Filmografie / Hörspiel
Die Theater- und Filmschauspielerin Elsa Wagner wurde am 24. Januar 1881 als Elisabeth Karoline Auguste Wagner in Reval1) (heute Tallinn, Estland1)) in eine gut situierte Familie hineingeboren und wuchs mit fünf Geschwistern auf; der bei ihrem Elternhaus befindliche historische Wehrturm Loewenschede-Turm1) soll schon früh ihre Phantasie beflügelt haben.
Elsa Wagner 1949 als Marthe in "Faust. Der Tragödie erster Teil" von Johann Wolfgang von Goethe am Berliner "Deutschen Theater"; Regie: Wolfgang Langhoff; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000783_045); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 09.1949; Quelle: www.deutschefotothek.de Bereits als Schülerin entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Theater und wirkte in Schüleraufführungen mit, ihr darstellerisches Rüstzeug erwarb sich Elsa Wagner später bei der Schauspielerin Maria Spettini2) (1847 – 1904) in Sankt Petersburg1). Anschließend gab sie um 1900 ihr professionelles Bühnendebüt beim "Berliner Novitäten-Ensemble" als Asta, Tochter des Gutsbesitzers Nordmann, in dem Schwank "Der Militärstaat" von Gustav von Moser1) und Thilo von Trotha (1851 – 1905). Sie trat in der Folgezeit vor allem in Lustspielen auf, bereiste mit dieser, von Franziska Wegler-Krause geleiteten Wanderbühne das damalige Ost- und Westpreußen. Es folgen Engagements an den Theatern in Heidelberg1) (Baden-Württemberg) – hier feierte man sie unter anderem als Märchenwesen Rautendelein in "Die versunkene Glocke"1) von Gerhart Hauptmann1) – und im sächsischen Plauen1), zwischen 1907 und 1911 spielte sie am "Residenz-Theater"1) in Hannover1) und wurde liebevoll "Duse von Hannover" genannt. Dann ging sie in die Metropole Berlin und fand dort für Jahrzehnte eine künstlerische Heimat. Von 1911 bis 1921 wirkte sie bei Max Reinhardt1) am "Deutschen Theater"1), anschließend bis zum Ende des 2. Weltkrieges am "Preußischen Staatstheater"1), danach erneut am "Deutschen Theater" und ab Anfang der 1950er Jahre am "Schillertheater"1) sowie am "Schlosspark Theater"1).
 
Elsa Wagner 1949 als Marthe Schwerdtlein in "Faust. Der Tragödie erster Teil"
von Johann Wolfgang von Goethe1) am Berliner "Deutschen Theater"
Regie: Wolfgang Langhoff1)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000783_045)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 09.1949
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Sie gestaltete meist prägnante Nebenrolle sowohl in Klassikern als auch Stücken der Moderne wie beispielsweise Ende der 1910er Jahre als die in Lulu verliebte Gräfin Geschwitz in der Tragödie "Die Büchse der Pandora"1) von Frank Wedekind1) an den "Reinhardt-Bühnen"1), unter anderem mit Gertrud Eysoldt als Lulu, Werner Krauss als Schigolch und Emil Jannings als Rodrigo Quast → Lithographie Elsa Wagner von Emil Orlik1) (1870 – 1932) beim Berliner "Jüdischen Museum". Schon bei Reinhardt erwarb sie sich den Ruf, auch "kleine Rollen groß zu gestalten", in Inszenierungen von Leopold Jessner1) gehörte sie ebenfalls zu den unverzichtbaren Charakterdarstellerinnen, wie beispielsweise als
(Fremde Links: Wikipedia)
Vor allem im vorgerückten Alter tat sich die Vollblutmimin mit der Interpretation resoluter, aber auch komischer Frauenfiguren hervor. Nachhaltigen Eindruck hinterließ sie nach Kriegsende unter anderem als Frau Miller in dem Schiller-Drama "Kabale und Liebe"1), als zeternde, geschwätzige Madame Pernelle, Mutter von Orgon, in der Moličre-Komödie "Tartuffe"1) oder als verarmte Gutsbesitzerin bzw. geld- und machtgierige Intrigantin Mursawjetzkaja in der Komödie "Wölfe und Schafe" von Alexander N. Ostrowski1). Sie brillierte als Mutter Aase in dem Ibsen-Werk "Peer Gynt"1) ebenso wie als Marthe Schwerdtlein in der Goethe-Tragödie "Faust I"1) – diese Figur gestaltete sie bereits 1932 am "Preußischen Staatstheater" in einer Inszenierung von Lothar Müthel1) an der Seite des legendären "Mephisto"-Darstellers Gustaf Gründgens. "Natürlich hat auch Elsa Wagner Baroninnen gespielt, aber auch Klatschbasen, Dreckschleudern, Nornen, Landfrauen; die ganze weibliche Skala von der Puffmutter bis hoch nur Ehrpusseligkeit. Schon hoch in den achtzig, so hat es Barlog1) in einer richtigen Liebeserklärung für Elsa Wagner beschrieben, liebte sie es, an ihrem Geburtstag vor dem kleinen Kreis der Gäste auf dem Flügel zu tanzen. Das glaubt man heutzutage nicht einmal mehr Operettendiven." schreibt Klaus Geitel in seinem Artikel "Elsa Wagner oder Wie die Baronin, so das plappernde Federvieh " bei www.welt.de (21.10.1995). 

