Dana Vávrová wurde am 9. August 1967 in der tschechischen
Hauptstadt Prag1)
(damals Tschechoslowakei)
als Tochter eines Ingenieurs und einer Geschäftsfrau geboren. Bevor sie in Deutschland bekannt wurde, war sie bereits in ihrem
Heimatland ein gefragter Kinderstar, hatte schon als
Sechsjährige in Kinder- und
Märchenfilmen wie "Die Märchenbraut"1) (19791981) mitgewirkt. Ihre erste Rolle in
Deutschland spielte sie 1982 in dem mehrteiligem
Drama "Ein Stück Himmel"1),
das Franz Peter Wirth1) nach der 1965 erschienenen Autobiographie "A Square of
Sky. The recollections of a childhood"
von Janina David1) inszeniert hatte. Hier überzeugte Dana Vávrová
mit der Hauptrolle des zehnjährigen Mädchens Janina Dawidowicz, das im Warschauer Ghetto
und dann in einem von Nonnen geführten Waisenhaus den Holocaust überlebt. Für
ihre beeindruckende darstellerische Leistung wurde Dana Vávrová
1982 mehrfach ausgezeichnet, sie erhielt die "Goldene Kamera"1), den "Goldenen Gong"1)
sowie gemeinsam mit Regiseur Franz Peter Wirth und Drehbuchautor Leo Lehmann
den "Adolf-Grimme-Preis mit Gold"1).
Nach dem Erfolg in dem Mehrteiler "Ein Stück Himmel" hatte die
junge Schauspielerin 1984 fast unbemerkt eine winzige Rolle in
Miloš Formans1) "Oscar"-prämierten
Literaturadaption "Amadeus"1) gespielt, 1986 wurde
"Ein Stück Himmel" mit zwei neuen Folgen in Spielfilmlänge
fortgesetzt, basierend auf dem dritten Teil von Janina Davids Autobiografie.
Bereits bei den Dreharbeiten lernte die Tschechin ihren künftigen Ehemann, den Regisseur und Kameramann
Joseph Vilsmaier1), kennen,
1986 heiratete die erst 19-jährige Dana Vávrová den fast dreißig Jahre älteren
Vilsmaier.
Abbildung des DVD-Covers mit
freundlicher Genehmigung
von "Studio
Hamburg Enterprises GmbH"
|
|
Der große Durchbruch zum vielbeachteten Filmstar gelang Dana Vávrová
dann mit dem Regiedebüt ihres Mannes Joseph Vilsmaier in dem Bergdrama
"Herbstmilch"1)
(Kinostart: 19.01.1989). Der Film basierte auf der 1985 erschienenen Autobiographie
"Herbstmilch Lebenserinnerungen einer Bäuerin"1) von Anna Wimschneider1)
(1919 1993)
und war mit mehr als 2 Millionen Kinobesuchern einer der großen
Erfolge des Kinojahres 1989. Dana Vávrová spielte die tapfere, von einer bösen Schwiegermutter
geschundene niederbayerische Bäuerin Anna Wimschneider überaus
authentisch, wurde für diese Leistung gemeinsam mit ihrem
Filmpartner Werner Stocker
(1955 1993) der
Annas Ehemann Albert Wimschneider verkörperte, mit dem Bayerischen
Fernsehpreis"1) und
dem "Deutschen Filmpreis"1)
in "Gold" ausgezeichnet. Vávrová ist wunderschön, eine
zarte Schönheit mit strengen Konturen, so wie man sie im amerikanischen Kino von
Maureen O'Hara
oder Vivien Leigh kennt, eine Bodenständigkeit, die doch etwas
Aristokratisches hat, wie eine Orchidee auf einem bayerischen Rübenacker.
schrieb Fritz Göttler in der "Süddeutschen
Zeitung"1) anlässlich des frühen Todes der Schauspielerin.
In dem von Vilsmaier inszenierten Trümmerfilm "Rama dama"1) (1991)
war Werner Stocker erneut ihr Partner und Dana Vávrová
glänzte einmal mehr als bayrische Überlebenskünstlerin. Von der
Presse wurden Dana Vávrová und Werner Stocker inzwischen als
"Traumpaar" gefeiert, in Radu Gabreas1) nicht ganz so erfolgreichen
tragischen Romanze "Rosenemil"2) (1993)
konnte man beide letztmalig zusammen erleben Werner Stocker starb
am 27. Mai 1993 erst 38-jährig an den Folgen eines Gehirntumors.
