Übersicht (Auswahl) Theater / Film / Hörspiel |
|||||||||||||||
Von 1993 bis 1997 bereicherte Thieme als festes Mitglied das Ensemble der Berliner "Schaubühne am Lehniner Platz", war hier beispielsweise 1994 als Polizist in der Uraufführung des Stücks "Splendid's" von Jean Genet1) in der Übersetzung von Peter Handke1) zu sehen, Regie führte Klaus-Michael Grüber1). "Die darstellerische Glanzleistung liefert Thomas Thieme. ( ) Ein mondgesichtiges, kugeläugiges Riesenkind, das auftritt in der Paradeuniform der Flies und mit einem Lied auf den Lippen ( ). Der Uniformträger, der Machthaber bei Thieme ist er vor allem komisch, fiepsstimmig und naiv, täppisch, neugierig, verwunderbar und verwundbar, fasziniert von der Männer-Gewalt-Welt, der er bislang nur auf der ordentlichen, der langweiligen Seite angehören durfte." schrieb Michael Merschmeier1) in der Monatszeitschrift "Theater heute"1) (Heft 4,1994).*) 1998 wechselte Thieme erneut nach Wien und gestaltete in einer Inszenierung von Claus Peymann die Titelrolle in "Edward II."1) von Christopher Marlowe, ebenfalls 1998 brillierte er bei den "Burgfestspielen Jagsthausen"1) als Titelheld in Goethes "Götz von Berlichingen"1). Im folgenden Jahr machte er bei den "Salzburger Festspielen (Premiere: 25.07.1999) sowie am Hamburger "Deutschen Schauspielhaus" (Premiere: 02.10.1999) als Richard III. ("Dirty Rich Modderfocker der Dritte") in dem monumentalen Spektakel "Schlachten!"1) von Tom Lanoye1) und Luk Perceval1) nach den acht Königsdramen von William Shakespeare1) Furore die Vorstellung ging über zwölf Stunden, darunter neun Stunden reine Spielzeit. Die Kritiker von "Theater heute" wählten Luk Percevals "Marathonprojekt" zur "Inszenierung des Jahres", Thomas Thieme wurde 2000 für seine darstellerische Glanzleistung zum "Schauspieler des Jahres"1) gekürt. Acht Jahre später war er für Luk Perceval erneut der Protagonist in dessen rund sechsstündigem Theaterwerk "Molière. Eine Passion"1), die ambivalent aufgenommene Uraufführung fand am 30. Juli 2007 anlässlich der "Salzburger Festspiele" statt. Die Kompilation der Molière'schen Dramen "Der Menschenfeind"1), "Don Juan"1), "Tartuffe"1) und "Der Geizige"1) als Stationen des Lebensweges von Molière war als Co-Produktion mit der "Schaubühne am Lehniner Platz" entstanden. "Vor allem Thieme geht in dieser grausamen Studie an die physischen wie psychischen Grenzen und treibt das Spiel bis zur Selbstentäußerung" konnte man bei www.tagesspiegel.de lesen; → siehe auch www.nachtkritik.de.
Thomas Thieme ist nicht nur ein renommierter Charaktermime, mehrfach hinterließ er seit Mitte der 1980er Jahre seine Handschrift als Regisseur. So inszenierte er unter anderem 2002 am "Deutschen Nationaltheater Weimar" Brechts "Baal" mit Ben Becker1) oder 2006 mit sich selbst in der Titelrolle "Dantons Tod"1) von Georg Büchner am "Schauspielhaus Bochum". In jüngerer Zeit befasst sich Thieme einmal mehr mit Brecht, präsentiert, begleitet von Sohn Arthur an der Bass-Gitarre, konzertante Lesungen. Beim "Brecht-Festival"1) in Augsburg kamen die Festival-Besucher 2013 und 2014 in den Genuss des von Thieme dargebotenen "Baal", Gastspiele an anderen Bühnen schlossen sich bis heute an "Diesmal erstellte er eine Fassung, in der er alle Figuren allein spricht als großes lyrisches, wildes Sehnsuchts- und Alptraumgedicht." vermerkt die Berliner "Schaubühne" zur Aufführung am 17. November 2016 → www.schaubuehne.de. Und die "Münchner Kammerspiele" schreiben zur Vorstellung am 27.05.2017: "Thomas Thieme unternimmt eine theatralisch-musikalische Spurensuche, bei der es leicht zugehen kann, melancholisch und anarchisch." 