Elsa Wagner 1955 als Aase in "Peer Gynt"1) von Henrik Ibsen1)
am Berliner "Schillertheater", Regie: Heinrich Koch1)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0004267_005)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 08.11.1955
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Elsa Wagner 1955 als Aase in "Peer Gynt" von Henrik Ibsen am Berliner "Schillertheater", Regie: Heinrich Koch; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0004267_005); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 09.11.1955; Quelle: www.deutschefotothek.de
Im folgenden eine kleine Auswahl der Aufführungen, in denen Elsa Wagner nach Ende des 2. Weltkrieges in Berlin zur Besetzung gehörte:
(Fremde Links: Wikipedia, theatertexte.de, felix-bloch-erben.de; R = Regie)

Schon früh interessierte sich Elsa Wagner für das neue Medium Film, seit Mitte der 1910er Jahre erlebte man sie in zahlreichen stummen Produktionen. Zu einer ihrer nachweisbar frühen Auftritte zählt das Drama "Das wandernde Licht"1)  (1916) mit dem Stummfilmstar Henny Porten, mit dem sie noch wiederholt vor der Kamera stehen sollte. Sie gehörte zur Besetzung filmischer Meisterwerke jener Jahre wie Paul Wegeners Märchenfilm "Der Rattenfänger"1) (1918), Robert Wienes Horrorstreifen "Das Kabinett des Dr. Caligari"1) (1920) oder Friedrich Wilhelm Murnaus1) meisterlichem Drama "Der brennende Acker"1) (1922). In "Der alte Fritz"1) (1928), Gerhard Lamprechts1) Biopic über den von Otto Gebühr dargestellten preußischen König Friedrich II.1), überzeugte sie als Friedrichs jüngste Schwester Prinzessin Amalie1), in dem Historienfilm "Luther – Ein Film der deutschen Reformation" über den Reformator Martin Luther (Eugen Klöpfer) verkörperte sie Luthers Mutter Margarethe. Elsa Wagner schien prädestiniert für Mütter- und Großmütterrollen, aber auch Ehefrauen, Dienerinnen, Wirtschafterinnen oder einfache Frauen aus dem Volk gehörten zu ihrem Repertoire, ebenso wie mitunter Personen adeligen Geblüts.

Elsa Wagner fotografiert vor 1929
von Albert Witzel (1879 – 1929)
"Witzel Studios", Los Angeles; Quelle: Wikimedia Commons;
 Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Elsa Wagner fotografiert vor 1929 von Albert Witzel (1879–1929); "Witzel Studios", Los Angeles; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
Den Übergang zum Tonfilm schaffte Elsa Wagner aufgrund ihrer Bühnenerfahrung mühelos, erstmals konnte man die Mimin mit dem unverkennbar baltischen Zungenschlag – sie war berühmt für ihr rollendes "rr" – in dem von Ewald André Dupont1) in Szene gesetzten See-Drama "Atlantik"1) (1929) auch hören: In der deutsch-britischen Produktion, die sich am legendären Untergang der "Titanic"1) orientierte, war sie die Ehefrau des schwerbehinderten Schriftstellers Heinrich Thomas (Fritz Kortner).
In den 1930er und 1940er Jahren blieb Elsa Wagner eine vielbeschäftigte Nebendarstellerin und auch im Nachkriegsfilm fand sie ihren Platz. So sind unter anderem drei DEFA1)-Produktionen zu nennen: In dem Lustspiel "Kein Platz für Liebe"1) (1947) tauchte sie als Frau Niobe auf, in der Adaption  "Wozzeck"1) (1947) dem gleichnamigen Dramenfragment1) von Georg Büchner1) neben Protagonisr Kurt Meisel als die Großmutter und in "Figaros Hochzeit"1) (1949), gedreht nach der Mozart-Oper "Le nozze di Figaro"1), als Wirtschafterin Marcellina, deren Gesangspart von Margarete Klose1) übernommen wurde. Sie spielte als Tante Yvonne in dem Kassenschlager "Das Spukschloß im Spessart"1) (1960), war die Haushälterin bei Sir George (Fritz Tillmann) in dem Krimi "Das Ungeheuer von London-City"1) (1964). Einen letzten Leinwandauftritt hatte sie in Maximilian Schells preisgekröntem Drama "Der Fußgänger"1) (1974) als Elsa, Mutter des Großindustriellen Giese (Rudolf Sellner1)) → Übersicht Kinofilme.
Seit Ende der 1950er Jahre präsentierte sich Elsa Wagner zudem sporadisch in verschiedenen Fernsehspielen, so erfreute sie das TV-Publikum in dem Krimi "Gift und Mitgift"3) (1958) als Witwe Sophie Thompson, in deren Uhrenladen ein Mord verübt wird. Die TV-Zeitschrift "Hören und Sehen"1) (48/1958, S. 23) notierte: "(…) Elsa Wagner handhabte das Arsen wie andere Großmütter die Lebkuchengewürze. Sie gab genau die richtige Prise Ironie und Pathos."4) Unter der Regie von Harry Meyen, der auch den Lebemann Algernon gab, lieferte sie in "Bunbury3) (1964), inszeniert nach der Komödie "The Importance of Being Earnest"1) von Oscar Wilde1), eine herrliche Lady Bracknell ab, auch wenn der "Gong"1) (8/1964, S. 22) kritisierte "Die in der Rolle der Lady Bracknell angehäuften, ebenso grotesk widerspruchsvollen wie nichtssagenden Pointen kamen in Elsa Wagners pathetischem Deklamationsstil gar nicht zur Wirkung."4) Anfang der 1970er Jahre konnte die inzwischen 90-Jährige in Günter Gräwerts1) TV-Version (1971) des Dramas "Die Weber"1) von Gerhart Hauptmann1) als Mutter Hilse einmal mehr ihre Vielseitigkeit als Charakterdarstellerin unter Beweis stellen – Fritz Rasp gab den alten Webermeister Hilse → Übersicht TV-Produktionen.
Darüber hinaus wirkte Elsa Wagner schon ab Mitte der 1920er Jahre mit ihrer markanten Stimme als Sprecherin beim Hörfunk bzw. in Live-Sendungen der Berliner "Funk-Stunde AG"1) mit. Nach Ende des 2. Weltkrieges beteiligte sie sich erneut an verschiedenen Produktionen, eine Auswahl der bei der ARD-Hörspieldatenbank gelisteten Sendungen findet man hier.
 