Nach der berührenden Milieustudie "Der Nachbar"1) (1993) stand Dana Vávrová
erneut für ihren Mann Joseph Vilsmaier vor der Kinokamera, mimte in dem
Anti-Kriegsfilm "Stalingrad"1) (1993)
die Russin Irina, die zeitweilig mit den deutschen Feinden kooperiert.
Zwei Jahre später folgte die Rolle der "Dorfschönen" Elsbeth in
der historisierenden Romanverfilmung "Schlafes Bruder"1) (1995)
nach dem gleichnamigen
Roman des österreichischen Schriftstellers Robert Schneider1),
an der Seite von André Eisermann1)
(Elias) und Ben Becker1)
(Peter). In Vilsmaiers
preisgekröntem Biopic "Comedian Harmonists"1) (1997)
über die über die legendäre Gesangsgruppe "Comedian
Harmonists" spielte sie als Ursula die Ehefrau des "Comedian Harmonists"-Mitglieds
Erwin Bootz1) (Kai Wiesinger1)), weitere gemeinsame Arbeiten waren der TV-Film
"August der Glückliche"1) (2002), die Adalbert Stifter-Adaption
"Bergkristall"1) (2004)
sowie zuletzt das zweiteilige TV-Drama "Die Gustloff"1) (2008) über den den Untergang der "Wilhelm Gustloff"1)
im Januar 1945.
Aber auch bei anderen Filmemachern konnte Dana Vávrová ihre
schauspielerische Vielseitigkeit unter Beweis stellen, beispielsweise besetzte sie
Stefan Bretz1) in
seiner amüsant-liebenswerten Kinokomödie "Grenzverkehr"1) (2005),
mit Regisseur Bodo Fürneisen1) drehte sie den heiteren TV-Film
"Ein Hauptgewinn für Papa"1) (2006),
René Sydow1) und Daniel Hedfeld gaben
ihr die Rolle der Christiane, Ehefrau von Polizist Thomas Reitz (Ralph Herforth1)) und Mutter des Opfers, in dem gesellschaftskritischen Film
"Lamento"1) (2006). Zur der mehr als 40 Produktionen umfassenden
Filmografie zählen "Pan Tau Der Film"2) (1987),
TV-Dramen wie "Beichtstuhl
der Begierde"3) (1996) und
die Charlotte Link1)-Story " Der
Vater meines Sohnes"3) (2004),
aber auch wiederholte Gastauftritte in verschiedenen beliebten Krimiserie/-reihen wie "Tatort"1),
"Polizeiruf 110"1),
"Derrick"1) und
"Der Alte"1). Beim "Tatort" trat sie drei Mal in
Erscheinung, in "Nahkampf"1) (1997),
"Berliner
Bärchen"1) (2001) und "Undercover" (2002),
beim "Polizeiruf 110" tauchte sie in der Folge "Die
Tote aus der Saale"1) (2005) auf.
Bei "Derrick" mimte sie in der Episode "Fliegender
Vogel"3) (EA: 08.01.1988) die
gerade aus der Haft entlassene Bettina Rudolf, beim "Alten" in
"Wenn
Liebe zuschlägt"3) (EA: 23.04.2007) als Astrid Craemer die Freundin des
Opfers → Übersicht Filmografie (als Darstellerin).
Dana Vávrová, die zwischen 1981 und 1985 eine Ausbildung am Prager Konservatorium
absolviert hatte, machte sich nicht nur vor der Kamera einen Namen,
mehrfach führte sie selbst Regie. So erstmals gemeinsam mit Vilsmaier
bei dem Dokumentarfilm über
den Musiker Hubert von Goisern1)
mit dem Titel "Wia die Zeit vergeht", nach "Hunger Sehnsucht nach Liebe"1)
(1996) einem Film über eine junge Frau mit Essstörungen inszenierte
sie drei Jahre später den Kinderfilm
"Der Bär ist los!"2) (1999), in dem auch ihre drei Töchter
mitspielten. Nachdem Regisseur Joseph Vilsmaier bei den Dreharbeiten verunglückt
war, führte Dana Vávrová das ambitionierte Holocaust-Drama "Der
letzte Zug"1) (2006) zu Ende, mit dem das ergreifend-brutale Schicksal einiger Berliner Juden
thematisiert wird, die im April 1943 mit der Eisenbahn nach Auschwitz1)
deportiert wurden. Das Drama wurde beim "Bayerischen Filmpreis 2007"1) mit dem
"Spezialpreis der Jury" ausgezeichnet.
Dana Vávrová erlag am 5. Februar 2009 mit nur 41 Jahren nach langer schwerer Krankheit in München
ihrem Krebsleiden (Zervixkarzinom1));
die letzte Ruhe fand die Schauspielerin und Regisseurin auf dem Münchner
"Nordfriedhof"1).