2015 folgte in Augsburg die konzertante Lesung des Stückes "Leben des Galilei"1) (→ www.nachtkritik.de) und 2016 "Brecht XXL. Best of Brecht meets Thieme" (→ literaturportal-bayern.de); → weitere Infos zum Wirken am Theater siehe hier. Vor allem seit seiner Übersiedlung in den Westen ist Thieme umfangreich für Film und Fernsehen tätig, spielte sich im Laufe der Jahre in die vorderste Reihe der deutschsprachigen Schauspieler. Sein Leinwanddebüt hatte er bereits 1975 als Johann Christian Kestner1), Ehemann von Charlotte Buff1), in der DEFA-Produktion "Lotte in Weimar"1), gegeben, gedreht von Egon Günther nach dem Roman von Thomas Mann1) mit Lilli Palmer als Goethes1) Jugendliebe Charlotte Kestner (Werthers "Lotte") und Martin Hellberg1) als Goethe. Spätestens mit der Verkörperung des NS-Reichsministers Martin Bormann1) in Oliver Hirschbiegels preisgekrönten Literatur-Adaption "Der Untergang"1) (2004) sowie des skrupellos-korrupten DDR-Kulturministers Bruno Hempf in Florian Henckel von Donnersmarcks Langfilmdebüt bzw. Oscar-prämierten Stasi-Drama "Das Leben der Anderen"1) (2006) gehört Thomas Thieme zur ersten Riege der Film-Szene.
Im Fernsehen gibt Thieme immer wieder den Machtmenschen, des öfteren den Unsympath und Bösewicht, hat sich aber auch als Gesetzeshüter, Familienpatriarch, Beamter oder anderen Autoritätspersonen sowie mit Figuren der Zeitgeschichte dem Zuschauer eingeprägt. So stellte er den Kaiser Wilhelm I.1) in dem Zweiteiler über Heinrich Schliemann1) mit dem Titel "Der geheimnisvolle Schatz von Troja"1) (2007) dar, war der 80-jährige Gustav Krupp von Bohlen und Halbach1) in der dreiteiligen Familiensaga "Krupp Eine deutsche Familie"1) (2009) und, einmal mehr beeindruckend, der gewichtige, gereifte Altbundeskanzler Helmut Kohl1) während der "Wendezeit"1) in dem ZDF-Porträt "Der Mann aus der Pfalz"1) (2009). In "Rommel"1) (2012), dem Film über General Erwin Rommel1), verlieh er dem Heeresoffizier Günther von Kluge1) Kontur, in dem vielbeachteten Biopic "George"1) (2013) über Heinrich George mit Sohn Götz George in der Titelrolle zeigte er sich als Schauspieler Paul Wegener und in der teil-fiktionalen Story "Uli Hoeneß Der Patriarch"2) (2015) konnte er als Sportfunktionär Uli Hoeneß1) überzeugen. Der Film "wartet mit einem großartigen Thomas Thieme in der Titelrolle und fesselnd inszenierten Szenen aus dem Prozess auf. Aber auch mit weiteren, deutlich schwächeren Reenactment-Elementen sowie allzu vielen Zeitzeugen und Interview-Schnipseln. Ein umfassendes Porträt mit leider erstaunlichem Qualitätsgefälle und ohne eine gesellschaftspolitische Dimension." meint Thomas Gehringer bei tittelbach.tv1); → siehe auch www.spiegel.de, www.stern.de. In "Das Adlon. Eine Familiensaga"1) (2013), dem vielbeachteten Dreiteiler über die wechselvolle Geschichte des Berliner "Hotel Adlon"1), trat er als Vater von Alma bzw. Kolonialunternehmer und "Adlon"-Geldgeber Gustaf Schadt in Teil 1 in Erscheinung. Einen breiten Raum nimmt der Krimi in der TV-Filmografie von Thomas Thieme ein. Neben markanten Episoden-Rollen in diversen populären Serien und Reihen wie "Tatort"1), "Der Alte"1), "Spreewaldkrimi"1), "Polizeiruf 110"1) oder der Neuauflage von "Ein Fall für zwei"1), mimte er beispielsweise zwischen 2009 und 2013 in der Krimireihe "Rosa Roth1) den mürrischen, aber verlässlichen Markus Körber bzw. den in sich gekehrten