Filmografie / Hörspiel
Wolfgang Wahl erblickte am 3. Dezember 1925 im westfälischen Münster1) das Licht der Welt. Sein Vater Wilhelm Wahl war viele Jahre lang als Spielleiter des WDR1)-Vorläufers, dem NWDR-"Sender Köln"1) tätig gewesen, seine Mutter war Schauspielerin. Sohn Wolfgang wuchs in einem künstlerisch geprägten Elternhaus auf und kam schon früh mit dem Theater in Berührung, hatte jedoch zunächst keinerlei Ambitionen, ebenfalls den Schauspielerberuf zu ergreifen. Seine ganze Liebe galt der Seefahrt, doch nachdem er während des 2. Weltkrieges als Kadett der Kriegsmarine auf dem Schulschiff "Horst Wessel"1) Dienst tun und die schrecklichen Kriegsereignisse erleben musste, entschied er sich dann doch für den Beruf des Schauspielers.
1947 kam er nach Düsseldorf und erhielt die Chance, bei dem legendären Gustaf Gründgens (1899 – 1963) Unterricht zu nehmen. Ein erstes Engagement am "Düsseldorfer Schauspielhaus"1) schloss sich an, wo er bis 1951 auf der Bühne stand. Weitere Verpflichtungen führten Wolfgang Wahl unter anderem nach Hamburg an das "Thalia Theater"1) und an das "Schauspielhaus Zürich"1), er gab Gastspiele beispielsweise an den "Münchner Kammerspielen"1), an der "Freien Volksbühne Berlin"1), am "Deutschen Schauspielhaus"1) in Hamburg oder bei den "Ruhrfestspielen"1) in Recklinghausen und zeigte auch bei zahlreichen Tourneen seine darstellerische Vielseitigkeit.
Vielen Bühnenfiguren verlieh er im Laufe seiner Karriere eindrucksvolle Bühnenpräsenz, glänzte beispielsweise am "Düsseldorfer Schauspielhaus" in einer Inszenierung Gründgens als junger Melchior Gabor in dem Drama "Frühlings Erwachen"1) von Frank Wedekind1) oder unter der Regie von Ulrich Erfurth1) als Sohn Biff Lohmann in "Der Tod eines Handlungsreisenden"1) von Arthur Miller1). In Zürich beeindruckte er als Leutnant Cassio in der Shakespeare-Tragödie "Othello"1) oder als Estragon in der Schweizer Erstaufführung des Stücks "Warten auf Godot"1)  von Samuel Beckett1) (Premiere: 25.02.1954) unter der Regie von Roger Blin1), der bereits am 5. Januar 1953 am Pariser "Théâtre de Babylone"1) die Uraufführung inszeniert hatte. 1961 ging Wahl mit der amüsanten Geschichte "Born Yesterday" ("Die ist nicht von gestern") von Garson Kanin1) als Partner von Hildegard Knef auf Tournee, 1969 trat er an der "Freien Volksbühne Berlin" sowie am "Deutschen Schauspielhaus" in Hamburg als Besitzbürger Hicketier in der Komödie "Bürger Schippel" von Carl Sternheim1) zusammen mit Uwe Friedrichsen auf und begeisterte das Publikum in fast 200 Aufführungen. Zu Wolfgang Wahls weiteren bedeutende Rollen zählten auch der kleinbürgerliche Beamte Theobald Maske in Sternheims Lustspielen "Der Snob"1) und "Die Hose"1) oder der Diener Sganarell in der Komödie "Don Juan"1) von Molière1) – um nur Einiges zu nennen.
Herausragend und authentisch war auch die Darstellung des Josef Stalin1), den Wahl 1984 während einer Tournee unter der Regie von August Everding1) in dem Stück "Meisterklasse" ("Master Class") von David Pownall verkörperte. In dem Schauspiel lädt der russische Diktator in den Kreml ein, seine Gäste sind die russischen Komponisten Sergej Prokofjew1) und Dmitri Schostakowitsch1). Bei Wodka und in ausgelassener Stimmung werden sie vor die Alternative gestellt, dem Formalismus zu entsagen und staatstreu für das Volk zu komponieren oder in der Ljubjanka1) zu verschwinden. Die musikalisch-ideologische Musikstunde wird zum Bumerang, Stalin und seinem Kulturkommissar Schdanow wird eine Lektion erteilt: Prokofjew und Schostakowitsch kommen mit heiler Haut davon …2)
  