Sie hinterließ ihren Ehemann Joseph Vilsmaier
sowie die drei gemeinsamen Töchter Janina1) (geb. 1986), Theresa1)
(geb. 1989) und Josefina1)
(geb. 1992); alle drei Töchter haben ebenfalls schon reichlich
Kameraerfahrung und sind auch in verschiedenen Kinofilmen ihres Vaters
aufgetreten.
Neben den erwähnten Auszeichnungen erhielt Dana Vávrová
1989 den "Deutschen Darstellerpreis"1)
("Chaplin-Schuh") des "Bundesverbandes
deutscher Film- und Fernsehregisseure e. V." als
"Beste Nachwuchsschauspielerin", außerdem war sie Trägerin des
"Bundesverdienstkreuzes".
Die F.A.Z. schrieb in einem Nachruf unter anderem: Dana Vávrová als Jungbäuerin in
Niederbayern das Experiment gelang und trug ihr den Bayerischen und den Deutschen Filmpreis ein.
"Rama Dama", "Stalingrad" und "Schlafes
Bruder" allesamt unter der Regie Vilsmeiers, festigten ihren Ruf als
präzise Schauspielerin, der das Paradoxon gelang, trotz ihrer
zerbrechlichen Ausstrahlung gleichsam urwüchsige Gestalten, Frauen von Stand und Charakter zu zeichnen.
Der Festlegung entging sie dank Fernsehrollen, in denen sie in
zeitgenössischen Rollen auch als grande dame oder Luder glänzte, immer diskret und
doch ihrer weitgefächerten Mittel bewusst. Als eine ihrer letzten Rollen
blieb die der entkräfteten Flüchtlingsfrau in
"Die Gustloff" im Gedächtnis; sie wirkte über
ihre Jahre hinaus gereift, ausgemergelt, am Ende allen Hoffens. → www.faz.net
Joseph Vilsmaier starb am 11. Februar 2020 im Alter von 81 Jahren in München.
Dana Vávrovás am 1. März 1963 ebenfalls in Prag geborene ältere
Schwester Hana Heřmánková ist in Tschechien unter anderem als TV-und
Radiomoderatorin bekannt.
|
|
Filme als Darstellerin
(wenn nicht anders genannt)
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, prisma.de,
fernsehserien.de, tatort-fundus.de)
|
Kinofilme
- 1977: Unsere
Geister sollen leben! / Ať žijí duchové! (Kinderfilm; als Leontýnka, Tochter von
Ritter Wilhelm Brtník von Brtníksgrün = Jiří
Sovák)
- 1977: Eine Hauptrolle für Rosmaryna / Jak se točí
Rozmarýny (Kinderfilm; als Zuzana) → filmdienst.de,
IMDb
- 1978: Vražedné pochybnosti (als Jana) → IMDb
- 1979: Aktion Kugelblitz / Kulový blesk (als ?)
→ filmdienst.de,
IMDb
- 1980: Koncert na konci léta (als ?) → IMDb
- 1980: Brontosaurus
(Kinderfilm; als Dana)
- 1983: Ein spottbilliger Junge / Kluk za dve petky (Jugendfilm;
als Eliska) → filmdienst.de,
IMDb
- 1984: Levé křídlo (als Zdena) → IMDb
- 1984: Amadeus
/ Amadeus (nach dem Theaterstück "Amadeus"
von Peter
Shaffer; mit Tom Hulce als
Wolfgang Amadeus Mozart;
als ?) → IMDb
- 1987: Pan Tau Der Film
(mit Otto Šimánek
als Pan
Tau; als Alena)
- 1988: Herbstmilch
(nach der Autobiographie "Herbstmilch
– Lebenserinnerungen einer Bäuerin" von Anna
Wimschneider;
Regie: Joseph
Vilsmaier; als Anna Wimschneider; Werner
Stocker als Albert Wimschneider) → filmportal,de
- 1991: Rama
dama (Regie: Joseph Vilsmaier; als Kati Zeiler; Werner
Stocker als Hans Stadler) → filmportal,de
- 1992: Rosenemil
(mit Werner Stocker als ehemaliger Turnmeister,
Gelegenheits-Ganove und Herzensbrecher Emil Lehmann;
als Prostituierte Lissy)
- 1992: Der Nachbar
(als die junge tschechische Stripperin Michaela)
- 1993: Stalingrad
(über die Schlacht
von Stalingrad; Regie: Joseph Vilsmaier; als Russin Irina) → filmportal,de
- 1995: Schlafes
Bruder (nach dem gleichnamigen
Roman von Robert
Schneider; Regie: Joseph Vilsmaier;
als "Dorfschöne" Elsbeth) → filmportal,de
- 1995: Wia die Zeit vergeht (Dokumentarfilm über den Musiker
Hubert
von Goisern; Regie gemeinsam mit Joseph Vilsmaier)
- 1996: Hunger Sehnsucht nach Liebe (Regie)
- 1997: Comedian
Harmonists (über die Gesangsgruppe "Comedian
Harmonists"; Regie: Joseph Vilsmaier;
als Ursula Bootz, Frau von Erwin
Bootz = Kai
Wiesinger) → filmportal,de
- 2000: Der Bär ist los!