Kollegen der titelgebenden Kommissarin alias Iris Berben. Eine schöne Rolle war auch die des alteingesessenen Polizeihauptmeisters Gerhard Mühlfellner, der in der vierteiligen Reihe den von Hinnerk Schönemann1) gespielten wortkargen Privatdetektiv Finn Zehender1) (20112014) in der norddeutschen Kleinstadt Aschberg unterstützt. Bemerkenswert war seine Darstellung des Bischof Lorenz und Bruder des Opfers in dem durch geschliffenen Dialoge bestechenden kammerspielartigen Psycho-Duell "Das letzte Wort"2) (2013) mit Shenja Lacher1) als Gegenspieler. "Es ist ein Schauspielerfilm: hier der erfahrene Thomas Thieme, dort der aufstrebende Theaterschauspieler Shenja Lacher. Hörenswert ( ) "Das letzte Wort" ist ein atmosphärisch dichtes Kammerspiel, ein raffiniertes Katz- und Mausspiel, ein Thriller der Worte, ein spannender Diskurs über Schuld, Sühne, Verantwortung und Vergebung, der den Betrachter 90 Minuten fordert und sicherlich in Kirchenkreisen und damit auch in dem einen oder anderen Rundfunkrat für Aufregung oder Empörung sorgen dürfte." meint Volker Bergmeister bei tittelbach.tv. Einen ganz anderen Typus stellte er in dem sehenswerten Götz George-Krimi "Besondere Schwere der Schuld"1) (EA: 01. 1.2014) dar und war als spießiger pensionierter Polizist Heinz Braun, der zusammen mit seinen zwei Kollegen Klaus Barner (Manfred Zapatka und Fritz Reet (Hans-Martin Stier1)) einst den (angeblichen) Frauen- und Kindermörder Joseph Komalschek hinter Gitter gebracht hatte, zu sehen. "Ein von Zapatka bis Elsner stimmiges Ensemble und mit Götz George ein Hauptdarsteller, der aus jeder seiner Rollen stets noch eine Nuance mehr herausholt als so mancher Kollege " schreibt unter anderem tittelbach.tv. "Wegen besonderer Schwere der Schuld verbringt Joseph Komalschek 30 Jahre hinter Gittern. Den Mord an seiner schwangeren Nachbarin und deren neugeborenem Kind hat er aber nicht gestanden. Auch die Leichen tauchten nie auf. Nun kehrt die "Bestie" in ihre idyllische Heimatstadt zurück, wo der Ex-Polizist Klaus Barner und seine Kollegen (Thomas Thieme/Hans-Martin Stier), die damals für die Verhaftung des Mörders sorgten, ihren Ruhestand genießen. Zwischen den pensionierten Beamten und dem entlassenen Sträfling beginnt ein seltsames Katz-und-Maus-Spiel. Barners Sohn Tom, ebenfalls Polizist, ahnt noch nicht, dass er selbst der Schlüssel zur Lösung dieses mysteriösen Falles ist." heißt es in der Kurzbeschreibung von presseportal.de.
Nach dem sechsteiligen Politdrama "Die Stadt und die Macht"1) (2016) und dem Part des Politikers Karl-Heinz Kröhmer, mächtiger, skandalumwitterter Fraktionsführer der Konservativen und Vater der engagierten Anwältin Susanne (Anna Loos), kam er in der ebenfalls sechsteiligen Serie "Tempel"3) (2016) als Kiez-Größe und Boxclub-Betreiber Jakob daher. Jüngst erlebte man Thieme in "Clüver und der König von Sylt"2) (EA: 20.09.2017) aus der Reihe "Nord Nord Mord"3) als einflussreich-skrupellosen Bürgervorsteher und Kunstliebhaber Wilfried König, der in das Visier des Kommissars Theo Clüver (Robert Atzorn) gerät. "Als Kontrast dient Thomas Thieme, dessen Gesicht Jauch und Anton immer wieder in bildschirmfüllender Nahaufnahme zeigen, als wollten sie die Bedrohlichkeit dieses Mannes eigens betonen; auch wenn das bei einem Typ wie Thieme eigentlich nicht nötig ist. Sehr schön sind auch die Dialoge, die alltagsnah klingen, aber dennoch mit Sorgfalt formuliert worden sind." (Tilmann P. Gangloff1) bei tittelbach.tv) Dass Thieme aber auch Komödie "kann", bewies er beispielsweise als Alfred, treuer Diener des Hochstaplers Alexander Stahlberg (Götz George), in "Liebe.Macht.Blind"4) (2001) oder als pragmatischer Dorfbürgermeister und "Alleinherrscher" von Krummenwalde Gerd Jänicke in "Liebling bring die Hühner ins Bett"2) (2002) bzw. in der Fortsetzung "Liebling, weck die Hühner auf"1) (2009). Einen eher kleinen Part hatte der Schauspieler in der Wende-Groteske "Willkommen bei den Honeckers"2) (EA: 03.10.2017) und präsentierte sich als "Genosse" Fritz Krozowski, Arzt des Ex-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker1). Bereits länger angekündigt war die deutschsprachige, international finanzierte, im Berlin der Goldenen 1920er Jahre spielende Serie "Babylon Berlin"1), in der Thieme die Rolle des Berliner Polizeipräsidenten Karl Zörgiebel1) (1878 1961) übernommen hatte und ab Folge 4 auftrat. Die von Tom Tykwer1), Achim von Borries1) und Hendrik Handloegten1) nach eigenen Drehbüchern in Szene gesetzten Geschichten basieren auf der Krimireihe um den von Volker Bruch1) gespielten Kölner Kommissar Gereon Rath1) von Volker Kutscher1), die im Berlin der Weimarer Republik und in den ersten Jahren des "Dritten Reichs" angesiedelt ist; die Episoden von "Babylon Berlin" nach dem Roman "Der nasse Fisch"1) wurden seit 13. Oktober 2017 wöchentlich beim Bezahlsender "Sky 1" gesendet und gelangten dann seit dem 30. September 2018 in der ARD zur Ausstrahlung. Anlässlich der Verleihung des "Deutschen Fernsehpreises 2018"1) (26.01.2018) im Kölner "Palladium" erhielt "Babylon Berlin" die Auszeichnung gleich in vier Kategorien: "Beste Drama-Serie", "Beste Kamera" (für Frank Griebe1), Bernd Fischer1), Philipp Haberlandt1)), "Beste Musik" (für Johnny Klimek1), Tom Tykwer) und "Beste Ausstattung" (für Pierre-Yves Gayraud1) (Kostümbild), Uli Hanisch1) (Szenenbild) Die dritte Staffel nach dem Roman "Der stumme Tod"1) ging in der ARD ab 11. Oktober 2020 auf Sendung, auch hier gehörte Thieme wieder zu Besetzung, auch wenn seine Auftritte eher klein ausfielen. Beim "25. Filmfest Hamburg"1) (05.14.10.2017) wurde erstmals der von Volker Schlödorff1) nach eigenem Drehbuch in Szene gesetzte ZDF-Krimi "Der namenlose Tag"1) vorgestellt, gedreht nach dem Bestseller von Friedrich Ani1); die Ausstrahlung im ZDF erfolgte am 5. Februar 2018. Thieme spielt hier den frisch pensionierten Kriminalhauptkommissar Jakob Franck, der mit einem alten Fall konfrontiert wird. "Thomas Thieme führt den Zuschauer in das katastrophenschwere Schweigen (in) einer Familie. In seinem großartigen Spiel lässt er aus der Diskrepanz zwischen Körperlichkeit und Fein- bzw. Mitgefühl eine zutiefst integre Person entstehen. Ein stilles, unaufdringliches Plädoyer fürs Miteinanderreden, fürs Zuhören, für ein sachliches, maßvolles Abwägen der Fakten. Und damit auch ein Kommentar zur Zeit." schreibt Rainer Tittelbach bei tittelbach.tv. Und Christoph Schröder meint bei www.zeit.de: "Seine (Volker Schlödorffs) Adaption von "Der namenlose Tag" wird getragen und zusammengehalten von dem großartigen Thomas Thieme, seiner Mimik, seiner leisen, heiseren Stimme, der Resignation, die er ausstrahlt."; Infos auch bei presseportal.zdf.de. In das neue Jahr 2019 startete Thieme auf dem Bildschirm mit der szenischen Dokumentation "Die Affäre Borgward"1) (EA: 07.01.2019) über die Umstände des Niedergangs des Bremer Automobilkonzerns "Borgward"1) im Jahre 1961. In dem von Marcus O. Rosenmüller1) inszenierten und bereits am 29. September 2018 auf dem "Filmfest