Wolfgang Wahl als Stalin 01; Copyright Virginia Shue Wolfgang Wahl als Stalin 02; Copyright Virginia Shue
Wolfgang Wahl als Stalin in "Meisterklasse"
Die Fotos wurden mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

  
Zum Film war Wolfgang Wahl Mitte der 1950er Jahre gekommen, machte mit der Figur des Unteroffiziers Schwitzke in dem ersten Teil des Kriegsdramas "08/15"1) (1954) nach der gleichnamiger Romantrilogie1) von Hans Hellmut Kirst1) an der Seite von Joachim Fuchsberger auf sich aufmerksam. Ein Jahr später erlebte man ihn als SS-Oberführer Schollinger in Veit Harlans1) Melodram "Verrat an Deutschland –Der Fall Dr. Sorge"1) (1955) mit Paul Muller1) als Sowjet-Spion Dr. Richard Sorge1). Wahl zeigte sich mit prägnanten Nebenrollen in Streifen wie "Heldentum nach Ladenschluss"1) (1955), "Banditen der Autobahn"1) (1955), "Haie und kleine Fische"1) (1957), "Die grünen Teufel von Monte Cassino"1) (1958), "Grabenplatz 17"1) (1958) oder "Schlag auf Schlag"1) (1959). In dem Krimi "Gestatten, mein Name ist Cox"1) (1955) ging er gemeinsam mit Paul Cox (Johannes Heesters) auf Verbrecherjagd, an der Seite von Romy Schneider und Paul Hubschmid spielte er in der romantischen Komödie "Scampolo"1) (1958), mimte einen Verteidiger in Wolfgang Staudtes1) Gesellschaftssatire "Rosen für den Staatsanwalt"1) (1959), einen Kapitän in dem musikalischen Lustspiel "
Paradies der Matrosen"1) (1959), einen Tresor-Knacker in der Krimi-Groteske "Nick Knattertons Abenteuer – Der Raub der Gloria Nylon"1) (1959) und einen Chauffeur in der Vicki Baum-Adaption1) "Menschen im Hotel"1) (1959, u.a. mit Heinz Rühmann und O.W. Fischer). Nach Alfred Weidenmanns1) zweiteiligen Thomas Mann-Verfilmung "Buddenbrooks"1) (1959) mit der Figur des glänzend dargestellten Emporkömmlings Hermann Hagenström erlebte man den Schauspieler in den 1960er Jahren in Unterhaltungsstreifen wie "Sooo nicht, meine Herren"1) (1960) und "Genosse Münchhausen"1) (1962), in Heimatfilmen wie "Wenn die Heide blüht"1) (1960) und "Lieder klingen am Lago Maggiore"1) (1962), aber auch in Literatur-Adaptionen wie "Schachnovelle"1) (1960) nach der gleichnamigen Novelle1) von Stefan Zweig1). Gemeinsam mit Mario Adorf und Karin Baal stand er für das Melodram "Straße der Verheißung"1) (1962) vor der Kamera, tauchte ein Jahr später als Sergeant Lomm in dem Wallace-Krimi "Der Zinker"1)  auf. Eine letzte, kleine Leinwandrolle übernahm er in der Simmel-Verfilmung "Und Jimmy ging zum Regenbogen"1) (1971) → Übersicht Kinofilme.
  