/ Hurá na medveda (Kinderfilm mit Janina Vilsmaier als Julia eine Stadtgöre aus Berlin,
Theresa
Vilsmaier als Anna und Josefina
Vilsmaier als Alexandra; als Briefträgerin; auch Regie)
- 2002: Zatracení (als Michaela Holubová) →
IMDb
- 2004: Bergkristall
(nach der gleichnamigen
Erzählung von Adalbert
Stifter; Regie: Joseph Vilsmaier; als Susanne) →
filmportal,de
- 2004: Grenzverkehr
(als Helena, tschechische Prostituierte) → filmportal,de
- 2007: Lamento
(als Mutter Christiane, Frau von Polizist Thomas Reitz = Ralph
Herforth, Eltern des Opfers)
- 2006: Der
letzte Zug (Regie, gemeinsam mit Joseph Vilsmaier) →
filmportal,de
Fernsehen (Auszug)
- 1979: Die
Märchenbraut / Arabela (Kinderserie; als Rotkäppchen)
- 1982: Ein
Stück Himmel (10 Teile nach der Autobiographie "A
square of sky. The recollections of a childhood" von Janina
David;
als Janina Dawidowicz = Janina David) → deutsches-filmhaus.de,
deutschlandfunk.de
- 1984: Der Wunschkindautomat
/ Bambinot (Serie; als Michawela)
- 1984: Ein Haus mit 1000 Gesichtern / My všichni školou povinní
(Serie; als Eliska Zmatlíková) → IMDb
- 1985: Johann
Sebastian Bach (Vierteiler mit Ulrich
Thein als Johann
Sebastian Bach; als Erdmuthe)
- 1987: Derrick (Krimiserie mit
Horst
Tappert; als Ex-Häftling Bettina Rudolf in Folge 159 "Fliegender Vogel";
→ zauberspiegel-online.de)
- 1995: Sascha darf nicht sterben (als Nina Hofberger) →
tvspielfilm.de,
IMDb
- 1995: Pizza Arrabbiata (als Laura) → IMDb
- 1996: Die Nacht hat 17 Stunden (als Ruth) → IMDb
- 1997: Beichtstuhl der Begierde (als
die verheiratete Gemeindesekretärin Chrstina Berger)
- 19972001: Tatort (Krimireihe)
- 1999: Ich wünsch Dir Liebe
(als Maklerin Katja) → filmdienst.de,
tvspielfilm.de,
IMDb
- 2001: Das Weibernest (als Marie Karl, Jugendfreundin von Powerfrau Franziska Zis
= Susanne Uhlen)
→ filmdienst.de,
ziegler-film.com,
IMDb
- 2002: August der Glückliche
(Regie: Joseph Vilsmaier; als Sonja Bachmann, spätere Freundin
von August Grandics = Otto
Schenk)
- 2003: Raus ins Leben
(als Tatjana, Mutter von "Wunderkind" Klara Mendel = Nadja Bobyleva)
→ filmdienst.de,
presseportal.de
- 2004: Charlotte Link (Reihe) Der Vater meines Sohnes (als Stella Fröhlich) →
ziegler-film.com,
dagmar-damek.de
- 2005: Polizeiruf 110 (Krimireihe) Die Tote aus der Saale
(mit den Ermittlern Schmücke
und Schneider
(Jaecki
Schwarz / Wolfgang
Winkler); als Vera, Frau von Dr. Achim Baumbach = Jörg
Schüttauf)
- 2006: Ein Hauptgewinn für Papa
(als Anja Lohse, Kollegin des allein erziehenden Vaters Dr. Peter
Grainernapp = Heio
von Stetten)
→ fernsehserien.de
- 2007: Der Alte (Krimiserie; als Astrid Craemer,
Freundin des Opfers, in Folge 320 "Wenn Liebe zuschlägt")
- 2008: Die
Gustloff (Zweiteiler über den den Untergang der "Wilhelm
Gustloff" im Januar 1945; Regie: Joseph Vilsmaier;
als Flüchtlingsfrau Lilli Simoneit) → filmportal,de
|
|
|