Hamburg"vorgestellten ARD-Film verkörperte er grandios den eigenwillig-ruppigen Ingenieur und Autofabrikanten Carl F.W. Borgward1), der 1961 seine Firma dem Land Bremen übereignen musste, um den Konkurs abzuwenden. Die glücklosen und dilettantisch angegangenen Verkaufs- und Sanierungsmaßnahmen des vom Bremer Senat beauftragten Münchener Wirtschaftsprüfers Johannes Semler1) (gespielt von Bruno Eyron1)), der ab 1960 Aufsichtsratsvorsitzender beim Auto-Konkurrenten BMW war, endeten im Herbst des Jahres 1961 dennoch mit dem Konkurs der Borgward-Gruppe. "Thomas Thieme gibt dem analytischen Film, der natürlich anders funktioniert als ein Spielfilm, die nötige Seele. ( ) Ein verzweifelt paffender Borgward, am Zaun vor dem Werksgelände, ein Verlorener, dem man seinen Lebenssinn genommen hat, ist eines dieser nachhaltigen Bilder. Nicht nur dafür ist Thomas Thieme, Spezialist für kernige Charaktere der Zeitgeschichte, von Helmut Kohl bis Uli Hoeness, die perfekte Besetzung. Der Bild gewordene, ruppig bis ungehobelte Kohlenhändlersohn, der Politiker nicht ausstehen kann. Ein Mann wie eine deutsche Eiche, die gefällt wird. "Er braucht nicht immer nur das gesprochene Wort, um eine Figur zu charakterisieren. Ein Blick, ein Zug an der Zigarre, und du weißt genau, was er meint", sagt Rosenmüller über Thieme." vermerkt Rainer Tittelbach bei tittelbach.tv. Der von Michael Krummenacher1) für das ZDF in Szene gesetzte Dreiteiler mit dem Titel "Preis der Freiheit", der ab Mitte September 2018 in Berlin, Prag und Umgebung gedreht wurde, gelangte am 4., 5. und 6. November 2019 anlässlich des 30. Jahrestages der Mauer-Öffnung erstmals zur Ausstrahlung. Thematisiert "wird die Geschichte der Jahre 1987 bis 1990, die dramatischen Hintergründe des wirtschaftlichen wie moralischen Zusammenbruchs der DDR." kann man bei presseportal.de lesen. Thieme stellte den umstrittenen DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski1) dar, Leiter der Ost-Berliner Behörde "KoKo"1) ("Kommerzielle Koordinierung") → tittelbach.tv. Bereits im Juli 2018 begannen in Brandenburg die Dreharbeiten zu dem prominent besetzten ZDF-Dreiteiler "Unterleuten"1) mit dem Untertitel "Das zerrissene Dorf" (EA: 09./10./11.03.2020) nach dem gleichnamigen Gesellschaftsroman1) bzw. Bestseller von Juli Zeh1), mit dem die Autorin die Geschichte des fiktiven Dorfes "Unterleuten" mehr als dreißig Jahre nach der Wende erzählt: Unter der Regie von Matti Geschonneck1) überzeugte Thieme hier einmal mehr mit einer prägnanten Figur, spielte grandios den wortkargen Rudolf Gombrowski, alteingesessener, ehemaliger Großgrundbesitzer und nun Chef des Landwirtschaftsbetriebs "Ökologica GmbH" bzw. größter Arbeitgeber im Ort. "Und Thomas Thieme, der so angsteinflößend und im nächsten Moment so sanft wirken kann, ist mit seiner gewaltigen Präsenz die perfekte Besetzung und das Herz des Films" notiert tittelbach.tv. Als in unmittelbarer Nähe des Dorfes ein von Gombrowski präferierter Windpark entstehen soll, brechen alte Konflikte auf und neuer Streit entsteht, da fast alle profitgierig sind. Vor allem Gombrowskis ärgster Gegenspieler, der Alt-Kommunist und als Querulant verschrieene Kron (Hermann Beyer) verfolgt dessen Pläne argwöhnisch, am Ende der packenden Geschichte gibt es nur Verlierer Gombrowskis verbitterte, rachsüchtige Frau Elena (Christine Schorn) verlässt ihren Mann, dessen (vermeintliche) Geliebte, die "Katzenfrau" Hilde Kessler (Dagmar Manzel1)) erleidet einen Schlagabfall, der eigentlich friedfertige