes Engagement am "Stadttheater Bad Godesberg"1), wo sie in nur einer Spielzeit 13 Hauptrollen verkörperte. Weitere Bühnenerfahrungen sammelte sie am "Theater Bremer"1) und in ihrer Geburtsstadt Frankfurt am Main am "Neuen Theater"1), trat dort unter der Oberspielleitung von Max Ophüls1) auf; zudem unterzog sich Sprechunterricht, ließ sich in Fechten, Reiten und Bewegungsrhythmik ausbilden. Schließlich kam Doris Thalmer 1929 nach Berlin und fand zunächst Beschäftigung an den von Heinz Saltenburg1) geführten Theatern ("Saltenburg-Bühnen"), zu denen auch das "Lessingtheater"1) zählte. Seit Beginn der 1930er Jahre gehörten Theaterlegenden wie Victor Barnowsky1) ("Barnowsky-Bühnen") oder Erwin Piscator1) zu ihren wichtigsten Förderern. Nach der Uraufführung ging sie 1930/31 mit dem von Erwin Piscator in Szene gesetzten zeitkritischen Abtreibungsdrama "§218 – Gequälte Menschen" des Arztes und Schriftstellers Carl Credé1) unter anderem mit Lotte Loebinger und Ellen Widmann auf eine Tournee – insgesamt fanden über 300 Aufführungen in ganz Deutschland statt. "Dora Thalmer spielte jugendlich komische aber auch ernsthafte Charaktere. Man sah sie unter anderem als Rosalinde in Shakespeares "Wie es euch gefällt"1), als "Heilige Johanna"1) im gleichnamigen Shaw-Drama und als Hannele in Gerhart Hauptmanns "Hanneles Himmelfahrt"1)." führt Kay Weniger**) aus.
 
Doris Thalmer in dem Stück "Zehn zu Null" von Antonín Jaroslav Urban (1999–1962),
1951 an der "Neuen Bühne" im Berliner "Haus der Kultur der Sowjetunion"
→ Palais am Festungsgraben
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000981_043)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 09.11.1951
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Gleich mit ihrem ersten Leinwandauftritt, dem Mariechen von Ecke in Leontine Sagans1) Jungmädchen-Drama "Mädchen in Uniform"1) (1931), machte sie an der Seite der Protagonistinnen Hertha Thiele und Dorothea Wieck die Filmemacher auf sich aufmerksam. Nach der Premiere am 27. November 1931 im Berliner "Capitol am Zoo"1) ging sie mit Hertha Thiele, Dorothea Wieck und anderen auf eine große "Verbeugungstournee" durch den deutschsprachigen Raum. Es folgte eine kleine Rolle in dem Streifen "Acht Mädels im Boot"1) (1932), dann wurde sie von Frank Wysbar1) in dem Melodram "Anna und Elisabeth"1) (1933) besetzt, wo sie erneut zusammen mit Hertha Thiele vor der Kamera stand. Thalmers so hoffnungsfroh begonnene Filmkarriere, aber auch ihre Bühnenlaufbahn, fand mit der so genannten Machtergreifung1) der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 ein jähes Ende. Die im Nazi-Jargon als "Halbjüdin" klassifizierte Künstlerin wurde mit einem Auftrittsverbot belegt, führte dann eine Zeit lang mit ihrem Mann Heinz Grabley am Berliner Ku'damm ein auf ausländische Filmproduktionen spezialisiertes kleines Kino. 1938 konnte sie sich weiteren Repressalien durch die braunen Machthabern nur dadurch entziehen, dass sie in einem kleinen mecklenburgischen Dorf bei Wesenberg1) untertauchte. Dort (über)lebte sie, vom couragierten Bürgermeister gedeckt, an der Seite ihres Mannes bis 1945 unerkannt als Bäuerin, Waldarbeiterin und Traktoristin.
 
Nach Ende des Krieges setzte Doris Thalmer ihre schauspielerische Karriere fort, betätigte sich anfangs bei dem von ihrem Mann geführten fahrenden Schauspiel-Ensemble "Der Vortrupp", das in Brandenburgs Dörfern auftrat, spielte dann am ebenfalls von ihrem Mann geleiteten "Stadttheater" im brandenburgischen Luckenwalde1), das aber bald infolge finanzieller Schwierigkeiten die Aufführungen einstellen musste. Anschließend erhielt sie Engagements unter anderem an der "Neuen Bühne" in Berlin und an den "Landesbühnen Sachsen"1), gelegentlich führte sie Dialogregie am "Puppentheater" in Dresden. Kurzzeitig an der Berliner "Volksbühne"1) beschäftigt – beispielsweise trat sie hier 1960/61 in der Bühnenversion von Erich Engels Film "Affaire Blum"1) in Erscheinung –, wirkte sie zwischen 1964 und 1992 als langjähriges Mitglied am Ost-Berliner "Berliner Ensemble"1) (BE), wo sie im August 1989 das seltene Jubiläum einer 65-jährigen Bühnenlaufbahn beging. Noch im hohen Alter erlebte man die Mimin Ende der 1980er Jahre in den Brecht-Stücken "Leben des Galilei"1) und "Der kaukasische Kreidekreis"1) sowie in dem Brecht-Fragment "Untergang des Egoisten Johann Fatzer"1).
Seit Ende der 1950er Jahre war sie zudem als Dozentin im Fach "Schauspiel" an der "Staatlichen Schauspielschule"1) in Berlin-Niederschöneweide tätig, später bekannt gewordene Schauspieler(innen) wie Christian Grashof, Franziska Troegner1), Karin Gregorek, Dieter Mann, Katharina Thalbach1) oder Johanna Schall1) erhielten von ihre wichtige Impulse und das handwerkliche Können des Schauspielerberufs.*)
 