Danach übernahm Wolfgang Wahl nur noch Aufgaben für das Fernsehen, bereis seit Anfang der 1950er Jahre war er für dieses Medium tätig. Er zeigte sich in seiner ruhigen, unaufdringlichen Art mit vielen schöne Rollen sowohl in zahlreichen Serien als auch Einzelproduktionen. Neben wiederholten Episoden-Auftritten in beliebten Krimiserien wie "Sonderdezernat K1", "Der Kommissar", "Derrick"1), "Der Alte"1), "Die Männer vom K3"1), "Ein Fall für zwei"1) oder "Tatort" präsentierte er sich in dem sechsteiligen Durbridge-Krimi "Tim Frazer: Der Fall Salinger"1) (1964) als Amerikaner bzw. Mordopfer Martin Cordwell, bleibt er beispielsweise als Napoleon in der Komödie "Napoleon greift ein"3) (1964) in nachhaltiger Erinnerung. In dem Dokumentarspiel "Tod in Astapowo" (1974) von Leopold Ahlsen1) mit dem Untertitel "Die Ehe von Leo und Sofia Tolstoi"1) verkörperte er den Freund des Schriftstellers, Wladimir Tschertkow1), in der Boulevardkomödie "Haben Sie nichts zu verzollen?" (1977, nach Maurice Hennequin1) und Pierre Veber) den Kamelhändler Frontignac, dessen Frau mit einem Herrn Dupont (Alexander May) nach Paris durchgebrannt ist. Als Alvaro Valencia Tovar (1921 – 2014), Kommandeur der kolumbianischen Nationalarmee, war er in dem szenischem Essay über den von Gerd Böckmann dargestellten kolumbianischen Priester und Guerillero Camilo Torres1) (1929 – 1966) "Der Tod des Camilo Torres, oder: Die Wirklichkeit hält viel aus" (1977) zu sehen, verkörperte eindrucksvoll in "Gesichter des Schattens"3) (1984), einem Psychokrimi, welchen Kristian Kühn spannend nach dem Roman "Les visages de l'ombre" der Kriminalschriftsteller Pierre Boileau1) und Thomas Narcejac1) in Szene gesetzt hatte, den durch einen Unfall erblindeten Industriellen Richard Hermantier.  
Gemeinsam mit Inge Meysel und Axel von Ambesser stand er für "Frau Juliane Winkler" (1983) nach Peter M. Thouets1) Roman "Hände weg von Oma" vor der Kamera, mimte in der Abenteuerserie "Der Glücksritter – Die Abenteuer des Robert Curwich"4) (1984) an der Seite von Protagonist Christian Kohlund dessen Vetter Ferdinand von Reppen sowie an der Seite von Michael Degen in dem beklemmenden Thriller "Die Bombe"1) (1988) den Polizeidirektor Kuhnke. Eine schöne Rolle war auch die des liebenswürdigen Professor Brinkmann-Nachbarn Wolfgang Pohl, der Haushälterin Michaelis (Evelyn Hamann) etliche Folgen lang in dem Quotenrenner "Die Schwarzwaldklinik"1) Avancen macht, ebenso wie der Freund Karl Mähling, der Ex-Kommissar Klefisch (Willi Millowitsch) in der Geschichte  "Klefischs schwerster Fall"4) (1995) aus der Krimireihe "Kommissar Klefisch"1) zur Seite steht. Bereits in der dritten "Klefisch"-Folge "Ein unbekannter Zeuge"4) (1992) hatte Wolfgang Wahl mitgespielt, da jedoch als Unternehmer bzw. Ehemann Hagen Borchert, dessen Frau (Brigitte Grothum) von Unbekannten erpresst wurde. Zu nennen ist auch der Dr. Urban in Dieter Wedels1) erfolgreichem Vierteiler "Der große Bellheim"1) (1993), zur Serien-Filmografie Wahls gehören auch Episodenrollen in der Familienserie "Hotel Paradies"1) (1990) sowie den Quotenrennern "Das Erbe der Guldenburgs"1) (1990) und "Alles Glück dieser Erde"4) (1994), den melodramatischen Storys aus der Welt der Reiter und Pferdehändler. Einen seiner letzten Fernsehauftritte hatte der Schauspieler als Konsul Kadenbach in der Folge "Ein Himmel voller Tränen"4) (1996) aus der Arzt-Serie "Dr. Stefan Frank – Der Arzt dem die Frauen vertrauen"1) mit Sigmar Solbach → Übersicht TV-Produktionen.
 