Für ihre schauspielerischen Leistungen wurde Elsa Wagner wiederholt ausgezeichnet, 1954 erhielt sie das "Bundesverdienstkreuz"1) ("Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland"), 1959 den "Berliner Kunstpreis"1) in der Sektion "Darstellende Kunst" und 1971 die "Ernst-Reuter-Plakette"1) in Silber. Seit 1961 war sie Ehrenmitglied des "Schiller"- und "Schlosspark Theaters"1), 1966 wurde sie mit dem "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" geehrt – die "Internet Movie Database" (IMDb) weist mehr als 170 Produktionen aus, in denen Elsa Wagner zur Besetzung gehörte. Weitere Würdigungen ihres Schaffens waren das "Goldene Ehrenzeichen" der "Genossenschaft Deutscher Bühnenkünstler"1) (1961) und der Titel "Berliner Staatsschauspielerin"1) (1963), im Jahre 1970 wurde sie zum ordentlichen Mitglied der Berliner "Akademie der Künste"1) ernannt, die auch ihren Nachlass verwaltet → Elsa-Wagner-Archiv.

Die Theater- und Filmschauspielerin Elsa Wagner, welche auf eine über 70-jährige Karriere zurückblicken konnte, starb am 17. August 1975 im Alter von 94 Jahren in Berlin (West). Die letzte Ruhe fand sie in einem Ehrengrab des Landes Berlin auf dem Friedhof Dahlem1) → Foto der Grabstelle bzw. des Grabsteins, der ihre Unterschrift trägt, bei Wikimedia Commons bzw. knerger.de. Während des 1. Weltkrieges war sie kurzzeitig mit einem Leutnant Rühl verheiratet, der schon bald nach der Hochzeit in Frankreich tödlich verwundet wurde.
Im Berliner Bezirk Spandau1) erinnert seit 1997 im Ortsteil Haselhorst1) die "Elsa-Wagner-Straße" an eine Schauspielerin, die nicht nur von Kollegen/Kolleginnen als überaus sympathischer und bescheidener Mensch charakterisiert wurde. Ihre Freundin, die Schauspielerin Else Eckersberg1) (1895 – 1989), widmete ihr die Memoiren "Diese volle Zeit… Zwei vom Theater" (1958), "mit denen sie noch einmal die versunkene Glanzzeit der Epoche des Berliner Theaters vor dem Zweiten Weltkrieg aufleuchten ließ."5) → spiegel.de, www.zeit.de.
Quellen: "Lexikon der DDR-Stars"*), Wikipedia, cyranos.ch, kulturstiftung.org
*) "Lexikon der DDR-Stars" von F.-B. Habel und Volker Wachter (Ausgabe 1999, S. 352/353)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) biographien.kulturimpuls.org, 3) Die Krimihomepage
Quelle: 4) Die Krimihomepage, 5) Wikipedia (Artikel über Else Eckersberg)
Lizenz Foto Elsa Wagner (Urheber Albert Witzel): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 80 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
   
Filme
Kinofilme: Stummfilme / Tonfilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de,
einige Stummfilme bei
"German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, cyranos.ch, Murnau Stiftung,
filmportal.de, Die Krimihomepage, fernsehserien.de)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme (Auszug) Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung),
Wikipedia, geschichtewiki.wien.gv.at, franzgrillparzer.at, theatertexte.de; R = Regie)
Sendungen der Berliner "Funk-Stunde AG" (Live-Sendung ohne Aufzeichnung; R: Alfred Braun, wenn nicht anders vermerkt) Nachkriegs-Produktionen
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de