Vogelschützer und Soziologe Dr. Gerhard Fließ (Ulrich Noethen1)) wird (fast?) zum Mörder an dem gewaltbereiten, grobschlächtigen Automechaniker bzw. Gombrowskis Handlanger Bodo Schaller (Charly Hübner1)) und ebenfalls von Frau (Rosalie Thomass1)) und Baby verlassen, die ein doppeltes Spiel spielende Linda Franzen (Miriam Stein1)) begräbt ihre Visionen eines Reiterhofs, deren Lebensgefährte Frederick (Jacob Matschenz1)) kommt bei einem Autounfall ums Leben, der bayerische Geschäftsmann und Investmenthai Meiler (Alexander Held1)) hat sich verspekuliert und zum Schluss nimmt sich "Dorfpate" Gombrowski das Leben. Lediglich der alte Kron, liebevoller Opa von Enkelin "Krönchen" (Úna Lir), findet zu seiner Familie zurück bzw. versöhnt sich mit Tochter Kathrin (Bettina Lamprecht1)) und Schwiegersohn Wolf (Bjarne Mädel1)). "Neben Thomas Thieme und Hermann Beyer prägen Christine Schorn, die Gombrowskis still leidender Ehefrau Elena mehr Präsenz und Selbstbewusstsein als im Roman mitgibt, und Dagmar Manzel als Nachbarin und Nebenbuhlerin Hilde Kessler den Mehrteiler." urteilt Thomas Gehringer bei tittelbach.tv. Am 17. April 2021 ging mit "Der Tote im Burggraben"1) eine weitere Story aus der Reihe "Erzgebirgskrimi"1) auf Sendung, hier war Thieme der selbstherrliche Bürgermeister Gerd Steigerwald, der ein dunkles Geheimnis hütete und schließlich selbst zum Opfer wurde Anlässlich des bevorstehenden 80. Geburtstages (13.05.2021) von Senta Berger strahlte das ZDF am 10. Mai 2021 die bewegende Frauenstudie "An seiner Seite"1) aus. Erzählt wurde die Geschichte von Charlotte (Berger), Gattin des weltberühmten Dirigenten Walter Kler (Peter Simonischek1)), die ihr ganzes Leben der Karriere ihres Mannes untergeordnet bzw. ihre eigene Laufbahn als Musikerin aufgegeben hatte. Nach einem luxuriösen Nomadenleben hofft sie nun in München endlich sesshaft zu werden, auch um mehr Zeit mit Tochter Viola (Antje Traue1)) und Enkelin Lisa (Laila Padotzke1)) verbringen zu können doch Walter verfolgt insgeheim Pläne, erneut im Ausland aufzutreten. Durch Zufall lernt die enttäuschte Charlotte den frisch verwitweten, eher einfachen aber bodenständigen und empathischen Martin Scherer (Thomas Thieme) kennen, der das genaue Gegenteil des dominanten Walter ist, dennoch die "Bemutterung" seiner Tochter Grit (Marlene Morreis1)) erduldet. Es entwickelt sich trotz eine verhaltene Freundschaft voller gegenseitigem Respekt durch den trauernden Witwer beginnt Charlotte über ihr bisheriges Leben nachzudenken. "An seiner Seite" ist die zum "abendfüllenden" Film verlängerte Version des Kurzfilms "Menuett" (2019), den Felix Karolus ebenfalls mit Senta Berger, Thomas Thieme und Marlene Morreis gedreht hatte. ( ) Peter Simonischek spielt diese beiläufige, nuancenreiche Lieblosigkeit des Star-Dirigenten gegenüber seiner Frau ebenso großartig wie Senta Berger die Einsamkeit und Verletztheit einer Frau, die darin geübt ist, Haltung zu bewahren. ( ) Thieme, der nicht selten als polterndes, furchteinflößendes Mannsbild zu sehen ist, zeigt hier als höflicher, verliebter Witwer die zarte Seite seiner Spielkunst. urteilt Thomas Gehringer bei tittelnach.tv. Bereits am 27. November 2021 wurde auf ARTE und dann am 14. Dezember 2021 im ZDF das historische Dokumentarspiel "Kaiserspiel in Versailles"2) ausgestrahlt. Eingebettet in eine Rahmenhandlung wurde aufgezeigt, wie es zur deutschen Reichsgründung1) bzw. Proklamation des deutschen Kaiserreiches1) am 18. Januar 1871 im "Schloss Versailles"1) kam, die