Darüber hinaus konnte Doris Thalmer wieder beim Film Fuß fassen, zeigte sich seit Anfang der 1950er Jahre mit kleinen bis mittelgroßen Charakternebenrollen in etlichen DEFA1)-Produktionen sowie seit Ende der 1950er Jahre in Inszenierungen des "Deutschen Fernsehfunks"1) (DFF). Ihr erster Nachkriegs-Kinofilm war der antiwestliche Propagandastreifen "Geheimakten Solvay"1) (1952) und auch in den folgenden Streifen blieben Nebenrollen ihre Domäne. "Dabei prägt sie sich jedoch ein, etwa in Egon Günthers1) Becher-Adaption "Abschied"1) als alte Haushälterin Christine, die mit der schwarzweißroten Fahne durch die Straßen läuft, oder wenn sie in Lothar Warnekes Film "Einer trage des anderen Last"1) als guter Geist des Sanatoriums die Glocke läutet. "Wer sie sah, mußte sie lieben – eine kleine, fast zerbrechliche ältere Dame mit großen, wachen Augen voller Lebensweisheit. Sie konnte mit Blicken, kleinen Gesten ohne große Worte viel ausdrücken." (Habel1), 1999)."*) → Übersicht Kinofilme
Zu ihren Arbeiten für das Fernsehen zählten neben wiederholten Auftritten in Serien wie "Der Staatsanwalt hat das Wort" oder "Polizeiruf 110"1) oftmals Literaturadaptionen wie beispielsweise verschiedene Brecht-Stücke, die zum Teil mit Unterstützung des "Berliner Ensembles" entstanden.
Erstmals erlebte man sie als Mutter Karhoff in der spannenden Geschichte "Die grüne Mappe"2) (1959 auf dem Bildschirm, in Thomas Langhoffs1) Ibsen-Adaption "Hedda Gabler"1) (1980) gestaltete sie an der Seite der Titelheldin Jutta Hoffmann das Fräulein Juliane Tesman, in dem Märchenfilm "Die Geschichte vom goldenen Taler"1) (1984) die Großmutter oder in dem Kinderfilm "Die Sprache der Vögel"2) (1991) die Omama. Zu ihren schönen Altersrollen zählte auch die der Hulda in der siebenteiligen Serie "Spreewaldfamilie"1) (1990), Freundin der von Helga Göring dargestellten Urgroßmutter Anna. Letztmalig zeigte sich die über 80-jährige Schauspielerin in Michael Knofs1) Ödön von Horváth-Verfilmung "Jugend ohne Gott"1) (1991) als eine Blinde auf dem Bildschirm sowie als Hellseherin in dem Vierteiler "Wunderjahre"4), gedreht nach dem Buch "Mensch Karnickel" von Rudolf Herfurtner1). Nach sechs Jahrzehnten vor der Kamera beendete Doris Thalmer anschließend ihre Arbeit für den Film → Übersicht TV-Produktionen.
Verschiedentlich, wenn auch eher selten stand die Künstlerin im Hörspielstudio, die bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier
Doris Thalmer 1950 in dem Stück "Der fremde Schatten" von Konstantin Michailowitsch Simonow an der "Neuen Bühne" im Berliner "Haus der Kultur der Sowjetunion"; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000898_028); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 1950; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 Die 1986 mit dem "Vaterländischen Verdienstorden in Gold"1) ausgezeichnete Schauspielerin starb am 9. Oktober 1998 im Alter von 91 Jahren im brandenburgischen Bad Saarow1) an Herzversagen; die letzte Ruhe fand sie auf dem dortigen Waldfriedhof → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Ihren Ehemann Heinz Grabley, Aufnahmeleiter und Regieassistent bei der UFA und Theaterintendant sowie Bruder der Theater- und Filmschauspielerin Ursula Grabley (1908 – 1977), hatte sie (angeblich) 1933 kennengelernt. Aus dessen ersten Ehe mit Gertrud Grabley (geb. Eyssen) stammt der im Mai 1931 geborene Dr. Peter Grabley, der zwanzig Jahre lang Leiter der Abteilung Chemie der "Staatlichen Plankommission" (1966–1986) sowie ab 1986 fünf Jahre Staatssekretär im "Amt für Außenwirtschaft" im "Wirtschaftsministerium" war und heute4) ebenfalls im Kurort Bad Saarow lebt → deutschlandradiokultur.de, www.moz.de.
 
 
 

Doris Thalmer in dem Stück "Der fremde Schatten" von Konstantin Michailowitsch Simonow1)
1950 an der "Neuen Bühne" im Berliner "Haus der Kultur der Sowjetunion"
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000898_028)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 1950
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Quelle (unter anderem*) **)): Wikipedia sowie
Volker Wachter1)
*) F.-B. Habel, Volker Wachter: "Das große Lexikon der DDR-Stars",(Schwarzkopf & Schwarzkopf, Ausgabe 1999, S. 332/333)
**) Kay Weniger: "Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945" (Metropol, Berlin 2008, S. 339/340)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) fernsehenderddr.de, 3) fernsehserien.de
4) Stand Juni 2016
   
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, defa-stiftung.de, fernsehserien.de,
Die Krimihomepage, fernsehenderddr.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug; DFF/DEFA-Produktionen, wenn nicht anders vermerkt)
Hörspielproduktionen
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, fernsehenderddr.de)
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