Guido Thielscher erblickte am 10. September 1859 im oberschlesischen Königshütte1) (heute Chorzów, Polen) als Sohn eines Landwirts das Licht der Welt. Aufgewachsen im sächsischen Görlitz1), versuchte er sich nach der Schule zunächst in verschiedenen Berufen, um dann seinen Wunsch, Schauspieler zu werden, zu verwirklichen. Er ließ sich in Berlin entsprechend ausbilden, nahm "dramatischen Unterricht" bei dem bekannten Schauspieler Heinrich Oberländer1) (1834 1911) sowie Gesangsunterricht bei dem Komponisten und Musikpädagogen Ferdinand Gumbert1) (1834 1911). | ||||
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Zum riesigen Erfolg geriet nicht nur am "Central-Theater"
der Komödien-Klassiker "Charleys
Tante"1) nach der Farce von Brandon Thomas1) mit
Thielscher in der Titelrolle, auf Einladung des Kaisers Wilhelm II.1) führte Adolf Ernst mit seiner Truppe
das Stück im Rahmen einer Tournee 1893 sogar im "Neuen Palais"1)
im Park des Potsdamer "Schloss Sanssouci"1) auf. Als
Ernst die Direktion des "Central-Theaters"
im August 1896 niederlegte und sich ins Privatleben zurückzog, ging
Thielscher an das "Deutsche Theater"1), wo er als
der alte Korbflechter Habakuk in dem dramatischen Märchen "Der Talisman" von Ludwig Fulda1)
debütierte → projekt-gutenberg.org. Ludwig Eisenberg1) (1858 1910) schreibt in seinem 1903 publizierten Lexikon*): "Er verstand es ganz ausgezeichnet, sich während seiner zweijährigen Wirksamkeit auf dem ihm ganz fremden Boden des naturalistischen Theaters heimisch zu machen, und erzielte in den verschiedensten Stücken des modernen Repertoires, so in Werken von Gerhart Hauptmann1), Fulda, Sudermann1), Schnitzler1), Bernstein1) etc. ausgesprochene Erfolge, wie er auch als Hexe in "Faust"1), Erster Totengräber in "Hamlet"1), Pater in den "Räubern"1) seine hervorstechende Begabung erwies. Als Beweis seiner großen Zugkraft mag des Umstandes Erwähnung getan werden, daß Richard Schultz1), um Thielscher für das neu zu eröffnende "Metropoltheater"1) zu gewinnen, dem Direktor Brahm1) vom "Deutschen Theater" 10.000 Mark als Abstandssumme bezahlte. Thielscher trat an dieser Bühne im französischen Ausstattungsstück "Paradies der Frauen" auf, von seinen Berlinern, die ihn längst ins Herz geschlossen hatten, jubelnd begrüßt." Die Eröffnung des "Metropol-Theaters" fand am 3. September 1898 mit der großen Ausstattungsposse mit Gesang und Tanz "Paradies der Frauen", die Julius Freund1) nach "Le Royaume des femmes" von Gaston Serpette1) geschrieben hatte, mit dem Star Thielscher statt. Die "Vossische Zeitung"1) schrieb am 4. September 1898 unter anderem "Herr Julius Freund hatte als Possendichter seine Tätigkeit darauf beschränkt, eine sogenannte Handlung zusammen zuzimmern, die gar keine Handlung ist und keinen weiteren Zweck verfolgt, als Herrn Thielscher und Herrn Steinberger einige gute und einige minderwertige Witzworte sprechen, die Sänger und Sängerinnen singen zu lassen, und vor allem, das ist die Hauptsache, dem Zuschauer Gelegenheit zu bieten, nicht uninteressante anatomische Studien zu machen und auf diesem Gebiet Vergleiche anzustellen." Thielscher erkannte schon recht bald seine komische Wirkung auf das Publikum und verschrieb sich fortan vor allem der Posse und dem Lustspiel.
Ähnlich wie bei seinen zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaum minder beliebten Komiker-Kollegen Arnold Rieck (1876 1924), Leo Peukert (1885 1944) und Guido Herzfeld (1851 1923) versuchte man, vor allem während des Ersten Weltkriegs, Thielschers enorme Popularität auch für den Film zu nutzen. Der Schauspielkollege und Regisseur Paul Otto (1878 1943) holte ihn 1915/1916 für einige ganz auf Thielscher zurechtgeschnittenen Geschichten vor die Kamera. So entstanden die Streifen "Guido im Paradies" (1915), "Guido der Erste oder Der getäuschte Wurstfabrikant" (1915) und "Guido und seine Kinder" (1916) sowie der an "Charleys Tante" angelehnte Streifen "Florians Tante" (1916) mit Thielscher als "Tante". Unter dem Namen "Guido Teschler" trat er in Joseph Delmonts1) phantastischem Stummfilm "Theophrastus Paracelsus" (1916) an der Seite des Protagonisten Guido Herzfeld (als Wissenschaftler Paracelsus1)) in Erscheinung. Doch die Arbeit für den Film blieb eher ein Intermezzo, lediglich 1920 spielte er als Gärtner Antonio noch einmal eine kleinere Rolle in in der von Max Mack1) nach der Komödie "La folle journée ou Le mariage de Figaro"1) von Beaumarchais1) gedrehten Adaption "Figaros Hochzeit"2) mit dem legendären Alexander Moissi in der Titelrolle, Eduard von Winterstein und Vera Schwarz1) als Graf und Gräfin Almaviva und unter anderem Hella Moja als Page Cherubin →Übersicht Filmografie.
Die letzte Ruhe fand der Künstler in einem Ehrengrab1) der Stadt Berlin auf dem "Friedhof Wilmersdorf"1), der Grabstein trägt die Inschrift "Sein Leben war treueste Pflichterfüllung, Liebe und Güte." In dem Ehrengrab wurde später auch seine Ehefrau Ida Thielscher (* 03.01.1868) beigesetzt, die am 4. Februar 1958 mit 90 Jahren verstarb → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons und knerger.de. |
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Quelle (unter anderem*)):
Wikipedia,
cyranos.ch,
diegeschichteberlins.de; zwei Fotos bei virtual-history.com |
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*) Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert (Verlag von Paul List, Leipzig 1903);
Digitalisiert: Guido Thielscher: S. 1034 Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de 3) "Deutsches Bühnen-Jahrbuch", Jg. 53, 1942, S. 130 Lizenz Foto Guido Thielscher (Urheber: Wilhelm Willinger): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. Lizenz Foto Guido Thielscher (Urheber: Unbekannt): Dieses Werk ist älter als 70 Jahre und sein Erschaffer blieb anonym. Nach der Berner Konvention und den Gesetzen vieler Länder gilt dieses Werk als gemeinfrei. |
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