maßgeblich vom preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck1) forciert wurde. "Auf Schloss Arenenberg1) in der Schweiz treffen sich Eugéniede Montijo1) (Marie Anne Fliegel1)), die Witwe Kaiser Napoleons III.1) (Hubertus Hartmann1)), und Luise von Baden1) (Petra Kelling), einzige Tochter von Kaiser Wilhelm I.1) (Peter Meinhardt1)). Vor dem Hintergrund der Verhandlungen zum "Versailler Vertrag"1), der Deutschlands Niederlage im 1. Weltkrieg besiegelte, blicken die beiden hochbetagten Frauen zurück auf die Zeit der Reichsgründung, ziehen ihre persönliche Bilanz zum Verhältnis der Deutschen und Franzosen, das im Spiegelsaal von "Schloss Versailles" 1871 und 1919 mit schweren Hypotheken belastet wurde." (Quelle: ZDF) Einmal mehr beeindruckte Thomas Thieme in diesem, von Christian Twente1) in Szene gesetzten Fernsehspiel, diesmal mit der zentralen Figur des Staatsmannes Otto von Bismarck, den er meist mit gelassener Autorität spielt. Nur einmal fährt er aus der Haut, doch der Versuchung, den "Eisernen Kanzler" als polternden Macht- und Kraftprotz darzustellen, widersteht Thieme. Das kann sich sehen lassen, auch wenn Thieme hier schauspielerisch wohl eher unterfordert war. Sein Bismarck ist ein taktisch versierter Politiker, dem mürrischen Wilhelm, dem ungeduldigen Kronprinzen1) (HolgerDaemgen1)) und dem von einem Blasenleiden gequälten Napoleon III. (Hubertus Hartmann) stets überlegen. merkt Thomas Gehringer bei tittelbach.tv an. Die Nebenrolle des tot aufgefundenen Theo Reifenrath, in der Rückschau grimmiger Trinker und gemeinsam mit seiner (grausamen) Ehefrau Rita (Imogen Kogge1)) Leiter eines Kinderheims, übernahm Thieme in dem zweiteiligen, spannenden Krimi "Muttertag"2) (EA: 14./16.02.2022) aus der Reihe "Der Taunuskrimi"1) nach den Bestseller-Romanen von Nele Neuhaus1). In der Folge "Klaus & Ernst Alte Freunde"3) (EA: 15.02.2022) aus der improvisierten 6-teiligen Serie "Das Begräbnis"1) von Jan Georg Schütte1) war er der Pfarrer Ernst Wittig, der die Beisetzung von Wolff-Dieter Meurer für eine Aussprache mit seinem alten Bekannten Klaus (Jörg Gudzuhn) nutzt. Wie immer eindrücklich war auch Thiemes Rolle in dem Krimi "Dunkle Helden"1) (EA: 05.03.2022) aus der ZDF-Reihe "Das Quartett"1) mit den Leipziger Ermittlern Maike Riem (Anja Kling1)), Christoph Hofherr (Shenja Lacher1)), Pia Walther (Annika Blendl1)) und Linus Roth (Anton Spieker1)). Thieme war hier der Walter Temper, der 1989 in Leipzig zu den führenden Köpfen der friedlichen Revolution gehörte und den Maike Riem in ihrer Jugend bewunderte. Als auch Trempers Sohn Jan (Alexander Khuon1)), kurz vor der Wahl stehender Leipziger Oberbürgermeisterkandidat, nach dem Mord an der Hartz-IV-Empfängerin Manuela Weidner in das Visier des "Quartetts" gerät, beginnt die heile Familienfassade immer mehr zu bröckeln, da die Trempers ein dunkles Geheimnis zu verbergen versuchen. Tilmann P. Gangloff meint bei tittelbach.tv: "Episodenstar ist diesmal Thomas Thieme, dessen Präsenz die darstellerischen Mängel einiger Mitwirkender besonders deutlich werden lässt. ( ) Das Bessere ist des Guten Feind, und des Schlechten sowieso: Das gilt selbstredend auch für die darstellenden Künste. Wer einen in der Branche voller Respekt als "Theatertier" verehrten Bühnenkoloss wie Thomas Thieme in sein Ensemble holt, nimmt in kauf, dass sämtliche weiteren Mitwirkenden verblassen. Eine Szene gegen Ende der vierten Episode aus der Leipziger ZDF-Krimireihe "Das Quartett" verdeutlicht dies sehr