Darüber hinaus war der Schauspieler seit den 1950er Jahren umfangreich für das Hörspiel tätig, aus der Vielzahl der Produktionen seien beispielsweise genannt der Privatdetektiv Thomas Richardson in der ersten Staffel der Krimireihe "Gestatten, mein Name ist Cox"1) (1952) von Rolf und Alexandra Becker1) mit Carl-Heinz Schroth als Paul Cox, der Shelly Roger, der ein Vermittlungsbüro für Haushaltshilfen betreibt, in dem achteiligen Durbridge1)-Krimi "Paul Temple und der Fall Vandyke"1) (1953) mit René Deltgen als Paul Temple1) oder der Gianettino Doria in "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua"5) (1955) nach dem gleichnamigen Trauerspiel1) von Friedrich Schiller1). In dem Achtteiler "So weit die Füße tragen"5) (1956) nach dem gleichnamigen Roman1) von Josef Martin Bauer1) sprach er den deutschen Soldat Clemens Forell, dem es gelang aus einem ostsibirischen Gefangenenlager zu fliehen, in "Charles de Foucauld: Mönch in der Wüste"5) (1960) von Bastian Müller1) den Père Charles de Foucauld1), in "Der Prozeß um des Esels Schatten"1) (1962) von Friedrich Dürrenmatt1) den Eseltreiber Anthrax oder in den 8 Teilen "Der Kampf um den Südpol"5) (1964) den berühmten Polarforscher Roald Amundsen1). Auf fünf Teile ausgelegt war das Hörspiel "Magellan – Die erste Weltumseglung"5) (1966) mit Wahl als Ferdinand Magellan1), in "Scherve brenge Glöck"5) (1971), einem, rheinischen Mundarthörspiel nach dem Lustspiel "Der zerbrochne Krug"1) von Heinrich von Kleist1), hörte man ihn als Dorfrichter Adam. Ein weiteres Mundarthörspiel war unter anderem "Kabuff"5) (1981) nach der Molière-Komödie "Tartuffe" in der Bearbeitung von Albert Vogt1) alias B. Gravelott mit Günther Ungeheuer in der Titelrolle, Wahl sprach den vertrauensseligen Wirt Oskar; eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
Im Synchronstudie war Wahl ebenfalls, wenn auch eher selten zu finden, so lieh er seine markante Stimme unter anderem John Mills1) in der Komödie "Herr im Haus bin ich"1) (1954), Fred MacMurray in dem Western "In Acht und Bann"6) (1955) oder Raymond Burr in dem Krimi "Der Gnadenlose"6) (1967) → mehr bei synchronkartei.de.
  
Der beliebte Schauspieler Wolfgang Wahl, der sowohl im ernsten als auch heiteren Fach zu überzeugen wusste, starb – von der Öffentlichkeit unbemerkt – am 15. September 2006 im Alter von 80 Jahren im oberbayerischen Germering1). Die letzten Jahre war er durch eine Krankheit an den Rollstuhl gefesselt. 

Siehe auch Wikipedia
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) Die Krimihomepage, 4) fernsehserien.de, 5) ARD-Hörspieldatenbank, 6) filmdienst.de
Quelle: 2)  www.litagverlag.de
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de

(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), filmportal.de, ARD-Hörspieldatenbank, 
Die Krimihomepage, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre ab den 1980ern
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia (deutsch/englisch),
munzinger.de, rowohlt.de, vvb.de, whoswho.de, Die Krimihomepage)
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