anschaulich: Die anderen schreien, Thieme flüstert. Immerhin entspricht die Besetzung dem Status seiner Rolle." Gewohnt routiniert meisterte Thieme seine Rolle des erzkonservative Hoteliers Ludwig Hofer in dem Krimi "Familienehre"2) (EA: 10.11.2022) aus der Reihe "Der Bozen-Krimi"1) mit Chiara Schoras1) als Commissario Capo1) Sonja Schwarz. Bei Suche nach dem Mörder des getöteten Eishockey-Stars Marcel Wallner (Felix Everding1)) ermittelt Schwarz auch im Umfeld des Traditions-Hotels und wird mit dem Patriarchen Hofer konfrontiert, desse homosexueller Sohn Anton alias Sängerin "Isabella" eine Beziehung mit Wallner hatte. "Schon allein Vladimir Burlakov und Thomas Thieme sorgen dafür, dass "Familienehre" sehenswert ist. Für Thieme ist die Rolle allerdings keine große Herausforderung; im Grunde genügt sein Charisma, um den Hotelier zu verkörpern." urteilt tittelbach.tv → Übersicht TV-Produktionen. Neben seiner unfangreichen Arbeit für Theater und Film findet Thomas Thieme stets Zeit, sich als Sprecher mit seiner markant-sonoren Stimme an Lesungen des "MDR Figaro" (→ Auswahl bei Wikipedia) sowie zahlreichen Hörspiel-Produktionen zu beteiligen.
Von dem Journalisten und Schriftsteller Frank Quilitzsch1) stammt das im Oktober 2008 veröffentlichte Buch "Thomas Thieme Ich Faust: Gespräche mit Frank Quilitzsch über Theater, Gott und die Welt". Seit dem Beginn der Proben bis zur Premiere am 17. März 2001 von Goethes "Faust I"1) am "Deutschen Nationaltheater Weimar" sowie danach befragte ihn der Autor zu seiner Rolle und seinem Leben. Die Inszenierung des "Faust I" (Regie: Julia von Sell / Karsten Wiegand) mit Thieme als Faust und Marek Harloff1) als Mephisto erhielt übrigens positive Kritiken, gewann den "Bayerischen Theaterpreis"1) und stand fünf Jahre lang auf dem Spielplan. "Thomas Thieme spielt den Faust. Ein Gelehrter mit kraftstrotzender Sinnlichkeit. Und ein Liebhaber, der ganz zärtlich sein kann. Wie sich Thiemes Faust in der Hexenküche, von der schweren Joppe, von Schlips und Brille befreit, zurechtrappelt, wie ihm Lebensfreude in Glieder, Gelenke und Muskeln fährt, ist hinreißend. Und immer hat der Schauspieler diese schwebende, abenteuerliche Balance zwischen körperlich-geistiger Schwere und neugieriger, leise ironischer Leichtigkeit. Ein Mann in der ganzen Fülle seiner Leidenschaften steht auf der Bühne, dröhnend und laut, und doch immer auch ein Nachdenklicher, Wägender, der sich in ganz leises, tiefdunkles Staunen verlieren kann." schrieb der Theaterkritiker Christoph Funke († 2016) im "Tagesspiegel" (26.03.2001) → www.tagesspiegel.de. An verschiedene Auszeichnungen läst sich die schauspielerische Kunst von Thomas Thieme ablesen. Bereits 1965 hatte der jugendliche Charakterkopf die "Medaille für hervorragendes Volkskunstschaffen in Gold" erhalten.
Thomas Thieme, nicht nur äußerlich ein "Schwergewicht" in der Theater- und Filmlandschaft, ist Vater des 1977 in Magdeburg geborenen Musikers Arthur Thieme → www.schaubuehne.de. |
|||||||||||||||
Quellen: Wikipedia,
prisma.de,
filmportal.de
sowie Henschel Theaterlexikon*) Kontakt: Agentur Hoestermann |
|||||||||||||||
*) Henschel Theaterlexikon (Hrsg. C. Bernd Sucher; Henschel Verlag, 2010, S. 864/865) Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) tittelbach.tv, 3) fernsehserien.de, 4) prisma.de, 5) ARD-Hörspieldatenbank |
Stand Mai 2024 |
||||||||||||||
|
|||||||||||||||
|
|||||||||||||||
|
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster
schließen. Home: www.steffi-line.de |